2017

November 2017 (v6.95)

Aufrufstatistik
Bibliographie
Predigt im Kontext
Textzeugen
'Von den drin fragen'
Entwicklung seit 2014
Bibliographie-Blog zu Meister Eckhart
Nachträge und Anmerkungen
Zwei neue und eine 'alte' Handschrift
Ein Traktat und seine Exzerpte

Aufrufstatistik
(weitere Beiträge s. Archiv)
  Bekanntlich sind alle statistischen Angaben mit Vorsicht zu genießen. Für Besucherzahlen und Auswertungen der Server-Logdateien ist das Tool Webalizer seit einem Jahrzehnt DAS Standardprogramm, das von nahezu jedem Provider genutzt wird. So do I. Ich habe die Angaben zu meiner Website bis Oktober 2017 ausgewerten lassen und jetzt online gestellt. Demnach wurde eckhart.de in den ersten zehn Monaten dieses Jahres täglich fast 800 mal besucht (genau 779,9 mal) und seit der Erstellung 1999 über 3,3 Millionen mal. Dabei wurden fast 10 Millionen html-Seiten aufgerufen und insgesamt knapp 50 Millionen Anfragen gestellt und dies aus über 190 Ländern auf diesem Erdball. Summa summarum könnte ich also mit dem Interesse an der Website durchaus zufrieden sein, wenn ich nicht wüßte, daß ein nicht unbedeutender Anteil (der sich schlecht in Prozenten ausdrücken läßt) dieses Interesses auf reinen Spam zurückgeht. Immerhin stimmt es mich optimistisch, daß die Site zu fast 40 Prozent direkt aufgerufen wird (also nicht über Suchmaschinen oder Links dritter Seite), was hoffentlich bedeutet, daß da Menschen sitzen, die tatsächlich an Meister Eckhart interessiert sind.
[11.11.17]

Bibliographie
  Wie ich im August bereits mitteilte, bin ich seit einigen Jahren mit der Bibliographie nicht nur für die Meister Eckhart Gesellschaft, sondern generell zu Meister Eckhart beschäftigt. Nach Abschluß der Aktualisierung im August habe ich das Jahr 1970 in Arbeit genommen und parallel einen Blog dazu eingerichtet, auf dem jede/r nachvollziehen kann, welche Schritte erforderlich sind, einen annähernd vollständigen Überblick über die Literatur auch nur eines Jahres zu gewinnen. Dann kam mir die Aktualisierung der vorliegenden Site dazwischen und - ach ja, die Herbstausgabe der Bibliographie für die Website der MEG wartet ja auch noch. Da muß ich mich aber langsam sputen, schließlich ist es ja schon November geworden ...
[5.11.17]

Predigt im Kontext
  Das seit inzwischen acht Jahren laufende Projekt habe ich 2011 bereits vorgestellt. Da der letzte Abgleich der hier wie dort behandelten Handschriften zwei Jahre zurückliegt, war es an der Zeit für eine Aktualisierung (inzwischen sind bei PiK 184 der hier erfassten Hss. beschrieben), wobei ich jeweils die Beschreibungen bei PiK mit meinen Einträgen verglichen habe. Aus der Vielzahl an Anmerkungen, die sich aus den Vergleichen ergeben, möchte ich nur drei herausgreifen:
  1. In dem Textbestandteil (Tb, Nr. 13176 ) zur Hs. Em wird ein Satz von mir zitiert: "Die drei (hier: zwei) Eckhart-Zitate im Traktat 'Von den drin Fragen' finden sich zudem in den Hss. Brs1, D2, Kn3 und W7 (2. fehlt)", der mir merkwürdig vorkam, da ich bisher in der Inhaltsliste tatsächlich drei (und nicht zwei !) Zitate aufführte. Was war da los? Bisher hatte ich das anscheinend übersehen, weshalb es an der Zeit war, diesen Traktat einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis kann unten betrachtet werden. Ich bin PiK dankbar, daß ich auf diese Weise meine eigenen - fehlerhaften - Angaben überprüfen konnte. Der Satz kann jetzt gelöscht werden. Im Zusammenhang mit den 'drin Fragen' merkt Ruh (²VL 1, Sp. 234) an, daß der Text im mittelniederländischen unter dem Titel 'Van .iij. rande vortgange des menschen' (Lieftinck) bekannt war. PiK vermutet (zu Br2, Tb 2740 (17.2.14); Ge1, Tb 2890 (21.5.12); Le1, Tb 2591 (27.3.12)) eine "Predigt Lieftinck V" zu Tauler, Johannes. Das kann jetzt korrigiert werden.
  2. Die Textbestandteile 651 (zu B14), 12924 (Bra1), 5843 (E2), 13102 (U1) mit dem überwiegenden Titel: "Anonym (Tauler, Johannes) (Meister Eckhart) [Anonym]: Predigt "Fortis est ut mors dilectio" (BT III, 281va - 282vb)" beziehen sich vielleicht (ich kann es nur vermuten) darauf, daß Büttner den Text in seiner Eckhart-Ausgabe Band 2, 1909, übersetzte. Tatsächlich wird die Predigt nirgendwo in der Eckhart-Literatur Meister Eckhart zugesprochen und, soweit ich weiß, nicht einmal andeutungsweise diskutiert.
  3. Mir war schon vor Jahren aufgefallen, daß PiK meine Angaben zur bei PiK so genannten Parallelüberlieferung übernahm ohne mich als Quelle zu nennen, geschweige denn, das ich gefragt wurde, ob ich damit einverstanden wäre. Nachdem ich diesbezüglich vorstellig geworden war, wurde (nicht überall, aber meistens) der Text eingefügt: "Angaben zur Parallelüberlieferung nach Klimanek (http://www.meister-eckhart-gesellschaft.de/Hss-DW.htm), ggf. mit Ergänzungen von Triebel (http://eckhart.de/index.htm?[...])", was mit der Realität insofern nichts zu tun hat, als Klimanek nicht eine einzige 'Parallelüberlieferung' angibt. Diese Daten sind ausnahmslos von mir übernommen, was soweit geht, das PiK meinen Text ohne jede Überprüfung auf Relevanz zum jeweiligen Textbestandteil 1:1 kopiert (nur ein Beispiel von vielen):
"Drucke: BT, KT; Hss: B1, B4, B9, B11, Br2, Bra2, Bra3, M2, Mai1, Me1, P1, St2, St5, Str3, Tr, Wi (S. 3). (2 Drr., 16 Hss)
Nachtrag:
Hs: Me3. (1 Hs.; S. 603: Textstücke in Pf. Tr. 3)
Nicht in DW:
Drucke: HT, ST; Hss: Bo, Cam. (2 Drr., 2 Hss.)"
(Textbestandteil 11635 zu Bo, Predigt 1, 8.10.15).

  Darunter zu setzen: "ggf. mit Ergänzungen von Triebel" kann ich wirklich nur noch als reinen Hohn empfinden.
  Sorry, aber hier hört mein Verständnis definitiv auf. Da sitzen Leute, die für den Diebstahl an meinem geistigen Eigentum aus Geldern der Deutschen Forschungsgemeinschaft bezahlt werden und offensichtlich keine Probleme damit haben, diesen der Welt zu präsentieren (abgesehen davon, das nach wie vor viele Tbs ohne jede Quellenangabe online sind wie z.B. 10266 , 11366 , 11660 , 11584 (um nur einige zu nennen), womit so getan wird, als wäre dies von PiK erarbeitet worden). Und ich darf in diesem Zusammenhang noch mal in Erinnerung rufen, daß ich die vorliegende Website täglich NACH der eigentlichen Arbeit, die meinen Lebensunterhalt sichert, erstelle (s. Spende).
[7.11.17]

Textzeugen
(weitere Beiträge s. Archiv)

Lam, Str13 (neu): Für "Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon", kurz ²VL, Band 1, 1978, verfasste Kurt Ruh einen Beitrag zu einem 'mystischen Mirakel' mit dem Titel 'Der Bruder mit den sieben Säckchen' (Sp. 1045-1047). Darin legte er dar, daß das Mirakel aus drei Teilen besteht (ABC) und in den Handschriften in drei Varianten auftritt: Als B-, BC- oder ABC-Form. Der A-Teil wird dabei von der Eckhart-Legende Pf. Spruch 66 gebildet (oder auch 'Guten-Morgen-Exempel'). Dazu schreibt Ruh: "Die Aussage 'lieber mit Gott in der Hölle als ohne ihn im Himmel' ist ein authentisches Eckhart-Wort (Sermo 34,2, n. 343)" (Sp. 1046).
  In Sp. 1047 gibt Ruh einige Beispiele für Hss. der drei Varianten, wobei hier nur die 'ABC-Hss.' interessieren. Neben den bereits aufgenommenen Berlin, mgo 328 (= B23) und Karlsruhe, cod. Licht. 87 (= Ka9) listet er auch Lambach, cod. chart. 247 (= Lam) und Strassburg, ms. 2122 (= Str13). Bei der Hs. aus Berlin (B39) sieht PiK Spruch 66 ebenfalls als den A-Teil des Mirakels.
  Ich habe dann die Angaben Ruhs zum einen mit der Liste des Handschriftencensus (der leider keine Unterteilung in B-, BC- oder ABC angibt) verglichen sowie mit der hier im April 2012 erstellten Tabelle zu "Weitere Drucke und Hss.". Demnach handelt es sich bei beiden von Lücker angegebenen Hss. zum Spruch 66 um BC-Hss. nach Ruh.
[5.11.17]

Gi2: Zwei weitere Arbeiten zu dieser Handschrift liegen inzwischen vor. Einmal der Fundbericht von Balázs J. Nemes (2016 - s. Lit.), der "zunächst keinen Zugang zu diesem Kodex hatte" (Vinzent, S. 225) und eine erste 'Bestandsaufnahme' von Markus Vinzent im soeben erschienenden Meister-Eckhart-Jahrbuch 11 (2017 - s. Lit.). Leider gibt Vinzent noch keine vollständige Handschriftenbeschreibung, so daß die Angaben von Spamer vorläufig weiterhin parallel angegeben werden. Dafür weist Vinzent in Pf. Spr. 44 Übersetzungen aus dem Sapientia-Kommentar hier und in der Hs. Berlin, mgf 986 (= B38) nach und zeigt die drei Texte in synoptischer Sicht auf den S. 248-251. Da die Handschrift auch Übersetzungen enthält, schlägt Vinzent vor, ihr zwei Siglen zu geben: 'P' (wie Pfeiffer sie benannte) und 'Gi2'. Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll, da es sich ja nicht wirklich um lateinische Texte handelt. Folgerichtig müßten dann alle Hss., die übersetzte Exzerpte aus Eckharts lateinischem Werk enthalten, zwei Siglen erhalten und erst Recht die Hs. Koblenz, Best. 701 Nr. 149 (= Ko), die die Prr. Quint 2 und Quint 52 in lateinischer Übersetzung enthält.
Da die Handschrift sich nun nicht in Gießen, sondern in Eisenach befindet, habe ich sie aus der Datei zu Gießen entfernt und in die neue Datei Eisenach verschoben. (Bisherige Angaben zur Hs. s. 2009, 03/2015 und 10/2015)
[26.10.17]

'Von den drîn fragen'
Zitate | Handschriften | Textausgaben | Literatur

  Dieser Traktat, entstanden um ca. 1380 (?), war Vorlage von Rulman Merswins 'Buoch von den drien durchbrüchen' (Ruh) und wurde von Auguste Jundt 1875 (S. 215,4 - 220,17) nach der Hs. Straßburg, NUB, ms. 739 (f. 111r ff.) erstmals publiziert (alle bibliographischen Angaben unten). Der Text beginnt bei Jundt mit "Es sint drie frogen ...". 1879 gab Denifle 'Von den drin fragen' (Überschrift laut Anm. 2 nur im "Cod. Sarn.") nach der Hs. Zürich, ZB, Ms. C 96 (f. 123v-126v, S. 137-143) heraus mit einigen spärlichen editorischen Anmerkungen zu vier anderen Hss., insbesondere zu einem "Sarner Cod. (pergam. Hs. 15. Jahrh.)" (S. 39).
  Beide Ausgaben enthalten Meister Eckhart zugeschriebene Zitate: Drei bei Jundt (Eckehart [S. 216,24; 219,31; 220,6]) und vier bei Denifle (egghart [138,21; 141,21], Ekkhart [142,15], Ekart [143,8]). Über 30 Jahre später nahm Pahncke (1913) die Herausforderung an und identifizierte die Textstellen bei Denifle anhand Pfeiffers Ausgabe von 1857 (s. Zitate).
  1909 stellte Dolch (S. 84f., § 146) fest, daß der Traktat in den Hss. Br2, Br3, Ge1 und Le1 enthalten war, wobei der Name Eckharts nirgendwo genannt wurde (S. 85). Diese Angabe fand ihre Bestätigung in der Diss. von Lieftinck 1936, der den Text "van .iij. rande vortgange des menschen" nach der Hs. Br2 (f. 140va-141vb, S. 240-244) herausgab. Auch hier fehlt wie bei Jundt das 2. Zitat bei Denifle. Zitate:

Nr.(nach Denifle)DenifleJundtLieftinckPahncke (nach Denifle)
1Hie ... schin138,20 - 27216,24 - 32241,5 Hier - 11 sciin 1138,21-24 = Pf. 685,22-23 = Pf. Pr. 111
2Von ... usflusz141,21 - 26--141,21-22 = Pf. 180,15-16 = DW 4,2, 767,34-768,35
141,22-24 = Pf. 181,10-11 = DW 4,2, 772,61-62
141,24-26 = Pf. 181,13-14 = DW 4,2, 773,64-65
= Steer, Pr. 109 2
3Meister ... gewûrckte142,15 - 143,1219,31 - 38243,36 Een - 244,3 gewrachte 3= DW 1, 25,2-26,5 = Quint, Pr. 2
vgl. dort S. 26, Anm. 1 (ohne Nachweis bei Pahncke)
4Dar ... ist143,7 - 19220,6 - 17244,8 Wet - 244,15 getale 4143,7-9 'Anklang an' Pf., 309,29-31 = Pf., Pr. 96
= DW 1, 193,6-8 = Quint, Pr. 12 (vgl. S. 193, Anm. 3)
143,7-19 'in freier Übersetzung' DW 1, 30,3-31,4 = Q 2
vgl. S. 31, Anm. 1 5

1 sommege meesters    2 Vgl. DW 4,2, S. 754    3 Een groot meester    4 = Denifle, S. 143,9-16    5 Vgl. Brethauer, AfdA 66 (1953), S. 125

  Das war die Situation, als Quint die Reise unternahm, die in seine Untersuchungen von 1940 eingehen sollte, wobei er Lieftinck entweder ignorierte oder dessen Dissertation von 1936 ihm nicht bekannt war. Jedenfalls können wir ihm dankbar sein, weil er als bis vor einigen Jahren Einziger (alle Kataloge eingeschlossen) explizit angab, in welcher Handschrift welches Zitat Eckharts aus den 'drin fragen' sich an welcher Stelle befindet bezogen auf die Ausgabe von Denifle. Ähnlich präzise äußerte sich bisher nur Nemes (s. Hss. B3 und B45). Quint verdanken wir die Beschreibung von 20 der mir aktuell bekannten 47 Handschriften, von denen 45 in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt sind. Handschriften:
  Die Liste enthält sowohl die in der Literatur genannten als auch die hier bereits verzeichneten Textzeugen. Sortiert werden innerhalb der Orte erst die (noch) nicht aufgenommenen Hss., dann die bereits verzeichneten nach den Siglen. Die hervorgehobenen Orte beziehen sich auf die drei Textausgaben von Denifle, Jundt und Lieftinck. Die Seitenzahlen in der 6. Spalte beziehen sich auf Denifle, soweit sie in der Literatur angegeben sind. In den vier Spalten zu den vier Zitaten verweist ein 'x' darauf, das das Zitat vorhanden ist, auch wenn der genaue Ort in der Hs. noch nicht genannt wurde und ein '?', wenn aus der Lit. nicht hervorgeht, ob das Zitat enthalten ist. Die letzte Spalte verweist auf die Quelle, wobei 'I' für die Beschreibungen von Quint aus dem Jahr 1940 steht und 'II' für die aus dem Jahr 1969. HSC verlinkt auf den Handschriftencensus. Die Literatur zu den angegebenen Namen befindet sich am Ende des Eintrags.
  Zwei Angaben sind nicht eingetragen, da ich bisher nichts weiter dazu gefunden habe. Es handelt sich zum einen um den "Sarner Cod." von Denifle (s.o.) und um den "Antiquariatskat. Kraus 100, Nr. 30, 208r-216v (15. Jh.)" bei Ruh, Sp. 234.

lfn.Sig.OrtSignaturFol. / S.Denifle1. Z.2. Z.3. Z.4. Z.Quelle
 
1AugsburgCod. III. 1. 4. 2774v-78v137,8-143????Foidel; HSC
2AugsburgCod. III. 2. 8. 3673r-86v????Völker, 65
3Au2Augsburg2° Cod. 438283rb-284ra142,13-143,25--283rb284raI, 2
4Berlinmgo 51717r-19v????Ruh, 234; HSC
5Berlinmgq 2032 I+II115r-117v137-140?---Nemes; HSC
6B3Berlinmgq 12572rb-74rb72vb73vb74ra74raNemes, 76
7B45Berlinmgq 171314r-318r137,1-142,13315r317v--Nemes, 92
8Ba3BaselCod. A X 117237v-238v(-) ?(-) ?237v 1, 2?Nemes, 47
9Br2Brüsselms. 643-44140va-141vb137,3-143x-xxLieftinck
10Br3Brüsselms. 3005-08115r-?????DW 3, 153 3
11Brs1BreslauCod. 216v-13v137-1437v-8r-12r-v12v-13rI, 11f.
12D2DillingenCod. XV 1252r-6v137-1433r5r5v-6r6rI, 15f.
13EichstädtCod. germ. 2108ra-110rb????Ruh, 234; HSC
14EngelbergCod. 12537v-42r????Ruh, 234; HSC
15G1St. GallenCod. Sang. 972aS. 224-239 4x 5x 6S. 237 7x 8Denifle
16G11St. GallenCod. 1854109v-132137-143114r-115r-127r-128r129r-130vI, 56f.
17Ge1GentHs. 96684v-88v????DW 3, 153 3
18Gö1Göttingen8° Cod. Ms. Theol. 292171r-176v 9??175v 10176v 10Quint 1
19Go2GothaCod. Chart. B 23735r-39v137-143????Foidel, 601
20EmEgmont-BingenCod. H IV229vb-234rb137,3-143,29230vb-233va233vb-234raII, 5f.
21He1HeidelbergCpg 28102vb-106rb137-143103va105rb105vb-106ra106ra-rbRuh, 234
22KölnBest. 7020 (W*) 11410v-15v137-14311v-14v-15r15v-16rI, 71f.; HSC
23Kn2KölnBest. 7004 (GB 4°) 3282r-84r137,3-141,26 1182v(84r) 12--I, 66
24Kn3KölnBest. 7002 (GB 2°) 1365r-7v137-1435v6v7r7r-vI, 76
25Le1LeidenCod. Ltk. 32738r-45r????DW 3, 153 3
26M24MünchenCgm 44718v-20v137-140?---Schneider, 286 13
27M37München4° Cod. ms. 48289r-91v137-143,18 14????Völker, 65
28Mai5AugsburgCod. III.1.8° 226r-12r137-141,168r---I, 115f.
29Mai6AugsburgCod. III.1.8° 4251r-56r137,6-141,552r-v---I, 129f.
30Mai7AugsburgCod. III.1.4° 34193r-197r 15137-141,21194v---I, 106
31Mai11AugsburgCod. III.1.4.° 3662v-64v137-141,1663v---I, 110f.
32N6NürnbergCod. Cent. VI. 57167ar-174r137-143167bv-172r-v173r-vI, 161
33N13NürnbergCod. Cent. VI. 43l182r-186v137-141,16183v---I, 147
34ParisMs. allem. 303271r-285v??283r 16284r(-v ?) 16Spamer, 110 17
35SalzburgCod. b IV 22134r-141v????Ruh, 234; HSC
36S1SalzburgCod. M I 476169v-170v
221v-222r
137-142,12
142,15-143,25
170r170v
221v

222r
I, 182
I, 183 f.
37S2SalzburgCod. b IV 20134r-141v 18????Denifle, 39
38St5StuttgartCod. (ascet.) HB I 203178v-181r137,1--141,2179r 19181r 20--II, 79f. 21
39St7StuttgartCod. [th. et ph.] 2° 283293vb-295va 22137-141,16 23??--Denifle, 39
40Straßburgms. 739111r-?x-xxJundt; HSC
41Str7Straßburgms. 2541239rb-240vb 24
241rb-va
137-141,26
142,14-143,7
239va-vb240va-vb
241rb-va

241va 25
I, 215f.
42TübingenCod. Gi 50135v-37v????Ruh, 234; HSC
43W7WienCod. 301634r-40r137,3-143,2635v-39r-v39v-40rII, 88f.
44ZürichMs. C 96123v-126v137-143xxxxDenifle; HSC
45Z2ZürichMs. C 127S. 129-131
S. 135-137
S. 145-147
137,16-139,11
139,11-140,17
140,18-141,21
S. 130---I, 240f. 26

1: "Kleinere Fragmente der Predigt habe ich gefunden in: Ba3 (fol. 237v) (..); G1 (pag. 237) (..); Gö (fol. 175v bis 176v)" Quint, Überlieferung, 1932, S. 126 Anm. 1 zu Pf. Pr. 8 = Quint, Pr. 2
2 Da Quint sich auf 3. Zitat bezieht und Nemes das 3-Fragen-Exzerpt auf fol. 237 beginnen lässt, dürften die ersten beiden Zitate nicht enthalten sein
3 "Der Predigtext reicht, wie in Ge1, Le1 und Em, nur bis (..). Daran schließt in den genannten vier mnld. Handschriften der Traktat Von den drin fragen (..) an" (DW 3, S. 153 zu Pr. 69 und Hs. Br3)
4 Denifle, S. 39, gibt nur S. 224 an; S. 239 nach Spamer, 1909, S. 412
5 Denifle, S. 138 Anm. 5
6 Denifle, S. 141 Anm. 7
7 Denifle, S. 142 Anm. 10; Quint [Anm. 1]
8 Denifle, S. 143 Anm. 2
9 Brethauer, AfdA 66,4 (1953), S. 125
10 Meyer, Handschriften in Göttingen 2, 1893, S. 473
11 plus Schlußsatz
12 Obwohl Quint das 2. Zitat nicht angibt, reicht der Text doch nach seiner Angabe bis usflusz - und damit endet das 2. Zitat (s. oben)
13 Schneider, München V,3, 1973, 284-296
14 Kornrumpf / Völker, Handschriften München 1, 1968, 134-139, hier: S. 137
15 "Der Text weicht stark ab und entspricht dem angegebenen Teil des gedruckten Textes [von Denifle] nur ganz vage" (Quint, Unters. I, S. 106)
16 Wüst, 1905, Bl. 7 (s. Handschriftenarchiv )
17 Spamer, Diss., 1910, Nr. LXXXV; Völker, Bömlin, 1964, S. 64; ; Handschriftencensus
18 Simon, Katrei, 1905, S. 7; Denifle, S. 39: Bl. 124 ff.
19 Zitat ohne Namensnennung Eckharts
20 Nur als Explicit
21 Hs. "engst" verwandt mit dem von Denifle, S. 39 genannten 'Sarner Cod.'
22 Löffler, 1913, Bl. 21f. (Nr. 14) (s. Handschriftenarchiv )
23 Denifle, S. 39
24 dazwischen Pf. 55, 240vb-241rb
25 "Plusstück": "f. 241va-vb (unmittelbar in der Zeile anschließend): Hier uff spricht | maister eghart ..." (Quint, Unters. I, S. 216)
26 vgl. Caflisch, 1940, Bl. 5 (Nr. 5) (s. Handschriftenarchiv )
Textausgaben:
Heinrich Seuse Denifle, Taulers Bekehrung (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der germanischen Völker 36), Straßburg, Trübner, 1879, S. 137-143
Auguste Jundt, Traités de Rulman Merswin. I,2, in: Historie du panthéisme populaire au moyen âge et au seizième siècle, Thèse, Strasbourg, Fischbach, 1875, S. 215-220
Gerard Isaac Lieftinck, De middelnederlandsche Tauler-Handschriften, Diss., Amsterdam, Groningen, 1936, S. 240-244
Literatur:
Walther Dolch, Die Verbreitung oberländischer Mystikerwerke im Niederländischen. Auf Grund der Handschriften dargestellt, Teil 1, Diss., Leipzig, 1909, S. 84f.
Sabine Foidel, Von den drin Fragen, in: W. Achnitz (Hg.), Deutsches Literatur-Lexikon. Das Mittelalter. Band 2. Das geistliche Schrifttum des Spätmittelalters, De Gruyter, Berlin [u.a.], 2011, Sp. 601f.
Balázs J. Nemes, Der 'entstellte' Eckhart ..., 2012
Balázs J. Nemes, Eckhart lesen - mit den Augen seiner Leser. Historisch mögliche Eckhart-Lektüren im Augustinerchorherrenstift Rebdorf, in: F. Löser, H.-J. Schiewer, R. D. Schiewer, Meister Eckharts Werk und seine Wirkung: Die Anfänge, (Meister-Eckhart-Jahrbuch 11), Kohlhammer, Stuttgart, S. 165-195, hier: S. 190-193 (S. 192 zu Berlin. mgq 2032 I+II - oben Nr. 5)
Max Pahncke, Eckehartstudien. Texte und Untersuchungen, (Beilage zum 38. Jahresbericht des Gymnasiums zu Neuhaldensleben), Neuhaldensleben, Pflanz, 1913, S. 38f.
Josef Quint, Neue Handschriftenfunde ..., 1940 (hier: I)
Josef Quint, Fundbericht ..., 1969 (hier: II)
Kurt Ruh, 'Von den drîn fragen', in: ²VL 2 (1980), Sp. 234f.
Paul-Gerhard Völker, Die deutschen Schriften ..., 1964, S. 64f.

[28.10.17]

August 2017 (v6.95)

Allgemein
Bibliographie
Predigten
Textzeugen
Varia IX
Zu dieser Ausgabe
Eine stark unterschätzte Aufgabe
Zur Edition der Predigten 111 bis 117
Bearbeitungen im Kontext der Predigten
Taulerdrucke, Wilhelm Preger, Links

Allgemein
  2016 erschien im Kohlhammer Verlag Stuttgart die von Georg Steer als Herausgeber der Deutschen Werke veröffentlichte Edition der Predigten 111 bis 117 (3.-4. Lfg. , S. 783-910, Prr. 111-113, Januar 2016; 5.-6. Lfg. , S. 911-1038, Prr. 114-116, April 2016; 7.-8. Lfg. , S. 1039-1142, Prr. 116 und 117, Juli 2016). Die 1.-2. Lieferung des Bandes IV,2 mit den Predigten 106 bis 110 datiert auf den Mai 2003 .

  Ich selbst war so fokussiert auf die Bearbeitung der Bibliographie, daß ich die Veröffentlichungen tatsächlich zunächst nicht einmal mitbekam bzw. nicht wirklich wahrnahm. Erst als ich im Mai diesen Jahres auf der Suche nach einem bibliographischen Eintrag an der FU war, fiel mir auf, daß die o.g. Lieferungen inzwischen verfügbar sind. Und so kam es, daß ich die Edition erst jetzt, ein Jahr danach, im Sommer 2017, lesen und für eckhart.de bearbeiten kann.

  Von der Bearbeitung der Daten zu den Predigten waren naturgemäß viele Dateien betroffen wie die Textzeugen oder die hiesige Bibliographie verstreut auf Übersicht (hier vor allem die Einträge zu den Predigten), Quellen und die Literatur zu den Textzeugen. Von der Bearbeitung der Predigten Strauch Nr. 56 und Nr. 60 seiner Edition des Paradisus anime intelligentis ganz zu schweigen. Außerdem Pfeiffer und die Sermones (Sermo XL,3; Sermo XXXVI,1; Sermo XLIX,2 und Sermo LI), Werk (Paradisus) und die Taulerdrucke. Hier galt es, endlich Hamberger zu tilgen. [20.8.17]

Bibliographie
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  Es dürfte inzwischen gut 15 Jahre zurückliegen, das ich die Bibliographie zu Meister Eckhart von Niklaus Largier erstmals zu Gesicht bekam. Damals war die html-Version seiner Arbeit (in Buchform erschienen 1989) noch direkt online zugänglich und ich dachte mir, da könnte man doch was draus machen - im besonderen im Hinblick auf das Design, sprich: der optischen Repräsentation wie auch der besseren Verlinkung der einzelnen Einträge untereinander. Dann war ich aber gerade mit anderen Aufgaben beschäftigt wie z. B. der generellen Erstellung der vorliegenden Site und so blieb das im Hinterkopf.
  2005 stellte Klimanek seine Übersicht der in den Deutschen Werken, Band IV, verwendeten Handschriften auf der Website der frisch gegründeten Meister Eckhart Gesellschaft (MEG) vor unter Einbeziehung der noch zu erstellenden Editionen der Predigten 111 bis 117. Drei Jahre später in einem denkwürdigen Sommer erstellte ich die erste Version der Textzeugen, eine Liste deutschsprachiger Handschriften zu Meister Eckhart. Diese Liste korrespondiert mit den Predigten, den Traktaten, den vorgeschlagenen Texten diverser Autoren, den Legenden usw. sowie der dazugehörigen Literatur.
  2010 erschien die Online-Bibliographie auf den Seiten der MEG in einem neuen Gewand (zunächst von 1997 bis heute) und da lag die Idee nicht fern, an Largier anknüpfend eine weitere Analyse der vorhandenen Literatur vorzunehmen, was direkt die Frage aufwarf, wo genau eine Bibliographie beginnt. Mit dem Tod des Delinquenten ? Zumindest in diesem Fall. Von ihm selbst geschriebenes - ein Autograph - ist nicht bekannt bzw. es wird in den Lateinischen Werken nicht diskutiert, ob einer der Hände in Handschrift 'E' von Eckhart gewesen sein könnte. Dann mit den Texten des Autors. Einige der deutschsprachigen und der lateinischen Handschriften werden in die Lebenszeit Eckharts datiert. Damit beginnen ? Zu vage. Außerdem müßte ich dann alle Handschriften mit aufnehmen und das geht nicht wegen der Frage der Echtheit. Also lieber keine. Somit bleibt als einzig mögliches Datum für einen logischen Beginn einer Bibliographie zu Meister Eckhart der 27. März 1329.
  So weit, so gut. Und hier beginnt die Arbeit, die mich bis heute vorrangig beschäftigt, eine Arbeit, die sich als dermaßen langwierig und vor allem -jährig erweist wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Im Gegensatz zu Largier bevorzuge ich die chronologische Methode, weil sie weitgehend unbestechlich ist. Eine "systematische" Einordnung hat immer etwas Subjektives. Das mag langweilig sein, hat aber auch etwas Beruhigendes. Also suche ich nach Einträgen Jahr für Jahr (die zunehmende Digitalisierung kommt einem da wunderbar entgegen) und möchte das Buch, den Artikel etc. dann auch in der Hand halten und einsehen. Oft finde ich diese vor Ort, manchmal aber auch nicht. Sobald ein Eintrag in Augenschein genommen werden kann, fertige ich davon eine Digitalkopie. Diese wird dann Seite für Seite für den Bildschirm aufbereitet. Das alles führt zu einem digitalen Archiv, das nahezu alles erfasst, was die Bibliographie an Einträgen aufzuweisen hat. Nahezu, da es auch einige Einträge gibt, die in Deutschland nicht vorhanden sind (und internationale Fernleihen sind teuer) oder auch nur vor Ort z.B. an einer amerikanischen Universität einsehbar sind.
  Nach also inzwischen sieben Jahren intensiver Recherche und Digitalisierung war ich gerade im Jahr 1969 angekommen, als mir auffiel, daß Steer inzwischen die Edition der Predigten 111 bis 117 veröffentlicht hatte. [20.8.17]

Predigten
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  Das wars also. 80 Jahre nach der 1. Lieferung im Februar 1936 ist die Edition der Deutschen Werke Meister Eckharts beendet. Sie umfasst nun 117 plus 6 (5a-b, 13-a, 16a-b, 20a-b, 36a-b und 54a-b) = 123 Predigten (die von Georg Steer unter der jeweiligen Predigtnummer gegebenen Varianten nicht mitgezählt). Was jetzt noch folgt sind die Übersetzungen der Predigten Steer 87 bis 117, die Indices und die Nachträge. Ob es jemals einen Nachfolgeband mit weiteren Predigten bzw. Texten geben wird, sei dahingestellt.
  Im Jahr 2005 hatte Wolfgang Klimanek, mit dem Steer damals noch zusammenarbeitete, eine Predigtvorschau auf die Predigten 111 bis 117 online gestellt, die sich bis auf Predigt 113 mit der Edition deckt. Ihm zufolge war für Pr. 113 die von Freimut Löser als echt erklärte Predigt Sant Pêter sprichet in Lo4 (f. 131vb-133vb) und Me5 (f. 336rb) vorgesehen. Löser war zu der Zeit ebenfalls noch Mitarbeiter von Steer. Dieser Plan wurde geändert und Steer bearbeitete statt dessen Pfeiffer, Pr. 37.
  Im Folgenden eine Darstellung der Edition der Predigten mit den wichtigsten Informationen. Da zwei Bearbeitungen Steers, Predigt 115 (Strauch 56) und 116 (Strauch 60) hier bereits vorliegene Dateien betreffen, wurden diese ebenfalls aktualisiert.
  Auch andere Predigten erhielten in diesem Zusammenhang Ergänzungen: [22.8.17]

Predigt 111:
(Alle Seitenangaben nach DW 4,2)

  Unter dem rechts abgebildeten Stemma führt Steer zur Textkonstituierung aus: "Zur Konstituierung des Kritischen Textes taugen nur die beiden Vollhandschriften Lo4 und Bre1; dies umso mehr, als die Kurzfassung der Predigt in Me1 und die knappen Textauszüge aus den Sermones novi des Nikolaus von Landau die Konstanz des Lo4-Textes bestätigen. Als Leithandschrift muß ohne jeden Zweifel Lo4 gewählt werden, weil der Text der Bremer Papierhandschrift [1] Bre1, obwohl älter als Lo4, erkennbar redigiert wurde. An nicht wenigen Stellen läßt sich ein einheitlicher Text zwischen Lo4, Me1, K1b und St6 finden, von dem, textgeschichtlich betrachtet, alle fünf Textzeugen auslaufen und eine Vorform des Textes, als Vorlage X bezeichnet, annehmen lassen. Auf diese zielt die Ausgabe der Predigt ab, die sich von der individuellen Textabschrift Lo4 leiten läßt.
  Da alle erhaltenen Textzeugen [..] in ihrem Textbestand vollständig wiedergegeben werden, ist eine Kontrolle des Edierten Textes, der eine X-Form des Textes aus den Varianten herausschält, bei jedem Wort der Predigt möglich. Kritisch ist der gebotene Text insofern, als er den Predigttext polydimensional zu lesen erlaubt." (S. 804)
  "Die Bearbeitungsfassung der Handschrift Me1, von Lienhart Peuger hergestellt, zeigt eine so große Eigenständigkeit, daß es sich empfahl, diese in Synopse (= Spalte B) dem Edierten Text gegenüberzustellen." (S. 805)
  "Das erste Indiz für die" Echtheit "ist der Rückverweis, der sich in der Predigt 111 findet". "Als untrügliches Zeichen [..] muß gewertet werden, daß Eckhart die Schlußpartie der Predigt 111 der Auct. I des 20. Kapitels des Johanneskommentars, speziell n. 694-698 [..] nachbaut." "Als weitere Bestätigung [..] können die Darlegungen Eckharts über den wâren kern des êwigen lebens genommen werden, die denen in den Predigten 45 und 70 (vgl. Anm. 35) entsprechen." (S. 805f.)

1 In der Literatur wird als 'Beschreibstoff' (Handschriftencensus , Predigt in Kontext ) allgemein (Brethauer, ZfdA 69 (1932), 251) Pergament angegeben. [28.7.17]

Predigt 112:
(Alle Seitenangaben nach DW 4,2)

  "ist zur Gänze nur in der Handschrift Lo4 überliefert. Ein weiterer Textzeuge, Wo1, bricht nach Z. 75 Nu sule wi pruuen ab. Eine freilich äußerst spärliche Fragmentüberlieferung im Umfang von jeweils 5 bis maximal 20 Zeilen liegt in B6, B7, Me2 und Me5 vor. Daher beschränkt sich auch die für den Versuch einer Klärung der Überlieferungsverhältnisse relevante Dreifachbezeugung des Textes auf lediglich zwei Passagen, von denen indes die erste keine brauchbaren Indizien erbringt, denn die kurzen Stücke in Me2 [..] sind in ihrer Textumgestaltung so eigenständig, daß eine Vergleichbarkeit mit Lesarten von Lo4 und Wo1 nicht gegeben ist.
  Überlieferungsgeschichtlich ergiebiger ist das Fragment B7 [..]. Zusammen mit Wo1 hat B7 die Predigten 81 und 93, wobei im Falle von Pr. 81 auch eine engere Textverwandschaft besteht [..]; ein Überlieferungsverbund von B7 und Lo4 begegnet bei den Predigten 82 [..], 95, 96 und 107." (S. 833)
  "Generell ist es nicht möglich, zwei Textzeugen anhand einer einzigen sekundären Lesart auf eine gemeinsame Vorstufe zurückzuführen." (S. 834)
  "Der Kritische Text [..] vertraut sich als Leithandschrift dem erst im späten 15. Jahrhundert geschriebenen Text von Lo4 an. [..] Zwei größere Teilstücke der Predigt in Wo1 helfen mit, den Kritischen Text zu stützen. Die übrigen Teilstücke der Predigt lassen lediglich entstehungsgeschichtlich vorausgehende Textbindung erahnen." (S. 835)
  "Echtheit: Die Predigt 112 ist spärlich und anonym überliefert und durch die Überschrift Von ane Rurunge gotis als Traktat-Predigt ausgewiesen. Die thematische Traktatstruktur zeigt so gut wie keine Textparallelen zu den Kompositionsmustern Eckharts, wohl aber zu etlichen streng strukturierten Predigten Taulers." (S. 835) [2.8.17]

Predigt 113:
(Alle Seitenangaben nach DW 4,2)

  In seinem "Verzeichnis der in DW IV benutzten Textzeugen und ihrer Siglen " schrieb Wolfgang Klimanek 2005 in der Einführung: "Da die Publikation der letzten sieben Predigten von DW IV noch aussteht, seien hier zur vorläufigen Orientierung die Texte benannt, die unter den entsprechenden Predigtnummern für die Herausgabe vorgesehen sind: [..] Pr. 113 = Lo4 fol. 131vb—133vb (Sant Pêter sprichet)". Georg Steer hat sich stattdessen für Pfeiffer Pr. 37 entschieden, der er bereits 2010 einen Aufsatz widmete.
  Zunächst fällt auf: Was ist mit dem Salzburger Cod. M I 476 (S1) ? Josef Quint hatte in seinen Untersuchungen 1940 darauf hingewiesen: "Pf. II Pr. 37 S. 126,20-127,15 (gekürzt)" (S. 197). Dazu kein Wort von Steer, weder in seinem Artikel noch in der Edition. Dies ist umso merkwürdiger, als er die Pr. 114 aus ebendieser Handschrift zieht und den von Quint nur wenige Seiten vorher abgedruckten Text (S. 187-190) als Quelle angibt. Des weiteren werden nach wie vor der Hamburger Taulerdruck sowie die Hss. H4, M57 und Kon (so sich denn dort etwas findet) ignoriert.
  Zu den Übersetzungen vermerkt Steer: "keine" (S. 883). Leider hat er übersehen, daß Wilhelm Schöpff bereits 1889 eine Übersetzung des Pfeifferschen Textes anfertigte (Ausgewählte Predigten und verwandte Schriftstücke, Leipzig, S. 54-57). Vgl. 2013.
  Zur Echtheit: "Wer aber hat die Predigt 113 in die Nähe Meister Eckharts gerückt?" (S. 891) und stellt dann fest: "Beide Texte [Schwester Katrei und Pr. 113], und nur diese beiden, schreiben an bedeutungswichtigen Stellen man der sêle statt man in der sêle." Den man in der sêle kennen die Predigten 18, 20, 43, VeM und (anders formuliert) Pr. 37. Diese Unterscheidung ist Steer auch besonders in seinem Aufsatz sehr wichtig. Schließlich kommt er zu dem Schluß: "Wenn sich Eckhart in seiner offiziellen Verteidigungsschrift 'Responsio' von Äußerungen, wie sie in der Predigt 113 und 'Schwester Katrei' getätigt werden, distanziert, ist erwiesen, daß Eckhart nicht der Verfasser der Predigt 113 gewesen sein konnte." (S. 893) [4.8.17]



Predigt 114:
(Alle Seitenangaben nach DW 4,2)

  "1. Die Predigt 114 stellt sich als Exzerpttext dar, der in Aufbau und Anlage Entsprechungen mit den Taulerdrucken und den Handschriften Ba3, L2, G10, M13 hat. 2. Diese Entsprechungen erschließen sich als Vorlage des Exzerpttextes aus der Predigt Auferte ista hinc. 3. Genauer noch: Diese Vorlage war eine Taulerpredigt. Die Zuschreibung der Predigt Auferte ista hinc ist durch die Überlieferung verbürgt." (S. 923)
  Demnach steht der Text nicht VOR den Erfurter Reden (s. Salzburger Armutstext), sondern danach. Den Rückverweis entkräftigt Steer lapidar: "Doch: Einen bestimmten Text, auf den sich hier die RdU beziehen könnten, nennt Eckhart nicht. Er teilt lediglich mit, über glîcheit und unglîcheit habe er schon öfter gesprochen. Und derlei Stellen lassen sich viele anführen, so in den Predigten Quint 6, 16b, 12, 51, 86, BgT, sog. 'Nachtragspredigt' (Pf. S. 685f.)." (S. 925f.)
  Aufgrund der "disparaten" Überlieferung der Predigt Auferte ista hinc entschließt sich Steer zu einer ungewöhnlichen Darstellung. Zunächst wird der Text der Predigt wiedergegeben unter Hervorhebung der "'Drei Stücke'-Predigt (sog. Salzburger Armutstext)" (S. 929) und dann die 'Drei-Stücke'-Predigt selbst ediert.
  An Überschriften zitiert Steer BT und G10 mit dem Datum Montag nach Mittfasten oder auch der Montag nach Laetare oder dem 4. Fastensonntag (2.3.-5.4.). Der alternative Termin, 6. Sonntag nach Trinitatis (28.6.-1.8.) aus dem KT und ST wird nicht diskutiert.
  Der ST, also Surius-Tauler, heißt bei Steer LS, Laurentius Surius (S. 910). Dies ist das einzige Mal in der Editionsgeschichte, daß direkt Bezug auf Surius genommen wird. Normalerweise wird Laurentius ignoriert, da er zur originären Textform nicht wirklich etwas beiträgt. Deshalb werde ich die Bezeichnung ST beibehalten.
  Umbenannt habe ich dagegen die ehemals hier verwendete Sigle L3 in L2. Bei mir war eine andere Reihenfolge, aber das sollte jetzt hoffentlich überall geändert sein. [6.8.17]

Predigt 115:
(Alle Seitenangaben nach DW 4,2)

  "In der Überlieferung der Predigt 115 werden vier Fassungen sichtbar. Keiner der 24 Textzeugen schreibt das Traktatstück Meister Eckhart zu." "Josef Quint" hat "einen vorbildlichen Echtheitsnachweis für die Predigt Quint 75 geführt, ohne freilich auf die erstaunliche inhaltliche Parallele zur Predigt 115 zu achten". Zu der "Predigt 75" "'scheint mir' schreibt Quint" "durch eine Reihe von charakteristischen Übereinstimmungen mit lateinischen und gesichert echten deutschen Texten gewährleistet zu sein, so insbesondere durch die gleichförmigen Ausführungen Eckharts über die in Gestalt einer dreistufigen Klimax übereinandergestufte 'natürliche', 'gnadenhafte' und 'göttliche' Liebe Gottes, der ein 'natürliches', 'gnadenhaftes' und 'göttliches' Licht der Seele" "entspricht, mit Entsprechungen in den Prr. 70 und 73 sowie mit Sermo XLIX,1 n. 508" (DW 3, S. 290). "Die genauen Entsprechungen zwischen den Predigten 70, 73, 75 und dem Traktatstück 'Von drîerleie lichte' sind gewiß nicht zu übersehen, auch nicht jene, die Quint in der Anm. 2, DW III, S. 297 aufzeigt. Jeder dieser Texte ist so eigenständig formuliert, daß nicht angenommen werden kann, sie seien voneinander abgeschrieben. Über die tria lumina äußert sich Eckhart in folgenden Predigten:" "Pr. 18, Pr. 72, Pr. 61, Pr. 19, Pr. 36b, Sermo XXXVI,2 n. 370-371." (S. 966) Tatsächlich handelt es sich um den Sermo XXXVI,1.
  "Die tria-lumina-Lehre des Textstücks 115 braucht nicht durch vage Anklänge an Eckharts Formulierungen zu seinen deutschen Schriften erschlossen zu werden, sie kann mit einer authentischen Äußerung Eckharts im 'Liber parabolarum Genesis' nachgewiesen werden". (S. 970 mit Textstelle aus In Gen. II n. 141, LW 1, 609,7-610,2; S. 971)
  Mittelhochdeutscher Text nach Strauch Nr. 56 mit einem Textbestand-Diagramm und einer Handschriften-Chronologie. [9.8.17]



Predigt 116:
(Alle Seitenangaben nach DW 4,2)

  "Textkonstituierung. Die Predigt 116 strebt in zwei Fassungen auseinander. Beide sind in ansehnlicher Breite überliefert." (Fassung A: 3 vollständig, 4 fragmentarisch; B: 8 vollständig, 27 fragm.). "Beide schreiben sie in den Handschriften O", "H2", "Ba2 und Ga" "Meister Eckhart zu. Ba1 weicht von dieser Zuschreibung ab und ersetzt den Namen Eckhart durch Kraft von Boyberg (Der kraft von Boyberg 229v. Es verbietet sich, beide Fassungen A und B aufeinander zu blenden und die A-Fassung als Grundfassung zu behandeln. Deswegen werden sie gleichberechtigt in Synopse geboten. Durch diese Entzerrung ist es möglich, die 'Paradisus'-Fassung nach den beiden Leittexten O und H2 zu konstituieren und für die B-Fassung (Y) alle erhaltenen Textzeugen, vor allem alle Fragmente, gleichberechtigt zurate zu ziehen. Alle wesentlichen Textvarianten werden im Variantenapparat mitgeteilt. Da die Textzeugenvorstellung kein einziges Fragment unterschlägt, die Vollhandschriften sowieso nicht, ist die Gewähr gegeben, das gesamte Überlieferungspanorama der Predigt 116 überblicken zu können." (S. 1030)
  Schön. Trotzdem wüßte ich gern, warum M57 nicht berücksichtigt wird oder H4 oder Konstanz Cod. 37, von dem ich auch gerne wüßte, was genau sich nun dort befindet. Dass die Kopie des BT aus dem 17. Jahrhundert, der Hamburger Taulerdruck von 1621, keine Verwendung in den Deutschen Werken findet, verwundert nicht. Einen Hinweis darauf fände ich dennoch hilfreich.
  Der Text einmal in der von Strauch edierten Version aufgrund des Oxforder Codex O (Fassung A) sowie in der Pregerschen Abschrift aus dem Jahr 1866 und seine Übersetzung läßt sich unter "Strauch Nr. 60" nachlesen. Dort findet sich auch eine Übersichtstabelle zur Handschriften-Chronologie. [10.8.17]

Predigt 117:
(Alle Seitenangaben nach DW 4,2)

  "Die 'Reich-Gottes'-Predigt ist in zwei Handschriften überliefert; N1 bietet den vollständigen Text. B41 bricht nach Z. 218 als lange in geit he nîmmerme ab. Beiden Textzeugen gemeinsam ist die Herkunft aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Nürnberg. Ob dieses auch der Entstehungsort der Abschriften von Pr. 117 ist, bleibe dahingestellt. Jedenfalls gehörten sie im 15. Jahrhundert, eventuell auch schon davor, zur Bibliothek des Katharinenklosters [..] Die Abschrift in B41 war ursprünglich eine selbständige Lage aus vier Doppelblättern [..]." Mindestens ein "Benutzer oder eine Benutzerin dieser Bibliothek hat offenkundig auch einen Zusammenhang zwischen den Abschriften in B41 und N1 hergestellt. In N1, fol. 93vb findet sich nämlich unweit der Stelle, an der in B41 der Text endet, ein Kreuz am rechten Rand. Beide Textzeugen wurden also in ihrem Textbestand verglichen, wobei der Unterschied, wie die Markierung zeigt, nicht unbemerkt blieb.
  Eine direkte Abhängigkeit der beiden Abschriften voneinander kann freilich mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Möglichkeit, daß B41 eine Teilabschrift von N1 ist, scheidet bereits aufgrund der Chronologie aus. B41 ist älter als N1: Kurt Ruh [..] datiert die Abschrift in B41 sehr früh: 'um 1300', während N1 in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts gehört." (S. 1061)
  "Textkonstituierung. B41 wie N1 sind deutlich erkennbar beeinflusst von der Sprache ihrer Vorlage. In B41 sehen wir dabei den unmittelbaren Umgang mit dieser Vorlage dokumentiert. B41 ist nicht die fragmentarische Abschrift einer bereits vorhandenen vollständigen Umsetzung von Pr. 117 aus dem Mitteldeutschen ins Bairische. Nicht ausgeschlossen werden kann, daß bei der Zusammenstellung von N1 auf eine solche bereits vorhandene Umsetzung zurückgegriffen wurde. Sicher ist jedenfalls: B41 wie N1 gehen auf ein und dieselbe mitteldeutsche Vorlage zurück, die sich im Raum Nürnberg, vielleicht sogar im Besitz des Katharinenklosters, befunden haben kann. Die Edition folgt dem einzigen vollständigen Textzeugen N1." (S. 1063)
  Zur Echtheit (S. 1063-1083): "Sehr merkwürdig und mit Eckharts Terminologie nicht zu vereinen ist die Sprechweise von einem obersten bilde". "Neun Mal ist das Syntagma oberstez bilde im Sermo 117 belegt, kein einziges Mal im Predigtwerk Eckharts". "Es empfiehlt sich, Eckhart nicht als Schöpfer dieser Begriffsbildung in Erwägung zu ziehen." (S. 1071f.)
  "Da die gedanklichen und literarischen Verbindungen zwischen Seuses 'Vita' und dem 'Sermo vom Reich Gottes' offenkundig sind, kann Eckhart schon aus zeitlichen Gründen - Seuses Schriften müssen auf die Zeit nach Eckharts Tod datiert werden - nicht der Autor des Sermo 117 sein." (S. 1072).
  »Es wäre ein sehr erwünschtes und sicheres Indiz, wenn die drei Aussagen des Sermo 117, daß die Seele "anfängt, sich selber zu empfinden, ihren eigenen Weg geht und nicht mehr nach Gott sucht", einen textlichen Rückhalt in den bisher bekannten Schriften Eckharts fänden. Aber das ist nicht der Fall. Die auffällige Nähe des Sermo 117 zu den Pfeiffer-Traktaten XIV und XV sowie zum 'Spiegel der Seele' legt die Wahrscheinlichkeit nahe, daß er zu jener Gruppe geistlicher und mystischer Texte gezählt werden muß, die Kurt Ruh in VL 8, 1992, Sp. 597 f., zur Gattung der 'mündig gewordenen' deutschen Scholastik rechnet. Ihre Hauptvertreter sind: 'Vorsmak des êwigen lebennes', 'Traktat von der Minne', 'Der înslac', 'Von der sêle werdikeit', 'Von der übervart der gotheit', 'Von armuot des geistes', 'Blume der Schauung'. Neuerdings hat Dagmar Gottschall auch das anonyme 'Geistbuch ' dieser sog. "mystisch-aszetischen Traktatliteratur in der Nachfolge Eckharts, Taulers und Seuses" zugeordnet.« (S. 1075)
  "Dem anonymen Autor des Sermo 117 kommt es darauf an, einen eigenen Entwurf für ein vollkommenes Leben zu entwickeln." (S. 1081)
  Steer schließt: "Da nicht ausgeschlossen werden kann, daß der anonyme Autor des Sermo 117 Stücke aus einer bisher unbekannten echten Eckhartpredigt übernommen und bearbeitet hat, erscheint es angeraten, den Sermo 'Vom Reich Gottes' in die Ausgabe der Deutschen Werke Meister Eckharts aufzunehmen." (S. 1083)
  Als Übersetzung ist vermerkt: "Döll 2014, S. 84-98" (S. 1063). In der mir vorliegenden 1. Auflage 2014 beginnt (Nr.) "21" "Der mystische Tod" "Predigt vom Reich Gottes" "Sucht zuerst das Reich Gottes und alles wird euch zugeworfen (Mt 6,33)" S. 103 und endet S. 113. Auf den Seiten 133 bis 145 übersetzt Döll auch Schwester Katrei. Zum ersten Mal vollständig. Döll sagt Georg Steer Dank "In Hochachtung vor seinem Lebenswerk" (Döll, S. 6) und Franz-Josef Schweitzer "In großem Respekt vor der Erstellung des kritischen Textes zu 'Schwester Katrei'". [20.8.17]

Textzeugen
(weitere Beiträge s. Archiv)

  Bearbeitet wurden: im Rahmen der Predigten 111 bis 117.
  Die deutschen Werke kennen für Leipzig nur L1 und L2. Die von Steer für Predigt 114 angeführte Handschrift Ms. 1659 erhält bei ihm die Sigle L2, die ich bisher hier unter L3 führte. Also habe ich das geändert und die bisher als L2 bezeichnete Handschrift ans Ende gesetzt (L4). [20.8.17]

Varia IX
(weitere Beiträge s. Archiv)

[24.8.17]