Der ewige Jude
Die Kabbala Das Buch Sohar |
Ebstorfer Weltkarte
Pilger Rolandssäule Teppich von Bayeux |
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Chronik: 12., 13., 14. Jh. |
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[29.11.04] |
Der ewige Jude
Der zu ewiger Wanderung verurteilte Jude Ahasverus (latinisierte Form für hebräisch Achaschwerosch). Verschmolzen sind in dieser Gestalt die Legende des Kriegsknechtes Malchus (Joh. 18, 4-10), seit dem 6. Jahrhundert bekannt, und die Vorstellung, daß Johannes nicht stirbt, bis Jesus wiedererscheint (Joh. 21, 20-23). In einer italienischen Quelle findet sich 1223 die Mitteilung, christliche Pilger hätten in Armenien einen Juden gesehen, der einst den kreuztragenden Christus angetrieben und von ihm die Antwort erhalten habe: "Ich werde gehen, aber du wirst auf mich warten, bis ich zurückkomme." Andere Quellen nennen den Torhüter des Pilatus, Joseph Cartaphilus, oder einen Buttadeus.
Seit Ende des 18. Jahrhunderts - besonders in der Romantik - wird der Volksbuchstoff literarisch bearbeitet. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Motiv auch mit dem Schicksal des jüdischen Volkes identifiziert. Insbesondere im antisemitischen Schrifttum erscheint der Ewige Jude als Sinnbild des jüdischen Volkes. [VoL 3, S. 650] [16.3.00]
Ebstorfer Weltkarte
Kabbala
[hebräisch "Überlieferung"], Bezeichnung für die jüdische Geheimlehre und Mystik, vor allem zwischen dem 12. und 17. Jh. sowie für die esoterischen und theosophischen Bewegungen im Judentum überhaupt. Die Kabbala ist kein einheitliches System, vielmehr haben ihre Anhänger (Kabbalisten) eine Vielzahl von Lehren und Entwürfen vorgelegt, wobei, anders als in den Schriften des Talmud, auch Einwirkungen aus der Volksreligion nachweisbar sind. - Vom 12. bis zum 14. Jh. entsteht in Südfrankreich (Provence) und Spanien die Bewegung, die als Kabbala im eigentlichen Sinn bezeichnet wird. Ein bedeutendes Dokument dieser Zeit ist das Buch Bahir, in dem Begriffe der älteren Esoterik weiterentwickelt werden (Organismus von göttlichen Potenzen bzw. Äonen). Zwischen 1240 und 1280 entsteht das Hauptwerk der älteren Kabbala, das Buch Sohar, das später zu einem kanonischen Text der Kabbala wurde. [VoL 6, S. 133] [16.3.00]
Pilger
[lateinisch Peregrinus "Fremder"]. Weit verbreitete Erscheinung des aus religiösen Motiven zeitweise oder dauernd heimatlos Wandernden. Häufigste Form der Pilgerschaft ist die Wallfahrt zu einer heiligen Stätte, an der sowohl Befreiung von irdischen Übeln als auch religiöse Erleuchtung und Heilung gesucht wird. [VoL 9, S. 117]
Eine besondere Form stellt der Berufspilger dar, der aus verschiedenen Gründen für jemand anderen pilgert. Die häufigste Veranlassung ist, wenn jemandem als Buße eine Wallfahrt auferlegt wurde, die er (aus welchen Gründen auch immer) nicht vornehmen kann oder will. Hier springt der Berufspilger ein, der für einen entsprechenden Lohn bereit ist, die Fährnisse auf sich zu nehmen. Das er dabei unterwegs noch den einen oder anderen "Nebenjob" annimmt, indem er z.B. an einer des Weges liegenden Kapelle noch fünf Ave Maria betet, versteht sich von selbst. [Breuers, S. 537 f.] [16.3.00]
Rolandsäule
Standbild in Gestalt eines oft überlebensgroßen barhäuptigen Ritters mit bloßem Schwert. Sinngehalt und Herkunft der Bezeichnung der wohl schon im 13. (bis ins 18.) Jh. auf Markt- und Hauptplätzen vieler norddeutscher Städte aufgestellten Bildsäulen ist ungeklärt; sie werden der Rechtssphäre zugeordnet (Symbol der hohen Gerichtsbarkeit oder der städtischen Rechte und Freiheiten, z.B. der Marktfreiheit). [VoL 9, S. 659] Diese Deutung ist nicht unumstritten. [16.3.00]
Sohar
[hebräisch "Glanz"], Hauptwerk der jüdischen Kabbala. Der Sohar stammt aus der 2. Hälfte des 13. Jh. und ist wahrscheinlich von dem spanischen Kabbalisten Moses Ben Schem Tov de Leon in aramäischer Sprache verfaßt worden. Hauptinhalt sind mystische Ausdeutungen der Thora und anderer biblischer Bücher. [VoL 10, S. 589] [16.3.00]