Handschriften

mit den lateinischen Texten Meister Eckharts
haende

Avignon, MS 1071 A
Berlin, Ms. lat. qu. 724 B
Kues, Cod. 21 C
Kues, Cod. 125 D
Erfurt, Cod. Amplon. Fol. 181 E
Erfurt, Cod. Amplon. Fol. 321 F
Basel, cod. B VI 16 K
Oxford, Cod. Laud. misc. 222 L
Berlin, Ms. Magdeb. 166 M (neu)
Kremsmünster, Cod. 83 P
Prag, Cod. X. F. 26 Pr
Erfurt, Cod. Amplon. Fol. 36 R
Soest, Cod. 33 S
Trier, Cod. 72 / 1056 T
Rom, Cod. Vat. Lat. 1086 V
Rom, Cod. Vat. Lat. 3899 V1

Forscher

Die deutschen Textzeugen

Bibliographie

Werkausgabe


Literatur
Bernhard Geyer (Hg. und Übersetzer), Magistri Echardi Quaestiones Parisienses una cum quaestione magistri Consalvi, LW 5, Kohlhammer Stuttgart 1936, S. 29-35
Martin Grabmann, [Grabmann], S. 8-16.
M. L. H. Labande, Catalogue général des manuscrits des bibliothèques publiques de France. Départements tom. 27-29 Avignon, Paris 1894, S. 492 f.
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. X
Loris Sturlese, Avignon .. MS 1071, Untersuchungen 3,1, 2012, S. 1-22

Bericht
  Die Handschrift wurde 1926/27 unabhängig voneinander von Martin Grabmann und Ephrem Longpré entdeckt und die darin enthaltenen Quaestionen Eckharts herausgegeben. Grabmann hatte in einer Schrift aus dem Jahr 1923 bereits darauf aufmerksam gemacht, "daß in der genannten Avignoneser Handschrift zwei Quaestionen dem Equardus predicator zugeteilt wurden" (Grabmann, S. 8). Nach Einsichtnahme in den Codex konnte er "eine im Katalog nicht angedeutete polemische Auseinandersetzung des Franziskanergenerals Gonsalvus de Vallebona mit Meister Eckhart feststellen" (S. 8). Die Handschrift befindet sich heute in der Bibliothèque Municipale Livrée Ceccano in Avignon.

Provenienz
  Im Umfeld der Pariser Theologenfakultät entstanden und kam nach 1811 in das öffentliche Museum Calvet der Stadt Avignon, das 1983 in die Bibliothèque Municipale inkorporiert wurde (Sturlese, S. 10f.).

Handschrift
  MS 1071 = Sigle 'A' - Avignon.
Quart, 330x235 mm, 1+156+1 Blatt, Pergament, 1. Viertel des 14. Jahrhunderts.
  Die Hs. besteht aus "vier ursprünglich unabhängigen Teilen", die "bereits im 15. Jahrhundert zusammengebunden vorlagen" (Sturlese, S. 3). Teile: I (5 Hände; S. 3-5, 13f.), II (34 Bll., 6 Hände; S. 5f., 14-17), III (2 Hände; S. 6-10, 18-21), IV (3 Hefte, 2 Hände; S. 10, 21f.).
Verschiedenes Format der verschiedenen Stücke. Das Stück der Sammlung von Quästionen verschiedener Autoren ist "von der gleichen Hand geschrieben und durch die in diesen Quaestionen behandelten Probleme als ein zusammengehöriges Ganzes gekennzeichnet" (Grabmann, S. 10). Es handelt sich somit um eine Miszellanhandschrift. Es ist die einzige, die die Pariser Quästionen Eckharts aus den Jahren 1302/03 überliefert (s. Acta n. 8).

Inhalt
Nr.BlattInhalt
I.1r-72r5 anonyme Quodlibeta
II.73r-106r19 anonyme Quästionen
III.107r-130r24 Quästionen verschiedener Autoren, darunter:
29.113ra-vbQuaestio mag. Echardi, Utrum in deo sit idem esse et intelligere
32.116va-117raQuaestio mag. Echardi, Utrum intelligere angeli, ut dicit actionem, sit suum esse
37.120va-121vbQuaestio mag. Consalvi de Vallebona, Utrum laus dei in patria sit nobilior eius dilectione in via
IV.131r-156rAnonymer Kommentar zum 2. Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus
(Grabmann, S. 9/10; Koch, S. X; Sturlese, S. 3-10, 13-22)

Beschreibung
  Die "Quaestionen sind eingebettet in die Quaestionen anderer Pariser Magistri, die mit ihm 1302-1303 gleichzeitig in Paris gelehrt haben, und deren Namen zum Teil ebenfalls angegeben werden" (Geyer, S. 29). In der ausführlichen Beschreibung des Inhaltes der Handschrift setzt sich Grabmann zum einen über Strecken mit der falschen Deklaration Labandes auseinander und stellt die Quaestionen der anderen Schriftsteller, insbesondere die des Consalvus minor, vor. Eine explizit philologische Behandlung ist nun erstmalig von Sturlese erfolgt.

Edition
Grabmann, S. 101-111
P. Ephrem Longpré O.F.M., Questiones inédites de maître Eckart O.P. et de Gonzalve de Balboa O.F.M., in: Revue néoscolastique de philosophie 26 1927, S. 69-85
Bernhard Geyer (Ed.), Magistri Echardi Quaestiones et sermo Parisienses, in: Florilegium Patristicum Fasc. XXV, Bonnae 1932, S. 5-23
Geyer, LW 5, S. 37-71
Sturlese, Drei unveröffentlichte Texte aus dem "Gonsalvus-Teil" [Teil III] der Handschrift:
- Arnaldus de Tolosa, Quod in angelo meritum non precessit premium duratione, sed solum natura (S. 23f.)
- Anonymus, Quod quando ex minore caritate fit maior numero non corrumpitur (S. 24f.)
- Anonymus, Quod quando ex minore caritate fit maior, tota res aut essentia caritatis non sit in minori (S. 25f.)
Sturlese, Die "Rationes Equardi" (LW V, S. 55-71) im Kontext der verschiedenen Reportationes der Gonsalvus-Quästionen in den Handschriften Avignon 1071 und Troyes 661 (S. 27-55)

[1.10.12]
Literatur
Karl Christ, [Christ]
Elisa Rubino, Berlin .. Ms. lat. qu. 724, Untersuchungen 3,1, 2012, S. 219-226

Bericht
  Karl Christ fand in seiner Eigenschaft als Leiter der Handschriftenabteilung der Berliner Staatsbibliothek diese Handschrift, die neben der Hs. C als zweite den Johanneskommentar enthält, im Mai 1933. Sie war "bisher der Forschung entgangen, weil der handschriftliche Katalog sie als das Werk des Albertus Magnus verzeichnete" (Christ, S. 13). Sie befindet sich nach wie vor in der Staatsbibliothek.

Provenienz
  "Sicher ist .., daß sich die Vorlage des Berliner Johanneskommentars in einer Zisterzienserbibliothek befand" (Rubino, S. 223). Die Staatsbibliothek erwarb die Hs. 1915 von einem Antiquariat in München, das sie 1898 bei einer Auktion in London erworben hatte. Aus dem Auktionskatalog ging hervor, daß ein Sir Thomas Phillips sie 1824 in Metz von einem "Levy de Metz" kaufte. Zu dieser Zeit enthielt die Hs. als zweiten Teil noch Augustinus-Predigten über dasselbe Evangelium. (".. Augustins Tractatus in euangelium Iohannis. Dieser zweite Teil des Bandes schloß mit der Formel: Scriptum per fratrem Everhardum de Siegen anno 1454" - Rubino, S. 224). Es wurde beim Neueinband von Seiten des Antiquariats abgetrennt und gesondert verkauft (Christ, S. 13f.) und "ist bisher nicht wiederaufgefunden worden" (Rubino, S. 224). Am Ende der Hs. befindet sich der Eintrag: Exemplar huius libri habetur in monasterio mariendael ordinis cistarciensis in comitatu seynensi trevirensis diocisis. Ein entsprechendes Kloster konnte Christ nicht direkt ausfindig machen, vermutete aber die Vorlage B's (exemplar) an der Grenze zur Graftschaft Sayn im Gebiet Mittelrhein und Mosel Anfang des 15. Jahrhunderts. Der Weg der Hs. durch drei Jahrhunderte bis 1824 ist nicht bekannt (Christ, S. 18-22).

Handschrift
  Ms. lat. qu. 724 = Sigle 'B' - Berlin / Bild der Handschrift (f. 1v) (s. zur Signatur auch 2002).
171 Blatt, 225x150 mm, Pergament, 1. Hälfte 15. Jahrhundert, eine Hand.
  "Die Hs. besteht aus 170 einspaltig beschriebenen Pergamentblättern; ein letztes Blatt (171) ist unbeschrieben geblieben (...) Pergament und Schrift sind gut erhalten; nur Bl. 120v und 121r, also Schluß der 12. und Anfang der 13. Lage, sind der Einwirkung von Feuchtigkeit und Schmutz ausgesetzt gewesen. Die Größe der Blätter ist 225 zu 150 mm. Das Schriftfeld, 165 zu 100 mm, ist mit Bleistrichen, deren Stelle Punkturen angeben, abgegrenzt. In gleicher Weise sind die 31 Zeilen der Seite vorgezogen. (Christ, S. 15)

Inhalt
(fol. 1r-170v) Expositio sancti Evangelii secundum Iohannem

Beschreibung
  Die Handschrift ist in größerer Buchschrift mit klaren, festen Zügen, sorgfältig, wenn auch nicht kalligraphisch geschrieben (...) die Kapitelanfänge des Evangeliums sind durch Alinea und rote Initiale betont (...) Kapitelrubriken und häufige Unterbrechungen innerhalb der Kapitel treten hinzu (...) Zahlreich sind die Korrekturen. In der Hauptsache sind an ihnen beteiligt der Schreiber selbst, der Rubrikator und eine dritte Hand, die ich als Korrektor bezeichnen will. Alle drei haben nicht nur nach eigener Erwägung gebessert, sondern meist nach Vorlage (Christ, S. 15-17).

Edition
Karl Christ u.a., Die lateinischen Werke, LW 3, 1994, S. 1-650

[1.10.12]
Literatur
Karl Christ, [Christ]
Heinrich Denifle, [Denifle, Lehre], Das Cusanische Exemplar lateinischer Schriften Eckeharts in Cues, S. 673-687
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. IX
Jakob Marx, Verzeichnis der Handschriften-Sammlung des Hospital zu Cues bei Bernkastel a./Mosel, Trier 1905, S. 15-17
Konrad Weiß, [Weiß, CT-Rezension]

Bericht
  Heinrich Denifle fand die Handschrift "auf meiner Rückreise von Spanien nach Rom in den vergangenen Ferien" [1885] "in der Bibliothek des Hospitals zu Cues an der Mosel" [alle Wege führen nach Rom...], die allen, "welche die Mss. der genannten Bibliothek beschrieben haben" entging, "da sie nicht E.s Namen trägt" (Denifle, S. 673).

Provenienz
  Nikolaus von Kues hatte die Abschrift für seine Bibliothek anfertigen lassen. Ob sie sich heute noch in der Bibliothek des Hospitals befindet bzw. ob das Hospital resp. seine Bibliothek noch existiert, ist mir nicht bekannt.

Handschrift
  Cod. 21 = Sigle 'C' - Cues
Koch: 176 Blatt, Papier, 1444. (S. IX)
Denifle: 168 Blatt Folio (à zu vier klein geschriebenen Columnen - S. 673).
Marx: 176 Blatt Folio, 400x295, 2sp. à 59 Zeilen (S. 15).
(Wie es zu diesen stark differierenden Aussagen von Denifle und Marx kommt, ist mir unerklärlich).
  Die Blätter 174-176v sind leer. Das Wasserzeichen des Papiers ist ein Ochsenkopf mit langgestieltem Stern. Lagen à 12 Blatt (Die 4. Lage nur 10, die 12. aber 14 Blatt). - "Kurrentschrift von einer Hand (...) Schema teils in Tinte, teils bloss eingedrückt. Einfache rote Initialen, Hauptinitialen rot und blau, ohne Verzierung" (Marx, S. 15). "Die Schrift der Cueser Hs. erscheint gegenüber der der Berliner zierlicher und regelmäßiger, sie ist stark kursiv (...) Die Cueser Hs. schreibt alles in einem Zug, macht selten Absätze, verwendet keine Rubriken, ihre Interpunktion ist sinnstörend" (Christ, S. 16). Die Schrift ist sauber, aber nachlässig; eine Gliederung fehlt jedoch völlig. Der Schreiber, der die ganze Handschrift hergestellt hat, war aller Wahrscheinlichkeit Kleriker; "denn aus mancherlei Anzeichen ergibt sich, daß ihm die Bibeltexte geläufig waren (...) im ganzen ist die Schrift sehr gleichmäßig" [Koch, Sermones, S. XIII]. Die Handschrift enthält zahlreiche Randbemerkungen von der Hand des Cusanus.

Inhalt
Nr.BlattInhalt
1.1ra-bTabula prologorum
2.1rb-2vbTabula auctoritatum Libri Genesis (1)
3.3ra-4vaPrologus generalis in opus tripartitum
4.4vb-6raPrologus in opus propositionum
5.6ra-23vbExpositio Libri Genesis
6.23vb-24vaPrologus in Liber parabolarum Genesis
7.24va-26raTabula Libri parabolarum Genesis
8.26rb-40vbLiber parabolarum Genesis (2)
9.41ra-vaTabula Libri Exodi
10.41va-58raExpositio Libri Exodi
11.58rb-59rbTabula auctoritatum Libri Sapientiae
12.59rbPrologus in opus expositionum (II)
13.59rb-78raExpositio Libri Sapientia
14.78rb-vaArticuli condemnati istius doctoris (3)
15.79ra-83vbSermones et Lectiones super Ecclesiastici c. 24, 23-31 (4)
16.85ra-87vaTabula expositionis auctoritatum sancti Evangelii secundum Iohannem
17.87vb-134raExpositio sancti Evangelii secundum Iohannem (5)
18.135ra-136rbTractatus super Oratione Dominica
19.137ra-172vOpus sermonum: sermones spurii (6)
(b.170vbFragment der Expositio Cantici Canticorum)
20.173ra-vaTabula sermonum secundum initia
21.173vaDuae notae: Nihil tam dulce ... non cadit medium.
Nihil tam dulce ... 5° corpori necessarias
. (7)
22.173vbConspectus anni liturgici

Anmerkungen:
1 Von Denifle als "erste Edition des Commentars in Genesin" gelesen (S. 673)
2 "Ich erwähne, dass er sich in der Expositio super Johannem auf diese 2. editio beruft. Diese editio ist rein scholastisch-philosophisch" (Denifle, S. 674)
3 "Zuerst 17 Sätze, worauf steht: Isti articuli condemnati a papa et revocati in fine vite per magistrum Heckardum. Darnach: Sequentes articuli relicti sunt tanquam supecti. Es folgen die elf. Die Sätze bei Cusa weisen einige Varianten gegenüber denen in der päpstlichen Bulle auf; auch ist bei wenigen auf die Quelle in der Expositio in Joannem hingewiesen" (Denifle, S. 674).
4 Folie 84 und 84v leer (Marx, S. 17).
5 "Der wichtigste Theil der Hs., welche ohne den vorhergehenden Index 46 1/2 Blätter umfasst" (Denifle, S. 675).
6 "Die Sammlung füllt 36 Blätter" (Denifle, S. 675).
7 Zwei kleine Stücke aus der Johannes-Auslegung. Die Exzerpte sind nicht ganz wörtlich.

Beschreibung
  Diese Handschrift ist die umfangreichste und bei weitem vollständigste aller Eckhart-Handschriften. Sie überliefert die Texte in einem späteren Bearbeitungsstadium als E und bringt Inhaltsverzeichnisse dazu (die Tabula), die allerdings nach Weiß und Reffke nicht auf Eckhart selbst zurückgehen. Außerdem enthält sie als einzige (es ist bisher noch keine andere Hs. gefunden worden) die Sermones, d.h. lateinische Predigten Eckharts, die in den verschiedensten Bearbeitungsstufen von der kurzen Skizze bis zur ausgearbeiteten Predigt verzeichnet sind. Dazu gehören auch die unechten Predigtentwürfe, die Koch Collationes nennt. Das diese nicht von Eckhart stammen, scheint auch schon dem Auftraggeber der Handschrift klar gewesen zu sein. So zeigt sich sein Interesse an den eckhartischen Texten daran, daß er zahlreiche Kommentare an den Rand notiert, während er die Collationes mit keiner Silbe würdigt.

Edition
Magistri Eckardi Opera Latina. I Super Oratione Dominica, edidit R. Klibansky, Lipsiae F. Meiner, 1934 - (Zu dieser Edition s. Wirkung).
Magistri Eckardi Opera Latina auspiciis Instituti sanctae Sabinae ad codicum fidem edita. II Opus tripartitum. Prologi, edidit H. Bascour O.S.B., Lipsiae F. Meiner, 1933 - (Die Stücke 1., 3., 4. und 12. nach den Hss. E, C und T).
Die lateinischen Werke, Bd. 1-5. Ich erspare es mir an dieser Stelle, sie noch einmal alle aufzuzählen
Auszüge aus dem Johanneskommentar:
Denifle, s. Literatur
Otto Karrer, Das Göttliche in der Seele bei Meister Eckhart, Würzburg 1928

[14.1.04]
Literatur
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. XI
J. Marx, Verzeichnis der Handschriften-Sammlung des Hospital zu Cues, Sermones de sanctis, Trier 1905, S. 121
Erich Seeberg, Magistri Echardi Tractatus super Oratione Dominica, Die lateinischen Werke LW 5, Kohlhammer Stuttgart 1./2. Lfg. (S. 1-128) 1936, S. 103-107

Bericht
  Seit wann diese Handschrift bekannt ist, ist nicht klar ersichtlich. Anscheinend wurde der Text Eckharts von Marx bei der Durchsicht der Bibliothek des Hospitals entdeckt.

Provenienz
  Laut Eintrag auf dem vorderen Deckelblatt wurde die Hs. von Johannes Stam, Vikar in Bernkastel und später Sekretär des Nikolaus von Kues in Trier für 1/2 'flor.' erworben. Er starb 1463 (S. 103). Der Ort der Entstehung läßt sich nicht sicher ermitteln. Es mag sein, daß die Hs. in Koblenz oder Mainz geschrieben wurde (Seeberg, S. 104).

Handschrift
  Cod. 125 = Sigle 'D' - Cues
Koch: 284 Blatt, Pergament, 15. Jahrhundert
Marx: 283 Blatt
  16°, 110x90, Lagen à 8 Blatt. - Kleine Kursive von verschiedenen Händen des 14. / 15. Jahrhunderts, rubriziert, rote und blaue Initialen (Marx). Die Hs. ist älter als C; aus dem Ende des 14. oder sicher aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts geschrieben. Sie ist öfters so beschädigt, daß man die Buchstaben nicht mehr feststellen kann oder verwischt und schon deshalb häufig nicht ganz leicht zu lesen (Seeberg, S. 103/104).

Inhalt
(280v-284r) Tractatus super Oratione Dominica - (280v-283v - Marx)

Beschreibung
  Die Erklärung des Pater noster (Marx) befindet sich am Schluß der Handschrift. Davor befinden sich von vier verschiedenen Händen Heiligenpredigten und Sermones de sanctis, u.a. von Guibert von Tournai. "Als der Schreiber mit dem Platz bis fol. 282v nicht auskam, klebte er einen Papierbogen auf die innere Seite des hinteren Deckels" (Seeberg, S. 103). Wahrscheinlich wurde Eckharts Erklärung auf den letzten leeren Seiten des Codex nachgetragen.

Edition
Magistri Eckardi Opera Latina. I Super Oratione Dominica, edidit R. Klibansky, Lipsiae F. Meiner, 1934 - (Zu dieser Edition s. Wirkung - Klibansky).
Erich Seeberg, Magistri Echardi Tractatus super Oratione Dominica, Die lateinischen Werke LW 5, Kohlhammer Stuttgart 1./2. Lfg. (S. 1-128) 1936, 3./4. Lfg. (129-240) 1988, S. 109-129 (Zu dieser Edition s. Wirkung - Edition)

[14.1.04]
Literatur
Heinrich Denifle, [Denifle], S. 417-615
Wilhelm Schum, Beschreibendes Verzeichnis der Amplonianischen Handschriften-Sammlung zu Erfurt, Weidmann Berlin 1887, S. 55
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. IX
Konrad Weiß, [Weiß, Einf. E]
Loris Sturlese, [Sturlese, Amploniana]

Bericht
  Diese Handschrift fand der Dominikaner Heinrich Denifle 1880 in der Amplonianischen Bibliothek in Erfurt. Diese ist eine Stiftung des Amplonius Rating de Berka (Rheinberg am Niederrhein) aus dem Jahre 1412. In den davon verbliebenden Schriften (426 von 633) befinden sich immerhin drei mit Eckhart-Texten, denen die Siglen 'E', 'F' und 'R' vergeben wurden. Die Bibliothek (die insgesamt 979 Codizes umfaßt), gehört heute zur Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt.

Provenienz
  Nicht bekannt. Klibansky und Koch vermuteten Köln als Ursprung der Handschrift, Sturlese plädiert für Erfurt.

Handschrift
  CA 2° 181 = Sigle 'E' - Erfurt.
82 Blatt, Pergament und Papier, 1. Viertel 14. Jh. (Das Papier ist aufgrund des Wasserzeichens bekannt zum Zeitraum 1320-1329).
  "Die ersten 38 Blätter der Hs. (jedes Blatt besitzt vier Columnen, die in der Hs. gezählt werden) sind auf Pergament, Bl. 39-46 inclusive auf Papier. Sie scheint von drei verschiedenen Händen geschrieben zu sein, von der ersten Hand Bl. 1-36b; es beginnt noch Bl. 36b col. 144 eine Hand, die nur eine halbe Columne von Bl. 36b und das ganze Bl. 37 geschrieben hat; Bl. 38 bis zum Schlusse scheint eine Hand geschrieben zu haben." (Denifle, S. 433 f.). Weiß unterscheidet (min.) vier Schreiber, wobei der Vierte durch seine Tinte unterschieden wird, ansonsten aber im wesentlichen nur Zeichen setzt, während sonstige Veränderungen diversen Lesern zugesprochen werden können (S. 28ff.). Die Schriften Eckharts erstrecken sich bis Bl. 46, Spalte 184, die restlichen 36 Blätter enthalten den "Kommentar zum Buch Ecclesiastes" von Wilhelm von Alton OP von einem weiteren Kopisten. (Sturlese, S. 437/40).

Inhalt
Nr.BlattSpalteInhaltHände
1.1r-3v1-6Prologus generalis in opus tripartitumE
2.3v6-10Prologus in opus propositionumE
3.3v11Prologus in opus expositionum (I)E
4.3v-13r11-50Expositio Libri GenesisE
5.13r-14v50-55Expositio Libri ExodiE
6.14v-21v55-83Sermones et Lectiones super Ecclesiastici c. 24, 23-31E
7.21v83Prologus in opus expositionum (II)E
8.21v-46v83-177Expositio Libri SapientiaeE-E1-E2
9.46v177-183Tabula auctoritatum Libri SapientiaeE2
10.47-82185-328Wilhelm von AltonE3
(Koch, S. IX, Sturlese, S. 440)

Beschreibung
  Die Handschrift bildet zwei Bearbeitungszustände ab, die Sturlese "Zustand A" und "Zustand B" nennt. Zustand A entspricht dabei dem ersten Schreiber, der die Blätter 1-36 in einem Rutsch kopierte. Damit waren die Prologi, Ecclesiasticus und der Prol. in opus expo. II "definitiv fertig" (Sturlese, S. 442). Der zweite Schreiber (äußerlich erkennbar an seiner zierlichen und sauberen Schrift - Weiß, S. 28), korrigierte den vorhandenen Text anhand des Originals, das sich zu diesem Zeitpunkt bereits im weiter gearbeiteten Zustand B befand. Er fügte Ergänzungen zum Genesiskommentar hinzu, der damit etwa 2/3 des endgültigen Umfangs annahm, und "machte letzte Pinselstriche" am Sapientiakommentar (Sturlese, S. 442). Der Exoduskommentar sollte erst später beendet werden.
  Ob eine der Hände Eckhart selbst zugeordnet werden kann, läßt sich nicht ermitteln. Sicher ist, daß die Kopisten in enger Zusammenarbeit mit Eckhart gearbeitet haben.

Edition
Denifle, Sp. 1-10, 83, 11-14, 50-97 (S. 533-615).
Weiß, Sp. 1 - 55 (S. 35-101) unter Kennzeichnung der ersten drei Hände.

[19.4.15]
Literatur
Wilhelm Schum, Beschreibendes Verzeichnis der Amplonianischen Handschriften-Sammlung zu Erfurt, Weidmann Berlin 1887, S. 222/223
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. XI
Josef Koch, Fratris Echardi principium. Collatio in libros sententiarum, Die lateinischen Werke, LW 5, Kohlhammer Stuttgart, 1./2. Lfg. (S. 1-128) 1936, S. 3-13

Bericht
  "Der erste, der auf [die Hs.] aufmerksam wurde, war wohl Aug. Pelzer (laut brieflicher Mitteilung an den Herausgeber vom 18.3.1936), der [sie] 1913 in Lüttich untersuchte ... Er bezog die Notiz [echardus. pro principio. Collatio in libros sententiarum] allerdings irrtümlicherweise auf das folgende, nicht das vorhergehende Stück" (Koch, S. 3). Sie ist eine von drei (E, F, R) heute noch existierenden Handschriften mit Texten Eckharts aus der Biblioteca Amploniana. Die Bibliothek (die insgesamt 979 Codizes umfaßt), gehört heute zur Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt.

Provenienz
  Zumindest der zweite Teil der Handschrift ist wohl sehr wahrscheinlich dominikanischen Ursprungs. Nach Koch kann man "mit großer Sicherheit behaupten, daß sämtliche Schriften uns ins erste Viertel des 14. Jahrhunderts verweisen" (Koch, S. 6). Wo sie geschrieben wurde, ist unbekannt, aber sie wird wohl wie die Hs. E in Erfurt oder Köln entstanden sein.

Handschrift
  CA 2° 321 = Sigle 'F' - Erfurt / Bild der Handschrift (f. 93r)
108 Blatt, Pergament, 14. Jahrhundert
  Die Hs. besteht aus zwei ganz verschiedenen Teilen, die bereits verstümmelt waren, ehe sie zusammengebunden wurden. An dem Einband befindet sich noch heute [1936] die Kette, mit der das Buch einst an einem Pult befestigt war (S. 3). 1. Teil (Bl. 1-62) 32x22 cm, 2sp. zwei Hände aus dem 13. und 14. Jahrhundert. 2. Teil (Bl. 63-108) 26x18,5 cm, 2sp. min. vier Hände aus dem 14. Jahrhundert.

Inhalt
Nr.BlattInhalt
1.1-62'Thomae Aquinatis commentarius in XII libros metaphysicorum Aristotelis
2.62-92Iacobi (de Viterbo) fratris ordinis Heremitarum quodlibet duo
3.92'-96'Sermones de Genes., de Cantici canticorum, de Exod. (Schum
5 Collationes in Libros Sententiarum (92va-96vb; 97va-98vb - Koch; die zweite ist von Eckhart)
4.93ra-vaCollatio in libros Sententiarum (von Schum nicht erkannt)
5.97-108Quaestiones philosophicae
(Koch, S. XI; Koch, S. 3-5; Schum, S. 222/223)

Beschreibung
  Die Collatio Eckharts wird auch in der Handschrift Pr überliefert, die F. Stegmüller jedoch erst 1941 auffand, weshalb in der Edition nur diese Fassung berücksichtigt werden konnte. Interessant ist auch noch folgendes: "Der Name echardus ist durch Rasur wenn auch nicht ganz unkenntlich, so doch undeutlich gemacht worden. Warum hat man das getan? Eine solche Namenstilgung hat nur einen Sinn, wenn der Verfasser mißliebig oder verdächtig geworden ist. Das trifft aber für Eckhart zu" (Koch, S. 6).

Edition
Josef Koch, Fratris Echardi principium. Collatio in libros sententiarum, Die lateinischen Werke, LW 5, Kohlhammer Stuttgart, 1./2. Lfg. (S. 1-128) 1936, S. 17-26

[19.4.15]
Literatur
G. Meyer, M. Burkhardt, Die mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek Basel, Abt. B: Theologische Pergamenthandschriften, I, Basel 1960, S. 616-617
Konrad Weiß, Eine neue Eckhart-Handschrift, in: Theologische Literaturzeitung 87,1 (1962), Leipzig, Sp. 73-78
Konrad Weiß, Einleitung (zur Hs. K), in: LW 1, Kohlhammer Stuttgart 1964, S. XIII-XXII
Thomas Kaeppeli, Eine Kölner Handschrift mit lateinischen Eckhart-Exzerpten, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 31, Sabina Roma 1961, S. 204-212
Elisa Rubino, Berlin .. cod. B VI 16, Untersuchungen 3,1, 2012, S. 57-68

Bericht
  P. Thomas Kaeppeli O.P. entdeckte die Handschrift 1960 in der Universitätsbibliothek in Basel. "Da sie anonym ist, überdies nur eine Textauswahl bietet und zudem von der Abteilung, der sie angehört, bis vor kurzem kein gedruckter Katalog vorlag, ist sie unbeachtet geblieben. Der inzwischen erschienene Handschriftenkatalog beschreibt sie unter dem anonymen Titel 'Declarationes auctoritatum nonullarum sacrae scripturae', hat jedoch das Verdienst, durch Angabe einer Reihe von charakteristischen Merkmalen des Inhaltes zur Identifizierung des Verfassers angeregt zu haben" (Kaeppeli, S. 204 f.).

Provenienz
  Ein Pfarrer Gottschalk von Kamscheid erwarb die Hs. am 2. Oktober 1386 im Umgang des Kölner Doms (in ambitu ecclesie Coloniensis). Von ihm wanderte sie wahrscheinlich direkt mit drei weiteren Handschriften in die Bibliothek der 1401 gegründeten Kartause von Basel. Seit 1590 befindet sie sich zusammen mit der ganzen Kartäuserbibliothek in der Universitätsbibliothek von Basel.

Handschrift
  cod. B VI 16 = Sigle 'K' (für Köln) - Basel.
Großoktav, 241x175 mm, 57 Blatt, Pergament, 2. Drittel 14. Jahrhundert (vor 1386), zweispaltig, eine Hand.
  Die Hs. "ist durchgehend von einer Hand geschrieben, in regelmäßiger, leicht lesbarer Buchminuskel [textualis formata]. Von der gleichen Hand stammen die zahlreichen Randnoten" (Kaeppeli, S. 205).

Inhalt
Nr.BlattInhalt
1.1raEx Prologo generali in Opus tripartitum (nur n. 7)
2.1ra-9vbExpositio libri Genesis
3.9vb-14rbLiber parabolarum Genesis
4.14rb-18vbExpositio libri Exodi
5.18vb-20vaSermones et Lectiones super librum Ecclesiastici
6.20va-29vbExpositio libri Sapientiae
7.29vb-30vaTractatus super oratione dominica
8.30va-57rExpositio evang. sec. Iohannem
9.57r-vSententiae variae Echardi et aliorum
(Kaeppeli, S. 206-208; Rubeno, S. 67f.)

Beschreibung
  "Abgesehen von wenigen nachträglich hinzugefügten Zitaten aus anderen Autoren, enthält die Handschrift ausschliesslich Exzerpte aus dem bereits anderswo bekannten Schrifttum Meister Eckharts" (S. 206) und zwar insgesamt 592, die sich wie folgt verteilen: "In Gen. I 74, In Gen. II 46, In Exod. 69, In Eccli. 21, In Sap. 97, Tract. s. orat. dom. 15 und In Ioh. 270 Exzerpte" (S. 208). Für diese reichhaltige Auswahl muß dem Sammler eine Hs. zur Verfügung gestanden haben, die reicher war als E und T und von der Vollständigkeit nur mit C vergleichbar, aber hundert Jahre jünger war. "Eine so vollständige Eckhart-Handschrift dürfte der Exzerptor wohl am ehesten im Kölner Dominikanerkloster gefunden haben" (S. 209). Da die Exzerpte nicht von den in den Hss. C und T als CT-Rezension überlieferten Texten abweicht, dürften diese die Grundlage für K abgegeben haben (s. Hs. L - Beschreibung).
  Der Sammler "hat in sein Florilegium sowohl philosophische und theologische spekulative Digressionen des Meisters aufgenommen wie auch solche Abschnitte, in denen Eckhart die Hl. Schrift moralisch auslegt und Richtlinien für die Wertung und Gestaltung des sittlichen und religiösen Lebens gibt. Ein einheitliches, konsequent angewandtes Auswahlprinzip tritt nicht zu Tage" (Kaeppeli, S. 211 f.).
  "Der Name Meister Eckharts wird nie im Text erwähnt, obwohl der Inhalt der ganzen Handschrift bis auf einige Zeilen ohne jedliche Änderung aus seinen Texten stammt. Die Sammlung trägt auch keine Überschrift, sie beginnt nur mit dem Imperativ: Nota. Wer sie herstellte, ist unbekannt, und es bleibt unklar, zu welchen Zwecken diese Arbeit geplant und ausgeführt wurde" (Rubino, S. 59). "Was Kaeppeli aber völlig übersah: Es gibt tatsächlich zwei Prinzipien, an die sich unser Autor streng hielt, nämlich die absolute Buchstabentreue der Exzerpte und die sorgfältige Umgehung der verurteilten Sätze [aus der Bulle In agro dominico]" (Rubino, S. 64).

Edition
Eine eigene Edition erschien, da es sich um eine reine Exzerptschrift handelt, nicht notwendig, und außerdem bescheinigte Kaeppeli der kritischen Werkausgabe: "Abgesehen von ... kleineren Textverbesserungen dürfte die neue Handschrift den Editoren der Gesamtausgabe nur bestätigen, dass sie mit den bisher bekannten Eckhart-Handschriften einen guten und sicheren Text herstellen konnten" (S. 212).
Elisa Rubino, Compendium Basileense mag. Echardi operis tripartiti, Untersuchungen 3,1, 2012, S. 69-218

[21.8.16]
Literatur
Loris Sturlese, Un nuovo manoscritto delle opere latine di Eckhart e il suo significato per la riconstruzione del testo e della storia dell' Opus tripartitum, in: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 32, Jahrbuch für Philosophie und spekulative Theologie 99, Paulus Freiburg /Schweiz 1985, S. 249-259
Bodleian Library, Quarto Catalogues. II: Laudian Manuscripts, by H. D. Coxe, repr. from the ed. of 1858-1885 with corrections and additions and an historical introduction by R. W. Hunt, Oxford 1973, col. 192-193

Bericht
  Sturlese fand diese Handschrift 1985 in der Bibliothek Bodleiana in Oxford, die bezüglich der bisher bekannten Handschriften gleichen Inhalts einige Besonderheiten aufweist: "Dabei sind zwei Tatsachen von herausragender Bedeutung. Zum ersten hat ein Vergleich von Gen. I mit der kritischen Edition gezeigt, daß der Text von den bekannten derartig abweicht, daß die Möglichkeit gegeben ist, sowohl den vorhandenen Text von E grundsätzlich zu revidieren als auch die veröffentliche CT-Rezension zu korrigieren. Der zweite Grund ist, daß Gen. II (der eine unabhängige Lesart bietet und oft besser ist als der von CT) in dieser Handschrift ein Inhaltsverzeichnis (Tabula contentorum per alphabetum) mit fünfzig Themen enthält. Diese Hs, die bisher unbekannt war, ist nach allen inneren wie äußeren Kriterien definitiv Eckhart zuzusprechen" (Sturlese, S. 146 - ich bringe hier wie des weiteren die Zitate in deutscher Übersetzung, von der ich hoffe, das sie einigermaßen den Sinn der Aussagen trifft).

Provenienz
  Ursprünglich befand sich der Kodex im Besitz des Erzbischofs William Laud (1573-1645), wurde 1637 gebunden und 1639 mit vielen weiteren Handschriften der Bibliothek gestiftet (S. 146). "Man darf gerechtfertigterweise vermuten, daß unser Manuskript von Exemplaren des "Corpus" der Eckhartschriften abhängt, die bereits 1326 im Umlauf waren und auf deren Basis die Inquisitoren den Prozeß eröffneten." "Wir haben es also mit einer von Eckhart "authorisierten" Redaktion zu tun, die vor der Zusammenstellung des Opus expositionum nach C und T liegt, und um die Mitte des 14. Jh. abgefaßt wurde" (Sturlese, S. 153 f.). Demnach wurde die Vorlage in Köln erstellt. Wie die Hs. dann in die Hände des Erzbischofs gelangte, ist unbekannt.

Handschrift
  Cod. Laud. misc. 222 = Sigle 'L' (für Laud) - Oxford
235 Blatt, Pergament, 12./13./14. Jahrhundert
  Abmessungen: 24x16 cm. Zum Anlaß der Stiftung wurden drei ursprünglich getrennte Handschriften in einem Kodex zusammengebunden. Die erste entstand im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts und enthält das Leben des sel. Arnauld di Villers. Die zweite Hs. "(neun 4-lagige mit Auszügen und eine 2-lagige ohne die letzten 2 Blätter, geschrieben von einer deutschen Hand im 14. Jahrhundert, auf zwei Spalten mit Feder auf 38/40 Zeilen geschrieben mit einem Schriftbild von 17x11 cm ohne Dekoration mit der einen Ausnahmen einer roten Initialie auf Blatt 30rb)" enthält die Texte Eckharts (S. 147 f.). Die dritte Hs., geschrieben gegen Ende des 12. Jahrhunderts, enthält verschiedene Practica des Giovanni de Serapione, wobei der Text unvollständig ist.

Inhalt
Nr.BlattInhalt
1.29ra-30rbPrologus in Librum parabolarum Genesis
2.30rb-33raTabula Libri parabolarum Genesis
3.33ra-63raLiber parabolarum Genesis
4.63ra-64rbTabula contentorum Libri parabolarum Genesis
5.64va-67rbPrologus generalis in opus tripartitum
6.67rb-69vbPrologus in opus propositionum
7.69vb-70raPrologus in opus expositionum I
8.70ra-103vaExpositio libri Genesis
(Sturlese, S. 148)

Beschreibung
  Es ist die einzige Handschrift, in der der zweite Kommentar zur Genesis den Prologi und der ersten Genesisauslegung vorangeht. Dabei ist L unabhängig von C und T, bietet aber in vielen Punkten eine bessere Lesart. Bzgl. Gen. I bietet L "einen Text, der sich mit CT nahezu deckt, zeigt aber oft die Lesart von E und bietet somit ein Zwischenstadium der Bearbeitung des Kommentars" (S. 150). "Vorerst möchte ich bemerken, daß die Vollständigkeit und die Nähe des Textes von L zur CT-Rezension erhebliche Konsequenzen für die Kontrolle und Verbesserung der kritischen Edition des Textes der LW hat." "Was den Gesichtspunkt der Textkritik betrifft, so offenbart die bisherige CT-Rezension eindeutige Fehler - wie schon bei Gen. II - , weil durch den Vergleich von L mit C oder T die Echtheit der bisherigen Lesarten nicht garantiert werden kann. Die Qualität der Varianten, die L dokumentiert, ermöglicht ein sichereres Arbeiten an der bisherigen Edition von C und T und eröffnet damit der Eckhartphilologie eine neue Perspektive" (Sturlese, S. 151).
  "Der Hs. L kommt an erster Stelle eine historische Bedeutung zu, denn sie spiegelt die Sammlung wider, anhand deren Hermann von Summo und Wilhelm von Nidecke 1326 in Köln die erste Liste der inkriminierten Sätze aus Eckharts lateinischen Werken herstellten, die sie dem Erzbischof vorlegten. Die Hs. L und die Listen weisen gemeinsame charakteristische Lesarten und vor allem die typische Werkreihenfolge: II. Genesisauslegung - Prologi - I. Genesisauslegung auf. Vergleicht man nun L mit der CT-Rezension, so ... handelt es sich um eine Umstrukturierung, die offensichtlich dahin zielte, das Oeuvre Eckharts als einen in sich geschlossenen Block bzw. als eine "Ausgabe letzter Hand" vorzustellen. Eine nähere Analyse der CT-Abänderungen zeigt, daß diese oft oberflächlich und ohne genaue Kenntnis des Werkinhalts vorgenommen wurden. Daher ist der Schluß erlaubt, daß der CT-Text und die durch CT gebotene Werkanordnung höchstwahrscheinlich die Arbeit eines späteren Redaktors sind. Gegen die Echtheit dieser Rezension spricht darüberhinaus die Tatsache, daß die Sammlung erst Mitte des 14. Jahrhunderts in Köln bezeugt wird (sie diente als Vorlage der Sammlung K)" [Sturlese, Wirken, S. 180 f.]

Edition
Loris Sturlese, Prologi in Opus Tripartitum et Expositio Libri Genesis (Recensio L), LW 1,2, Kohlhammer Stuttgart, 1./2. Lfg. (S. 1-128) 1987, 3./4. Lfg. (129-256) 1992

[14.1.04]
Literatur
Loris Sturlese, Berlin .. Ms. Magdeb. 166, Untersuchungen 3,1, 2012, S. 227-239

Bericht
  "Bereits 1964 wiesen Bruno Decker und Karl Bormann darauf hin, daß in dieser Handschrift ein Fragment aus Eckharts Johanneskommentar enthalten ist" (Sturlese, S. 229).

Provenienz
  Erster Besitzer war der Magdeburger Professor Thomas Hirschhorn.

Handschrift
  Ms. Magdeb. 166 = Sigle 'M' - Berlin.
Oktav, 534 Blatt, 215x160 mm, Papier, 1473-1479, Magdeburg, mehrere Hände.
  "Der Codex besteht aus 44 Papierheften mit einem Vorsatz- (fol. 1) und einem Nachsatzblatt (fol. 534) aus Pergament, beide mitgezählt. Moderne Folienzählung mit Bleistift" (Sturlese, S. 233).

Inhalt
17. 516r - Exzerpt aus Meister Eckharts Johanneskommentar, LW 3, S. 12,13-17 (S. 235-239)

Beschreibung
  Hirschhorn schreibt, "er habe die Vorlage für seine Arbeit aus den Händen des Kardinals selbst erhalten." Der Kardinal Nikolaus von Kues befand sich 1451 in Magdeburg, wo sich beide um Pfingsten trafen und führte vermutlich den Codex C bei sich, zu dem "der Text der Magdeburger Handschrift eine gewisse Nähe" zeigt (Sturlese, S. 231f.).

Edition
Loris Sturlese, Das Exzerpt aus dem Johanneskommentar in der Berliner Handschrift, S. 240
Loris Sturlese, Nikolaus von Kues, Memoriale, zum ersten Mal ediert (Ms. Magdeb. 166, fol. 434r-v), S. 241f.

[1.10.12]
Literatur
Thomas Kaeppeli, Praedicator monoculus. Sermons parisiens de la fin du XIIIe siècle, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 27, Sabina Roma 1957, S. 120-167
W. Neumüller, K. Holter, Die mittelalterlichen Bibliotheksverzeichnisse des Stiftes Kremsmünster. Schriftenreihe des Institutes für Landeskunde von Oberösterreich 2, Linz 1950
Loris Sturlese, Magistri Echardi sermo paschalis a. 1294 Parisius habitus, in: LW 5, S. 133-135

Bericht
  Die Handschrift, eine Predigtsammlung, wurde von Thomas Kaeppeli O.P. im Rahmen einer "voyage de recherches" durch die Bibliotheken Östereichs in der Stiftsbibliothek von Kremsmünster entdeckt. Sie hatte bisher aufgrund einer "identification erronée" im Katalog der Bibliothek keine weitere Beachtung gefunden. (Kaeppeli, S. 120)

Provenienz
  "Der Hersteller der Sammlung war wahrscheinlich ein Mitglied des Predigerordens und schrieb ein ganzes Jahr jede Predigt mit, der er in Paris beiwohnte. Eine Reinschrift (oder Kopie) wurde wenig später nach Österreich gebracht; sie wurde [in Kremsmünster dem Benedektinermönch] Dietmar von Altaich zur Verfügung gestellt und vor dem Jahr 1298 von Br. Gunther[us Dens († 1298)] niedergeschrieben. Weder Gunthers Vorlage noch andere Niederschriften der Sammlung sind bis jetzt wiederaufgefunden worden; bekannt sind hingegen reportationes einiger in der Sammlung enthaltener Predigten, die von anderen Hörern mitgeschrieben wurden" (Sturlese, S. 133).

Handschrift
  Cod. 83 = Sigle 'P' - Kremsmünster / Bild der Handschrift (f. 35r)
II + 168 Blatt, Pergament, 13. Jahrhundert
  Abmessung: 219x152 mm. "Die Handschrift (...) ist eine von zahllosen Predigtsammlungen für das Kirchenjahr (...) Sie enthält 223 zum größten Teil anonym überlieferte Predigten, von welchen die Nr. 1-131 einen vollständigen Predigtzyklus de temore und die Nr. 132-223 den Zyklus de sanctis mit je einer Predigt und einer collatio für jeden Festtag ausmachen. Die Sammlung (f. 1-162v) ist mit einem Inhaltsverzeichnis versehen (f. 162va-163ra)" (Sturlese, S. 133).

Inhalt
44. fr. Ekhardus, lector Sententiarum (35r-36v)

Beschreibung
  "Den eingehenden Forschungen P. Kaeppelis verdanken wir (...) den definitiven Beweis dafür, daß die Sammlung aus Nachschriften von Predigten besteht, die zwischen Mai 1293 und Mai 1294 in verschiedenen Kirchen von Paris, vorwiegend aber bei den Dominikanern von St. Jacques, gehalten wurden." "Der Wert der 223 Predigten der Kremsmünsterer Handschrift ist unschätzbar, denn sie bieten einen umfangreichen, chronologisch genau zuordnenbaren Querschnitt der mittelalterlichen Predigtkunst, wie sie in einer Stadt gepflegt wurde, die zu jener Zeit im Mittelpunkt des geistigen Lebens des Abendlandes stand" (S. 133). Zur Osterpredigt Eckharts: "Im Text wimmelt es von Fehlern (...), und er weist Ungereimtheiten und Inkongruenzen auf (...), die sicher auf das Konto des Mitschreibers gehen. Die Quellen sind mit einer bemerkenswerten Genauigkeit angegeben, der Wortlaut der zitierten Texte entspricht jedoch häufig nur sehr unpräzis ihrem Original" (Sturlese, S. 134).

Edition
Loris Sturlese, Magistri Echardi sermo paschalis a. 1294 Parisius habitus, in: LW 5, S. 136-148

[14.1.04]
Literatur
Friedrich Stegmüller, Eine neue Eckharthandschrift, in: Divus Thomas, Jahrbuch für Philosophie und spekulative Theologie, III. Serie, 20, St. Paulus Freiburg i. d. Schweiz, Juni 1942, S. 176-184
Fridericus Stegmüller, Repertorium commentatorium in sententias Petri Lombardi, Tomus I: Textus, Schöningh Herbipoli (Würzburg) 1947, S. 92 n. 201: ECKARDUS OP

Bericht
  Aufgrund der Edition Kochs konnte Stegmüller 1941 in der Handschrift aus der Prager Universitätsbibliothek einen weiteren Textzeugen für die Collatio in libros sententiarum ausfindig machen. (S. 176)

Provenienz
  Wahrscheinlich ist die Vorlage mit Eckhart bei seinem Aufenthalt als Generalvikar und Visitator nach Böhmen gekommen. Dort hat dann Schreiber A die Kopie erstellt. Nach der ältesten Signatur E 22 stammt die Handschrift aus der Bibliothek eines alten Prager Kollegs; der Name des Kollegs konnte nicht festgestellt werden. (S. 182) "Alle Kollegienbibliothekn wurden im XVII. Jahrhundert in die Jesuitenbibliothek im Klementinum überführt. Im XVIII. Jahrhundert wurden die klementinischen Vodices neu signiert; unsere Handschrift erhielt hierbei die Signatur Yb 17. Die Signatur XI.E.36 ist die Signatur der öffentlichen Bibliothek aus dem Anfang des XIX. Jahrhunderts, die später in die jetzige X. F. 26 verändert wurde" (Stegmüller, S. 183).

Handschrift
  Cod. X. F. 26 = Sigle 'Pr' - Prag
157 Blatt, Pergament und Papier, ca. 1310-1340
  Abmessung: 4°, 208x148 mm, 8 Lagen. Das äußerste und innerste Doppelblatt jeder Lage ist aus Pergament, die übrigen Blätter sind aus Papier und weisen dreierlei Wasserzeichen auf. Der Einband ist aus Pergament. Verschiedene Aufschriften. Blatt 1r trägt am oberen Rand die Aufschrift: Lectura cum quaestionibus super primo sententiarum E 22°. (S. 176 f.) Die Eckhartvorlesung bildet die älteste Schicht (Schreiber A) der Prager Handschrift. (Stegmüller, S. 183)

Inhalt
Nr.BlattInhalt
1.(1)Anon. Fragmentum de Abel et ecclesia
2.1r-3rAnon. (Magister Eckardus O.P.), Principium in sententias (2)
3.3v-4vAnon. Fragmentum in I. sent. d. 1 et 4 (3)
4.6r-9rAnon. (Ricardus de Mediavilla), Principium in I. sent. (4)
5.9vAnon. Fragmentum de beata Maria Virgine (5)
6.10r-11rAnon. Principium in III. sent. (6)
7.11v-156rAnon. Comment. in I. sent. (7)
8.156vAnon. Opinione ocot, quibus Magister sententiarum a modernis reprehenditur (8)
9.157r/vAnon. Fragmentum in I. sent. d. 1 (9)
(, S. 177-179)
Anm.: 1 Vorderer Einbanddeckel, Innenseite, saec. XV/2, Hand E.
2 saec. XIV/1-2, Hand A, mit Glossen von Hand E, saec. XV/2.
3 saec. XV/2, Hand E.
4 saec. XV/2, Hand E.
5 saec. XV/2, Hand E.
6 saec. XV/2, Hand E.
7 saec. XIV/3, Hand B; mit Glossen von Hand E - Henricus Totting de Oyta, Lectura textualis in I. sent., gelesen Prag 1369-1371.
8 saec. XIV/3, Hand C.
9 saec. XIV/3, Hand B.

Beschreibung
  P ist neben F ein selbstständiger Textzeuge. P und F gehen auf eine Vorlage zurück. Es gibt offenbare Fehler, die beiden Handschriften gemeinsam sind. "Da Eckharts Principium nicht in vielen Handschriften überliefert ist, und da die beiden bekannten Handschriften dem Meister Eckhart zeitlich noch nahe stehen, könnte diese Vorlage vielleicht das Autograf Eckharts selbst gewesen sein" (S. 183). P hat, obwohl später geschrieben, meist einen besseren Text als F. An vielen Stellen wurden Kochs Korrekturen und Konjekturen von P bestätigt, was ebensosehr für die Güte des Textes von P zeugt, wie für Josef Kochs editorische Meisterschaft (S. 183 f.).
  "Die Prager Handschrift ist also ein neuer, zwar etwas späterer, aber selbstständiger und oft besserer Textzeuge für das lateinische Erstlingswerk des Meister Eckhart. Die anonyme Handschrift hat zudem bereits das hingebende Interesse eines Prager Magisters des XV. Jahrhunderts erfahren, und ist so ein Zeugnis für das verborgene Wirken des Meisters im böhmischen Raum" (Stegmüller, S. 184).

Edition
Loris Sturlese (Hg. und Übersetzer), Principium. Collatio in libros sententiarum, LW 1,2, Kohlhammer, Stuttgart 2015, S. 475-479 (Ed.) und S. 729-732 (Üb.)

[18.4.15]
Literatur
Heinrich Denifle, [Denifle, Heimat, S. 351]
Bernhard Geyer, Herausgeber und Übersetzer, Magistri Echardi sermo die b. Augustini Parisius habitus, in: LW 5, S. 85-89.
Wilhelm Schum, Beschreibendes Verzeichnis der Amplonianischen Handschriften-Sammlung zu Erfurt, Weidmann Berlin 1887, S. 29 f.

Bericht
  Anscheinend wurde die Handschrift von Schum bei der Katalogisierung der Amploniana erstmals erfaßt. Sie ist eine von drei (E, F, R) heute noch existierenden Handschriften mit Texten Eckharts aus der Biblioteca Amploniana. Die Bibliothek (die insgesamt 979 Codizes umfaßt), gehört heute zur Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt.

Provenienz
  Nicht bekannt. Da es sich um eine Mitschrift der Predigt in Paris handelt, ist die Vorlage vielleicht von Eckhart selbst 1302/03 mit zurück nach Erfurt gebracht worden. Auf "Bl. 1 am unteren Rande ausradirte Besitznotiz in Minuskel, von der nur ein 'burch' noch lesbar" (S. 29)

Handschrift
  CA 2° 36 = Sigle 'R' - Erfurt / Bild der Handschrift (f. 1r).
160 Blatt, Pergament, Anfang des 14. Jahrhunderts
  2°. "Einb.: Holzdeckel mit grünem Lederüberzug; v. u. h. waren anscheinend ehemals Bl. mit ziemlich alter hebräischer Schrift aufgeklebt, v. a. auf pp.-Zettel die dem Cat. Ampl. entsprechende Sign. 14m philosophie naturalis" (S. 29). "Auf der Vorderseite des 2., auf seiner Rückseite ganz graubraun gefärbten Vorblattes in Cursive des fr. 14. Jh. 2 mal: petium quadraginta solidi Parisienses; auf der Rückseite desselben in schwungvoller Cursive des ausgehenden 13. Jh. in 2 Columnen a) eine mit (...) Iste sermo sic est reportatus ab ore magistri Echardi de Hochheim in die beati Augustini Parisius unterschriebene Abhandlung" (Schum, S. 29 f.).

Inhalt
1. Item decem et novem libri de animalibus Aristotelis secundum novam translacionem bene distincti et correcti.
2a. Iste sermo sic est reportatus ab ore magistri Echardi de Hochheim in die beati Augustini Parisius (IIva-b).
2b. Merkvers über die Bücher der Bibel.
2c. Verse.
(Schum, S. 29 f.)

Beschreibung
  "Die am St. Augustinustag in Paris gehaltene Predigt (...) stellt die Abschrift einer Reportation der Predigt dar, wie die Unterschrift zeigt, die allein uns über den Geburtsort Eckharts unterrichtet. Sie ist in zierlicher Schrift des beginnenden 14. Jahrhunderts geschrieben, aber keineswegs fehlerfrei" (Geyer, S. 87).

Edition
Denifle, S. 358-365
Bernhard Geyer (Ed.), Magistri Echardi Quaestiones et sermo Parisienses, in: Florilegium Patristicum Fasc. XXV, Bonnae 1931
Geyer, S. 85-99.

[14.1.04]
Literatur
Augustinus Daniels, Eine lateinische Rechtfertigungsschrift des Meister Eckhart, Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters 23 Heft 5, Aschendorff Münster i. W. 1923, Geleitwort von Clemens Baeumker, V-XIII, Vorwort und Einleitung XIV-XIX
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. XI
Bernd Michael, Die mittelalterlichen Handschriften der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Soest, Wiesbaden 1990, S. 208-218
Loris Sturlese (Hg.), Mag. Echardi responsio ad articulos sibi impositos de scriptis et dictis suis, Die lateinischen Werke Bd. V, 5.-8. Lfg., Kohlhammer Stuttgart 2000, S. 249-274, 357-378 (Einleitung)
G. Théry, Édition critique des pièces relatives au procès d'Eckhart contenues dans le ms. 33b de la Bibliothèque de Soest, AHDL 1, 1926/27, S. 129-268

Bericht
  Aufgefunden wurde die Handschrift bereits um das Jahr 1880 von Ludwig Keller in der Stadtbibliothek in Soest. Auf unterschiedlichen Wegen erfuhren u.a. Hermann Büttner und Adolf Spamer davon, wobei letzterer P. Augustinus Daniels O. S. B. davon in Kenntnis setzte, der sie daraufhin als erster edierte. In kurzer Folge erschienen dann die (interpretatorische) Edition Thérys und die Übersetzung von Otto Karrer, die auch die Grundlage der hier gebotenen HTML-Edition darstellt. Die wohl endgültige und abschließende Bearbeitung der Hs. wurde von Sturlese im Rahmen der kritischen Edition im Dezember 2000 vorgestellt, wobei seine Übersetzung noch aussteht.

Provenienz
  "Die Handschrift Nr. 33 der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Soest vereinigt zehn ursprünglich voneinander unabhängige, wahrscheinlich zwischen 1400-1420 durch Jakob von Soest OP zusammengeführte Teile. Nach Jakobs Tod (um 1438/40) gelangte sie in die Bibliothek des Dominikanerklosters Soest" (S. 357). Über den weiteren Verlauf, bis die Hs. schließlich im 19. Jahrhundert in der Stadtbibliothek landete, habe ich in der Literatur nichts gefunden.

Handschrift
  Cod. 33 = Sigle 'S' - Soest / Bild der Handschrift (f. 45r)
126 Blatt, Pergament, 14. Jahrhundert
  23,5 x 16,5 cm. "Der Originaleinband ist nicht erhalten, der jetzige, einfache schwarze Bibliothekseinband stammt von ca. 1950. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wahrscheinlich nach Zerstörung des alten Einbandes, wurde der Kodex in acht Teile zerlegt" (S. 357). Der Teil '33b' (oder 'Teil IV'), der die Verteidigungsschrift enthält, umfaßt 14 Blätter in zwei Lagen (ein Quaternio und ein Ternio), geschrieben um die Mitte des 14. Jahrhunderts. "Auf jedem Blatt wurden 2 Spalten durch Tinte abgegrenzt, woraus eine Schreibfläche von 17 x 12 cm resultiert, die keine Liniierung aufweist. Die Zeilenzahl schwankt von 52/38. Die Schrift ist eine Textualis von einer Hand, an den Rändern stehen Korrekturen und Marginalien mit Stift und Tinte. 4-zeilige rote Initiale am Beginn (45ra), 3zeilige rote Initialen (45vb, 46ra, 51rb, 47vb), Rubrizierung. Die Lagen wurden in noch ungebundenem Zustand quer durch die Mitte der Seite gefaltet" (S. 360). Anzahl der Hände ungewiß. Entscheidener die Arbeitsgänge:
"1. Gang: Hand S (Schreiber) schreibt um 1350-60 mit einer schwarz-gelblichen Tinte den vollständigen Text" (S. 361). Er nimmt ca. 100 vorlageabhängige Selbstkorrekturen vor.
"2. Gang: Hand Sr (Rubrikator) vervollständigt unter Gebrauch roter Tinte die Arbeit von S (Ausführung von Initialen .. Rubrizierung der Großbuchstaben, Wiederholung .. von Unterstreichungen" (S. 361). Zwei Korrekturen als reine Konjektur.
"3. Gang: Hand Sp (Korrektor mit Bleistift) berichtigt mit Bleistift am Rand eine Reihe von im Text verbliebenen Schreibfehlern" (S. 361). Marginalglossen. Korrekturen höchster Qualität.
"4. Gang: Hand Sc (Korrektor mit Tinte) zieht die durch Hand Sp eingetragene Korrekturen mit schwarzer Tinte nach" (S. 361). Einteilung in 10 Kapitel. Korrekturen, die nicht auf der Bleistiftvorlage beruhen, sind meistens unbegründet (s. Acta n. 46).

Inhalt
Nr.BlattInhalt
IV.45-58Responsio magistri Echardi ad articulos sibi impositos
(Sturlese, S. 358; Koch, S. XI)

Beschreibung
  "Der Grundtext ist von einer einzigen Hand geschrieben, die paläographisch auf die Mitte des 14. Jahrhunderts datierbar ist." "Die Hand S verrät persönliche Züge und scheint kaum diejenige eines professionellen Kopisten zu sein. Sie beginnt mit kleinerer Schrift, die allmählich zu größeren Formen übergeht, dann unterbricht sie ihre Arbeit und beginnt wieder mit kleineren Formen. Man kann wenigstens 13 Stellen beobachten" (S. 362). "Das Soester Dokument [ist] keine ungeordnete Zusammenstellung von Aktenstücken, sondern [wurde] von Anfang an als eine Schrift mit einer durchdachten Struktur - sogar einer Illuminierung - konzipiert" (S. 364 - alle Zitate Sturlese).

Edition
Augustinus Daniels, Eine lateinische Rechtfertigungsschrift des Meister Eckhart, Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters 23 Heft 5, Aschendorff Münster i. W. 1923, Textausgabe S. 1-66
Otto Karrer, [Karrer]
Loris Sturlese (Hg.), Mag. Echardi responsio ad articulos sibi impositos de scriptis et dictis suis, Die lateinischen Werke Bd. V, 5.-8. Lfg., Kohlhammer Stuttgart 2000, S. 275-354 (E)

[14.1.04]
Literatur
Max Keuffer, Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek Trier, Lintz Trier 1888, S. 58-59 Nr. 72
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. IX
J. Montebaur, Studien zur Geschichte der Bibliothek der Abtei St. Eucherius-Matthias zu Trier, Römische Quartalsschrift Supplementband 26, 1931, S. 61, nr. 86
Konrad Weiß, Der heutige Stand der Eckhartforschung, in: Chistentum und Wissenschaft 10, Ungelenk Dresden 1934, S. 410

Bericht
  In zwei handschriftlichen und einem gedruckten Katalog der Stadtbibliothek aus dem 16. und 19. Jahrhundert befand sich eine Notiz, die eine Handschrift als fratris Eckardi Opus tripartitum auswies. Dies übernahm dann Keuffer 1888 in sein Verzeichnis der Handschriften. Wo die Hs. sich heute befindet, ist mir nicht bekannt.

Provenienz
  Keine Angaben, bis auf die kurze Notiz von Keuffer: "St. Matthias" (S. 59), d.i. die Benediktinerabtei St. Matthias bei Trier.

Handschrift
  Cod. 72/1056 = Sigle 'T' - Trier / Bild der Handschrift (f. 3v/4r)
Keuffer: 1 V. (Vorsatzblatt ?); 179 Blatt, Pergament, ausgehendes 14. Jahrhundert.
Koch: 181 Blatt
  Abmessung: 158 x 237; auf Glossenschema geschr.; 2 Sp.; 3 Hde. (Keuffer, S. 58). "72 ist die Nr. der Hs. in Keuffers Verzeichnis, 1056 ihre Standortnummer" (Koch, S. IX Anm. 2). Anscheinend (s. Inhalt - Keuffer) sind die Texte Eckharts von einer Hand geschrieben.

Inhalt Keuffer, S. 58
Nr.BlattInhalt
1.- f. 35Echardi fratris opus tripartitum in Genesin
 - f. 64'in parabolas geneseos
 - f. 93'in exodum
2.- f. 158S. Bonaventurae liber, cui titulus Pharetra
3.Varii sermones - 1spaltig.

Inhalt Koch, S. IX
Nr.BlattInhalt
I. a)  1ra-bTabula prologorum
b)  1ra-2vbTabula auctoritatum Libri Genesis
c)  2vb-4vbPrologus generalis in opus tripartitum
d)  4vb-6vbPrologus in opus propositionum
e)  6vb-35rbExpositio Libri Genesis
II. a)  1ra-2raPrologus in Librum parabolarum Genesis
b)  2ra-4rbTabula Libri parabolarum Genesis
c)  4rb-29vbLiber parabolarum Genesis
III. a)  1ra-vbTabula Libri Exodi
b)  1vb-29vaExpositio Libri Exodi

Anm.: "Der erste Teil dieser Handschrift, welcher Schriften Eckharts enthält, besteht aus drei Stücken mit besonderer Blattzählung, von denen das erste und zweite je drei, das letzte zwei Lagen umfaßt. Das letzte Blatt ist jeweils ein vom Schreiber nicht gezähltes Halbblatt."

Beschreibung
  T "gliedert den Text gut und übersichtlich." Es "sind nicht nur die einzelnen auctoritates [Bibelzitate] durch Initiale und Unterstreichung des behandelten Bibelwortes deutlich gekennzeichnet, sondern auch alle Unterteile einer auctoritates sind durch Großschreibung und möglichst auch durch Beginn einer neuen Zeile hervorgehoben. Dazu sind alle Abschnittsziffern, 'notanda', 'exempla', Schrift- und Schriftstellerzitate am Rande notiert. Der Illuminator hat durch reiche Rubrizierung usw. die Übersichtlichkeit erhöht" [Weiß, CT-Rezension, S. 124].

Edition
Keine spezielle. In den lateinischen Werken in allen Editionen zur CT-Rezension.

[14.1.04]
Literatur
Bernhard Geyer (Hg. und Übersetzer), Magistri Echardi Quaestiones Parisienses una cum quaestione magistri Consalvi, LW 5, Kohlhammer Stuttgart 1936, S. 33-35
P. Glorieux, A propos de 'Vatic. lat. 1086'. Le personnel enseignant de Paris vers 1311-14, Recherches de théologie ancienne et médiévale 5, 1933, S. 23-39
Martin Grabmann, [Grabmann], S. 17-21.
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. XI
A. Pelzer, Prosper de Reggio Emilia, des Eremites de Saint-Augustin, et le manuscrit latin 1086 de la Bibliothèque Vaticane, Revue néoscolastique de philosophie 30, 1928, S. 316-351
Bibliothecae Apostolicae Vaticanae Codices manu scripti recensiti. Codices Vaticani Latini II,1 (Cod. 679-1134) rec. A. Pelzer, In Bibliotheca Vaticana 1931, S. 654-683
Link: Worldcat

Bericht
  Laut Grabmann entdeckte er die Eckhartquaestionen im Sommer 1926 in der Handschrift.

Provenienz
  Keine Angaben. Den Artikel von Pelzer konnte ich bisher noch nicht einsehen.

Handschrift
  Cod. Vat. Lat. 1086 = Sigle 'V' - Rom
327 Blatt, Pergament, zwischen 1311 und 1323
  Bibliotheca Apostolica Vaticana. 2 Teile. Erster Teil bis fol. 101v. "Der zweite Teil der Handschrift (fol. 101r-327v) war ursprünglich eigens foliiert, ist dann nachträglich fortlaufend an den vorhergehenden Teil weiter numeriert worden. Es zerfällt dieser zweite Teil wieder in zwei Unterabteilungen: fol. 101r-173v und 176v bis Schluß, welche Sammlungen von Quaestionen darstellen" (Grabmann, S. 20). Zwei davon konnten sicher Eckhart zugeordnet werden. Der erste Teil (A) der Quaestionen ist von einem unbekannten Schreiber. "Die Quaestionen der zweiten Gruppe [B] sind von Prosper selbst geschrieben in der Weise, daß jedem Autor ein besonderes Heft gewidmet ist." Die Gruppierung ist chronologisch: Gruppe A enthält die Disputationen des Schuljahres 1311-12, B die der Jahre 1312-14. Eckhart ist in beiden Gruppen vertreten: in A als Nr. Q. 162 (f. 143r) und in B als Q. 109 nach der Zählung der Hs. (Geyer, S. 34) sowie daran anschließend mit vier weiteren Quaestionen.

Inhalt
Nr.BlattInhalt
1bis 100vSentenzenkommentar von Prosper de Regio
2143rQuaestio M. Ayerdus, Utrum aliquem motum esse sine termino implicet contradictionem
3222rQuaestio, M. Aycardus, Utrum in corpore Christi morientis in cruce remanserint formae elementorum
4222vaUtrum omnipotentia quae est in deo debeat attendi secundum potentiam absolutam vel secundum potentiam ordinatam
5222vb-223rbUtrum essentia divina esset actualior quam proprietas
6223rb-vbUtrum diversitas esset realis vel rationis
7223vb-224raUtrum differentia secundum rationem sit prior quam differentia secundum rem
(Grabmann, S. 20; Koch, S. XI; Sturlese, S. 455-460)

Beschreibung
  Die Handschrift, "die in ihrer Struktur zu den schwierigsten scholastischen Codizes zählt, zerfällt inhaltlich in zwei Teile, deren erster an den Namen des Prosper de Regio geknüpft ist. Dieser erste Teil enthält den Kommentar dieses Theologen zu dem ersten Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus, der allerdings nur den Prologus und einen Teil der 1. distinctio des 1. Sentenzenbuches umfaßt und fol. 100v abbricht. Der zweite Teil bietet eine vielleicht auch mit Prosper de Regio zusammenhängende Sammlung von Quaestionen Pariser Professoren aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts" (S. 17).
  "Von besonderem Wert ist dieses Werk für die literarhistorische Erforschung der Pariser Scholastik in der Frühzeit des 14. Jahrhunderts, insofern hier eine große Zahl von Pariser Professoren mit ihren Lehrmeinungen namentlich aufgeführt werden [deren Meinungen 'nach allen Richtungen der Windrose auseinandergegangen sind' (S. 19)]. Die Randnotizen machen uns mit einer großen Anzahl von Autoren bekannt, welche damals eine Rolle spielten und von denen vielfach uns sonst keine literarische Leistungen erhalten sind" (Grabmann, S. 20).

Edition
Bernhard Geyer (Hg. und Übersetzer), Magistri Echardi Quaestiones Parisienses una cum quaestione magistri Consalvi, LW 5, Kohlhammer Stuttgart 1936, S. 72-83
Geyer, S. 24-28
Martin Grabmann, [Grabmann], S. 112-114.
Magistri Echardi Opera Latina. XIII. Quaestiones Parisienses, ed. Antonius Dondaine O.P., Lipsiae F. Meiner 1936
Loris Sturlese (Hg. und Übersetzer), Magistri Echardi Quaestiones Parisienses. Supplementum, LW 1,2, Kohlhammer, Stuttgart 2015, S. 461-469 (Ed.) und S. 717-726 (Üb.)

[19.4.2015]
Literatur
Josef Koch, [Koch, Lat. Werke], S. XI
Franz Pelster, Ein Gutachten aus dem Eckehart-Prozeß in Avignon, in: Aus der Geisteswelt des Mittelalters, Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters, Studien und Texte, M. Grabmann zur Vollendung des 60. Lebensjahres von Freunden und Schülern gewidmet, Supplementband 3, Aschendorff Münster i. W. 1935, S. 1099-1108
Andrés Quero-Sánchez, Sein als Freiheit. Die idealistische Metaphysik Meister Eckharts und Johann Gottlieb Fichtes. Anhang: Das Gutachten einer Avignoneser Theologenkommission (lat. und erstmals in deutscher Übersetzung), Symposion 121 (Philosophische Schriftenreihe), Alber Freiburg / München 2004, S. 331-395

Bericht
  Bei der Katalogisierung der Vatikanischen Hss. stieß der Präfekt der Vaticana, Mgr. G. Mercati auf ein Gutachten, "das offenbar Beziehungen zu Eckehart besaß" (Pelster, S. 1099).

Provenienz
  "Können wir etwas über den Ursprung dieses Faszikels sagen? Auffallend ist für diese Zeit der Gebrauch des Papiers. In der Avignoner Bibliothek der Päpste jedoch ist dies bei urkundenähnlichen Schriften keine Seltenheit (...) Eckehart wird von gleichzeitiger Hand als Alamannus bezeichnet. Das wäre in Italien und Deutschland wohl nicht geschehen; in Frankreich ist es eine Selbstverständlichkeit (...) Für die päpstliche Kurie spricht noch ein anderer Umstand. An den Artikeln, die sechseinhalb Blätter umfassen, haben sich vier Schreiber in der Weise betätigt, daß Hand 1 ff. 124 und 129, Hand 2 ff. 125 und 128, Hand 3 ff. 126 und 127 und Hand 4 f. 130r geschrieben hat. Offenbar hat man, um Zeit zu gewinnen, die Urschrift auf vier Schreiber verteilt (...) Wir haben also eine sehr große Wahrscheinlichkeit, daß dieser Teil der Hs. in Avignon geschrieben ist" (Pelster, 1101 f.)

Handschrift
  Cod. Vat. Lat. 3899 = Sigle 'V1' - Rom
IV + 132 Blatt, Papier, 14.-16. Jahrhundert.
  Bibliotheca Apostolica Vaticana. "chart. ff. (IV + 132), 30,2 x 22 cm (ff. 71-98 29,5 x 21,3 cm) (1 et 2 col.) saec. 14-16. Ausgesprochene Mischhandschrift" (S. 1100). "Auf f. 132v steht noch der Destinatar des Gutachtens: Pro fratribus sancti Francisci (...) Wohl alle Stücke haben vor der Eingliederung ein Sonderdasein geführt. (...) 12 ist ein Gutachten, das später mit 11 vereinigt wurde. Der Band muß nach seinem Inhalt und seiner Umgebung nach in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden sein. Dies schließt natürlich nicht aus, daß einzelne Stücke schon seit langem im Archiv oder in der Bibliothek der Päpste waren. Der älteste Bestandteil der Hs. sind ohne Zweifel die uns beschäftigenden Artikel, die offensichtlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschrieben wurden" (Pelster, S. 1101).

Inhalt
Nr.BlattInhalt
11124r-130rArticuli contra fratrem Aychardum Alamannum; "f. 123r eine Hand des 14. Jahrh., f. 124r in Hand des 17. Jahrh, dann Hand des 14. Jahrh." (Pelster, S. 1101)

Beschreibung
  "Es bleibt die Frage nach dem Charakter und Ursprung dieser Artikel. Jeder Abschnitt besteht im allgemeinen aus vier Teilen, dem zu verurteilenden Satz, der Begründung für die Verwerflichkeit des beanstandeten Satzes, der Verteidigung Eckeharts und einer kurzen Gegenantwort auf diese Rechtfertigung. Mehrfach wie bei Satz 8 und 9; 10, 11, 12 und 13; 17 und 18; 27 und 28 sind Anklage und Verteidigung mehrerer Artikel zusammengezogen. Da bei der Anklage ausschließlich der Plural gebraucht wird, müssen wir schließen, daß es sich um die gemeinsame Anklage mehrerer, vielleicht einer Kommission handelt" (Pelster, S. 1102). Insgesamt werden 28 articulus angeführt.

Edition
Franz Pelster, [Pelster], 1935, S. 1109-1124
Loris Sturlese, Votum theologorum Avenionensium, Acta Echardiana, Processus contra mag. Echardum, n. 59, in: LW 5, 2007, S. 568-590
Übersetzung
Andrés Quero-Sánchez, [Quero-Sánchez], 2004, S. 334-382

[11.4.11]