Deutschland

deutsch
11. Jh.
Konrad II.
Heinrich III.
Heinrich IV.
12. Jh.
Heinrich V.
Lothar III.
Konrad III.
Heinrich d. L.
Friedrich I.
Heinrich VI.
Philipp / Otto
13. Jh.
Friedrich II.
Heinrich (VII.)
Konrad IV.
Heinrich Raspe
Wilhelm
Richard
Alfons X.
Rudolf
Adolf
Albrecht I.
14. Jh.
Heinrich VII.
Ludwig IV.
Karl IV.

Thüringen
von Henneberg
von Käfernburg

Ludowinger
Wettiner
Chronik: 11., 12., 13., 14. Jh. Allgemeine Entwicklung

Seit ich die wahrheit z' aller zît,
sô funde ich manegen widerstrît;
dar umbe muoz ich dicke dagen:
man mac ze vil der wârheit sagen.
seit ich allez, daz ich weiz,
sô müeste ich bûwen fremden kreiz.

Freidank, S. 98/99
Sagt' ich die Wahrheit alle Zeit,
dann stünd' ich oft in Kampf und Streit.
Man sagt des Wahren oft zuviel,
drum schweig ich manchmal lieber still.
Sagt' ich all das, was mir bekannt,
müßt' ich verlassen dieses Land.
Freidank 74,23
[27.11.04]

Chronik

11. Jahrhundert
12. Jahrhundert
13. Jahrhundert
14. Jahrhundert Alle Angaben: [Stein] (Seite) [22.10.04]

Allgemeine Entwicklung

  Seit dem 11. Jahrhundert wurde der noch nicht zum Römischen Kaiser gekrönte Herrscher Rex Romanorum (Römischer König) genannt. Staatsrechtlich war durch die Nachfolge der im deutschen Regnum gewählten Könige im römischen Kaisertum das (Sacrum) Romanum Imperium (Heilige Römische Reich) entstanden und innerhalb dessen das Regnum, für das sich ohne verfassungsrechtliche Fixierung der Name Deutschland einbürgerte. [VoL 3, S. 160]
  Dem König oblagen Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit, er war oberster militärischer Führer und bis zum Investiturstreit auch Herr über die Kirche (...) Alle mittelalterlichen deutschen Könige kamen durch Wahl an die Regierung. Das Recht dazu lag beim Adel (...) Warum sich das Königswahlrecht auf einen immer kleiner werdenden Kreis von Wählern und schließlich auf die sieben Kurfürsten einengte, ist ein nicht voll geklärtes Problem mittelalterlicher deutscher Geschichte. Erstmals bei der Königswahl von 1257 (Richard von Cornwall) wählten allein die sieben Fürsten, deren Recht, den deutschen König zu wählen, in der Goldenen Bulle 1356 verankert wurde: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.
  Der meist in Frankfurt am Main, dem rechtmäßigen Ort, gewählte König bedurfte eines festgelegten kirchlichen Zeremoniells zur vollen Ausübung seiner Herrschaft, die meist in der Krönungsstadt Aachen stattfand. Auf dem Umritt durchs Reich nahm er die Huldigungen entgegen - eine feste Königsresidenz, eine Hauptstadt (wie in allen anderen europäischen Ländern), gab es im ganzen deutschen Mittelalter nicht (...) Nur wenigen Königen gelang es im späten Mittelalter, die Kurfürsten zur Erhebung ihres Sohnes auf den Thron zu bewegen. Völlig zum Scheitern veruteilt waren Vorstellungen, das mittelalterliche deutsche Reich in ein erbliches Königtum zu verwandeln. Schon gegen Gerüchte über mögliche derartige Pläne erhoben die Fürsten Protest und waren sich darin mit dem Papst einig (...)
  Was trieb die Könige des mittelalterlichen römisch-deutschen Reiches immer wieder nach Italien und Rom, um vom Papst die Kaiserkrönung zu erlangen? Was machte die Kaiserkrone für sie so erstrebenswert? (...) Die Kaiserkrone verlieh ihrem Träger eine höhere Würde, universale Vorrangstellung, Prestige und Autorität gegenüber anderen europäischen christlich-katholischen Königen und Fürsten (...) Vor allem verband sich damit das Anrecht auf die Herrschaft in den ober- und mittelitalienischen Gebieten, die mit ihren Städten zu den wirtschaftlich am höchsten entwickelten in Europa gehörten. Steuern, andere Geldeinnahmen und reiche Einkünfte aus Italien sollten dem im deutschen Reichsgebiet immer ärmer werdenden König-Kaiser aufhelfen (...) Dabei waren die weltlichen und kirchlichen Auffassungen höchst unterschiedlich, woraus erbitterte Kämpfe zwischen Kaiser- und Papsttum resultierten. Am Ende unterlagen beide. Sieger waren die sich im nationalen Rahmen organisierenden ständischen Monarchien Westeuropas und im Innern des römisch-deutschen Kaiserreiches die Fürsten. [KuK, S. 12]

Herrscher

  Infolge eines Erbvertrages gelang Konrad II. (1024 -39), erster Angehöriger des fränkischen oder salischen Herrscherhauses, 1033 die Erwerbung des Königreichs Burgund (Arelat). Sein Sohn,

Heinrich III., Salier, 1039 - 5.10.1056 (17 Jahre),
  * 28.10.1017, † Pfalz Bodfeld im Harz, in dessen Regierungszeit das Morgenländische Schisma (1054) fällt, nahm - stark beeinflusst von den Ideen der Cluniazensischen Reform - Einfluß auf die Reform von Kirche und Papsttum, das er aus der Abhängigkeit römischer Adelsfamilien befreite. Als Patrizius von Rom wirkte er bei der Erhebung von Reichsbischöfen zu Päpsten (Damasus II., Leo IX., Viktor II.) mit, wie er auch im Reich Bistümer und Abteien mit kirchlichen Reformern besetzte und so deren Ideen zum Durchbruch verhalf. Böhmen und Ungarn wurden unterworfen und zu Reichslehen erklärt. Die neuentstehenden normannischen Fürstentümer Unteritaliens band er als Vasallen. [VoL 5, S. 258] [17.3.00]

Heinrich IV., Salier, 1056 - 7.8.1106 (50 Jahre),
  * 11.11.1050 Goslar(?), † Lüttich.
1056: Agnes von Poitou führt die Reichsgeschäfte bis zu ihrer Entmachtung.
1062: Erzbischof Anno II. von Köln (* 1010 , † 1075) bestimmt während der Unmündigkeit König Heinrichs stark die Reichspolitik.
1063: Erzbischof Adalbert von Hamburg - Bremen (* ~ 1000 , † 1072), Reichsregent und Vormund Heinrichs (1066 durch Fürsten abgesetzt). [Stein, S. 460]
  Die Gegnerschaft des Papsttums gegen jede Art des Einflusses von Laien auf kirchliche Angelegenheiten verstärkte sich, schließlich auch gegen die königliche Kirchenherrschaft. Dabei hatte Heinrich, der sich auf den niederen Adel, die Ministerialen und die Bürger der aufstrebenden Städte stützte, die Fürsten gegen sich. Nach dem Beginn des Investiturstreits (1075; Verbot der Laieninvestitur) wurde 1076 von den deutschen Bischöfen die Absetzung Papst Gregor VII. ausgesprochen, der mit dem Kirchenbann antwortete. Nachdem Papst und Fürsten ein Bündnis gegen ihn getroffen hatten, trat Heinrich als Büßer vor ersteren, um von ihm die Aufhebung des Banns zu erreichen. Der ließ ihn in Canossa 1077 zwei Tage im Schnee stehen, bevor er einwilligte. 1080 erneut gebannt, erhob er Erzbischof Wibert von Ravenna zum Gegenpapst (Clemens [III.]) und ließ sich von ihm zum Kaiser krönen.
  Seine Gegenkönige: Rudolf von Rheinfelden (1077-1080), Hermann von Salm, Lützelburger, (1081-88) und sein eigener Sohn Konrad (1093-1098) in Italien, vermochte er auszuschalten. [VoL 5, S. 258] [17.3.00 - ergänzt 22.10.04]
  "Von Beginn an, so kann rückblickend festgestellt werden, war das leidenschaftlich bewegte, so dramatisch verlaufene Leben dieses bedeutenden deutschen Herrschers eine einzige Bewährungsprobe in kritischen Situationen: Angefangen mit der ersten Fürstenverschwörung gegen den Sechsjährigen, über seine Entführung, die Aufstände der Fürsten, den Gang nach Canossa, das Gegenkönigtum Rudolfs von Rheinfelden und Hermanns von Salm bis hin zur Rebellion der Söhne war Heinrich IV. nahezu ununterbrochen voll gefordert.
  Er unterlag schließlich, doch hat er bis zu seinem Ende nicht aufgegeben. In seinem Ringen mit Papsttum und Fürsten waren die Gegner eines starken Königtums klar hervorgetreten. Sie bekämpfte Heinrich IV. im Bunde mit neuen gesellschaftlichen Kräften, dem heranreifenden Städtebürgertum und den Ministerialen, und setzte damit der Politik künftiger Herrscher richtungsweisende Marksteine." Siegfried Epperlein, [KuK, S. 127f.] [5.10.09]

Heinrich V., Salier, 1106 - 23.5.1125 (19 Jahre),
  * 11.8.1086, † Utrecht, jüngster Sohn Heinrichs IV., der sich 1105 mit den Fürsten ebenfalls gegen ihn aufgelehnt hatte und seine Abdankung durchsetzte, erzwang nach vergeblichen Versuchen 1111 durch Gefangennahme des Papstes Paschalis II., das Recht der Investitur und ließ sich zum Kaiser krönen. Nach einer Niederlage 1115 gegen die aufständischen sächsischen und thüringischen Fürsten, führten Verhandlungen mit Papst Kalixtus II. im Wormser Konkordat 1122 zur Beendigung des Investiturstreits mit unterschiedlichen Regelungen in Deutschland und Italien, wo der König praktisch jeden Einfluß auf die Besetzung kirchlicher Ämter verlor. [VoL 5, S. 259] [17.3.00]

Lothar III., Supplinburger, 1125 - 3.12.1137 (12 Jahre),
  * 1075 (?), † Breitenwang (Tirol). - Wurde erstmals in freier Wahl, von nun an in Abkehr von Geblütsrecht und Designation, nach dem Aussterben der Salier zum König erhoben. Im Norden und Osten festigte er die Oberhoheit des Reiches und förderte die deutsche Ostsiedlung. Im Konflikt mit den Staufern (1127-35 Gegenkönigtum Konrad [III.]) setzte er sich durch. Gegen den von ihm designierten Welfen Heinrich den Stolzen, wählte die kirchliche Partei [VoL 7, S. 221] [17.3.00]

Konrad III., Staufer, 1138 - 15.2.1152 (14 Jahre),
  * 1093 oder 1094, † Bamberg. - Der infolge seiner antiwelfischen Politik aufgebrochene welfisch-staufische Gegensatz hielt trotz mehrerer Versöhnungsversuche über seine Regierungszeit hinaus an. (Die Kaiserkrone hat er nicht erhalten). [VoL 6, S. 475] [17.3.00]

Heinrich der Löwe, Welfe
  * um 1129, Braunschweig † 6.8.1195. - Herzog von Sachsen (1142-80) und Bayern (1156-80), Sohn von Heinrich X., dem Stolzen, Vater von Otto (IV.) von Braunschweig; bekam 1142 das seinem Vater entzogene Herzogtum Sachsen zurück, erst 1156 (Belehnung) auch Bayern, das jedoch um das neue Herzogtum Österreich verkleinert war. Er erstrebte besonders die Stärkung der Herzogsgewalt und die Mehrung des welfischen Besitzes um Braunschweig, das er zur Residenz ausbaute (u.a. Burg Dankwarderode). Durch die Neugründung Lübecks (1159) brach er dem deutschen Ostseehandel der Hanse Bahn, den er durch Verträge mit Gotland, Schweden, Nowgorod förderte. 1176 überwarf er sich mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa, als er dem Kaiser seine Hilfe gegen den Lombardenbund verweigerte. Er wurde 1180 geächtet (Gelnhausener Urkunde) und der allgemeine Reichskrieg gegen Heinrich eröffnet, seine Herzogtümer wurden neu vergeben. Nach anfänglichem Widerstand unterwarf er sich 1181 und ging nach England in die Verbannung (seit 1168 in 2. Ehe verheiratet mit Mathilde, Tochter Heinrichs II. von England). 1194 söhnte er sich mit Heinrich VI. aus (Pfalz Tilleda), blieb jedoch auf den welfischen Eigenbesitz um Braunschweig-Lüneburg beschränkt. Die Beurteilung Heinrichs ist bis heute umstritten. Das von Heinrich in Auftrag gegebene und dem (heutigen) Braunschweiger Dom geschenkte Evangeliar, ein Hauptwerk der romanischen Buchmalerei des 12. Jahrhunderts, entstand um 1175 in der Abtei Helmarshausen (heute Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek). [PC-Bib] [28.10.04]

Friedrich I. Barbarossa, Staufer, 1152 - 10.6.1190 (38 Jahre),
  ("Rotbart"), * 1122 Waiblingen (?), ertrunken auf dem von ihm angeführten 3. Kreuzzug 1190 im Fluß Saleph, Neffe Konrads III., ließ bald eine neue Politik erkennen, die die alte Größe des römischen Kaisertums zum Ziel hatte, einschließlich der Beherrschung Italiens. Seit 1152 Römischer König, als Abschluß seines 1. Italienzugs 1154/55 Krönung zum Kaiser 1155 durch Papst Hadrian IV. 1. Konflikt mit dem Papsttum 1157 beim Reichstag zu Besançon, als er sich weigerte, das Kaisertum als päpstliches Lehen (beneficium) anzuerkennen.
Die folgenden Italienzüge (1158, 1163, 1166-68, 1174-77) wurden unternommen, um die kaiserlichen Rechte in den lombardischen Städten wiederherzustellen (Ronkalischer Reichstag 1158) und um das 1159 ausgebrochene Schisma zwischen den Päpsten Alexander III. und (dem von Friedrich unterstützen) [Gegenpapst] Viktor (IV.) zu beenden. Er eroberte Mailand (1158/62), Norditalien und Rom (1166/67). Sein 4. Italienzug brach wegen einer Malariaepidemie zusammen. 1176 unterlag das kaiserliche Ritterheer dem Fußvolk Mailands bei Legnano. Frieden 1177 mit Alexander III. und 1183 mit den norditalienischen Städten (seit 1167 Lombardenbund), die ihm nur noch eine formale Oberhoheit einräumten. 1178 ließ er sich in Arles zum König von Burgund krönen (schon 1156 hatte er Beatrix, die Erbin der Pfalz-Grafschaft Burgund geehelicht). Seine Machtgrundlage suchte der Kaiser neben dem Reichsgut in Italien und Deutschland durch Erwerbung staufischer Hausgüter zu sichern. In Deutschland wurde der mächtige Heinrich der Löwe von Friedrich 1178-81 seiner Lehen enthoben und unterworfen. Auf dem 6.(?) Italienzug 1184 ließ er seinen Sohn [VoL 4, S. 265] [17.3.00]

Heinrich VI., Staufer, 1190 - 28.9.1197 (7 Jahre),
  * 1165 Nimwegen, † Messina, zum König von Italien krönen und vermählte ihn am 27. Januar 1186 mit Konstanze, der Erbin von Sizilien. Dadurch Ansprüche auf die sizilianische Krone, die Heinrich gewaltsam auf seinem 2. Italienzug durchsetzte (Krönung zum König von Sizilien in Palermo 1194). Vorher hatte er noch Richard Löwenherz von Österreichs Herzog Leopold als Geisel ausgehändigt bekommen, für den er ein Lösegeld in Höhe von 150.000 Mark in Silber haben wollte (nach heutigem Kurs etwa 12 Mio. Mark), das Richards Mutter Eleonore von Aquitanien nach einem Jahr zusammenbekam und ihn im hohen Alter von über 70 Jahren noch persönlich in Mainz auslöste. [Breuers, S. 291] Dadurch fand das Reich seine größte Ausdehnung. Das Mißlingen seines Erbreichsplans (1196) und sein früher Tod 1197 führte zur Doppelwahl 1198: [VoL 5, S. 259] [17.3.00 - 10.04 Bild eingefügt]

Philipp von Schwaben, Staufer, 1198 - 21.6.1208 (10 Jahre),
  * 1177 (?), † Bamberg. - Jüngster Sohn Friedrich I. und jüngerer Bruder von Heinrich VI. (Zum König gekrönt am 8. September 1198 in Mainz - am falschen Ort, aber mit den echten Reichskleinodien). Als Philipp, mit Philipp II. von Frankreich verbündet, den von Johann ohne Land von England gestützten Welfen Otto zu besiegen schien, wurde er kurz vor dem Friedensschluß mit dem Papst von dem bayrischen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach aus privaten Gründen ermordet. [VoL 9, S. 65] [17.3.00]

Otto IV. von Braunschweig, Welfe, 1198 - 19.5.1218 (20 Jahre),
  * 1175/76 oder 1182 Argentan (?), † Harzburg. - Sohn Heinrichs des Löwen (und Neffe von Richard Löwenherz), wurde am 12. Juli 1198 mit Unterstützung von Papst Innozenz III. in Aachen zum König gekrönt - am rechten Ort, doch mit den falschen Insignien. Nach dem Tode Philipps 1209 zum Kaiser gekrönt, suchte er die staufische Politik wieder aufzunehmen; sein Vorstoß in das dem Papst Innozenz III. unterstehende Königreich Sizilien führte zu seinem Bann (1210)und 1212 zur Erhebung des Sohnes von Heinrich VI., dem er am 27. Juli 1214 in der Schlacht bei Bouvines endgültig unterlag. [VoL 9, S. 541] [17.3.00]

Friedrich II., Staufer, 1211 - 13.12.1250 (39 Jahre),
  * 26.12.1194 Iesi bei Ancona, † Fiorentino bei Lucera. - Römischer König (seit 1196/1212), Kaiser (seit 1220). - Nach dem Tod seines Vaters, Kaiser Heinrich VI. (1197), verzichtete seine Mutter, die Kaiserin Konstanze für ihn auf das deutsche Königtum (1198 Krönung zum König von Sizilien), nach ihrem Tod (1198) übernahm der Papst (Innozenz III.) als Lehnsherr des Königreichs Sizilien die Vormundschaft. [VoL 4, S. 266]
  Der kümmerte sich aber die nächsten 14 Jahre nicht sonderlich um den Knaben, so daß Friedrich auf den Straßen Palermos aufwuchs wie ein "Lamm unter Wölfen" und dort seine ihn prägenden Erfahrungen sammelte.
  Der Feldzug des welfischen Kaisers Otto IV. nach Süditalien bewog Innozenz III., die Wahl des Staufers zum Gegenkönig zu betreiben, die 1211/12 erfolgte (die Entscheidung im Thronstreit fiel 1214 in der Schlacht bei Bouvines, die Otto IV. mit Johann ohne Land gegen Philipp II. verlor). Die königliche Territorialpolitik (vor allem Städtegründungen, vielfach auf kirchlichem Gebiet) führte zu Protesten geistlicher Fürsten, denen die Confoederatio cum principibus ecclesiasticis (1220; s. Fürstenprivilegien) Rechnung trug. Obwohl Friedrich entgegen früherem Versprechen seinen schon zum König von Sizilien gewählten Sohn Heinrich (VII.) 1220 zum Römischen König erheben ließ (bei formaler staatsrechtlicher Trennung beider Reiche), krönte der Papst Honorius III. Friedrich zum Kaiser, um dessen versprochenen Kreuzzug nicht zu verzögern. In Sizilien schuf Friedrich einen straff organisierten Beamtenstaat. Sein Hof wird zum Mittelpunkt des italienischen kulturellen Lebens (s. Sizilianische Dichterschule). Trotz päpstlichen Banns durch Gregor IX. (1227) brach er 1228 zum Kreuzzug auf und krönte sich 1229 zum König von Jerusalem, das er durch Verhandlungen mit dem ägyptischen Sultan erhalten hatte. Auf dem Höhepunkt seiner Macht (1235 Niederwerfung des Aufstandes seines Sohnes, Mainzer Reichslandfriede (s. Landfrieden), Versöhnung mit den Welfen; 1237 Erhebung Konrads IV., Sieg über den Lombardenbund) wurde er 1239 erneut gebannt und 1245 vom Papst Innozenz IV. abgesetzt, doch trotz Aufstellung von Gegenkönigen nicht bezwungen; galt den Zeitgenossen als "Stupor mundi" ("Das Staunen der Welt", i. d. Bedeutung von "der die Welt in Erstaunen versetzt"). [VoL 4, S. 266]
  Daneben fand er durchaus noch Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern. So gründete er z.B. um 1224 die Universität Neapel und machte die Zulassung von Ärzten von einer Prüfung vor der medizinischen Fakultät in Salerno abhängig. [Stein] Außerdem verbot er den Ärzten, ihre Pillen und Tinkturen selbst an die Patienten zu verkaufen, was den Apotheken einen ungeahnten Aufschwung verlieh. Er schrieb ein Falkenbuch und ein wissenschaftliches Buch über alle bekannten Vogelarten und versuchte sich in Lyrik. Schließlich war er auch sehr experimentierfreudig: So ließ er neugeborene Kinder ihren Müttern wegnehmen und von Ammen säugen, wobei es ihnen streng verboten war, mit ihnen zu sprechen. Er wollte dadurch die älteste Sprache der Welt erfahren. Leider starben alle Kinder, bevor sie auch nur ein einziges (verständliches) Wort von sich geben konnten. [Breuers, S. 318] [17.3.00]

Heinrich (VII.), Staufer, 1220 - 1235 (15 Jahre),
  * 1211 auf Sizilien, † 12.2.1242 Martirano (Selbstmord ?). - Sohn Friedrichs II. 1220 von den Reichsfürsten zum König gewählt (1222 gekrönt); blieb in Deutschland und regierte zunächst unter Vormundschaft, seit 1229 mit Rat und Hilfe des niederen Adels und der Reichsministerialen sowie der Reichs- und Bischofsstädte; mußte 1231 das zweite weltliche der Fürstenprivilegien erlassen (Zugeständnis umfassender und bleibender Rechte: hierzu gehören das Befestigungs-, Zoll-, Münz- und Marktrecht; also sämtliche Hoheitsrechte, die die Landesherren zum Ausbau eines eigenen Staatswesens brauchen). Erhob sich offen gegen seinen Vater, mußte sich aber 1235 unterwerfen. Von diesem wurde er in Mainz zu lebenslanger Haft verurteilt und nach Apulien gebracht. Als man ihn sieben Jahre später in ein anderes Gefängnis bringen wollte, riß er plötzlich sein Pferd herum und stürzte sich in eine Schlucht. [VoL 5, S. 259; Breuers, S. 321] [17.3.00]

Konrad IV., Staufer, 1250 - 21.5.1254 (4 Jahre),
  * 25.(26.)4.1228 Andria, † bei Lavello. - Sohn Friedrich II.. 1235 mit dem Herzogtum Schwaben belehnt, 1237 zum Römischen König gewählt; konnte sich seit der Bannung seines Vaters 1245 nur mühsam gegen die Gegenkönige behaupten. [VoL 6, S. 475] [17.3.00]

Heinrich Raspe, Ludowinger, 1246 - 16.2.1247 (1 Jahr), Gegenkönig
  * um 1204, † auf der Wartburg. - 1242 von Friedrich II. mit Wenzel I. von Böhmen zum Reichsprokurator für Konrad IV. ernannt; sagte sich 1245 vom Kaiser los und ließ sich auf päpstliches Drängen (am 22. Mai) 1246 zum Gegenkönig wählen; besiegte am 5. August Konrad in der Schlacht an der Nidda bei Frankfurt. [VoL 5, S. 259]
  Mit ihm stirbt das Thüringische Landgrafengeschlecht der Ludowinger im Mannesstamm aus. Im Erbfolgestreit (bis 1264) gewinnen die Wettiner Markgrafen von Meißen Thüringen. Der hessische Besitz geht an das Haus Brabant. [Stein] [17.3.00]

Wilhelm von Holland, 1247 - 28.1.1256 (9 Jahre), Gegenkönig
  * 1227 oder 1228, † bei Alkmar. - Nach dem Tode Heinrich Raspes am 3.10.1247 zum Gegenkönig gegen Friedrich II. gewählt. Nach dessen Tod und Konrad IV. Abzug nach Italien nahm seine Anhängerschaft zu, nach dessen Tod wurde er allgemein anerkannt. Fiel auf einem Feldzug gegen die Friesen. [VoL 12, S. 500] [17.3.00]

Richard von Cornwall, 1257 - 2.4.1272 (15 Jahre)
  * Winchester 5.1.1209, † Berkhampstead Castle. - Sohn des englischen Königs Johann I. ohne Land; als Gegenkandidat Alfons X. wurde er am 13.1.1257 von den Kurfürsten von Trier und von der Pfalz vor den Toren von Frankfurt am Main zum Römischen König gewählt und am 17.5. in Aachen gekrönt; verbrachte nur knapp 4 Jahre im Reich und blieb weitgehend bedeutungslos. [VoL 9, S. 604] [17.3.00]

Alfons X. von Kastilien, der Weise, 1257 - 1275 (18 Jahre)
  * Toledo 23.11.1221, † Sevilla 4.4.1284. - Sohn Ferdinands III., des Heiligen, und der Beatrix, Tochter Philipps von Schwaben. 1257 von der französischen Partei gegen Richard von Cornwall zum römisch-deutschen König gewählt. Obwohl er nie nach Deutschland oder Italien kam und seine Wahl auch nicht gegen den Widerstand der Päpste realisieren konnte, verzichtete er "de jure" nie auf das Reich. Wegen äußerer Mißerfolge und innenpolitischen Versagens 1275 von seinem Sohn Sancho IV. aus der Regierung verdrängt; seit 1282 auf Andalusien beschränkt.
  Seinen Beinamen erhielt er als größter Förderer von Kunst und Wissenschaft im Mittelalter; er veranlaßte Gesetzessammlungen, eine Geschichte Spaniens und der Welt (unvollendet), förderte die Übersetzung arabischer Werke (Alfonsinische Tafeln) und war selbst literarisch tätig (vor allem Lieder). [VoL 1, S. 216] [17.3.00]

Rudolf I. von Habsburg, Habsburger, 1273 - 15.7.1291 (18 Jahre)
  * Schloß Limburg 1.5.1218, † Speyer. - Baute als Parteigänger der Staufer seine territoriale Machtgrundlage konsequent aus. Ottokar II. von Böhmen zwang er 1276 zum Verzicht u.a. auf Österreich, die Steiermark und Kärnten. Landfriedenswahrung (gegen das Raubritterunwesen), straffe Verwaltung des Reichsguts (Einsetzung von Reichslandvögten) und Begünstigung der Städte gehörten zu den wichtigsten Maßnahmen seiner inneren Politik. Gegenüber Frankreich behauptete er die Lehnsoberheit über die Franche-Comté, in Italien aber gab er der wiederauflebenden päpstlichen Rekuperationspolitik [was eine "Rekuperation" sein soll, weiß ich nicht] nach. Zur geplanten Kaiserkrönung ist es jedoch nie gekommen. [VoL 10, S. 17] [17.3.00]

Adolf von Nassau, 1292 - 2.7.1298 (6 Jahre)
  * um 1250, † bei Göllheim. - Nach dem Tode Rudolfs von Habsburg gegen dessen Sohn Albrecht nach weitgehenden Zugeständnissen an die Kurfürsten zum König gewählt; geriet bei dem Versuch, seine schwache Position im Reich durch Schaffung einer Hausmacht zu verstärken, in Gegensatz zu den Kurfürsten, die sich mit Albrecht gegen ihn verbanden; 1298 in einem rechtlosen Prozeß abgesetzt und in der Entscheidungsschlacht gegen Albrecht gefallen. [VoL 1, S. 95]
  Er wurde am 24. Juni in Aachen aufgrund unglaublicher Wahlversprechungen an den Kölner Erzbischof gekrönt, von denen er nur einen Bruchteil einlöste. Er nahm Kredite von Grafen und Herzögen und verpfändete dafür Reichseinkünfte. Von den rund 30 Pfandgeschäften mit reichsstädtischen Besitzungen entfielen gut ein Drittel auf die für die Etablierung seines Königtums wichtigen Jahre 1292/93. Der hausmachtlose Graf vom Mittelrhein suchte nach Territorien, seinen materiellen Besitz zu erweitern. Da Markgarf Friedrich Tuta von Meißen 1291 söhnelos gestorben war, zog er Meißen und das Osterland als erledigte Reichlehen ein.
  Dem völlig verschuldeten thüringischen Landgrafen Albrecht dem Entarteten kaufte er 1293 Thüringen für 11000 oder 12000 Mark Silber ab. Gegen die Landgrafensöhne Freidigen und Diezmann suchte Adolf seine Eroberungen in zwei Feldzügen 1294 und 1295 zu sichern. Die Erfurter Peterschronik entwirft ein Bild des Schreckens von diesen Kriegszügen: Plünderung, Verwüstung, Belagerung, Mord, Raub und Brandschatzung markierten den Weg des königlichen Heeres durch Thüringen, das Osterland und Pleißen. Ihr Verfasser wirft dem König vor, Waisen, Witwen und Arme im Stich zu lassen, statt sie zu schützen und zu verteidigen, Kirchen zu zerstören, statt sie zu errichten (s. Galletti).
  (...) Am 23. Juni 1298 setzten die Kurfürsten Adolf als seiner "Herrschaft und Macht nicht gewachsen und nicht tauglich" ab. Nachdem er in der Schlacht gegen Albrecht gefallen war, wurde er in einem nahe gelegenen Kloster bestattet. Erst auf Veranlassung König Heinrichs VII. wurde seine Leiche 1309 im Beisein der Witwe in der Speyerer Königsgruft beigesetzt.
  Das Jahr 1298 hatte dem Königtum eine Niederlage in der offenen Auseinandersetzung mit den Kurfürsten gebracht. Seine Absetzung demonstrierte die auf die Spitze getriebenen kurfürstlichen Ansprüche. [KuK, S. 251 f.] [17.3.00]

Albrecht I., Habsburger, 1298 - 1.5.1308 (10 Jahre)
  * im Juli 1255, † an der Reuß bei Brug. - Ältester Sohn Rudolf I. von Habsburg; Herzog von Österreich und Steiermark seit 1282 (seit 1283 Alleinherrscher). Wurde bei der Königswahl 1292 zugunsten Adolfs von Nassau übergangen; verband sich mit den Kurfürsten. Nach Absetzung und Tod Adolfs 1298 zum König gewählt; verfolgte letztlich vergeblich eine starke Hausmachtpolitik gegen die Kurfürsten mit dem Ziel eines dauernden habsburgischen Königtums. 1308 von seinem Neffen Johann Parricida ermordet. [VoL 1, S. 198]
  In der Schlacht bei Göllheim am 2.7.1298 besiegte er Adolf, der dabei den Tod fand. Für seine Wahl zum König zahlte er den rheinischen Kurfürsten und dem Böhmenkönig Wenzel II. in bar und in Pfandobjekten. Letzterer machte den größten Reibach. Für 50.000 Mark Silber wurden ihm u.a. das Eger- und Pleißenland und für 40.000 Mark die Markgrafschaft Meißen verpfändet, seine polnischen Eroberungen anerkannt.
  Im Gegensatz zu seinem Vorgänger gab er die Bindung an England auf und verbündete sich mit Philipp IV. von Frankreich. Als sich im Oktober 1300 die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier sowie der Pfalzgraf bei Rhein im Heimbacher Kurverein gegen ihn verbündeten und ihn absetzen wollten, ging er durch kluge Politik durch Unterstützung der Städte militärisch gegen sie vor: innerhalb von 18 Monaten, von Mai 1301 bis November 1302 ringt er sie so nieder, "daß sie gegen den König fortan nicht mehr aufzumucken wagten" (Chronik des St. Peterstifts in Wimpfen). [KuK, S. 261 f.]
  Nach dem Tod des letzten böhmischen Premysliden-Königs [Wenzel III.] 1306 belehnte Albrecht am 13. Januar 1307 seinen Sohn Rudolf (II.) mit Böhmen: Das reichste Kurland gelangte [für 4 Jahre] in die Hände der Habsburger. [CdW, S. 96] [17.3.00]

Heinrich VII., Luxemburger, 1308 - 24.8.1313 (5 Jahre)
  * 1278 oder 1279, † Buonconvento bei Siena. - Sohn Heinrichs III., Graf von Luxemburg. 1308 von einer Mehrheit der Kurfürsten zum Römischen König gewählt. Neuordnung der Verhältnisse in Böhmen, wo sein Sohn Johann 1310 König wurde [und was passierte mit Rudolf ?]; 1311 in Mailand zum langobardischen König, 1312 in Rom von Clemens V. zum Kaiser gekrönt. Bemühte sich, Frankreich im Kampf gegen Robert I. von Neapel auszuschalten und die Reichsrechte besonders gegenüber Florenz wiederherzustellen. [VoL 5, S. 259] [17.3.00]

Ludwig IV., der Bayer, Wittelsbacher, 1314 - 11.10.1347 (33 Jahre)
  * um 1282, † Kloster Fürstenfeld. - In zwiespältiger Wahl gegen den Habsburger Friedrich den Schönen zum Römischen König erhoben, dessen Niederlage bei Mühldorf 1322 ihm das Übergewicht sicherte, doch mußte er Friedrich († 1330) 1325 infolge seines Konfliks mit dem Papsttum als Mitkönig anerkennen. Johann XXII. erkannte sein Königtum nicht an, weil er es nicht bestätigt hatte und Ludwig zudem die als Ketzer verurteilten politischen Gegner des Papstes in Italien unterstützte. In seinen Appellationen 1324 bestritt der kurz zuvor gebannte König dem Papst die Rechtsgrundlage für seine Entscheidung und warf ihm Ketzerei vor. 1328 ließ er sich, beraten von Marsilius von Padua, zum ersten Mal in der römisch-deutschen Kaisergeschichte nicht vom Papst, sondern von Vertretern des römischen Volkes zum Kaiser krönen, die Absetzung des Papstes verkünden und einen Gegenpapst (Nikolaus [V.]) erheben. Diese Politik erwies sich als Fehlschlag. Die gemeinsame Front mit den Reichsständen (u.a. Kurverein von Rhense, 1338) zerbrach jedoch bald, als er sein Bündnis mit England von 1337 aufgab zugunsten eines Freundschaftsvertrages mit Philipp VI. von Frankreich 1341, von dem er sich eine Vermittlung mit der Kurie erhoffte. Außerdem machte er sich durch rigorose Hausmachtpolitik (Griff nach Tirol, Holland - Seeland - Hennegau) die Reichsfürsten zu Gegnern. So hatte die päpstliche Politik von Clemens VI. Erfolg mit der Erhebung des Luxemburgers Karl von Mähren zum Gegenkönig (11.7.1346), dem aber erst der Tod des Wittelsbachers den Weg zur Herrschaft öffnete. [VoL 7, S. 237] [17.3.00]
  (Vgl. Artikel: Eduard Winter, Ketzerschicksale)

Karl IV., Luxemburger, 1346 - 29.11.1378 (32 Jahre)
  * Prag 14.5.1316, † Prag. - Eigentlich Wenzel, Sohn König Johanns von Böhmen. 1346 in Rhens von 5 Kurfürsten im Einvernehmen mit Papst Clemens VI. zum Römischen König gegen Ludwig IV. erhoben. Er bezwang den Gegenkönig Günther von Schwarzburg; den Wittelsbachern machte er Zugeständnisse (u.a. Verzicht auf Tirol) und schloß mit den Habsburgern 1364 einen Erbvertrag. Im Mittelpunkt seiner Politik stand das Streben nach Erweiterung seiner Hausmacht. Von Böhmen, das er durch ein Gesetzbuch ("Majestas Carolina") neu zu ordnen versuchte, griff er besonders nach Norden (Schlesien, Lausitz, Brandenburg), aber auch zur Oberpfalz und zum Main hin aus. Er machte Prag (seit 1344 Erzbistum, 1348 Universität) zum Mittelpunkt des Reiches, der bedeutende Künstler (Parler) und Gelehrte (Petrarca, Rienzo) anzog, und war selbst literarisch tätig. Von seiner Kanzlei gingen frühhumanistische Impulse aus. In der Reichspolitik erstrebte er Stabilität (zahlreiche Landfriedenseinungen, Goldene Bulle 1356). In Reichsitalien und Burgund überließ er den dort bestehenden Mächten das Reichsvikariat.
  Das Abendländische Schisma von 1378 konnte er nicht mehr verhindern, ebensowenig konnte er die Gegensätze zwischen den Ständen dauerhaft überbrücken, so daß seine Leistungen ohne nachhaltige Wirkung blieben. [VoL 6, S. 216] [17.3.00]
  Sein Kanzler war Johann von Neumarkt (* ~ 1310, † 1380), der "erste Humanist diesseits der Alpen", der über die Sprache der Kanzlei die Ausbildung der neuhochdeutschen Sprache beeinflusste. [Stein, S. 606] [27.10.04]

Thüringen

Ludowinger
  1130/31 wurde Ludwig III. von König Lothar mit der Wahrnehmung des neugebildeten Landgrafenamtes beauftragt. Als "lantgravius de Thuringia" stand der als neubenannter Landgraf Ludwig I. über allen anderen Adeligen in dem vom Kaiser eingegrenzten Gebiet und führte den Vorsitz am obersten Landgericht zu Mittelhausen bei Erfurt, während die anderen Grafengeschlechter die Schöffen und Beisitzer stellen durften. Er starb 1140. Fortgeführt wurde die Landgrafschaft von seinem Sohn bis 1172 und dann von dessen Söhnen Ludwig III. bis 1190 und Hermann I. bis 1217. Dieser versuchte auch in der Reichspolitik eine eigene Rolle im welfisch - staufischen Thronstreit zu spielen. Berühmt wurde er vor allem durch die Förderung der Künste; sein Hof (u.a. die Wartburg) wurde zum Mittelpunkt der höfischen Dichtung in Deutschland. "So sind mit Heinrich von Veldekes 'Eneit', Herbort von Fritzlars 'Trojanerkrieg' und Wolfram von Eschenbachs 'Willehalm' drei herausragende epische Dichtungen nachweislich in seinem Auftrag entstanden" [Ignasiak, S. 23]. Nicht zu vergessen Walther von der Vogelweide, durch den Hermanns Hof sogar europäische Geltung erlangte.
  Von seinen Kindern machte jedes auf seine Weise von sich reden. Zunächst übernahm Ludwig IV. die Regentschaft, der 1221 die ungarische Königstochter Elizabeth ehelichte. Beide waren äußerst fromm. Ludwig starb 1227 auf dem 5. Kreuzzug. Daraufhin entsagte Elisabeth aller gräflichen Macht und Würden und gründete ein Hospital zu Marburg, das sie Franz von Assisi widmete. Sie starb 1231 und wurde vom Papst Gregor IX. vier Jahre später heiliggesprochen. Ihr Schwager Konrad setzte sich für die Heiligsprechung ein und erreichte auch, daß das Hospital vom Deutschen Orden übernommen wurde, dem er sich 1234 anschloss. Bis zu seinem Tod 1240 hatte er es bis zum Hochmeister gebracht. Wir werden diesem Orden in der Familie noch genauer begegnen.
  Nach dem Tod von Ludwig IV. übernahm sein Bruder, Heinrich Raspe (IV.) die Regentschaft, die er bis 1247 ausübte, wobei er 1246 auf Betreiben des Papstes Innozenz IV. als Gegenkönig gegen Friedrich II. gewählt wurde. Mit seinem Tod erlosch das Geschlecht der Ludowinger im Mannesstamm. [16.6.02]

von Käfernburg - Schwarzburg
  Dieses gilt als das älteste edelfreie Geschlecht Thüringens. Sie waren ansässig im sog. Längwitzgau, der von der Gegend um Arnstadt mit der Käfernburg bis ins Schwarzatal reichte, in dem Graf Sizzo III. von Käfernburg (um 1097-1160) die Schwarzburg errichten ließ. Im Jahre 1123 beginnt mit ihm die urkundlich gesicherte Geschichte der Schwarzburger. 1143 stiftete er das Kloster Georgenthal. Damit übernahm die "Stammlinie" der Käfernburger oder Kevernburger die Vogtheit und andere Rechte über das Kloster zunächst bis zur 1. Teilung des Geschlechts 1221 in die "(Schwarzburger) Linie Schwarzburg-Käfernburg" und die "(Schwarzburger) Linie Schwarzburg" [Ignasiak, S. 129. 130. 132]. 1253 sehen wir Günther von Schwarzburg als Inhaber der Vogtei, aber erst 1278 verzichtet Günther von Käfernburg (VI.) auf alle Rechte an dem Kloster. "Die Grafen von Schwarzburg behaupteten gegen die Landgrafen von Thüringen ihre Ansprüche auf das Vogteirecht, bis Johann und Günther diesem Rechte gegen eine Entschädigung entsagten (1360 und 1362)." [Beck, S. 224].
  "Der letzte Graf von Käfernburg, Günther, starb 1385 im gelobten Lande auf dem Berge Sinai auf einer Bußfahrt, seine Leiche wurde aber nach Thüringen gebracht und in Georgenthal begraben." [Storch, S. 46]
  "Sein nach und nach gewachsener Besitz", den man sich als einen Flickenteppich vorstellen muß, "stammte aus Reichs- und Kirchenlehen, Ausdruck seiner bedeutenden Stellung unter den Großen in Thüringen". (Er war allerdings nicht immer ganz im Bilde, was seinen Besitz anging, wie in Georgenthal, was dem Kloster im Laufe seiner Jahre noch etliche Kopfschmerzen bereiten sollte). "Wie groß ihr Ansehen war, zeigt 1349 die Wahl Günthers von Schwarzburg zum deutschen Gegenkönig; durchsetzen konnte er sich freilich gegen den starken Luxemburger Karl IV. nicht." [Ignasiak, S. 31 f.]. Vorerst jedoch verwaltete sein Sohn Günther II. den Besitz bis 1197. Von seinen vier Söhnen waren zwei Erzbischöfe von Magdeburg, Albert I. bis 1236 und Wulbrand II. bis 1253, und die anderen beiden teilten sich 1221 mit dem Tod Günthers III. in die "(Schwarzburger) Linie Schwarzburg - Käfernburg und die (Schwarzburger) Linie Schwarzburg". Erstere verkörpert durch Günther IV., der 1239 starb und letztere durch Heinrich II., seinen Onkel, der ihm 1236 voran ging. Seine Linie führte das Geschlecht weiter, bis es schließlich 1971 erlosch. Vom Käfernburgischen Zweig machte noch einmal Günther VII. von sich reden, als er Streit suchte mit den Klöstern Georgenthal und Hersfeld. Sein älterer Bruder Günther VI. führte die Geschäfte ab 1280 allein weiter bis er 1293 starb. [16.6.02]

von Henneberg
  Wahrscheinlich gehen die 1096 erstmal genannten Henneberger auf eine der Abtei Fulda nahestehende edelfreie Familie zurück. Die namensgebende Burg (heute Ruine) befindet sich an der Straße von Würzburg nach Meinigen. Godebold I. (1116 Burggraf von Würzburg), gründete 1131/35 das Hauskloster Veßra, wodurch sich mit der später gebauten Residenz Schleusingen der Machtschwerpunkt zum Thüringer Wald hin verlagerte. Sein Bruder, Poppo I. (der schon 1078 verstarb), hatte die Tochter Ludwig I., des Bärtigen von Thüringen (Ludowinger) geheiratet. Eine andere Tochter Ludwigs war die Gattin des Grafen von Linderbeche, des Großvaters von Dietrich I. von Berka, woraus Heß die Übernahme des Waldenfels 1262 von Hermann von Henneberg ableitete. Die Linie des Poppo starb 1198 aus. Die Linie des Godebold führte zunächst über Berthold I. und Poppo VI. zu Poppo VII., der 1245 starb. Mit ihm verloren die Henneberger 1230 das Burggrafenamt von Würzburg, so daß sich ihre Macht ganz nach Thüringen verlagerte. Unter seinen Söhnen Heinrich III. (1212-1262) und Hermann I. (1224-1290) teilte sich das Geschlecht, wobei die drei Söhne Heinrichs wiederum drei Linien begründeten, wodurch der Besitz 1274 geteilt wurde.
  Insgesamt "gehörte den Hennebergern, was einem Geschlecht selten gelungen ist, ein geographisch zusammenhängender und geschlossener Raum. Noch heute wird dieses Gebiet als Henneberger Land bezeichnet. Unter Graf Berthold IV. (Enkel Heinrichs III. um 1272-1340) erlangten die Henneberger im frühen 14. Jh. ihre größte politische Bedeutung. Er war eine gestaltende Kraft der Reichspolitik und stand an der Seite dreier Kaiser: des Habsburgers Albrecht I., des Luxemburgers Heinrich VII. und des Wittelbachers Ludwig des Bayern (...) 1314 bewarb er sich selbst um die deutsche Königskrone. Als Dank für die erbrachten Leistungen wurden die Henneberger 1310 gefürstet" (Ignasiak, S. 33/34). 1583 starb das Geschlecht aus; ihr Besitz ging an die Wettiner. [16.6.02]

Wettiner
  Mit dem Tode Heinrich Raspes beginnt die Zeit, die als der "Thüringische Erbfolgekrieg" (1247 - 1264) in die Geschichte einging. Heinrich hatte im Bewußtsein seiner Kinderlosigkeit bereits 1242/43 den Sohn Heinrich seiner Stiefschwester Jutta, die mit Dietrich, Markgraf von Meißen aus dem Hause Wettin, verheiratet war, als seinen Nachfolger für Thüringen vorgesehen. Außerdem meldete Sophie, die Tochter seines Bruders Ludwig IV. und Ehefrau Heinrichs II. von Brabant, Ansprüche an. Aus den Auseinandersetzungen ging schließlich Heinrich, auch der Erlauchte genannt, als Sieger hervor. 1262 zog er in Eisenach ein, übergab aber schon 1263 die Landgrafschaft an seinen Sohn Albrecht, der die Wartburg als ganzjährige Residenz erkor. Er selbst blieb Landgraf von Meißen bis zu seinem Tod 1288. Albrecht (der Entartete) verspielte fast die wettinische Herrschaft über Thüringen, die erst von seinem Sohn Friedrich unter Ausschaltung des Vaters wieder konsolidiert werden konnte. (s. Galletti). Nach der Teilung in die Albertinische und die Ernestinische Linie 1485 regierte erstere noch bis 1918. [16.6.02]