Geld
Femelbetrieb Hanse Lombarden Markt Messe |
Via regia
Zoll |
Florenz
Genua Pisa Venedig Marco Polo |
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Chronik: 11., 12., 13., 14. Jh. |
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[7.12.04] |
Hanse
[Althochdeutsch hansa "Kriegerschaft, Gefolge"], im Mittelalter Bezeichnung für Gemeinschaften von Kaufleuten im Ausland zu gemeinsamer Vertretung von Handelsbelangen sowie zum gegenseitigen Schutz. Die Ursprünge liegen in der Privilegierung deutscher Kaufmannsgenossenschaften im Ausland (Kaufleute aus Köln, den Niederlanden und Westfalen in England, Lübecker Gotlandfahrer). Im Zuge der deutschen Ostsiedlung (s. Deutscher Orden) verlagerte sich das Gewicht der Hanse zunehmend in den Ostseeraum (2. Hälfte des 12. Jh. Niederlassungen in Nowgorod und Smolensk). Unter der Leitung Lübecks formierte sich ein (erst seit 1356 förmliches) Bündnis der westfälischen, sächsischen, wendischen, pommerschen und preußischen Städte (Hansequartiere). In der Folgezeit wurde die Hanse immer wieder in Kämpfe mit den skandinavischen Herrschern verwickelt. (...) Der letzte Hansetag fand 1669 statt. [VoL 5, S. 182] [16.3.00]
Markt
[zu lateinisch mercatus "Handel, Messe"], Platz, an dem Verkäufer und Käufer, Erzeuger und Verbraucher sich zu Handelszwecken treffen. In der antiken Stadtkultur war der Marktplatz (Agora, Forum) Standort von Veranstaltungen des öffentlichen Lebens. Die Marktplätze bildeten den Mittelpunkt der Stadt, dort wurden die wichtigsten öffentlichen Gebäude errichtet, dort stand in der mittelalterlichen Stadt als Wahrzeichen der Marktfreiheit das Marktkreuz, ein mit Handschuhen und Schwertern als Symbolen des Marktrechts geschmücktes Kreuz. Seit fränkischer Zeit verlieh der König das Recht, einen Markt abzuhalten (Marktregal). Der Ort und die Besucher standen unter einem besonderem Recht, insbesondere dem Marktfrieden. Streitigkeiten aus dem Marktverkehr wurden vor den Marktgerichten verhandelt. Der Marktherr (König, Bischof, Fürst) garantierte den freien Handelsverkehr und die Sicherheit der Wege (Geleit). Er hatte auch das Recht, unter Strafandrohung zu bestimmen, daß bestimmte Waren innerhalb der städtischen Bannmeile nur auf dem Markt gehandelt werden durften (Marktzwang). Zum Entgelt erhob er einen Marktzoll auf die gehandelten Waren. Etwa seit dem 11. Jh. wurde das Marktrecht ohne zeitliche Beschränkung für alle Bewohner und Besucher gültig und damit eine der wichtigsten Wurzeln des Stadtrechts. [VoL 7, S. 410] [6.7.03]
Messe
Seit dem frühen Mittelalter, vor allem aber seit dem 11./12. Jh., wurden anläßlich kirchlicher Festtage (lateinisch feriae, daher englisch fair, französisch foire) an wichtigen Verkehrsknotenpunkten nach der kirchlichen Messe Märkte abgehalten. Die Messebesucher unterstanden dem Schutz des Königs und der Kirche; den Messeorten wurden Messeprivilegien verliehen. Die früheste dieser dem Warenaustausch dienenden Warenmessen war die von Saint-Denis (seit etwa 629). Durch Ausstellen von Meßwechseln wurden die Messeorte gleichzeitig Zentren des Geld- und Kreditwesens (z.B. Brügge, Gent, Lyon, Paris, Padua und Antwerpen). Zwischen Europa und den Levanteländern vermittelten Genua und Venedig den Handelsverkehr. Im Hl. Römischen Reich erhielten Frankfurt am Main 1240 und Leipzig 1268 Messeprivilegien. Weitere wichtige Messestädte waren in Oberdeutschland u.a. Straßburg und Worms. [VoL 7, S. 563 f.] [16.3.00]
Geld (Münze)
Deutschland
Zwischen 1140 und 1197 gab es 215 Münzstätten in deutschen Landen. Davon waren 106 in geistlicher, 81 in weltlicher und 28 in königlicher Regie. Zwischen 1197 und 1270 stieg die Anzahl auf 466 (152 geistliche, davon 106 bischöfliche und 46 in Klöstern; 277 weltliche und 37 königliche). Die Hauptnutznießer waren also die bischöflichen und noch stärker die weltlichen Fürsten. Die starke Erhöhung der Zahl der Prägeorte erfolgte in enger Verbindung mit der ebenso kräftigen Stadtgründungswelle, an der das Königtum seit der Wende zum 13. Jh. ebenfalls nur noch einen geringen Anteil hatte.
Die neu eingerichteten Münzstätten gewannen mit Ausnahme der königlichen Münze von Schwäbisch Hall bei weitem nicht mehr die Bedeutung, wie sie die Münzen der großen Bischofsstädte besaßen, unter denen jene von Köln und Regensburg hervorragten. Die neuen Münzen wurden nach dem Vorbild der jeweiligen Prägungen aus den "Mutterstädten" geschlagen, wodurch die Dominanz der bischöflichen Münzen reduziert oder sogar untergraben. So erhielt z.B. der Kölner Pfennig in den königlichen Münzstätten der weiteren Umgebung - wie Aachen, Duisburg und Nijmwegen - eine beachtliche Konkurrenz.
Den größten Erfolg erzielte die staufische Münzpolitik mit der Münzprägung in Schwäbisch Hall, die von Barbarossa um 1180 gegründet worden war. Die Massenproduktion dieser Münze veränderte im Laufe eines Jahrhunderts das bisherige Münzsystem in Deutschland wesentlich. Von Anfang an wirkte dieser Denar weit über die Würzburger Diözese hinaus. Sein Erfolg beruhte nicht zuletzt auf seinem geringen Wert, womit er die guten Münzen zurückdrängte. Es setzte sich also die Politik des leichten Geldes durch. Gegen 1250 gewann der "Haller" (Heller) fast den Rang einer Reichsmünze. Gegen die königliche Münzpolitik, die ebenso wie jene der geistlichen und weltlichen Herren eminent territorial-politisch bestimmt war, protestierten die Fürsten vielfach. Ihre Interessen sind an den Zugeständnissen Friedrich II. von 1220 und 1231/32 abzulesen. Auch darin äußerte sich der steigende Einfluß der Geldwirtschaft auf die Politik.
Der Verfall der hohen Münzwerte als Parallelerscheinung zu dem "Münzstättenboom" und zur Urbanisierung insgesamt entsprach auch dem Bedürfnis breiter Bevölkerungsschichten nach kleinen Münzen, mit denen sie sich am Marktgeschehen für ihren alltäglichen Bedarf beteiligen konnten. Der Abstand der geldwirtschaftlichen Entwicklung Mitteleuropas zur mediterranen Welt blieb aber auch noch am Ende der Stauferzeit beachtlich. Die Annäherung gedieh wohl am weitesten in geldwirtschaftlichen Intensitätsinseln, wie sie als bestes Beispiel offenbar die Stadt Köln mit ihrer überragenden, bis weit nach England verbreiteten Münze bildete. [AuG, S. 297] [16.3.00]
Italien
Dank ihrer Kapitalkraft verliehen die italienischen Kaufleute, die sog. Lombarden, im Laufe des 13. Jh. zunehmend Geld an französische und englische Feudalherren und nicht zuletzt auch an die Könige. Gefördert wurde dies dadurch, daß seit der Mitte des 13. Jh. die Kurie die "Lombarden" zur Übermittlung von Geldzahlungen, insbesondere von Kreuzzugszehnten, aus Frankreich und England nach Rom einschaltete. Zunächst profitierten von diesem Geschäft vor allem Kaufleute aus Siena, die jedoch in den folgenden Jahrzehnten von solchen aus Lucca und Florenz zunehmend in den Hintergrund gedrängt wurden. Als Papst Alexander IV. im Zusammenwirken mit dem englischen König Heinrich III. die Staufer endgültig aus dem Königreich Sizilien verdrängen und 1255 dort einen englischen Königssohn als Herrscher einsetzen wollte, nahmen sowohl der Papst als auch der englischen König für die geplanten kriegerischen Aktionen große Anleihen bei Sienser und Florentiner Kaufleuten auf.
Zwischen 1274 und 1294 waren die Riccardi aus Lucca die wichtigsten Kreditgeber des englischen Königs Eduard I., der ihnen dafür weitgehend die Einnahmen aus dem Exportzoll für Wolle übertrug, was sie wiederum dazu nutzten, einen großen Teil am englischen Wollexport nach Flandern an sich zu reißen. Eine derartige Kreditvergabe an Feudalgewalten konnte einerseits sehr große Gewinne bringen, barg aber auch große Risiken in sich. So ordnete der französische König Philipp IV. nach Ausbruch eines Krieges mit England 1294 an, das in Frankreich befindliche Vermögen der Riccardi wegen ihrer Zusammenarbeit mit der englischen Krone zu beschlagnahmen.
Während des 13. Jh. entstanden in zahlreichen lombardischen und toscanischen Städten Handelskompagnien, deren Teilhaber überwiegend einer Familie angehörten, die der Gesellschaft den Namen gab (so auch die Riccardi aus Lucca). Diese Handelsgesellschaften, deren Teilhaber und Agenten sich an verschiedenen Orten aufhielten, entwickelten neue Formen des Geldverkehrs und der Kreditgewährung. Hierzu gehört der im 13. Jh. aufkommende Wechselbrief, mit dem ein Kaufmann, der von einem anderen Geld oder Waren empfangen hatte, einen an einem anderen Ort ansässigen Teilhaber oder Agenten beauftragte, dort an einen Dritten, in der Regel einem Gesellschafter des Geldgebers, eine bestimmte Summe auszuzahlen. Auf diese Weise verbanden sich Kreditgewährung und Geldwechselaktion, wobei risikovolle Geldtransporte überflüssig wurden. Außerdem hatte das zur Folge, daß zuerst die italienischen Kaufleute ihre Waren nicht mehr selbst begleiteten, sondern die Geschäfte mit schriftlichen Anweisungen von ihren Kontoren aus abwickelten, was wiederum dazu führte, daß die Messen gegen Ende des 13. Jh. ihre Bedeutung als Treffpunkte der Kaufleute aus zahlreichen europäischen Ländern allmählich verloren. [AGM, S. 204 f.] [16.3.00]
Via regia
Diese Ost-West-Magistrale, die 'Königsstraße' wurde vor 1230 erstmals urkundlich erwähnt. Sie verband Paris mit Kiew. Von Paris aus führte sie über Reims, Verdun, Metz, Saarbrücken, Kaiserslautern und Mainz zunächst bis zum Verkehrknotenpunkt Frankfurt am Main, wo sich fünf Handelswege kreuzten. Über Würzburg gelangte man nach Nürnberg und von dort weiter nach Venedig. "Über Basel kamen aus Italien und Frankreich Brokat und Gewürze, über Mainz rollten die Wagenzüge aus Paris und den Messestädten der Champagne heran. Der venezianische Handel fand teils über Augsburg oder über Nürnberg seinen Weg nach Frankfurt. Von besonderer Bedeutung waren die Straßen von Köln (...). Auf der linken Seite des Rheins auf der alten Römerstraße von Bonn über Koblenz und rechtsrheinisch von Hennef über Hadamar, Limburg, Camberg und Königsstein im Taunus verbanden sie Frankfurt mit dem flandrischen und niederländischen Handel, der über Köln abgewickelt wurde" (Dreyer-Eimbcke, S. 187).
Von Frankfurt aus führt die Via regia weiter über Hanau, Fulda, Hünfeld, Vacha, Eisenach und Gotha zum nächsten Verkehrsknotenpunkt Erfurt. Von hier aus gings gegen Osten über Naumburg nach Leipzig und über Bautzen und Görlitz bis Breslau, wo sie zunächst endete. Über Krakau und Lemberg gelangte man weiter bis Kiew. [5.2.04]
Zoll
Seit der 2. Hälfte des 9. Jh. bildete sich eine enge Verbindung von Markt und Zoll heraus. Mit der Entrichtung des Zolls erlangte der Kaufmann das Recht, unter dem Schutz des Königs oder des Zollherrn entweder die Zollstätte oder die Grafschaft, in der sie lag, zu passieren oder auf dem Markt (bzw. den Märkten) der Grafschaft Handel zu treiben. Märkte, deren Besuchern der König seinen Schutz und deren Herren er die Errichtung eines Zollhauses gewährte, verdrängten seither jene Handelsplätze, die dieser Institution entbehrten; sehr häufig lösten sie die Entstehung einer Stadt aus, auf deren Gebiet sich in der Folge der Erhebungs- und Marktbezirk beschränkte.
Obwohl die königliche Zollhoheit (s. Fürstenprivilegien) stets grundsätzlich anerkannt blieb, gingen das Heberecht und die Tarifhoheit in Westeuropa seit dem 10. Jh. auf die Lehnsfürsten, in Italien seit dem 12. Jh. auf die Städte und in Deutschland namentlich seit dem Thronstreit 1198-1212 auf Landesherren und Reichsstädte über, denen der König seine Erlaubnis zur Errichtung neuer Zollstätten oder zur Änderung der Tarife nur noch dann verweigern durfte, wenn diese Maßnahmen einem bereits bestehendem Zoll zum Nachteil gereichten. Da die Händler die Zölle seit dem 12. Jh. überwiegend in Geld entrichteten, wurde die von der politischen Zersplitterung verursachte finanzwirtschaftliche Entwertung des Zollwesens noch verstärkt durch die beständig fortschreitende Geldentwertung.
Die von den Königen eingesetzten oder privilegierten Zollherren errichteten seit dem 11. Jh. zahlreiche neue Zölle auch außerhalb von Städten, während die unter ihnen befindlichen Stadtherren die Marktzölle namentlich seit dem 13. Jh. häufig der Verwaltung durch die Stadtgemeinden überließen; diese erlangten damit auch das Recht, in Form von Akzisen wieder echte indirekte oder Verbrauchssteuern einzuführen. Seither nimmt die Zahl der überlieferten Zolltarife zu; meistens sind es Rechtsanweisungen von Verbänden der Zollpflichtigen, denen der Zollherr oder die Stadtgemeinde ihre Zustimmung in Form eines Privilegs erteilten. E. Pitz, [LdM IX, Sp. 668 - Auszug] [6.7.03]
Genua
Genua, Pisa und Venedig beherrschten seit den Kreuzzügen den Fernhandel im Mittelmeerraum. Der florierende Handel mit Luxusgütern aus dem nahen und fernen Osten bewirkt, daß sich eine gut funktionierende Geldwirtschaft und das Kreditwesen in Europa herausbilden. Als stärkste Konkurrenten um die wirtschaftliche Macht treten sich Genua und Venedig gegenüber. So kommt es im Laufe von 100 Jahren immer wieder zum Krieg zwischen beiden Stadtstaaten, die auch Seemächte sind (u.a. 1257-58, 1264, 1293-99 und 1343-54). [E2J, S. 81]
Im erbitterten Machtkampf mit Pisa (vor allem 1165-76), mit dem zusammen es 1016 den Sarazenen Sardinien und Korsika abgenommen hatte, blieb Genua erst 1284 siegreich. Zahlreiche genuesische Niederlassungen in Syrien und Palästina, im Königreich Kleinarmenien und am Schwarzen Meer. Der Konflikt mit Venedig endete nach wechselvollen Kämpfen mit der Niederlage 1380. [VoL 4, S. 458]
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts Handelsniederlassung in Sevilla. Nachdem sie 1277 mit ihren Galeeren erstmals vor der flandrischen Küste (Brügge) erschienen waren, wurde neben dem beschwerlichen Landweg allmählich auch die direkte Seeverbindung zwischen Italien und den nordwesteuropäischen Wirtschaftszentren wirksam.
Um 1220 Prägung von Groschen (vgl. Venedig). [AGM, S. 206] [16.3.00]
Pisa
gehörte zu den Ersten, sie sich eine eigene Stadtverfassung gaben (1081). Wurde als Handelsstadt (mit voller kommunaler Freiheit im 12. Jh.) zum Konkurrenten von Genua und Venedig. Mit der Niederlage gegen Genua (1284) und der Versandung des Hafens begann der wirtschaftliche und politische Abstieg der Stadt, die in der Folgezeit ihre Besitzungen verlor. [VoL 9, S. 130] [16.3.00]
Venedig
Bereits seit dem 9./10. Jh. Haupthandelspartner von Byzanz (vor allem Gewürze, Wein, Oliven, Waffen), begann V. im 10 Jh. in Istrien und Dalmatien Fuß zu fassen und konnte seit dem 12. Jh. durch Unterstützung und Ausnutzung der Kreuzzüge seine politische und wirtschaftliche Stellung im östlichen Mittelmeer ausbauen (1204 auf Betreiben des Dogen E. Dandalo beim 4. Kreuzzug Eroberung Konstantinopels und Errichtung des kurzlebigen, venezianischen Einfluß ausgesetzten "Lateinischen Kaiserreichs"). [VoL 12, S. 102 f.]
Der märchenhafte Aufstieg Venedigs zur wirtschaftlichen Großmacht und Handelsmetropole der damals bekannten Welt hatte um die Mitte des 5. Jh. begonnen. Sie übernahmen den Frachtverkehr zwischen Ravenna und Byzanz, von wo sie Seide, Damaszener Degen und Gewürze mitbrachten. Später dehnten sie ihre Fahrten aus. Nicht durch Gewalt, sondern durch geschickte Schachzüge errangen die Venezianer als Republik politische Unabhängigkeit. Sie trieben nicht nur Handel, sondern gründeten auch gewinnträchtige Industrien. Seide, Glaswaren, gefärbte Stoffe und Öl, Güter, die vor allem den Luxusbedarf befriedigten. Zunächst arbeitete Venedig mit Konstantinopel zusammen, später versetzte sie ihr den Todesstoß, was ihren Schiffen und Kaufleuten auch den ungehinderten Zutritt zum Schwarzen Meer verschaffte.
Venedig verstand es, sich als Mittler im Handelsverkehr zwischen Morgen- und Abendland eine Monopolstellung zu verschaffen. Alle Güter der damals bekannten Welt, ein unerhörter Reichtum, strömten in der Lagunenstadt zusammen und wurden von dort aus wieder verteilt. Ausländische Kaufleute durften nicht unmittelbar miteinander verkehren, sondern nur über venezianische Zwischenhändler, die dabei mit ansehnlichem Gewinn arbeiteten. Jede größere Nation hatte hier eine eigene Niederlassung.
Florenz hatte zwar auf dem Gebiet des Geld- und Bankwesens einen Vorsprung, Venedig bemühte sich aber, die Konkurrenz durch modernere Methoden zu übertrumpfen. So ließen es die venzianischen Bankiers im 14. Jh. zu, daß ein Kunde mehr Geld abhhob oder an einen anderen auszahlen ließ, als er selber eingezahlt hatte. Der Kunde durfte sein Konto "überziehen". Doch galt das damals als Ausnahme, fast als Unrecht. Die Bank war noch kein Kreditinstitut. [Stolze, S. 48 f.]
Bereits um 1194 war man zur Prägung größerer Silbermünzen übergegangen, die allgemein als Groschen (von lat. grossus = dick) bezeichnet wurden. Der venezianische grosso hatte den Wert von 24 Denaren. 1284 nahm Venedig, wo bis dahin in starkem Maße byzantinische Goldmünzen gebräuchlich waren, die Prägung des goldenen Zecchino auf. Die Denare bzw. Pfennige kursierten weiter als Kleinmünze im lokalen Marktverkehr. [AGM, S. 205 f.]
Besonders berühmt war Venedig im Mittelalter für seine Glasherstellung. So befanden sich auf der Insel Murano bei Venedig seit dem Ende des 13. Jh. die meisten Glashütten des alten Europas. Dadurch wurde die Insel seit den achtziger Jahren zum Hauptsitz der Brillenherstellung. [VoL 12, S. 102 f.] [16.3.00]
Der Dominikanermönch Giordano da Rivalto erwähnte im Jahre 1300 in einer Predigt in Florenz beiläufig das epochale Ereignis: "Es ist noch nicht zwanzig Jahre her, dass die Kunst der Verfertigung von Brillen, die besseres Sehen vermitteln, eine der nützlichsten Künste der Welt, erfunden wurde. Ich habe selbst denjenigen gesehen, der sie erfunden und zuerst fertigte, und mich mit ihm unterhalten." Augengläser wurden bald zu einem so gewöhnlichen Gebrauchsgegenstand, dass man sie auf Tafelbildern selbst älteren Personen der biblischen Geschichte auf die Nase setzte. [SdW 12/2004, S. 96] [3.12.04]
Die Verfassung Venedigs wird 1297 weiter auf eine strenge Oligarchie ausgerichtet: Zugang zum Großen Rat erhalten nur mehr die Mitglieder der 287 Adelsfamilien, die im "Goldenen Buch" der Stadt verzeichnet sind. Der Große Rat wählt den Dogen, das Staatsoberhaupt, auf Lebenszeit. [CdW, S. 96] [10.2.04]
Einer der berühmtesten Söhne der Stadt war Marco Polo. [16.3.00]