Prologi in opus tripartitum
cum Tabula 1

opus
Tabula prologorum
Prologus generalis
Prol. propositionum

Prol. expositionum I
Prol. expositionum II
Bild der Handschrift

Anmerkungen
Edition
Beschreibung
Datierung


Pergamenthandschrift, 14. Jahrhundert,
Stadtbibliothek Trier, Hs 72/1056 8°, f. 3v/4r
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 38]

Tabula prologorum in opus tripartitum

Inhaltsverzeichnis zu den Vorreden des dreiteiligen Werkes [1]

1  Es ist zu bemerken, daß zwischen die hier vorangestellte allgemeine Vorrede zu dem dreiteiligen Werk und die Auslegung der Genesis fünf Kapitel eingeschoben werden.
  In dem ersten voranstehenden Kapitel, welches beginnt: "Zum Verständnis also", hat man vornehmlich zweierlei zu beachten. Das eine ist: man muß anders reden und denken von den Allgemeinbegriffen, nämlich Sein, Einheit, Wahrheit, Güte und was es etwa sonst noch an derartigen mit dem Seienden vertauschbaren Begriffen gibt, anders aber von den anderen Begriffen, die unter diesen und auf eine Gattung, Art oder Natur des Seienden eingeschränkt sind. Das zweite ist: das Niedere trägt ganz und gar nichts zu dem Oberen bei und berührt es nicht, sondern das Obere prägt und berührt umgekehrt sein Niederes.
  In dem zweiten Kapitel, welches beginnt: "Das Sein ist Gott", findet man diese These, daß das Sein Gott ist, mit fünf Gründen bewiesen.
2  In dem dritten, welches beginnt: "Das erste Problem ist", findet man diesen Schluß, daß Gott ist, mit vier Gründen bewiesen.
  In dem vierten Kapitel, welches beginnt: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde", hat man bei der Auslegung dieses Ausspruches viererlei zu beachten.
  Das erste ist: Gott, und er allein, hat Himmel und Erbe und alle Dinge geschaffen, und der Schöpfungsakt kann keinem Wesen unter Gott übertragen werden.
  Das zweite ist: folgendermaßen hat er alle Dinge geschaffen: nicht außer sich, wie es sich die Unbedachten irrig vorstellen, sondern alles, was Gott schafft oder wirkt, wirkt er allein in sich, schafft er in sich, schaut oder erkennt er in sich, liebt er in sich; außer sich wirkt er nichts, erkennt oder liebt er nichts. Das ist Gott eigen.
  Das dritte ist: Gott hat alle Dinge so geschaffen, daß er nichtsdestoweniger immer in der Gegenwart schafft und der Schöpfungsakt nicht in die Vergangenheit übergeht, sondern, immer im Anfang und Ausgang und neu ist, gleichwie in der Gottheit der Sohn immer geboren ist, immer geboren wird, nach dem Wort: "sieh ein Mann, Werdender ist sein Name" (Sach. 6,12). 'Werdender' sage ich, als Partizip verstanden; "besucht hat uns der Werdende aus der Höhe" (Luk. 1,78).
  Das vierte ist: jede Handlung Gottes wird und ist zugleich alsbald in eben ihrem Anfange vollendet, nach dem Wort: "Gottes Werke sind vollendet" (Deut. 32,4).
3  In dem fünften Kapitel, welches beginnt: "Das Sein ist Gott", hat man besonders zweierlei zu beachten. Das erste ist: seiend bezeichnet allein das Sein, so wie "weiß allein die Qualität", wie der Philosoph sagt; desgleichen eins allein die Einheit; wahr allein die Wahrheit, gut allein die Güte. Das zweite ist: man muß anders reden und urteilen über das Seiende und anders über dieses Seiende, desgleichen über das Eine und über dieses Eine, über das Wahre und über dieses Wahre, über das Gute und über dieses Gute. Denn wenn etwas seiend, eins, wahr oder gut genannt wird, so sind diese vier Bestimmungen jedesmal das Prädikat des Satzes und bilden das zweite Glied (der Aussage). Wenn dagegen etwas dieses Seiende, dieses Eine, dieses Wahre oder dieses Gute genannt wird, zum Beispiel Mensch oder Stein und dergleichen, dann ist dieses 'dies und das' das Prädikat des Satzes, und die obigen Allgemeinbegriffe, zum Beispiel das Sein, sind nicht das Prädikat und nicht das zweite Glied (der Aussage), sondern sind die Verbindung des Prädikates mit dem Subjekt. Zum Beispiel: wenn ich sage: 'das ist ein Mensch oder ein Stein', dann sage ich (nichts über) das Sein aus, sondern (nur etwas über) den Menschen oder den Stein oder etwas der Art. Deshalb ist der Satz: 'Martin ist ein Mensch' (auch dann) wahr, wenn es gar keinen Menschen gibt. Denn ich sage nicht, daß der Mensch ist, noch sage ich (etwas über) das Sein aus oder über das Vorhandensein der Begriffe, sondern (nur über) ihren Zusammenhang. So besagt auch, wenn ich sage: 'die Rose ist rot', mein Wort und meine Aussage nicht, daß die Rose ist, noch daß die Röte ist, sondern nur, wie die Begriffe natürlich zusammenhängen (1). Daher ist 'Sein' oder 'ist' weder Subjekt noch Prädikat, sondern etwas Drittes außer ihnen, nämlich die Verbindung des Prädikates mit dem Subjekt.
4  Aus den beiden Vordersätzen, besonders aus dem zweiten, ergeben sich und folgen vier (weitere) Sätze. Der erste ist: Gott allein ist und heißt im eigentlichen Sinne seiend, eins, wahr und gut. Der zweite: alles, was seiend, eins, wahr oder gut ist, hat dies nicht von sich selbst, sondern von Gott und von ihm allein. Der dritte: alles und jedes ist unmittelbar von Gott selbst seiend, eins, wahr und gut. Der vierte: wenn man sagt, etwas ist dies, oder es als dieses Seiende, dieses Eine, dieses Wahre, dieses Gute bezeichnet, so geben oder fügen 'dies und das' ganz und gar nichts an Seinsgehalt, Einheit, Wahrheit oder Güte über seiend, eins, wahr und gut hinaus hinzu. Mit dieser Behauptung zerstören wir aber nicht das Sein der Dinge oder nehmen den Dingen das Sein, sondern wir geben ihm erst den rechten Halt.

Prologus generalis in opus tripartitum

Allgemeine Vorrede zum dreiteiligen Werk

1  Die hier vorangestellte allgemeine Vorrede belehrt erstens über die Absicht des Verfassers, zweitens über die Gliederung des Werkes, drittens über die Ordnung und das Verfahren in dem Werke. Den einzelnen drei Werken werden jedoch ihre besonderen Vorreden vorangestellt werden (2).
2  Der Verfasser beabsichtigt in diesem dreiteiligen Werke, nach Vermögen den Wünschen eifriger Mitbrüder zu genügen, die ihn schon lange mit inständigen Bitten oftmals angehen und drängen, das, was sie von ihm in Vorlesungen und anderen Schulübungen, wie auch in Predigten und täglichen Besprechungen zu hören gewohnt waren, schriftlich niederzulegen, vornehmlich in dreifacher Hinsicht, nämlich hinsichtlich gewisser allgemeiner und lehrsatzartiger Thesen, zweitens hinsichtlich neuer kurzer und leicht faßlicher Erklärungen verschiedener Probleme, ferner aber drittens hinsichtlich ungewöhnlicher Auslegungen zahlreicher Aussprüche der Hl. Schrift beider Testamente (3); besonders solcher, die sie ihrer Erinnerung nach sonst nicht gelesen oder gehört haben, weil Neues und Ungewöhnliches ja einen angenehmeren Reiz auf den Geist ausübt als Gewohntes, möge dies auch besser und bedeutender sein.
3  Demgemäß gliedert sich das Gesamtwerk also in drei Hauptwerke. Das erste ist das Werk der allgemeinen Thesen, das zweite das Werk der Probleme [oder: Fragen], das dritte das Werk der Auslegungen [2].
  Weil das erste Werk aber tausend und mehr Thesen enthält, gliedert es sich nach der Zahl der Begriffe, über welche die Thesen aufgestellt werden, in vierzehn Abhandlungen. Und weil "Gegensätze, wenn man sie nebeneinander stellt, schärfer hervortreten" (Aristoteles), und weil sie "Gegenstand ein- und desselben Willens sind" (dito), ist jede der genannten Abhandlungen zweiteilig. Denn zuerst werden Thesen über den Begriff selbst, zweitens über seinen Gegensatz aufgestellt.
4  
5  Das zweite Werk aber, also das der Probleme, gliedert sich nach dem Gegenstand der Probleme, die in der gleichen Reihenfolge wie in der Summe des hervorragenden Lehrers, des ehrwürdigen Bruders Thomas von Aquin behandelt werden, jedoch nicht alle, sondern nur wenige, wie sie sich, je nach Gelegenheit, bei Disputationen, Vorlesungen und Besprechungen ergaben.
6  Das dritte Werk, nämlich das der Auslegungen, zerfällt in zwei Teile. Denn weil der Verfasser einige Aussprüche beider Testamente in Predigten mit besonderer Ausführlichkeit behandelt und ausgelegt hat, beschloß er, (auch) andere gesondert auszulegen und diesen (Teil) als Predigtwerk zu bezeichnen [s. Sermones]. Im übrigen aber gliedert sich das Werk der Auslegungen nach Zahl und Reihenfolge der Bücher des Alten und Neuen Testamentes, deren Aussprüche darin ausgelegt werden.
7  Und obwohl dies alles schier ein Meer von Büchern zu erfordern scheint, so sind es doch zwei Umstände, die der Kürze dienen, soweit es anging, und den Umfang des Werkes verringern. Erstens: nur das eine und andere und nur ganz selten anderswo Behandeltes wird hier aufgenommen. Zweitens: sowohl in dem Werk der Probleme wie in dem Werk der Auslegungen handelt es sich nicht um eine fortlaufende Erörterung, sondern nur um Besprechung einiger weniger Punkte unter Bezugnahme auf andere Stellen. In dieser Weise verfährt auch der heilige Augustin in den sieben Büchern über Probleme des Heptateuch und in dem Buch 'Über 83 Fragen' und 'An Orosius' und einigen anderen seiner Bücher.
  Es ist aber zu beachten, daß einiges aus den folgenden Thesen, Problemen und Auslegungen beim ersten Anblick ungeheuerlich, zweifelhaft oder falsch erscheinen wird, anders aber verhält es sich, wenn man es mit Scharfsinn und größerer Hingebung durchdenkt. Dann wird man finden, daß die Wahrheit und das Gewicht der Heiligen Schrift oder eines Heiligen oder berühmten Lehrers für das Gesagte helleuchtendes Zeugnis ablegt (4).
8  Zum Verständnis der nachfolgenden Ausführungen ist also dreierlei vorauszuschicken. Das erste ist dies: Die Allgemeinbegriffe, zum Beispiel Sein, Einheit, Wahrheit, Weisheit, Güte und dergleichen darf man sich nicht vorstellen oder beurteilen nach der Seinsweise und Natur der Akzidentien. Denn diese empfangen ihr Sein in einem Träger und durch einen Träger und durch dessen Veränderung, sind also (ihrer Natur nach) später als er und empfangen ihr Sein als Sein an etwas. Deshalb empfangen sie auch ihre Zahl und Einteilung nach dem (Verhältnis zum) Träger, in dem Maße, daß er in die Begriffsbestimmung derartiger Akzidentien eingeht, sofern sie Sein haben. Völlig anders aber verhält es sich mit den genannten Allgemeinbegriffen. Denn das Sein selbst und was mit ihm bis zur Vertauschbarkeit identisch ist, kommt nicht wie etwas Späteres zu den Dingen hinzu, sondern ist früher als alles andere in den Dingen. Denn das Sein selbst empfängt sein Sein nicht an etwas noch von etwas noch durch etwas noch kommt es (von außen) herbei noch zu etwas hinzu, sondern es geht voraus und ist früher als alles. Deshalb ist das Sein aller Dinge unmittelbar von der ersten Ursache und von der allumfassenden Ursache aller Dinge. Vom Sein also "und durch es und in ihm ist alles" (Röm. 11,36), es selbst aber ist von nichts anderem. Denn was verschieden ist vom Sein, ist nicht oder ist nichts (5). Denn das Sein als solches verhält sich zu allem anderen wie dessen Verwirklichung und Vollendung, ja es ist die Wirklichkeit aller Dinge, auch der Formen. Deshalb sagt Avicenna im 6. Kapitel des 8. Buches seiner Metaphysik: "das, was jedes Ding verlangt, ist das Sein und die Vollkommenheit des Seins, insofern es Sein ist" (6). Und er fügt hinzu: "das also, was wahrhaft verlangt wird, ist das Sein".
9  Daher unterliegt jedes Ding, mag es auch beweglich und veränderlich sein, als seiendes der Betrachtung des Philosophen, sogar die Materie, die Wurzel der vergänglichen Dinge. Ferner hat das Sein der Dinge als solches sein Maß an der Ewigkeit, keineswegs an der Zeit. Denn der Geist, dessen Gegenstand das Seiende ist und der dies nach Avicenna zuerst von allem erfaßt, sieht vom Hier und Jetzt und folglich von der Zeit ab (7). Augustin, der im 1. Kapitel des 7. Buches 'Von der Dreifaltigkeit' auf das Gesagte anspielt, sagt: "Die Weisheit ist weise und ist durch sich selbst weise. Und welche Seele immer durch Teilhabe an der Weisheit weise wird: wenn sie wieder unweise wird, bleibt doch die Weisheit in sich. Und wenn sich die Seele zur Torheit wandelt, wandelt sie sich nicht. Es verhält sich mit dem, der von ihr weise ist, nicht so wie mit der Weiße an einem Körper, der von ihr weiß ist. Denn wenn der Körper in eine andere Farbe umgefärbt wird, bleibt jenes Weiß nicht, sondern hört gänzlich auf zu sein".
10  Zweitens ist vorher zu bemerken, daß ganz allgemein das Frühere und Obere durchaus nicht von dem Späteren empfängt, ja sogar auch von nichts in ihm berührt wird. Sondern das Frühere und Obere berührt vielmehr das Niedere und Spätere und steigt mit seinen Eigentümlichkeiten in es herab und gleicht sich - nämlich als Ursache und als Tätiges - jenes als das Verursachte und das Leidende an. Denn im Wesen des Ersten und Oberen liegt es, da es "von Natur reich" ist, das Niedere mit seinen Eigentümlichkeiten zu beeinflussen und zu berühren, zwischen denen Einheit und Ungeteiltheit besteht. Immer ist das im Niederen Geteilte eins und ungeteilt im Oberen. Daraus erhellt, daß das Obere in keiner Weise im Niederen geteilt wird, sondern es bleibt ungeteilt und bindet und eint das im Niederen Geteilte.
  Ein anschauliches Beispiel für das Gesagte bieten die Teile eines Lebewesens: die Seele wird in ihnen nicht geteilt, sondern bleibt ungeteilt und eint die einzelnen Teile in sich, so daß sie eine Seele, ein Leben, ein Sein und ein Lebendigsein haben. Das ist so wahr, daß, wenn man sich das Haupt eines Menschen am Nord- und seine Füße am Südpol (des Himmels) dächte, der Fuß vom Haupt nicht weiter entfernt wäre als von sich selbst und hinsichtlich von Sein, Lebendigsein, Seele und Leben keinen niedereren Platz als das Haupt einnähme. Denn wo Einheit ist, da gibt es keine Entfernung, da ist nichts niedriger als das andere, da ist durchaus kein Unterschied der Gestalt, des Ranges oder der Wirklichkeit.
11  Drittens und letztens ist vorher zu bemerken, daß das zweite Werk und gleichfalls das dritte so von dem ersten Werk, nämlich dem der Thesen, abhängen, daß sie ohne es nur von geringem Nutzen sind, weil sich die Erklärungen der Probleme und die Auslegungen der Schriftworte meistens auf eine der Thesen gründen. Damit man das aber an einem Beispiel sieht und das Verfahren in dem gesamten dreiteiligen Werk vor Augen hat, werden wir einleitend die erste These, das erste Problem und die Auslegung des ersten Schriftwortes vorausschicken.
  Die erste These lautet also: Das Sein ist Gott. Das erste Problem hinsichtlich der Gottheit: Ist Gott? Der erste Ausspruch der Hl. Schrift lautet: Im Anfang hat Gott Himmel und Erde geschaffen. Zuerst also wollen wir die Erklärung der These betrachten, zweitens auf Grund derselben die Lösung des Problems, drittens auf Grund derselben die Auslegung des angeführten Schriftwortes.
12  Das Sein ist Gott. Diese These erhellt erstens daraus: wenn das Sein etwas anderes ist als Gott, so ist Gott entweder nicht oder er ist nicht Gott. Denn wie ist das oder wie ist es irgend etwas, von dem das Sein verschieden, dem es fremd und von dem es unterschieden ist? Oder wenn Gott ist, so ist er in jedem Falle durch etwas anderes, da das Sein etwas anderes als er ist. Also ist Gott und das Sein dasselbe oder Gott hat sein Sein von einem anderen. Und so ist - gegen unsere Voraussetzung - nicht Gott selbst, sondern etwas anderes, Früheres als er, und das ist (dann) die Ursache seines Seins.
  Außerdem: alles, was ist, hat es durch das Sein und von dem Sein, daß es sei oder daß es ist. Wenn also das Sein etwas anderes als Gott ist, hat das Wirkliche das Sein von etwas anderem als von Gott.
  Außerdem: vor dem Sein ist nichts. Wer also Sein mitteilt, der schafft und ist Schöpfer. Schaffen heißt ja aus dem Nichts Sein geben. Es steht aber fest, daß alles das Sein vom Sein selbst hat, gleichwie alles weiß von der Weiße ist. Wenn also das Sein etwas anderes als Gott ist, müßte der Schöpfer etwas anderes als Gott sein.
  Wiederum viertens: alles, was Sein hat, ist — wobei ich von allen anderen Bestimmungen absehe —‚ so wie alles, was weiße Farbe hat, weiß ist. Wenn also das Sein etwas anderes als Gott ist, müßten die Dinge ohne Gott sein können, und so ist Gott nicht nur nicht die erste Ursache, sondern überhaupt nicht die Ursache für das Sein der Dinge.
  Weiter fünftens: außerhalb des Seins und vor dem Sein ist allein das Nichts. Wenn also das Sein etwas anderes als Gott und Gott fremd ist, wäre Gott nichts, oder, wie oben, wäre er von etwas anderem als er und etwas Früherem als er. Und das wäre dann der Gott für Gott und aller Dinge Gott. Auf das Gesagte spielt das Wort an: "ich bin, der ich bin" (Exodus 3,14).
13  Das erste Problem ist: Ist Gott? Man muß sagen, daß er ist. Aus der schon erklärten These folgere ich erstens so: wenn Gott nicht ist, dann ist nichts. Der Nachsatz ist falsch. Also auch der Vordersatz, nämlich daß Gott nicht ist. Die Folgerung wird so bewiesen: wenn das Sein nicht ist, ist nichts Seiendes oder nichts, so wie wenn die Weiße nicht ist, nichts Weißes ist. Aber das Sein ist Gott, wie die These sagt. Wenn also Gott nicht ist, ist nichts. Daß der Nachsatz falsch ist, beweisen Natur, Sinne und Vernunft.
  Außerdem ergibt sich als zweite Folgerung für unser Problem: kein Satz ist wahrer als der, in dem dasselbe von sich selbst ausgesagt wird, zum Beispiel der Mensch ist Mensch. Das Sein aber ist Gott. Also ist es wahr, daß Gott ist.
  Drittens so: kein Ding kann sich selbst aufgeben, wie Augustin in der Schrift Von der Unsterblichkeit der Seele sagt. Das Sein aber ist Gott, wie oben. Also kann das Sein Gott nicht aufgeben, so daß er nicht ist.
  Außerdem viertens so: ein Ding hat das, was es wesentlich ist, von keinem anderen, wie Avicenna sagt. Ob man nun die Existenz irgendeines Menschen überhaupt annimmt oder nicht: der Mensch ist ein vernünftiges sterbliches Lebewesen. Und Augustin sagt, daß nichts »so ewig ist wie die Idee des Kreises«. Das Sein aber ist Gottes Wesenheit oder Gott. Also ist es ewig wahr, daß Gott ist. Also ist Gott. Der Nachsatz ist klar; denn alles, was ist, ist durch das Sein. Das Sein aber ist Gott. Das sagt das Wort: "der da ist, hat mich gesandt" (Exodus 3,14) (8).
14  Im Anfang hat Gott Himmel und Erde geschaffen. Es ist zu bemerken, daß auf Grund der vorangestellten These das erste Schriftwort hier nach vier Stücken ausgelegt wird, woraus sich auch die Auslegungen anderer Worte ergeben. Und dies soll das Verfahren in dem ganzen Werk der Auslegungen und der Predigten sein: bei der Auslegung eines Wortes werden nämlich sehr viele andere kurz und gelegentlich mitausgelegt, die an ihrem Orte planmäßig und ausführlicher ausgelegt werden sollen.
15  Geben wir nunmehr die (vier) Stücke an, die aus der oben erklärten These bewiesen werden: erstens, Gott, und er allein, hat Himmel und Erde geschaffen, das heißt das Oberste und Niederste, folglich alles. Zweitens, er hat im Anfang, das heißt in sieh selbst,geschaffen. Drittens, er hat zwar geschaffen - in der Vergangenheit, dennoch aber ist er immer im Anfang der Schöpfung und hebt zu schaffen an. Viertens, die Schöpfung und jedes Werk Gottes ist in eben dem Anfang der Schöpfung alsbald zugleich vollendet und zum Zielpunkt geführt. Denn er sagt: im Anfang hat er geschaffen - das ist ein Zeitwort der vollendeten Vergangenheit.
16  Das erste unter den vier Stücken erhellt aus Folgendem: Schöpfung ist Mitteilung des Seins, und man braucht nicht hinzuzufügen: 'aus nichts' (2 Makk. 7,28), denn vor dem Sein ist nichts. Es steht aber fest, daß vom Sein und von ihm allein, von nichts anderem, das Sein den Dingen mitgeteilt wird, wie das Weißsein allein von der Weiße. Also ist es Gott und er allein - denn er ist das Sein -‚ der da schafft oder geschaffen hat. Dadurch findet auch jenes Problem eine klare Lösung, ob der Schöpfungsakt irgendeinem anderen Wesen übertragen werden kann (9), worauf an seinem Orte noch volleres Licht fallen wird.
17  Das zweite unter den vier Stücken, nämlich daß er im Anfang, das heißt in sich selbst geschaffen hat, erhellt aus Folgendem: die Schöpfung gibt oder verleiht das Sein. Das Sein aber ist der Anfang und zuerst von allem; vor ihm und außer ihm ist nichts. Das aber ist Gott. Er hat also alles im Anfang, das heißt in sich selbst geschaffen. Er hat nämlich alles im Sein geschaffen, welches der Anfang und Gott selbst ist. Hier ist zu bemerken, daß Gott alles, was er schafft, wirkt oder tut, in sich selbst wirkt oder tut. Denn was außerhalb Gottes ist und was außerhalb Gottes wird, ist und wird außerhalb des Seins. Ja, es wird überhaupt nicht, denn des Werdens Grenze ist das Sein. Augustin sagt im 4. Buch der Bekenntnisse: Gott hat alles geschaffen. "Nicht schuf er und wandte sich ab, sondern in ihm ist, was aus ihm ist". Anders verhält es sich bei anderen Künstlern. Der Baumeister nämlich macht das Haus außerhalb seiner selbst, erstens weil außerhalb seiner (noch) andere Dinge existieren, zweitens weil das Holz und die Steine, aus welchen das Haus besteht und entsteht, ihr Sein weder vom Künstler noch in ihm haben, sondern von und in einem anderen. Man darf sich also nicht die falsche Vorstellung machen, als hätte Gott die Geschöpfe aus sich herausgesetzt oder als hätte er außerhalb seiner in einer Art Unbegrenztem oder Leerem geschaffen. Das Nichts nimmt ja nichts auf und kann weder Träger für etwas noch Begrenzung oder Ziel für irgendwelches Wirken sein. Nähme man aber an, etwas würde vom Nichts aufgenommen oder hätte im Nichts seine Begrenzung, so wäre es kein Seiendes, sondern selbst nichts. Also schuf Gott alles nicht nach Art anderer Schaffender so, daß es außer, neben und jenseits von ihm bestünde, sondern er rief es aus dem Nichts, das heißt aus dem Nichtsein, zum Sein, das es in ihm finden, empfangen und haben sollte (10). Denn er ist das Sein. Deswegen heißt es treffend, nicht vom Urgrund (weg), sondern im Urgrund habe Gott geschaffen. Wie sollten (die Geschöpfe) auch sein, wenn nicht im Sein, dem Urgrund? Entsprechend werden die (in der Heiligen Schrift) später folgenden Worte: 'Gott hat alles geschaffen, auf daß es sei' (Weish. 1,14) und: 'er ruft das, was nicht ist, wie das, was ist' (Röm. 4,17) und dergleichen mehr ausgelegt. Hier ist wiederum zu bemerken: wie nach Boethius dem Seienden etwas zufallen kann, dem Sein selbst aber nichts zufällt, so kann außerhalb alles Seienden (noch) etwas sein, außerhalb des Seins aber kann nichts sein.
18  Das dritte unter den vier Stücken, nämlich daß er zwar in der Vergangenheit geschaffen hat und doch immer im Anfang der Schöpfung steht, erkläre ich so: Gott wirkt als das Sein alles im Sein und auf das Sein hin: 'er hat alles geschaffen, auf daß es sei' (Weish. 1,14). Das Sein aber ist der erste Beginn und Anfang aller Dinge. Daraus erhellt, daß alle Werke Gottes neu sind: 'in sieh beharrend macht er alles neu' (Weish. 7,27); 'sieh, ich mache alles neu' (Offb. 21,5). Deswegen heißt es: 'ich bin der Erste und der Neueste' (Jes. 41,4). Er hat also so geschaffen, daß er gleichwohl immer schafft. Denn was im Anfang ist und wessen Ende (sein) Anfang ist, entsteht immer, wird immer geboren und ist immer geboren. Daher sagt Augustin im 1. Buch der Bekenntnisse: "alles, was von gestern und noch früher her ist, das wirst du heute machen, hast du heute gemacht". Er hat also alles im Anfang geschaffen, weil in sich, dem Anfang selbst. Und ferner hat er in sich, dem Anfang selbst, geschaffen, weil er Vergangenes und Zurückliegendes heute gleichsam anfänglich und erstmalig schafft. Beides geht anderen, die etwas schaffen, ab, weil sie nicht in sich wirken und das Gewirkte verlassen, indem sie vom Wirken ablassen.
19  Das vierte und letzte, daß nämlich die Schöpfung und jedes Werk Gottes im Anfang der Schöpfung selbst alsbald zugleich sowohl vollendet als auch beendet ist, erhellt aus dem Gesagten. Denn wo Ende und Anfang dasselbe sind, da sind Werden und Gewordensein, Beginnen und Fertigsein notwendig zugleich. Gott aber, das Sein, ist Beginn und 'Anfang und Ende' (Offb. 1,8; 22,13). Wie nämlich vor dem Sein nichts ist, so ist nach dem Sein nichts; denn das Sein ist das Ziel alles Werdens. Das Seiende als solches wird nämlich nicht und kann nicht werden. Deswegen endet die Bewegung, wenn der in ihr erstrebte Zustand erreicht ist. Was schon ein Haus ist, wird kein Haus mehr, wenn es auch geweißt werden kann und dergleichen; aber das geschieht nur insofern, als es noch nicht weiß ist. So also ist die Schöpfung und jedes Werk Gottes, sobald es anhebt, schon vollendet: 'Gottes Werke sind vollendet' (Deut. 32,4), und: 'er hat gesprochen, und es ist geworden' (Ps. 32,9). Denn er ist Beginn oder 'Anfang und Ende' (Offb. 1,8; 22,13).
20  Zusammenfassend wollen wir kurz im einzelnen folgendes sagen: Das Sein ist Gott seinem Wesen nach. Von ihm also und ihm allein empfangen alle Dinge Sein. Also (heißt es): Gott hat Himmel und Erde geschaffen. Dies zum Ersten. Ferner: außer Gott, außer dem Sein nämlich, ist nichts. Also hat er entweder überhaupt nicht geschaffen, oder er hat alles in sich selbst als dem Urgrund geschaffen. Dies zum Zweiten. Augustin: "in ihm ist, was aus ihm ist". Zudem aber ist Gott als das Sein das Erste und das Letzte, 'Anfang und Ende'. Was immer er also Vergangenes geschaffen hat, schafft er wie gegenwärtig im Anfang; was er aber jetzt wie im Anfang schafft oder wirkt, hat er zugleich in vollendeter Vergangenheit geschaffen. Augustin: "alles, was von früher her ist, das wirst du heute machen, hast du heute gemacht". Dies zum dritten und vierten Punkt.
21  Und wiederum: weil Ende hier Anfang ist, hebt das bereits Vollendete immer erst an und wird das bereits Gebotene immer erst geboren. Gott hat also alles in der Weise geschaffen, daß er nicht abgelassen hat zu schaffen, sondern immer schafft und zu schaffen anhebt: 'mein Vater wirkt bis jetzt, und auch ich wirke' (Joh. 5,17). Augustin sagt: "nicht schuf er und wandte sich ab" und so weiter. Die Geschöpfe sind ja immer in ihrer Erschaffung Werden und Anfang. Das besagt das Wort: im Anfang hat Gott Himmel und Erde geschaffen. Denn womit er vollendet und beendet, hebt er an, weil (hier) Ende Beginn ist, und womit er anhebt, beendet oder vollendet er, weil (hier) Beginn Ende ist (vgl. Offb. 1‚8; 22,13).
22  Als letztes ist zu bemerken: aus der ersten vorausgeschickten These lassen sich, wenn sie richtig abgeleitet werden, alle oder doch fast alle Gott betreffenden Probleme leicht lösen und die Schriftworte über ihn - fast immer auch die dunkeln und schwierigen - mit natürlicher Begründung lichtvoll auslegen. So sind also die drei vorausgeschickten Stücke, These, Problem und Schriftwort, hier einleitend und kurz ausgelegt worden, sollen aber an ihrem Ort, nämlich an den Anfängen der drei Werke, vollständiger behandelt werden.

Prologus in opus propositionum

Vorrede zum Werk der Thesen

1  Das Sein ist Gott. Hier beginnt der erste Teil des dreiteiligen Werks, nämlich das Werk der Thesen, dessen erste Abhandlung das Sein und das Seiende und seinen Gegensatz, das Nichts, zum Gegenstand hat. Zum Verständnis der Ausführungen in dieser und in mehreren folgenden Abhandlungen ist darum einleitend einiges vorauszuschicken.
2  Erstens, wie nach dem Philosophen "weiß allein die Qualität bezeichnet", so bezeichnet seiend allein das Sein. Entsprechendes gilt auch bei anderem. Eines bezeichnet zum Beispiel allein die Einheit, wahr die Wahrheit (11), gut - im ontologischen wie im sittlichen Sinne - die (entsprechende) Gutheit, gerade die Geradheit, gerecht die Gerechtigkeit und so weiter; ebenso bei dem Entgegengesetzten: schlecht bezeichnet allein die Schlechtigkeit, falsch allein die Falschheit, ungerade die Ungeradheit, ungerecht die Ungerechtigkeit und so weiter.
3  Zweite Vorbemerkung. Man muß anders urteilen über das Seiende (als solches) als über dieses und jenes Seiende. Desgleichen anders über das Sein an sich und schlechthin ohne nähere Bestimmung als über das Sein dieses oder jenes (Seienden). Dasselbe gilt von den übrigen allgemeinsten Bestimmungen. Man muß zum Beispiel über das Gute an sich anders urteilen als über dieses und jenes Gute oder das, was diesem da oder für dieses da gut ist (12). Wenn ich also von etwas aussage, daß es ist oder daß es eines, wahr oder gut ist, so sind diese vier Bestimmungen als zweites Satzglied Satzaussage und werden in ihrem eigentlichen Sinne und als Hauptwörter genommen. Sage ich aber: etwas ist dieses, etwa der Stein da, es ist ein Stein, ein wahrer Stein, oder dieses Gute, nämlich der Stein da, dann bilden diese vier Bestimmungen das dritte Glied des Satzes und sind nicht das (eigentlich) Ausgesagte, sondern entweder Kopula oder nähere Bestimmung zum Ausgesagten.
4  Einleitend ist also zu bemerken: erstens, daß Gott allein im eigentlichen Sinne Seiendes, Eines, Wahres und Gutes ist; zweitens, daß von ihm alles Sein, Einheit, Wahrheit und Gutheit hat; drittens, daß alles von ihm unmittelbar hat, daß es ist, daß es eines, wahr und gut ist. Viertens, wenn ich sage: dieses Seiende oder dies und das Eine oder dies und das Wahre, so fügen oder legen "dies" und "das" nichts weiter an Seinsgehalt, Einheit, Wahrheit oder Gutheit zum Seienden, Einen, Wahren und Guten hinzu.
5  Der erste dieser vier Sätze, daß nämlich Gott allein im eigentlichen Sinne seiend ist, erhellt aus den Worten: "ich bin, der ich bin"; "der da ist, hat mich gesandt" (Ex. 3,14) und: "du, der du allein bist" (Hiob 14,4). Ferner bezeichnet Johannes von Damaskus als ersten Namen Gottes das Sein, (nämlich) daß er ist. Dazu stimmt, daß nach dem 1. Buch der Physik (des Aristoteles) Parmenides und Melissus nur ein (schlechthin) Seiendes annahmen; nach dem Zeugnis Avicennas in seiner Physik, die er Sufficientia (13) nennt, nahmen sie aber viele Seiende von dieser und jener Art an, etwa Feuer und Erde und so weiter. Dazu stimmt ferner das Wort: "Gott, der Eine, ist" (Deut. 6,4; Gal. 3,20). Und so ist die Wahrheit der vorangestellten These, in der es heißt: das Sein ist Gott, bereits offenbar. Deswegen wird dem, der fragt, was oder wer Gott sei, geantwortet: das Sein; "ich bin, der ich bin" und "der da ist" (Es. 3,14), wie bereits zitiert.
6  Weiter: ebenso verhält es sich mit dem Einen, daß nämlich Gott allein im eigentlichen Sinne eines oder einer ist: "Gott ist einer" (Deut. 6,4). Dazu stimmt, daß Proklus und das "Buch Von den Ursachen" Gott häufig mit dem Namen "das Eine" oder "die Einheit" bezeichnen. Außerdem ist das Eine Verneinung der Verneinung. Deswegen kommt es allein dem ersten und vollen Sein zu, wie es Gott ist. Von ihm kann deshalb nichts verneint werden, weil er alles Sein insgesamt im voraus schon besitzt und in sich schließt.
7  Ebenso verhält es sich mit dem Wahren: "ich bin die Wahrheit" (Joh. 14,6). Augustin sagt im 2. Kapitel des 8. Buches 'Von der Dreifaltigkeit': "Gott ist die Wahrheit, da ja Gott das Licht ist"; und weiter unten: "wenn du hörst: er ist die Wahrheit, so frage nicht, was sie sei". "In eben dem ersten Augenblick also, in dem du wie vom Blitz durchzuckt wirst, wenn es heißt: Wahrheit, in dem verharre, wenn du es vermagst." Und damit will Augustin sagen: das ist Gott.
8  Ferner verhält es sich ebenso mit dem Guten: "niemand ist gut außer Gott allein" (Luk. 18,19); "niemand ist gut außer dem einen Gott" (Mark. 10,18). Proklus sagt in seiner 12. These: "alles Seienden Ursprung und erste Ursache ist das Gute". Damit stimmt überein, daß Dionysius als den ersten Namen Gottes das Gute ansieht. Augustin sagt im 3. Kapitel des 8. Buches 'Von der Dreifaltigkeit': "schau das Gute selbst, wenn du kannst, so wirst du Gott schauen, das Gute alles Guten". Soviel über den ersten der vier Sätze, daß nämlich allein Gott im eigentlichen Sinn Seiendes, Eines, Wahres und Gutes ist. Von den Übrigen Dingen aber ist jedes einzelne dieses Seiende, nämlich Stein, Löwe, Mensch und dergleichen, und dieses Eine, dieses Wahre, dieses Gute, nämlich ein guter Geist, ein guter Engel und dergleichen.
9  Der zweite der vier Sätze, daß nämlich von Gott allein alle Dinge das Sein, das Einessein, das Wahrsein und das Gutsein haben, erhellt aus dem bereits Gesagten. Wie nämlich hätte etwas Sein außer vom Sein? Oder wie wäre etwas eines außer vom Einen oder durch das Eine oder die Einheit, oder wahr ohne die Wahrheit, oder gut außer durch die Gutheit? (14) Ist doch auch alles Weiße durch die Weiße weiß. Überdies lehrt Boethius (in seiner Schrift) 'Vom Trost der Philosophie', daß so, wie das Gute und das Wahre durch das Sein und in dem Sein begründet und befestigt sind, auch das Sein im Einen und durch das Eine begründet und befestigt ist.
10  Wie also alles (Seiende) von Gott als dem Sein das Sein hat, so hat es von ihm auch auch sein Einessein und Gutsein und entsprechend auch sein Wahrsein. Denn die ersten drei Bestimmungen haben im Wahren und durch das Wahre ihr Sein. Denn was nicht wahrhaft ist, das ist nicht, und was nicht wahrhaft eines ist, ist nicht eines, und was nicht wahrhaft gut ist, ist nicht gut. Denn es ist auch nicht Gold, was nicht wahrhaft Gold ist, und so in allen Dingen.
11  Überdies sind seiend, eines, wahr und gut die ersten und allen gemeinsamen Bestimmungen in den Dingen. Deswegen sind sie bei und in allen vor dem Hinzutreten jeder anderen nicht ersten und (nicht) allumfassenden Ursache. Außerdem sind sie in ihnen nur von der ersten und allumfassenden Ursache her. Dadurch wird jedoch der Einfluß der Zweitursachen nicht ausgeschlossen. Denn die Form des Feuers gibt ja dem Feuer nicht das Sein, sondern dieses Sein, und auch nicht das Eines-Sein, sondern nur dieses Eines-Sein, nämlich Feuer(-Sein) und Ein-Feuer(-Sein). Ebenso ist es beim Wahren und Guten. Aber eben dieses, daß nämlich die Form des Feuers das Feuer-Sein, das Ein(-Feuer-), Wahres(-Feuer-), Gutes(-Feuer-)Sein verleiht, hat sie auf Grund des ihr von der ersten Ursache verliehenen Bestandes, gemäß jenem Wort aus dem 'Buch Von den Ursachen': "jede Intelligenz hat Bestand und Wesen durch die reine Güte, welche die erste Ursache ist" und dem Kommentar dazu.
12  Überdies, wie oben berührt, kann dem oder vom Seienden nichts oder kein Sein verneint werden, ihm kommt vielmahr die Verneinung der Verneinung des Seins zu. So kann dem Einen nichts Eines oder keine Einheit abgesprochen werden, es sei denn durch die Verneinung der Verneinung der Einheit oder des Einen. Gleichermaßen beim Wahren und Guten.
  Hiermit ist offenkundig bewiesen, daß alles Seiende und jedes einzelne von Gott hat, daß es ist, daß es eines ist, daß es wahr und daß es gut ist. Jedes Seiende hat aber jede dieser Bestimmungen nicht nur von Gott selbst, sondern auch unmittelbar von ihm.
13  Dies ist nun der dritte von den vier oben aufgestellten Grundsätzen, daß nämlich alles Seiende und jedes einzelne sein ganzes Sein und seine ganze Einheit, seine Wahrheit und seine ganze Gutheit nicht allein von Gott hat, sondern auch unmittelbar, ohne jede fernere Vermittelung, von ihm hat. Denn wie könnte etwas sein, wenn zwischen es und das Sein ein Mittleres träte und es folglich draußen, gleichsam abseits, außerhalb des Seins stünde? Das Sein aber ist Gott.
  Das gleiche Verhältnis besteht zwischen dem Einen und einem beliebigen Einen, zwischen dem Wahren und einem beliebigen Wahren, zwischen dem Guten und einem beliebigen Guten. Was immer nämlich in einem beliebigen Ding vom Sein selbst nicht unmittelbar berührt, durchdrungen und geformt wird, ist nichts. Desgleichen ist nicht eines, was vom Einen nicht berührt und nicht durchdringend geformt oder bekleidet wird. Gleichermaßen beim Wahren und Guten. Und das ist es, was über die Weisheit, die Gott ist, gesagt wird: "kräftig und mild reicht sie von einem Ende bis zum anderen" (Weish. 8,1) und: "ich bin der Erste und der Letzte" (Jes. 41,4). Das Erste leidet nämlich kein Mittleres. Deswegen heißt es am Anfang des Buches 'Von den Ursachen', daß der Einfluß der ersten Ursache zuerst eintritt und zuletzt weicht. Er tritt zuerst ein, weil sie die erste, er weicht zuletzt, weil sie die letzte ist.
14  Wiederum: weil Gott, der ganz und gar Sein ist, einfach einer oder eines ist, muß seiner Ganzheit unmittelbar dem einzelnen ganzen Ding gegenwärtig sein, das heißt nicht einem Teil nach dem anderen, auch nicht einem Teil durch den anderen, wie Augustin im 1. Buch seiner Bekenntnisse nicht weit vom Anfang schön lehrt. Eben dies ist aber bei jeder Wesensform zu beobachten. Die Seele ist nämlich dem ganzen beseelten Leib in ihrer Ganzheit unmittelbar gegenwärtig und formt ihn in ihrer Ganzheit ohne Mittel. Gleichermaßen hüllt die Form des Feuers in ihrer Ganzheit die ganze Wesenheit ihrer Materie ohne Mittel auf einmal ein und durchformt sie, wobei sie nicht einen Teil nach dem anderen durchdringt, sondern die einzelnen Teile durch das Ganze. Daher ist das Sein Sache des Ganzen und ist das Ganze eines. Deswegen heißt es im 7. Buch der Metaphysik auch, daß das Ganze werde und sei, nicht die Teile.
  Darauf beruht es, daß etwas in einem Augenblick, nicht allmählich entsteht und daß das Entstehen nicht Bewegung, sondern Abschluß einer Bewegung ist. Offenbar irren also diejenigen, die gewisse stufenweise vermittelnde Formen zwischen der Wesenheit der Materie und der Wesensform annehmen. Wenn also jede Wesensform in ihrer Ganzheit die ganze Materie in wesenhafter Durchdringung unmittelbar als ganze bekleidet und formt, so wird dies am allermeisten vom Sein selbst gelten, das die formgebende Wirklichkeit jeder Form und jeder Wesenheit überhaupt ist.
15  Was aber gesagt worden ist, daß nämlich alles und jedes Seiende von Gott selbst unmittelbar sein ganzes Sein, seine ganze Einheit, Wahrheit und Gutheit habe, wird wiederum so erklärt: es ist unmöglich, daß irgendein Sein oder irgendeine unterscheidende Seinsweise dem Sein selbst fehle oder abgehe (15). Eben dadurch, daß es dem Sein fehlt oder abgeht, ist es nicht und ist es nichts. Gott ist aber das Sein. Dasselbe gilt vom Einen. Was nämlich dem Einen fehlt oder abgeht, ist nicht eines, bewirkt kein Einssein und kann keine unterscheidende Weise des Einen sein. So ist beim Wahren und Guten in gleicher Weise zu folgern.
  Dem Seienden selbst oder dem Sein selbst kann also kein Seinsgehalt überhaupt abgesprochen werden. Deswegen kann vom Seienden selbst, das heißt von Gott, nichts verneint werden außer vermittels der Verneinung der Verneinung alles Seins. Damit hängt zusammen, daß das Eine als Verneinung der Verneinung in unmittelbarster Beziehung zum Seienden steht. Und wie es sich mit dem Seienden in bezug auf die Seienden verhält, so auch mit dem Einen in bezug auf alles, was auf irgendeine unterscheidende Weise des Einen eines ist, so mit dem Wahren in bezug auf alles Wahre und dem Guten in bezug auf alles und jedes einzelne Gute.
  Dies und das Seiende, dies und das Eine, dies oder das Wahre, dies oder das Gute fügen oder tragen also, insofern sie dies und das sind, nichts an Seinsgehalt, Einheit, Wahrheit und Gutheit (zum Sein, Einen, Wahren und Guten) bei. Das ist der vierte oben aufgestellte Grundsatz. Mit dieser Behauptung nehmen wir den Dingen nicht das Sein noch zerstören wir ihr Sein, sondern geben ihm erst den rechten Halt (16).
16  Der Satz wird aber an dieser Stelle auf doppelte Weise erläutert: erstens mit Hilfe von Beispielen, zweitens durch Vernunftgründe. Im ersten Punkt (wird er) an drei Beispielen (erwiesen): das erste ist von Materie und Form genommen, das zweite von den Teilen und ihrem Ganzen, das dritte von der durch das (göttliche) Wort angenommenen Menschennatur.
17  Das erste: es steht fest, daß die Materie dem (aus Materie und Form) Zusammengesetzten kein Sein zubringt und aus sich durchaus keinerlei Sein hat außer demselben Sein, das die Form dem Zusammengesetzten verleiht (17). Deswegen bezeichnen wir jedoch die Materie nicht als nichts, sondern als Substanz und den zweiten Bestandteil des Zusammengesetzten.
18  Das zweite: die einzelnen (integrierenden) Teile bringen ihrem Ganzen durchaus kein Sein zu, sondern empfangen vielmehr ihr ganzes Sein von ihrem Ganzen und in ihrem Ganzen. Andernfalls wäre nämlich das Ganze nicht eines, sondern so vielfach, wie Teile vorhanden sind, wenn jeder Teil dem Ganzen sein eigenes Sein zufügte. Daß sich aber ein zwei- oder mehrfaches Sein in Einem vorfände und vermischte, ist noch weniger möglich, als daß mehrere Wesensformen an einem Träger wären. Das Sein ist nämlich durch sich und aus sich das Prinzip der Unterscheidung (der Dinge). Was also ein mehrfaches Sein hat, kann nicht eines sein. Umgekehrt, hat etwas eine Mehrheit von Formen - etwa so, daß sich der Gattung nach alle Kategorien an ihm finden - so ist es doch der Zahl nach eines auf Grund der Seins-Einheit des zusammengesetzten Ganzen, des Peter etwa oder des Martin.
19  Das dritte: in der von dem Wort angenommenen menschlichen Natur gibt es nach unserer Überzeugung auf Grund der hypostatischen Union nur ein einziges Person-Sein, nämlich das des (göttlichen) Wortes. Trotzdem war Christus wahrhaftig Mensch im gleichen Sinne wie die übrigen Menschen.
  Daraus ergibt sich für uns: wenn das Gesagte für das Verhältnis der Materie zur Form und der Teile zum Ganzen richtig ist, dann gilt es um so mehr für das Verhältnis des Geschöpfes zu Gott seinem Schöpfer, als Gott die innerlichste, erste, vollkommenste und allumfassende Ursache ist.
20  Zweitens wird das Gesagte durch Vernunftgründe bewiesen. Erstens so: alles, was Sein gibt, erschafft und ist die erste und allumfassende Ursache, wie oben gesagt wurde. Kein Dies oder Das aber ist die erste und allumfassende Ursache noch erschafft es. Also gibt kein Dies oder Das Sein. Eben das sagt Augustin im 6. Kapitel des 1. Buches seiner Bekenntnisse: "aus keiner anderen Ader strömt Sein und Leben in uns als allein daraus, daß du uns schaffst, o Herr"; und weiter unten fügt er hinzu: "was geht es mich an, wenn jemand das nicht versteht?" [4]
21  Überdies zweitens so: "das Erste ist von Natur reich", wie es im Buch 'Von den Ursachen' heißt. Aber es wäre weder 'von Natur reich' noch auch 'das Erste', wenn etwas anderes außer ihm Sein mitteilte. Also teilt keines der Dies- und Das-Seienden Sein (schlechthin) mit, obwohl die Formen Dies- oder Das-Sein verleihen, (aber nur) sofern es dies und das ist, nicht jedoch, sofern es Sein ist. Das besagt das Wort: "alle durch ihn gewordenen Dinge sind, und ohne ihn ist das Gewordene nichts" (Joh. 1,3). Denn 'sind' und 'ist' bezeichnen das Sein.
22  Drittens wird hieraus folgender Beweis geführt: außer dem Sein und ohne das Sein ist alles nichts, auch das Gewordene. Teilte also ein anderes Wesen außer Gott das Sein mit, so teilte Gott allen Dingen nicht Sein mit noch ließe er etwas in sie strömen; oder was er mitteilte und einströmen ließe, wäre nichts. Das widerspräche aber den Worten: "er gibt allen im Überfluß" (Jak. 1,5) und: "aus ihm und durch ihn und in ihm ist alles" (Röm. 11,36) und ähnlichen.
23  Überdies viertens so: dieses oder jenes Gute und dieses und jenes Seiende hat sein ganzes Sein von dem Sein, durch das Sein und in dem Sein. Dieses oder jenes ergießt also nicht in kreisförmiger Bewegung irgendwelches Sein in das Sein selbst zurück, von dem es ursächlich sein Sein empfängt. Das ist beispielhaft überall zu sehen. So empfängt ein weißer Schild sein ganzes Weiß-Sein als solches durch die (Qualität der) Weiße; als Schild hat er durchaus keine Weiße aus sich noch ergießt er solche in die Weiße zurück. Hierbei ist folgendes ausdrücklich zu bemerken: dies macht die wahre Einheit eines Dinges aus, daß es als Ganzes jede seiner Eigenschaften durch ein einziges (Prinzip) hat. Ein zusammengesetzter Körper ist zum Beispiel als ganzer durch die Quantität allein ausgedehnt, außer der nichts, was sonst am Körper ist, irgend etwas an Quantität hinzufügt, weder die Materie noch die Form noch eine Qualität noch sonst etwas. Wiederum ist derselbe Körper als ganzer allein durch die Qualität so und so beschaffen, ist zum Beispiel weiß durch die Weiße, schwarz durch die Schwärze und so weiter. Auch hier fügt keines der anderen (Prinzipien), weder die Materie noch die Form noch die Quantität noch anderes Derartiges, auch nur irgend etwas an Qualität hinzu, trägt nichts zu ihr bei noch vermehrt es sie. So hat erst recht das zusammengesetzte Ganze, etwa ein Stein, das Stein-Sein von der (Wesens-)Form des Steins, das Sein schlechthin aber von Gott allein als der ersten Ursache.
24  Zudem darf man sich die Sache nicht so vorstellen, als brächten die Ursachen eines Dinges - nämlich Wirk-, Ziel-, Form- und Stoff-Ursache - dem zusammengesetzten Ganzen je einzelnes Sein. Vielmehr hat das Ding als ganzes mit allen seinen Teilen und Eigentümlichkeiten dasselbe Sein vom Ziel her ganz und gar nur zielmäßig, von der Form her formmäßig und vom Stoff her in passiver und empfangender Weise. Hat ein Ding hinwiederum mehrere Ursachen derselben Gattung, etwa mehrere Wirk- oder Ziel-Ursachen, so treten sie nicht nebeneinander, sondern bringen, einander untergeordnet, in einer einzigen Wirksamkeit eine und dieselbe Wirkung in ihm hervor, (wobei) die niedere in der Kraft der oberen (wirkt). Zwei nämlich, die nebeneinander wirken, bringen immer Verschiedenes hervor. Diese Gedanken muß man vor allem festhalten, um das Verhältnis jeder (anderen) Ursache zu der ersten und höchsten Ursache aller Dinge, nämlich zu Gott, richtig zu beurteilen.
25  Fassen wir kurz zusammen. Das Gesagte läßt sich auf sieben Sätze zurückführen.
  1. Seiend bezeichnet nur das Sein, eines die Einheit, wahr die Wahrheit, gut nur Gutheit.
  2. Man muß anders von dem Seienden (schlechthin) als von diesem oder jenem Seienden sprechen; dasselbe gilt vom Einen, Wahren und Guten. Daraus folgt: das Seiende ist nur eines, und das ist Gott; dieses oder jenes Seiende ist aber in einer Vielheit vorhanden. Dasselbe gilt vom Einen, Wahren und Guten, wie oben gesagt wurde.
  3. Der dritte Satz enthält die Begründung des zweiten: wenn ich etwas seiend, eines wahr oder gut nenne, so ist jedes von ihnen Prädikat des Satzes und wird in seinem eigentlichen Sinne und als Hauptwort genommen. Sage ich aber, etwas sei dieses Seiende, dieses Eine, etwa ein Mensch, oder dieses Wahre oder dieses oder jenes Gute, so ist jede der vorgenannten Bestimmungen nicht das (eigentlich) Ausgesagte, sondern Kopula oder nähere Bestimmung zum Ausgesagten.
  4. Gott allein ist im eigentlichen Sinn das Seiende, Eine, Wahre und Gute.
  5. Von Gott allein hat alles, daß es ist, eines, wahr und gut ist.
  6. (Alles) hat unmittelbar von Gott, daß es ist, daß es eines ist, daß es wahr ist und daß es gut ist.
  7. Nichts, was geschaffen ist, fügt hinzu und verleiht den Dingen etwas an Seinsgehalt, Einheit, Wahrheit oder Gutheit.
  Nachdem also dies zum Verständnis der nachfolgenden Ausführungen vorausgeschickt wurde, wollen wir nun mit der These beginnen: Das Sein ist Gott usw.

Prologus in opus expositionum I

Vorrede zum Werk der Auslegungen I

1  Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Hier beginnt der dritte Hauptteil des dreiteiligen Werkes, nämlich das Werk der Auslegungen. Dabei ist einleitend vorauszuschicken, daß ich das Alte und Neue Testament von Anfang bis Ende der Reihe nach durchlaufen und dabei festgehalten habe, was sich mir jeweils ergab und was ich mich irgendwann zur Auslegung der einzelnen Aussprüche gesagt zu haben erinnerte. Um aber Weitschweifigkeit zu vermeiden, habe ich Sorge getragen, das meiste zu kürzen oder ganz wegzulassen, allerdings so, daß man das besonders Gute und Brauchbare, was die Heiligen sowohl wie die verehrungswürdigen Lehrer, besonders der Bruder Thomas, zu solchen Auslegungen geschrieben haben, nicht übergangen finden wird. Zuweilen, freilich selten, gefiel es mir, hier (nur) anzugeben, wo diese ihre Auslegungen zu finden seien, zuweilen auch glaubte ich, sie (nur) kurz berühren zu sollen. Beginnen wir also mit dem Wort: Im Anfang (schuf Gott Himmel und Erde) etc.

Prologus in opus expositionum II

Vorrede zum Werk der Auslegungen II

1  In diesem Werke ist fünferlei zu beachten.
  Erstens, daß bei der Auslegung des Ausspruches, der jeweils behandelt wird, meistens sehr viele andere Bibelworte angeführt werden und daß alle jene Worte an ihrem gehörigen Orte aus diesem, wie jenes durch jene, ausgelegt werden können.
2  Zweitens ist zu bemerken, daß alle angeführten und wie beiläufig noch obendrein herangezogenen Aussprüche an ihrem gehörigen Orte immer ausführlicher ausgelegt werden, so daß dort nachsuchen muß, wer ein volleres Verständnis von ihnen haben will.
3  Drittens ist zu beachten, daß derartige Aussprüche häufig unter Absehen vom ersten buchstäblichen Sinne angeführt werden: gemäß der Wahrheit und dem eigentlichen Sinne des Buchstabens treffen sie aber den behandelten Gegenstand, wie z.B. das Wort: "über eine kleine Zeit werdet ihr mich nicht sehen" (Joh. 16,16), und jenes: "ein kleiner Sauerteig verdirbt den ganzen Tag" (1. Kor. 5,6), und sehr viele häufig vorkommende ähnliche Fälle. Daß diese Methode aber nützlich und fruchtbar ist, lehrt Augustin im 12. Buch der Bekenntnisse bei der Behandlung des Wortes: "im Anfang schuf er Himmel und Erde" (Gen. 1,1).
4  Viertens muß man wissen, daß zur Vermeidung (zu großer) Weitschweifigkeit des Werkes häufig bei einem Schriftwort nur die Einteilung und einiges Bemerkenswerte in und aus jenem Wort, das gerade vorliegt, berührt wird, die weitere Ausführung und der Nachweis damit übereinstimmender Schriftworte jedoch der Klugheit des Lesers überlassen bleiben. Um dieser Kürze willen habe ich auch vieles Bemerkenswerte absichtlich weggelassen.
5  Fünftens ist zu bemerken, daß die wichtigsten Schriftstellen meistens auf vielfache Weise ausgelegt werden, so daß der Leser bald diese, bald jene Auslegung, eine oder auch mehrere, heranziehen kann, wie er es für nützlich hält.

Anmerkungen Weiß
1 Die hinzugefügten Schriftzitate und Beispiele über den Menschen Martin und die rote Rose standen, wie Hs. E zeigt, nicht im ursprünglichen Text. Eckhart wird sie dann am Rande hinzugefügt haben, wo sie der Tabulator fand und vermerkte; bei der Herstellung der CT-Rezension sind sie dann aber übersehen worden, so daß wir sie in allen drei Hss. [als er diese Zeilen schrieb, kannte Weiß die Hss. K und L noch nicht] heute vergeblich suchen. Das Inhaltsverzeichnis aber gibt uns hier Aufschluß über einen für uns sonst verlorenen Text [S. 123, Anm. 3].
2 Eine Vorrede zum Werk der Fragen und das Werk selbst existieren nicht [S. 148, Anm. 1].
3 Vgl. Proc. col. I n. 79 und die 'Überschrift' der Reden [S. 148, Anm. 3].
4 De defensione sequente cf. Proc. Col. n.79-81 [S. 152, Anm. 1].
5 Vgl. Proc. col. I n. 35 [S. 153, Anm. 2].
6 Vgl. Proc. col. I n. 34 [S. 153, Anm. 6].
7 Vgl. Proc. col. I n. 91; Buch der göttlichen Tröstung n. 6 [S. 154, Anm. 4].
8 Vgl. Proc. col. I n. 36-40 [S. 156, Anm. 2].
9 Vgl. Proc. col. II n. 16 [S. 160, Anm. 5].
10 Vgl. Pr. 9 [S. 162, Anm. 1].
11 Vgl. BgT 4; Proc. Col. I n. 6. 7. [S. 166, Anm. 4].
12 Vgl. BgT 25 [S. 167, Anm. 1].
13 (Liber) Sufficientiae ist die lateinische Wiedergabe des arabischen Titels (Kitâb) aš-šifa [S. 168, Not. 1].
14 Vgl. Proc. col. I n. 41 [S. 170, Anm. 5].
15 Vgl. Proc. col. I n. 42 [S. 175, Anm. 4].
16 Vgl. Pr. 9 [S. 176, Anm. 2].
17 Vgl. Proc. col. I n. 26 [S. 176, Anm. 3].

Eigene
1 Von den fünf Hss. (E,C,T,K,L), in denen die Prologi enthalten sind, weisen drei (C,T,K) das Inhaltsverzeichnis auf. Aufgrund des merkwürdigen Verhältnisses, in dem es zu den Vorreden steht (so faßt es die Abschnitte n.8 - unter Auslassung von n.11 - , n.12, n.13, n.14 und n.1. der Vorrede zum Werk der Thesen als "fünf zwischen Hauptvorrede und Genesisauslegung eingeschobene 'Kapitel' auf" und "erkennt also ihre Bedeutung und die Existenz des Prologus in opus propositionum nicht"), schloß Weiß, daß es nicht auf Eckhart zurückgeht, sondern es sich um "die Tätigkeit eines Rezensenten" handele [S. 122].
2 Eine Liste der Stellen, an denen Eckhart auf die angeführten Bücher verweist, befindet sich unter Werk - Opus [S. 149, Anm. 2-4].
3 In seinen lateinischen Werken bezieht sich Eckhart mehrfach auf die Abhandlungen 2, 4, 9, 10, 12, 13 und 14, wobei keine der 14 bis heute - ebenso wie das Werk der Thesen - aufgefunden worden sind. Die überwiegende Mehrheit der Eckhart-Forscher hat daraus den Schluß gezogen, daß es die Abhandlungen und die Werke der Fragen und Thesen nie gegeben hat. Das wird sich wohl auch erst dann ändern, wenn eine Handschrift gefunden wird, die das Gegenteil beweist [S. 150, Anm. 1-6].
4 Die gleiche Frage zitiert er auch im Trostbuch zur Verteidigung seiner Worte.

  Diese Seite entspricht dem Abdruck in: Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, Die lateinischen Werke Bd. I,1, Kohlhammer Stuttgart 1964, S. 129-132 (Tabula), S. 148-184 (Prologi). Dazwischen befindet sich das Inhaltsverzeichnis zur ersten Auslegung der Genesis. Die Nummerierung entspricht dem Abdruck. Die Texteinschübe und Verweise auf Bibelstellen von Weiß in () sind etwas eingerückt. Seine Anmerkungen (von denen ich nur einen kleinen Teil wiedergebe) sind in (runde) sowie meine in [eckige] Klammern gesetzt.

Edition
  Heinrich Denifle in [Denifle, Lehre] S. 533-550.
  H. Bascour, La double rédaction du premier commentaire de Maître Eckhart sur la Genèse, in: Recherches de théologie ancienne et médiévale, 7 (1935), S. 294-320.
  Konrad Weiß, Herausgeber, Prologi in Opus tripartitum, nach der Hs. E (S. 35-49), nach der CT-Rezension (S. 148-184).
  Loris Sturlese, Herausgeber, Prologi in Opus tripartitum, nach der Hs. L, LW I,2, S. 2-59.
  Übersetzung (nach der CT-Rezension): Heinrich Lammers, LW I,1, S. 148-184

Beschreibung
  Zwei der Vorreden (allgemein und zum Werk der Thesen) sind in fünf Handschriften enthalten. Als älteste gilt die Hs. E (Cod. Amplon. Fol. 181 - 1. Viertel des 14. Jh.), gefolgt von der Hs. L (Cod. Laud. misc. 222 - Mitte des 14. Jh.), die beide kein Inhaltsverzeichnis überliefern. Auf nicht mehr bekannte Vorlagen beziehen sich die Exzerptsammlung K - die nur n. 7 des Prologus generalis enthält - (Cod. B VI 16 - vor 1386) und die Hs. T (Cod. 72/1056 - Ende 14. Jh.) sowie der umfangreichste Codex überhaupt, die Hs. C (Cod. 21 - 1444), die der Kardinal Nicolaus Cusanus hatte anfertigen lassen. In seiner Edition stützte sich Weiß hauptsächlich auf die Hs. T und zog C mit heran, wo es ihm notwendig erschien (genannt CT-Rezension).
  Die zweite Vorrede zum Werk der Auslegungen befindet sich nur in den Hss. E und C; dort jeweils vor der Auslegung zum Buch der Weisheit (Expositio in Sap.). Die anderen Vorreden sind immer im Zusammenhang mit der ersten Auslegung zur Genesis (Expositio in Gen. I) überliefert, d.h. erst kommen die Vorreden und direkt anschließend die Auslegung, so daß davon ausgegangen werden kann, daß das auch genau so von Eckhart intendiert war. Auf die Probleme, die sich für Weiß ergaben, da in der Hs. E bei dem Übergang vom Prologus in opus propositionum über die erste Vorrede zum Werk der Auslegungen zur ersten Auslegung der Genesis einige Textpartien durcheinander geraten waren, soll hier nicht weiter eingegangen werden. Nachzulesen auf den Seiten 6-9, LW 1,1.

Datierung
  Lange Zeit galt es als gesichert, daß die Vorworte zum Opus tripartitum während des zweiten Pariser Magisterium (1311-13) entstanden seien und Eckhart dann mit der Ausarbeitung des Werkes in Straßburg begonnen habe. Das änderte sich mit der eingehenden Untersuchung Sturleses der Hs. E, deren Ergebnisse er 1995 vorlegte [Sturlese, Amploniana]. Darin unterscheidet er (wie schon Weiß) mehrere Bearbeitungsstufen, deren ersten beiden er "erste Schicht" oder "Zustand A" und "zweite Schicht" oder "Zustand B" nennt und stellt fest, daß sechs Schriften im Zustand A in folgender Form vorlagen: "'Prologi', 'Ecclesiasticus' und 'Prologus II.' waren bereits definitiv fertig. Der 'Sapientiakommentar' war in einem sehr fortgeschrittenen Stadium. Mit dem 'Exoduskommentar' hatte Eckhart kaum begonnen." (S. 442). Weiter führt er aus: "Die erste Schicht des 'Opus tripartitum', so, wie sie durch [den Schreiber] E bezeugt wird, dürfte 1305 zu datieren sein, die zweite Schicht, die durch die Korrekturen von [dem Schreiber] E1 zu rekonstruieren ist, ist wahrscheinlich nicht viel später hinzugekommen - ich schätze höchstens nach ein paar Jahren." (S. 443).
  Mit der Auslegung zum Buch der Weisheit hat es noch eine besondere Bewandtnis. Der Codex besteht aus zunächst 5 Lagen Pergament, dann folgen 2 Lagen Papier und dann weitere 3 Lagen Pergament, die einen Text eines anderen Autoren aufweisen. Dazu schreibt Sturlese:

"Die sechs Texte Eckharts ('Prologi', Kommentare zu Genesis, Exodus, Ecclesiasticus, II. Prologus zum 'Opus expositionum', 'Sapientiakommentar') wurden unmittelbar nacheinander abgeschrieben, und zwar alle bis zur 5. Lage aus einem Guß von einem einzigen Kopisten (Hand E). Erst am Ende der 5. Lage tauchen zwei weitere Hände auf, und zwar die Hand E1, die die letzte Spalte (36vb) des vorvorletzten Blatts vervollständigt und das ganze vorletzte Blatt schreibt (37ra-vb), und E2, die das Blatt 38 schreibt und mit der 6.-7. Lage weitergeht. Diese [beiden] Lagen bestehen ganz aus Papier und weisen ein sehr seltenes Wasserzeichen (Kreuz mit Swastika) auf, das nach dem Findbuch Piccards zwischen 1320-1329 in Urkunden von Bologna, Treviso und Cividale erscheint" [Sturlese, Amploniana, S. 440] (s. Hs. E - Inhalt).


  Nach Sturlese deckt sich der Umfang des 'Sapientiakommentars' im Zustand B (= Bearbeitung durch die Hand E1) "zu zwei Dritteln mit demjenigen der Vulgata" (das meint die CT-Rezension), "wobei das letzte Drittel durch die neue Hand E2 auf Papier ergänzt wurde" (S. 442). Auf die (vorweggenommene) Frage, wie sich denn die Datierung auf 1305 mit der Datierung des Wasserzeichens auf 1320-29 verhalte, schreibt er: "Wenn die Datierung des Wasserzeichens bei Piccard richtig ist, dann bleibt eine einzige Erklärung: Der Schreiber E2 führte im zweiten Dezennium des 14. Jahrhunderts eine Arbeit aus, die sein Kollege E1 im ersten Jahrzehnt unterbrochen hatte. Anders kann es nicht gewesen sein." (S. 445). Hinzu kommt, daß E2 zum Abschluß des Sapientiakommentars noch die Tabula auctoritatum Libri Sapientiae (Bl. 46v) hinzufügt, von denen ich nicht weiß, inwieweit sie mit denen der Hs. C deckungsgleich sind oder nicht. Da aber nicht klar ist, ob die Tabula auf Eckhart selbst zurückgehen, oder wie Weiß annahm, Bearbeitungen eines Redaktors darstellen, besteht auch die Möglichkeit, daß die Hs. E erst nach Eckharts Tod fertiggestellt wurde.
  Der Datierung auf 1305 scheint sich die Eckhart-Forschung inzwischen allgemein angeschlossen zu haben (so auch Kurt Ruh in [Ruh, Mystik], S. 290), wobei Steer bei seinem Vortrag auf der internationalen Eckhart-Tagung in Erfurt 2003 eine Folie präsentierte, auf der für die Prologi die Jahreszahlen 1302/1303 angegeben wurden (s. Chronologie). Wenn diese Datierung richtig ist, bleibt die Frage offen, wieso die Arbeit dann 15-20 Jahre lang liegenblieb.
  Aus der Untersuchung geht nicht hervor, weshalb Sturlese das Jahresdatum 1305 favorisiert und ich denke, es sind auch noch nicht alle Fragen bzgl. dieser Frühdatierung geklärt, auch wenn Steer der Meinung ist, daß sich "gegen die Argumente Sturleses (...) nichts Stichhaltiges einwenden" läßt. [Steer, Schriften, S. 228]
  Wie verträgt sich mit der Datierung z.B. dieser Absatz: "Es ist aber zu beachten, daß einiges aus den folgenden Thesen, Problemen und Auslegungen beim ersten Anblick ungeheuerlich, zweifelhaft oder falsch erscheinen wird, anders aber verhält es sich, wenn man es mit Scharfsinn und größerer Hingebung durchdenkt. Dann wird man finden, daß die Wahrheit und das Gewicht der Heiligen Schrift oder eines Heiligen oder berühmten Lehrers für das Gesagte helleuchtendes Zeugnis ablegt" (n. 7) ? Welchen Grund sollte Eckhart 1305 (oder vorher) haben, darauf hinzuweisen? Diese Stelle erinnert doch sehr an entsprechende Absätze aus dem Trostbuch: "Das andere Wort, das ich (noch) sagen will, ist dies, daß mancher grobsinnige Mensch sagen wird, viele Worte, die ich in diesem Buche und auch anderswo geschrieben habe, seien nicht wahr. Dem antworte ich mit dem, was Sankt Augustinus im ersten Buche seiner 'Bekenntnisse' sagt (...) Was kann ich dafür, wenn jemand das nicht versteht?" (n. 81 - die gleiche Frage zitiert er oben, n. 20 des Opus propositionum). Und weiter: "(...) Ist aber jemand, der dieses Wort unrecht versteht, was kann der Mensch dafür, der dieses Wort, das recht ist, recht äußert'. Sankt Johannes verkündet das heilige Evangelium allen Gläubigen und auch allen Ungläubigen, auf daß sie gläubig werden, und doch beginnt er das Evangelium mit dem Höchsten, das ein Mensch über Gott hier auszusagen vermag; und oft sind denn auch seine sowie unseres Herrn Worte unrecht aufgefaßt worden" (n. 83).
  Was bewegt Eckhart im oder vor dem Jahre 1305 dazu, Worte zu einer Verteidigung zu finden, die erst (15-20?) Jahre später aktuell sein wird? Es macht doch nur Sinn, wenn er diesen Absatz in die allgemeine Vorrede einfügte, als das Thema aktuell geworden war, d.h. 1325/26 in Köln (vgl. zur Datierung des Liber benedictus). Das würde zwar mit der Datierung des Wasserzeichens der Papierlagen zusammenpassen, erklärt aber immer noch nicht, warum Eckhart 20 Jahre lang wartete, bevor er sich dazu entschloß, die in der Handschrift E enthaltenen Texte zu veröffentlichen.
  Josef Koch ging davon aus, daß die Hs. E in Köln entstanden und von Amplonius Ratinck de Berka nach Erfurt gebracht worden war. Auch die Berliner Hs. B konnte in ihrer Provenienz in die Trierer Diözese zurückverfolgt werden. Daraus ergab sich, daß zumindest die Hss. B, C, E und T auf Köln zurückgeführt werden konnten. Dasselbe kann für die Hss. K und L festgestellt werden. Koch zog daraus den Schluß: "Für die Entstehung der lateinischen Werke ergibt sich aus dieser örtlichen Nähe der Hss., dass Eckhart in Strassburg, wo er fast ein Jahrzehnt (1313-1322) weilte, noch keinen seiner Kommentare veröffentlichte, sondern seine Vorarbeiten mit nach Köln nahm, als er an das Generalstudium berufen wurde" [Koch, Wirken, S. 436].
  Sollte demnach Eckhart sein Opus expositionum tatsächlich erst in Köln veröffentlicht haben, so würde das bedeuten, daß er über ein Vierteljahrhundert hinweg immer wieder daran gearbeitet und ständig einzelne Passagen überarbeitet hätte.
  Abschließend möchte ich noch eine Liste der Vergleichsstellen anführen, die Weiß in seiner Edition anmerkt. Dabei handelt es sich um Gedanken Eckharts aus dem Prologus generalis und dem Prologus in opus propositionum, für die Weiß in Eckharts sonstigen Texten vergleichbare Aussagen ausfindig macht. Diese Liste macht die Angelegenheit noch verwirrender. Bei den Texten, die in zeitlicher Nähe zum angenommenen Abfassungsdatum (1302/03) stehen, ergibt sich (Anzahl der Stellen in Klammern): Erfurter Reden (1), Collatio in Libros sententiarum (1), Quaestiones Parisienses 1-3 [1302/03] (4), Kommentare zu Genesis I (16), zu Exodus (17), zu den Sermones et lectiones sup. Eccles. (3) und zu Sapientia (53). Zu den deutschen Predigten (1, 5a, 7, 9, 21) findet Weiß (13) Stellen, zu den lateinischen Sermones (9) und zum 2. Kommentar zu Genesis (10). Bei den Texten, die eher in zeitlicher Nähe zu Köln liegen, zeigt sich folgendes Bild: Quaestiones Parisienses 4-5 [1311/13] (5), Trostbuch (3), zur 1. Liste der Kölner Ankläger (12) und zum Johanneskommentar (55).
  Es fällt auf, daß es zu den deutschen Schriften insgesamt nur 17 Stellen gibt, und sich die weitaus überwiegende Anzahl auf die beiden Kommentare zu Sapientia mit 53 und Johannes mit 55 Vergleichsstellen bezieht. Man kann also, vorsichtig gesagt, von einer gedanklichen Nähe zwischen den beiden Prologi und den genannten Kommentaren ausgehen. Das soll hier aber auch an Angaben zur Datierungsproblematik der Vorreden genügen.