Text Die 28 Artikel Der Widerruf Eckharts |
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[30.11.04] |
Faksimile der Pergamenturkunde, Rom, Arch. Vaticano, A.A. arm. I-XVIII, n. 3226 Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 66] [1.6.05]
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Iohannes episcopus, servus servorum Dei ad perpetuam rei memoriam.
In agro dominico, cuius dispositione superna licet immeriti sumus custodes et operarii, oportet nos sic vigilanter et prudenter spiritualem exercere culturam, ut, si quando in eo inimicus homo supra semen veritatis zizania seminet, priusquam se in incrementa noxie pullulationis extollant, prefocentur in ortu, ut enecato semine viciorum et spinis errorum evulsis leta seges veritatis catholice coalescat.
Sane dolenter referimus, quod quidam hiis temporibus de partibus Theutonie, Ekardus nomine, doctorque, ut fertur, sacre pagine ac professor ordinis fratrum Predicatorum, plura voluit sapere quam oportuit et non ad sobrietatem neque secundum mensuram fidei, quia a veritate auditum avertens ad fabulas se convertit. Per ilium enim patrem mendacii, qui se frequenter in lucis angelum transfigurat, ut obscuram et tetram caliginem sensuum pro lumine veritatis effundat, homo iste seductus contra lucidissimam veritatem fidei in agro ecclesie spinas et tribulos germinans ac nocivos carduos et venenosos palliuros producere satagens, dogmatizavit multa fidem veram in cordibus multorum obnubilantia, que docuit quammaxime coram vulgo simplici in suis predicationibus, que etiam redegit in scriptis. [Vgl. J. Koch, S. 336]
Ex inquisitione siquidem contra eum super hiis auctoritate venerabilis fratris nostri Henrici, Coloniensis archiepiscopi, prius facta, et tandem auctoritate nostra in Romana Curia renovata, comperimus, evidenter con stare per confessionem eiusdem Ekardi, quod ipse predicavit, dogmatizavit et scripsit viginti sex articulos, tenorem, qui sequitur, continentes:
Johannes, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, zum ewigen Gedächtnis.
Auf dem Acker des Herrn, dessen Hüter und Arbeiter Wir nach himmlischer Verfügung, wenn auch unverdientermaßen, sind, müssen Wir die geistliche Pflege so wachsam und besonnen ausüben, daß, wenn irgendwann ein Feind auf ihm über den Samen der Wahrheit Unkräuter sät, sie im Entstehen erstickt werden, bevor sie zu Schößlingen verderblichen Keimens aufwachsen, damit, nachdem der Same der Laster abgetötet und die Dornen der Irrtümer herausgerissen sind, die Saat der katholischen Wahrheit fröhlich aufgehe.
Fürwahr, mit Schmerz tun Wir kund, daß in dieser Zeit einer aus deutschen Landen, Eckhart mit Namen, und, wie es heißt, Doktor und Professor der Heiligen Schrift, aus dem Orden der Predigerbrüder, mehr wissen wollte als nötig war, und nicht entsprechend der Besonnenheit und nach der Richtschnur des Glaubens, weil er sein Ohr von der Wahrheit abkehrte und sich Erdichtungen zuwandte. Verführt nämlich durch jenen Vater der Lüge, der sich oft in den Engel des Lichtes verwandelt, um das finstere und häßliche Dunkel der Sinne statt des Lichtes der Wahrheit zu verbreiten, hat dieser irregeleitete Mensch, gegen die helleuchtende Wahrheit des Glaubens auf dem Acker der Kirche Dornen und Unkraut hervorbringend und emsig beflissen, schädliche Disteln und giftige Dornsträucher zu erzeugen, zahlreiche Lehrsätze vorgetragen, die den wahren Glauben in vieler Herzen vernebeln, die er hauptsächlich vor dem einfachen Volke in seinen Predigten lehrte und die er auch in Schriften niedergelegt hat.
Aus der Untersuchung nämlich, die hierüber auf Grund der Amtsbefugnis Unseres ehrwürdigen Bruders, Erzbischof Heinrich von Köln bereits früher gegen ihn durchgeführt und schließlich auf Grund Unserer Amtsbefugnis in der römischen Kurie erneut vorgenommen wurde, haben Wir erfahren, daß durch das Bekenntnis jenes Eckhart zuverlässig feststeht, daß er sechsundzwanzig Artikel gepredigt, gelehrt und geschrieben hat, welche folgenden Wortlaut erhalten:
Einst befragt, warum Gott die Welt nicht früher erschaffen habe, gab er damals, wie auch jetzt noch, die Antwort, daß Gott nicht eher die Welt habe erschaffen können, weil nichts wirken kann, bevor es ist. Darum: sobald Gott war, sobald hat er auch die Welt erschaffen.
Desgleichen kann zugegeben werden, daß die Welt von Ewigkeit her gewesen ist.
Desgleichen: Auf einmal und zugleich, als Gott war, da er seinen ihm gleich ewigen Sohn als ihm völlig gleichen Gott erzeugte, schuf er auch die Welt.
Desgleichen: In jedem Werk, auch im bösen, im Übel der Strafe ebensosehr wie im Übel der Schuld, offenbart sich und erstrahlt gleichermaßen Gottes Herrlichkeit.
Desgleichen: Wer jemanden mit einer Schmähung lästert, lobt Gott durch eben diese Sünde der Schmähung; und je mehr er schmäht und je schwerer er sündigt, um so kräftiger lobt er Gott.
Desgleichen: Wer Gott selbst lästert, lobt Gott.
Desgleichen: Wer um dies oder jenes bittet, der bittet um Übles und in übler Weise, weil er um die Verneinung des Guten und um die Verneinung Gottes bittet, und er betet darum, daß Gott sich ihm versage.
Die nach nichts trachten, weder nach Ehren noch nach Nutzen noch nach innerer Hingabe noch nach Heiligkeit noch nach Belohnung noch nach dem Himmelreich, sondern auf dieses alles verzichtet haben, auch auf das, was das Ihrige ist, - in solchen Menschen wird Gott geehrt.
Ich habe neulich darüber nachgedacht, ob ich wohl von Gott etwas annehmen oder begehren wollte: Ich will mir das gar sehr überlegen, weil ich da, wo ich von Gott empfangen würde, unter ihm oder unterhalb seiner wäre wie ein Diener oder Knecht, er selbst aber im Geben wie ein Herr wäre, - und so soll es mit uns nicht stehen im ewigen Leben.
Wir werden völlig in Gott umgeformt und in ihn verwandelt; auf gleiche Weise, wie im Sakrament das Brot verwandelt wird in den Leib Christi: so werde ich in ihn verwandelt, daß er selbst mich hervorbringt als sein Sein als eines, nicht (etwa nur) als gleiches; beim lebendigen Gott ist es wahr, daß da kein Unterschied besteht.
Alles, was Gott Vater seinem eingeborenen Sohne in der menschlichen Natur gegeben hat, das hat er alles auch mir gegeben: hiervon nehme ich nichts aus, weder die Einigung noch die Heiligkeit, sondern er hat mir alles ebenso gegeben wie ihm.
Alles, was die Heilige Schrift über Christus sagt, das bewahrheitet sich völlig an jedem guten und göttlichen Menschen.
Alles, was der göttlichen Natur eigen ist, das alles ist auch dem gerechten und göttlichen Menschen eigen; darum wirkt solch ein Mensch auch alles, was Gott wirkt, und er hat zusammen mit Gott Himmel und Erde geschaffen, und er ist Zeuger des ewigen Wortes, und Gott wüßte ohne einen solchen Menschen nichts zu tun.
Der gute Mensch soll seinen Willen so dem göttlichen Willen angleichen, daß er selber alles will, was Gott will: Weil nun Gott in gewisser Weise will, daß ich gesündigt habe, so wollte ich nicht, daß ich keine Sünden begangen hätte, und das ist wahre Buße.
Wenn ein Mensch tausend Todsünden begangen hätte, und es wäre ein solcher Mensch in rechter Verfassung, so dürfte er nicht wünschen, er hätte sie nicht begangen.
Gott befiehlt nicht ausdrücklich das äußere Werk.
Das äußere Werk ist nicht eigentlich gut und göttlich, und Gott wirkt und gebiert es nicht eigentlich.
Laßt uns nicht die Frucht äußerer Werke bringen, die uns nicht gut machen, sondern innerer Werke, die der Vater, in uns bleibend, tut und wirkt.
Gott liebt die Seelen, nicht das äußere Werk.
Der gute Mensch ist der eingeborene Sohn Gottes.
Der »edle Mensch« ist jener eingeborene Sohn Gottes, den der Vater von Ewigkeit her gezeugt hat.
Der Vater zeugt mich als seinen Sohn und als denselben Sohn. Was immer Gott wirkt, das ist Eines; darum zeugt er mich als seinen Sohn ohne allen Unterschied.
Gott ist auf alle Weisen und in jedem Betracht nur Einer, so daß in ihm selber keinerlei Vielheit zu finden ist, weder in der Vernunft noch außerhalb der Vernunft; wer nämlich Zweiheit oder Unterschiedenheit sieht, der sieht Gott nicht, denn Gott ist Einer außerhalb aller Zahl und über aller Zahl und fällt mit nichts in Eins zusammen. Daraus folgt: In Gott selbst kann demnach keinerlei Unterschied sein oder erkannt werden.
Jede Unterschiedenheit ist Gott fremd, sowohl in der Natur wie in den Personen. Beweis: Seine Natur selbst ist Eine und eben dieses selbe Eine, und jede Person ist Eine und eben dieses selbe Eine, das die Natur ist.
Wenn es heißt: »Simon, liebst du mich mehr als diese?«, so ist der Sinn dieser: »will sagen, mehr als dieses, und zwar auf gute, nicht aber auf vollkommene Weise.« Wo nämlich ein »Erstes« und ein »Zweites« ist, da ist ein »Mehr« oder »Weniger«, ist Gradunterschied und Rangordnung; im Einen aber gibt es weder Grad noch Rang. Wer demnach Gott mehr liebt als den Nächsten, liebt ihn zwar auf gute, nicht aber auf vollkommene Weise.
Alle Kreaturen sind ein reines Nichts: ich sage nicht, daß sie etwas Geringes oder (überhaupt) irgend etwas sind, sondern daß sie ein reines Nichts sind.
Objectum preterea extitit dicto Ekardo, quod predicaverat alios duos articulos sub hiis verbis:
Außerdem wurde besagtem Eckhart vorgehalten, daß er noch zwei andere Artikel mit folgenden Worten gepredigt hatte:
Es ist etwas in der Seele, das unerschaffen und unerschaffbar ist; wenn die ganze Seele solcherart wäre, so wäre sie unerschaffen und unerschaffbar, - und dies ist die Vernunft.
Gott ist weder gut noch besser noch vollkommen; wenn ich Gott gut nenne, so sage ich etwas ebenso Verkehrtes, als wenn ich das Weiße schwarz nennen würde.
Verum nos omnes suprascriptos articulos per multos sacre theologie doctores examinari fecimus, et nos ipsi cum fratribus nostris illos examinavimus diligenter. Et demum, quia tam per relationem doctorum ipsorum quam per examinationem nostram invenimus primos quindecim memoratos articulos et duos etiam alios ultimos tam ex suorum sono verborum quam ex suarum connexione sententiarum errorem seu labem heresis continere, alios vero undecim, quorum primus incipit: "Deus non precipit", et cetera, reperimus nimis male sonare et multum esse temerarios de heresique suspectos, licet cum multis expositionibus et suppletionibus sensum catholicum formare valeant vel habere:
ne articuli huiusmodi seu contenta in eis corda simplicium, apud quos predicati fuerunt, ultra inficere valeant, neve apud illos vel alios quomodolibet invalescant. Nos de dictorum fratrum nostrorum consilio prefatos quindecim primos articulos et duos alios ultimos tanquam hereticos, dictos vero alios undecim tanquam male sonantes, temerarios et suspectos de heresi, ac nichilominus libros quoslibet seu opuscula eiusdem Ekardi, prefatos articulos seu eorum aliquem continentes, dampnamus et reprobamus expresse.
Si qui vero eosdem articulos pertinaciter defendere vel approbare presumpserint, contra illos, qui predictos quindecim articulos et duos alios ultimos seu eorum aliquem sic defenderint aut approbaverint tanquam contra hereticos, adversus vero eos, qui alios dictos undecim articulos, prout sonant verba eorum, defenderint aut approbaverint, velut contra suspectos de heresi procedi volumes et mandamus.
Wir haben nun alle oben angeführten Artikel durch viele Doktoren der heiligen Theologie prüfen lassen und haben sie auch selbst mit Unseren Brüdern sorgfältig geprüft. Und schließlich haben Wir sowohl auf Grund des Berichtes jener selben Doktoren, wie auf Grund Unserer eigenen Prüfung gefunden, daß die ersten fünfzehn der erwähnten Artikel und auch die beiden letzten sowohl ihrem Wortlaut nach wie nach dem Zusammenhang ihrer Gedanken Irrtum oder das Mal der Häresie enthalten; die elf anderen aber, deren erster beginnt mit: »Gott befiehlt nicht usw.«, haben Wir als überaus übel klingend und sehr kühn und der Häresie verdächtig gefunden, wenn auch zugestanden werden mag, daß sie mit vielen Erklärungen und Ergänzungen einen katholischen Sinn ergeben und haben können.
Damit nun derartige Artikel oder ihr Inhalt die Herzen der Einfältigen, denen sie gepredigt worden sind, nicht weiter anstecken und bei ihnen oder anderen nicht irgendwie in Schwang kommen können, verdammen und verwerfen Wir ausdrücklich auf den Rat Unserer genannten Brüder die ersten fünfzehn angeführten Artikel sowie die beiden letzten als häretisch, die anderen elf angeführten aber als übelklingend, verwegen und der Häresie verdächtig, und ebenso alle Bücher und Schriften dieses Eckhart, welche die angeführten Artikel oder einen von ihnen enthalten.
Wenn aber jemand es wagen sollte, diese Artikel hartnäckig zu verteidigen oder ihnen beizupflichten, so wollen und verordnen Wir, daß gegen diejenigen, welche die ersten fünfzehn und die beiden letzten Artikel oder einen von ihnen auf diese Weise verteidigen oder ihnen beipflichten sollten, als gegen Häretiker, gegen diejenigen aber, welche die elf anderen Artikel nach ihrem Wortlaut verteidigen oder ihnen beipflichten sollten, als gegen der Häresie Verdächtige vorgegangen werde.
Porro, tam illis, apud quos prefati articuli predicati seu dogmatizati fuerunt, quam quibuslibet aliis ad quorum devenere notitiam, volumus notum esse, quod, prout constat per publicum instrumentum inde confectum, prefatus Ekardus in fine vite sue fidem catholicam profitens predictos viginti sex articulos, quos se predicasse confessus extitit, necnon quecunque alia per eum scripta et docta, sive in scolis sive in predicationibus, que possent generare in mentibus fidelium sensum hereticum vel erroneum ac vere fidei inimicum, quantum ad illum sensum revocavit ac etiam reprobavit et haberi voluit pro simpliciter et totaliter revocatis, ac si illos et illa singillatim et singulariter revocasset, determinationi apostolice sedis et nostre tam se quam scripta sua et dicta omnia summittendo.
Datum Avinione, VI. kal. aprilis, pontificatus nostri anno tertiodecimo.
Ferner aber wollen Wir denjenigen, bei denen die angeführten Artikel gepredigt oder gelehrt worden sind, sowie auch allen anderen, zu deren Kenntnis sie gekommen sind, kundtun, daß, wie durch eine öffentliche, darüber ausgefertigte Urkunde feststeht, der genannte Eckhart am Ende seines Lebens, den katholischen Glauben bekennend, die angeführten sechsundzwanzig Artikel, die gepredigt zu haben er bekannte, ferner auch alles andere von ihm Geschriebene und in den Schulen wie in Predigten Gelehrte, das in den Gemütern der Gläubigen einen häretischen oder irrtümlichen und dem wahren Glauben feindlichen Sinn erzeugen könnte, soweit es diesen Sinn betrifft, widerrufen wie auch verworfen hat und es als so schlechthin und völlig widerrufen angesehen wissen wollte, als wenn er jene (Artikel) und jenes (andere) einzeln und besonders widerrufen hätte, indem er sich und alle seine Schriften und Aussprüche der Entscheidung des apostolischen Stuhles und der Unsern unterworfen hat.
Gegeben zu Avignon, am 27. März 1329, im dreizehnten Jahre Unseres Pontifikates.
Bulle | Votum | Beanstandete Artikel | 1. Liste | Responsio | 2. Liste | Responsio | 3. Liste | 4. Liste |
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 | 1 2 3 7 8 9 14 15 16 20 21 22 23 27 28 | In Gen. I In Ioh. In Gen. I In Ioh. In Ioh. In Ioh. In Ioh. Pr. 6 Pr. 6 Pr. 6 Pr. 5a Pr. 24 ? (Item predicavit) Trostbuch ? (predicavit) | n. 43 - n. 44 - - - - - n. 64 n. 54 n. 61 - (n. 57. 58) n. 12 - | n. 120 - n. 120 - - - - - n. 144 n. 132 n. 139 f. - (n. 135. 136) n. 95 - | - - - - - - - n. 89 n. 100 n. 98 n. 55. 56 - (n. 29) - - | (n. 2) - - - - - - n. 90 n. 101 n. 99 n. 58 - (n. 30) - - | - In Ioh. - In Ioh. In Ioh. In Ioh. In Ioh. - - - - - - - - | - - - - - - - - - - - Pr. 24 13 - 15 |
16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 | 10 11 12 13 17 18 19 24 25 26 6 | In Gen. II In Gen. II In Ioh. In Sap. ? (Item predicavit) Pr. 14 Pr. 6 In Exod. Von dem edlen M. In Ioh. Pr. 4 | - n. 48 - - (n. 21) n. 55 n. 53 n. 46 n. 23 - n. 73 | - n. 124 - - (n. 101) n. 133 n. 131 n. 122 n. 103 - n. 150 | - - - - - n. 87 n. 98 - - - n. 106 | - - - - - n. 88 n. 99 - - - n. 79.107 | - - In Ioh. - - - - - - In Ioh. - | In Gen. II - - In Sap. 20 - - - - - - |
27 28 | 4 5 | Pr. 13 Pr. 9 | n. 59. 60 - | n. 137. 138 - | n. 7. 17 n. 127 | n. 8. 18 n. 128 | - - | - - |
Rot hervorgehoben sind jeweils die Sätze der Bulle, sofern nicht der gesamte wiedergegebene Text der Bulle entspricht (oder nicht entspricht, wenn es sich um vorgeschlagene inhaltliche Übereinstimmungen handelt). [30.5.05]
Johannes - Kommentar:
1. Primo: quia ante mundum creatum non fuit aliquod ubi. Unde cuidam sciolo volenti probare aeternitatem mundi et quaerenti, quare deus mundum non prius creavit et postea creaverit, respondi quidem ad hominem quod deus non potuit mundum prius creare, quia ante mundum et tempus non fuit prius. (LW III, n. 214, S. 180,5-6)
Erstens: vor der Erschaffung der Welt gab es kein Wo. Als mich ein Halbwisser, der die Ewigkeit der Welt beweisen wollte, fragte, weshalb Gott die Welt nicht früher, sondern erst später erschaffen habe, gab ich ihm die verdiente Antwort: Gott konnte die Welt nicht früher erschaffen, weil es vor der Welt und vor der Zeit kein Früher gab.
2. Rursus septimo: concedi potest quod mundus fuit ab aeterno, et iterum quod deus ipsum prius creare non potuit. Creavit enim mundum in primo nunc aeternitatis, quo ipse deus et est et deus est. (LW III, n. 216, S. 181,7-9)
Siebtens: man kann zugeben, daß die Welt von Ewigkeit her war, und ferner, daß Gott sie nicht früher erschaffen konnte. Denn Gott erschuf die Welt im ersten Jetzt der Ewigkeit, in dem Gott selbst ist und in dem er Gott ist.
Sermo XLV:
Alii etiam volenti protervire responsum est quod deus nec ante nec prius poterat mundum facere, quia nec ante nec prius erat, quando mundus non erat. Aut quomodo prius faceret, qui in primo nunc aeternitatis mundum creavit? Non enim aliud est nunc aeternitatis nisi unicum, quod tunc erat, quando deus mundum creabat. (LW IV, n. 458, S. 380,6-10)
Ein anderer kecker Frager erhielt die Antwort, daß Gott die Welt gar nicht vorher oder früher schaffen konnte, weil es kein Vorher oder Früher gab, als die Welt noch nicht da war. Oder wie hätte der die Welt früher schaffen können, der sie im ersten Jetzt der Ewigkeit erschaffen hat? Denn es gibt nur das einzige Jetzt der Ewigkeit, und das war da, als Gott die Welt schuf.
Anmerkung:
Liest man diese Auszüge nebeneinander, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Sermo zeitlich am nahesten an der geschilderten Begebenheit liegt, auf die Eckhart auch im Johannes-Kommentar Bezug nimmt. Da es sich um eine Frage - Antwort - Situation handelt, liegt die Vermutung nahe, das der Sermo in die Zeit des ersten Pariser Magisteriums (oder noch davor) datierbar sein könnte.
[30.5.05]
Kölner Responsio (Processus coloniensis):
Der Artikel war nicht unter den in Köln inkriminierten Sätzen (zumindest nicht in beiden uns überlieferten Listen). Dort findet man aber einen Satz, der dasselbe Thema betrifft, der der Pr. 11 (Impletum est tempus Elisabeth) entnommen ist. (DW I, S. 187,1-7) [Quero-Sánchez, S. 388]
Cette proposition ne figure pas dans le procès de Cologne; on peut toutefois rapprocher le texte de la bulle de Jean XXII du 11e article de la 2e accusation [Laurent, S. 437, Anm. 80]
Undecimus articulus sic dicit: "Qui nihil quaerit, non potest conqueri, si ipse nihil inveniat. Ipse invenit hoc, quod ipse quaesivit. Qui aliquid quaerit et intendit praeter deum, ille quaerit et intendit nihil et propter hoc accipit quod petit nihil accipiendo. Sed qui nihil quaerit nec aliquid intendit quam deum purum vel pure, illi dat deus et discooperit seu aperit omne quod secretum deus habet in suo divino corde, quod hoc fit ei ita proprium, sicut est proprium dei, nec plus nec minus, si ipse eum solum quaerat sine medio. (LW V, 323,13-19)
Übersetzung: s. Proc. Col. II n. 23.
Predigt 11:
Sie meinet vil und wellent als vil. Ich sprach etwenne: der niht suochet, daz der niht vindet, wem mac er daz klagen? Er vant, daz er suochte. Swer iht suochet oder meinet, der suochet und meinet niht und der umb iht bitet, dem wirt niht. Aber der niht ensuochet noch niht enmeinet dan lûter got. dem entdecket got und gibet im allez, daz er verborgen hât in sînem götlîchen herzen, daz ez im als eigen wirt, als ez gotes eigen ist, weder minner noch mêr, ob er in aleine meinet âne mitel. (DW I, S. 187,1-7)
Ich sprach irgendwann: Wer das Nichts sucht, daß der das Nichts findet, wem kann er das klagen? Er fand, was er suchte. Wer irgend etwas sucht oder erstrebt, der sucht und erstrebt das Nichts, und wer um irgend etwas bittet, dem wird das Nichts zuteil. Aber wer nichts sucht und nichts erstrebt als rein nur Gott, dem entdeckt und gibt Gott alles, was er verborgen hat in seinem göttlichen Herzen, auf daß es ihm ebenso zu eigen wird, wie es Gottes Eigen ist, nicht weniger und nicht mehr, dafern er nur unmittelbar nach Gott allein strebt. (DW I, S. 474)
Predigt 65:
Swenne daz ich iht bite, sô bite ich niht; swenne daz ich niht bite, sô bite ich rehte. Swenne ich dâ vereinet bin, dâ alliu dinc gegenwertic sint, diu dâ vergangen sint und diu iegenôte sind und diu künftic sint, diu sint alliu glîche nâhe und glîche ein; diu sint alliu in gote und sint alliu in mir. (DW 3, S. 102,1-4)
Wenn ich (Gott) um etwas bitte, dann bitte ich um nichts; wenn ich (aber) um nichts bitte, dann bitte ich recht. Wenn ich da(mit) vereint bin, wo alle Dinge gegenwärtig sind, die vergangen und die jetzt und die zukünftig sind, da sind sie alle gleich nahe und gleich eins; sie sind alle in Gott und sind alle in mir. (DW 3, S. 523) [Laurent, S. 437, Anm. 80] [1.6.05]
Predigt 25:
Allez daz denne got ie gegap sînem eingebornen sune, daz hât er mir gegeben als volkomenlîche als im und niht minner, und hât mirs mê gegeben. (DW 2, S. 14,2-4)
Alles denn, was Gott je seinem eingeborenen Sohne gab, das hat er mir ebenso vollkommen gegeben wie ihm und nicht weniger, ja, er hat es mir in höherem Maße gegeben. (DW 2, S. 641) [Laurent, S. 439] [2.6.05]
Kölner Responsio (Processus coloniensis)
Proc. Col. I n. 57: Item. "Humilis homo est ita potens super deum, sicut ipse sui ipsius; et quidquid est in omnibus angelis et omnibus sanctis, hoc est proprium humilis hominis. Quidquid deus operatur, hoc operatur ipse, et quidquid deus est, hoc ipse est, una vita et unum esse." (LW V, S. 217,14-20)
Predigt 14:
Der oitmodege mynsche inde got dat is eyn; der oitmoedege mynsche der is godes also geweldich as hey syns selues is,jnde allett, dat in allen engelen is, dat is deis oitmoedegen mynschen eygen; wat got wircket, dat wircket der oitmoedege mynsche, inde dat got is, dat ist hey: eyn leuen inde eyn wessen; inde Dar ombe sprach onsse leue here: 'leirt van myr; dat ich byn sanftmoedich inde van eynem oitmodegen hertzen'. (DW 1, S. 235,9-236,2)
Der demütige Mensch und Gott, das ist Eins; der demütige Mensch ist Gottes so gewaltig, wie er seiner selbst gewaltig ist, und alles, was in den Engeln ist, das ist dieses demütigen Menschen Eigen.; was Gott wirkt, das wirkt der demütige Mensch, und was Gott ist, das ist er: ein Leben und ein Sein; und darum sprach unser lieber Herr: 'Lernet von mir, daß ich sanftmütig und eines demütigen Herzens bin'. (Matth. 11,29) (DW 1, S. 486)
Dieselbe Stelle findet man - in einer längeren bzw. interessanteren Fassung - wiederum in der zweiten Liste:
Kölner Responsio (Processus coloniensis)
Proc. Col. II n. 29: Decimus quartus articulus sic dicit: "Omnia debent impleri in vero humili homine. Humilis homo et deus non sunt duo, sed sunt unum." Caveat deus ne obmittat se infundere in hominem recte humilem. "Humilis homo non indiget quod deum roget, ipse potest deo imperare. Humilis homo est ita potens super deum, sicut ipse est, deus scilicet, potens super se ipsum. Si iste homo esset in inferno, oporteret deum venire in infernum et oporteret infernum esse regnum caelorum. Oporteret deum facere de necessitate. Ipse cogitur ad hoc quod ipsum oportet hoc facere, quia istius esse est esse divinum et divinum esse est suum [est divinum] esse." (LW V, S. 324,19-27)
Proc. Col. I n. 58: Item quod una virtus est in anima, quae habet unam operationem cum deo. Ipsa creat et facit omnia cum deo, et cum nullo habet aliquod commune et generat una cum patre eundem filium unigenitum. (LW V, S. 217,21-218,3)
Diesen Satz, dessen Vorlage noch nicht nachgewiesen worden ist, findet man auch in der zweiten Liste: Proc. Col. II n. 15 (LW V, 321,16-17).
Vgl. Eckharts ähnliche Ausführungen:
Proc. Col. I n. 81-82: Primum est quod li 'in quantum', reduplicatio scilicet, excludit omne aliud, omne alienum etiam secundum rationem a termino. Licet enim in deo sit idem esse et intelligere, dicimus tamen deum non esse malum, quamvis dicamus eum intelligere malum. Et quamvis in deo patre idem sit essentia et paternitas, non tamen generat in quantum essentia, sed in quantum pater, quamvis essentia sit radix generationis. Procedunt enim actus divinorum etiam absoluti a deo secundum proprietatem attributorum, ut dicit quaedam maxima theologiae. Unde Bernardus V 1. De consideratione dicit quod deus amat ut caritas, novit ut veritas, sedet ut aequitas, dominatur ut maiestas, operatur ut virtus, revelat ut lux etc. Secundum est quod bonum et bonitas sunt unum. Bonus enim in quantum bonus solam bonitatem significat, sicut album solam qualitatem albedinem scilicet, significat. Haec tamen, bonus et bonitas, sunt in filio, spiritu sancto et patre unum univoce, in deo autem et nobis, qui boni sumus, sunt analogice unum. (LW V, S. 277,7-278,6)
Eckharts Verteidigung:
Proc. Col. I n. 135: Ad quartum cum dicitur: "Humilis homo est ita potens super deum" etc. Error est ut sonat. Sed hoc verum est quod deus 'humilibus dat gratiam', ut aiunt Iacobus et Petrus. Quantum autem homo habet de gratia et est filius dei, tantum potest super deum et opera illius, quia non vult aliud nec aliter quam quod deus vult et operatur. (LW V, S. 298,4-5)
Proc. Col. I n. 136: Ad quintum cum dicitur: "Una virtus est in anima, quae habet unam operationem cum deo." Error est sicut sonat, nisi exponatur sicut iam dictum est ad quartum et supra ad secundum. (LW V, S. 298,9-11)
Eckhart bezieht sich dabei auf die gerade angegebene Einlassung zu Proc. Col. I n. 57 bzw. auf die zu Proc. Col. I n. 55 (Proc. Col. I n. 133: LW V, S. 297,1-9);
vgl. noch Proc. Col. II n. 16 (Einlassung zu Proc. Col. II n. 15): Falsum est ut sonat. Non enim creatura creator est, sed creatio est propria soli deo. Verum est quod tanta fuit unio verbi in Christo homine quod communicat sibi idiomata sua sive proprietates in tantum quod homo ille, puer ille, creavit caelos et (deus) mortuus dicitur et est. (LW V, S. 321,18-21)
dazu noch Proc. Col. II n. 30 (Einlassung zu Proc. Col. II n. 29): "Dicendum quod totum verum est, morale et devotum, emphaticum tamen, sicut supra dictum est de lacrima. Quod autem dicitur quod talis "homo et deus non sunt duo, sed unum", patet ex eo quod Ioh. 17 salvator pro nobis orat patrem. Homo enim humilis in quantum humilis non est duo cum humilitate. Duo enim divisionem dicit et est radix divisionis. Quomodo autem esset quis unus divisus ab (unitare, humilis divisus ab) humilitate, albus divisus ab albedine et sine albedine? Quapropter ubicumque in inferno esset humilis, necessario esset humilitas. Constat etiam quod eodem quo deus est deus, homo est divinus analogice. Nec enim quis est divinus sine deo, sicut nec albus sine albedine. (LW V, S. 325,1-9) [Quero-Sánchez, S. 392-94, Anm. xxxvi-xxxviii] [26.6.05]
Buch der göttlichen Tröstung:
Ein sôgetân mensche ist sô einwillic mit gote, daz er allez daz wil, daz got wil und in der wîse, sô ez got wil. Und dar umbe, wan got etlîche wîs wil, daz ich ouch sünde hân getân, sô enwölte ich niht, daz ich sie niht enhæte getân, wan sô gewirdet gotes wille 'in der erden', daz ist in missetât, 'als in dem himel', daz ist in woltât. Sô wil der mensche gotes durch got enbern und von gote durch got gesundert sîn, und daz ist aleine rehtiu riuwe mîner sünden; sô ist mir sünde leit âne leit, als got hât leit aller bôsheit âne leit. Leit und meistez leit hân ich umbe sünde, wan ich entæte niht sünde umbe allez, daz geschaffen oder geschepfelich ist, ob joch tûsent werlte êwiclîche möhten wesen, doch âne leit. (DW 5, S. 22,5-14) - [Buch der göttl. Tröstung (QUINT) V 22,5-8.10: App. VI., LW V, S. 607]
Ein solcher Mensch ist so einwillig mit Gott, daß er alles das will, was Gott will und in der Weise, wie es Gott will. Und darum, da Gott in gewisser Weise will, daß ich auch Sünde getan habe, so wollte ich nicht, daß ich sie nicht getan hätte, denn so geschieht Gottes Wille »auf Erden«, das ist in Missetat, »wie im Himmel«, das ist im Rechthandeln. In solcher Weise will der Mensch Gott um Gottes willen entbehren und von Gott um Gottes willen geschieden sein, und das ist allein rechte Reue meiner Sünden; so ist mir die Sünde leid ohne Leid, wie Gott alles Böse leid ist ohne Leid. Leid und das größte Leid habe ich wegen der Sünde - denn ich täte um alles, was geschaffen oder erschaffbar ist, auch wenn es in Ewigkeit tausend Welten geben könnte, keine Sünde -, jedoch ohne Leid. (DW 5, S. 477 f.) [27.6.05]
Erfurter Reden:
Jâ, der rehte wære gesetzet in den willen gotes, der ensölte niht wellen, diu sünde, dâ er în gevallen was, daz des niht geschehen wære; niht alsô, als ez wider got was, sunder als verre als dû dâ mite bist gebunden ze mêrer minne und bist dâ mite genidert und gedêmüetiget, als daz aleine, daz er wider got hât getân. (DW 5, S. 233,4-8)
Ja, wer recht in den Willen Gottes versetzt wäre, der sollte nicht wollen, daß die Sünde, in die er gefallen, nicht geschehen wäre. Freilich nicht im Hinblick darauf, daß sie gegen Gott gerichtet war, sondern, sofern du dadurch zu größerer Liebe gebunden und du dadurch erniedrigt und gedemütigt bist, also nur deshalb nicht, weil er gegen Gott gehandelt hat. (Quint, 71 f.; DW 5, S. 517) [29.6.05]
Liber parabolarum Genesis:
Primo, quod deus non praecipit proprie actum exteriorem, cum ille posset impediri. (LW I/1, n. 165, S. 634,11-12) - [App. VI., LW V, S. 607 macht hier eine falsche Zeilenangabe]
Erstens, daß Gott den äußern Akt nicht eigentlich gebietet, da dieser gehindert werden kann. [29.6.05]
Liber parabolarum Genesis:
Secundo, quod actus exterior non est proprie bonus neque divinus, neque ipsum operatur deus proprie neque parit. (LW I/1, n. 165, S. 635,3-4) - [In Gen. II n. 165, LW I/1 p. 635,3-5: App. VI., LW V, S. 607 - der Folgesatz (Zeile 5) steht allerdings nicht in der Bulle]
Zweitens (erhellt daraus), daß der äußere Akt nicht eigentlich gut noch göttlich ist und daß Gott ihn nicht eigentlich wirkt noch zeugt. [29.6.05]
Johannes - Kommentar:
Secundo vult dicere quod fructum afferamus actuum non exteriorum, qui nos bonos non faciunt, sed actuum interiorum quos pater in nobis manens facit et operatur. (LW III, n. 646, S. 561,9-10)
Zweitens will er sagen, wir sollen Frucht nicht der äußeren Werke bringen, die uns nicht gut machen, sondern der inneren Werke, die der Vater, der in uns bleibt, tut und wirkt [29.6.05]
Sapientia - Kommentar:
Tertio ait: amas animas, non opus extra. (LW II, n. 226, S. 561,1)
Drittens heißt es: "du liebst die Seelen", nicht das äußere Werk.
Tractatus 17:
Wan got siht niht an, waz diu were sint, denne alleine, waz diu minne sî unde diu andâht unde daz gemüete in den werken. (Pfeiffer, Deutsche Mystiker, Teil II, S. 683,34-36) [Laurent, p. 440, not. 92] [29.6.05]
In dieser Form ist der Satz bei Eckhart nicht bezeugt. Einen ähnlichen Satz findet man aber im
Buch der göttlichen Tröstung:
Noch spriche ich vürbaz ze dem dritten mâle, daz ein guot mensche, als verre er guot ist, hât gotes eigenschaft niht aleine dar ane, daz er minnet und würket allez, daz er minnet und würket, durch got, den er dâ minnet und durch den er würket, sunder er minnet und würket ouch durch sich selben, der dâ minnet; wan, daz er minnet, daz ist got-vater-ungeborn, der dâ minnet, ist got-sun-geborn. Nû ist der vater in dem sune und der sun in dem vater. Vater und sun sint ein. (DW 5, S. 44,21-27)
Überdies sage ich weiterhin zum dritten, daß ein guter Mensch, soweit er gut ist, Gottes Eigenheit hat nicht allein darin, daß er alles, was er liebt und wirkt, liebt und wirkt um Gottes willen, den er da liebt und um dessentwillen er wirkt, sondern er, der da liebt, liebt und wirkt auch um seiner selbst willen; denn, was er liebt, das ist der ungeborene Gott-Vater, wer da liebt, ist der geborene Gott-Sohn. Nun ist der Vater im Sohn und der Sohn im Vater. Vater und Sohn sind Eins. (DW 5, S. 488) [Quero-Sanchéz, S. 389, Anm. xxvi] [30.6.05]
Predigt 14:
nochtant in genoeget den edelen oitmoedegen mynschen da myt neit, dat hey der eynege geboren sun is, den der vader ewenclichen geboren hait, hey in wylt och vader syn inde treden in de selue gelicheit der eweger vaderschafft inde geberen den, van dem ich [ewen] Ewenclichen geboren byn. (DW 1, S. 239,4-7) - [Pr. 14 (QUINT) I 239,4: App. VI., LW V, S. 607]
Gleichviel genügt es dem edlen, demütigen Menschen nicht damit, daß er der eingeborene Sohn ist, den der Vater ewig geboren hat: er will auch Vater sein und in dieselbe Gleichheit mit der ewigen Vaterschaft eintreten und den gebären, von dem ich ewig geboren bin. (DW 1, S. 487)
Wie man sieht, stimmt der Text des zweiten Zensors (RS. II art. 34) genauer zum deutschen Text unserer Predigt als der des ersten. (RS. $ II 4 art. 2) [Quint, DW 1, S. 239, Anm. 3] [30.6.05]
Predigt 6:
Der vater gebirt sînen sun âne underlâz, und ich spriche mêr: er gebirt mich sînen sun und den selben sun. Ich spriche mêr: er gebirt mich niht aleine sînen sun, mêr: er gebirt mich sich und sich mich und mich sîn wesen und sîn natûre. In dem innersten quelle dâ quille ich ûz in dem heiligen geiste, dâ ist éin leben und éin wesen und éin werk. Allez, waz got würket, daz ist ein; dar umbe gebirt et mich sînen sun âne allen underscheit. (DW 1, S. 109,7-110,2) - [Pr. 6 (QUINT) I 109,7-8.110,1-2: App. VI., LW V, S. 607]
Der Vater gebiert seinen Sohn ohne Unterlaß, und ich sage mehr noch: Er gebiert mich als seinen Sohn und als denselben Sohn. Ich sage noch mehr: Er gebiert mich nicht allein als seinen Sohn; er gebiert mich als sich und sich als mich und mich als sein Sein und als seine Natur. Im innersten Quell, da quelle ich aus im Heiligen Geiste; da ist ein Leben und ein Sein und ein Werk. Alles, was Gott wirkt, das ist Eins; darum gebiert er mich als seinen Sohn ohne jeden Unterschied. (DW 1, S. 454) [1.7.05]
Exodus- Kommentar:
n. 58: Et Rabbi Moyses, ut supra dictum est, dicit quod deus est unus "omnibus modis et secundum omnem rationem", ita ut in ipso non sit invenire aliquam "multitudinem in intellectu vel extra intellectum", 1. I c. 50. Qui enim duo vel distinctionem videt, deum non videt. Deus enim unus est, extra numerum et super numerum est nec ponit in numerum cum aliquo. (LW II, S. 65,1-6) - [In Exodum n. 58, LW II p. 65,2-6: App. VI., LW V, S. 607]
Und Maimonides sagt, wie erwähnt, im 1. Buch Kapitel 50: Gott ist einer "in jeder Beziehung und auf jede Weise", so daß sich in ihm keinerlei "Vielheit finden läßt, weder eine begriffliche noch eine wirkliche". Wer nämlich zwei sieht oder einen Unterschied sieht, der sieht Gott nicht. Denn Gott ist einer, er ist außer der Zahl und über der Zahl und läßt sich mit nichts zusammenzählen.
n. 60: Tertio, quia esse cum ente non ponit in numerum, nec universaliter forma cum formato. Esse autem et omnis forma a deo est, utpote primo esse et forma prima. Nulla igitur in ipso deo distinctio esse potest aut intelligi. (LW II, S. 66,4-6) - [In Exodum n. 60, LW II p. 66,6: App. VI., LW V, S. 607]
Drittens, das Sein läßt sich mit dem Seienden und überhaupt die Form mit dem Geformten nie zusammenzählen. Das Sein und alle Form ist aber von Gott, dem ersten Sein und der ersten Form. In Gott selbst kann also kein Unterschied sein oder gedacht werden. [1.7.05]
Vom edlen Menschen:
Allerleie mittel ist gote vremde. 'Ich bin', sprichet got, 'der êrste und der jungeste'. Underscheit enist noch in der natûre gotes noch in den persônen nâch der natûre einicheit. Diu götlîche natûre ist ein, und ieglîchiu persône ist ouch ein und ist daz selbe ein, daz diu natûre ist. (DW 5, S. 114,21-115,3)
Jederart Vermittlung ist Gott fremd. »Ich bin«, spricht Gott, »der Erste und der Letzte« (Geh. Offenb. 22, 13). Unterschiedenheit gibt es weder in der Natur Gottes noch in den Personen entsprechend der Einheit der Natur. Die göttliche Natur ist Eins, und jede Person ist auch Eins und ist dasselbe Eine, das die Natur ist. (DW 5, S. 501) [2.7.05]
Johannes - Kommentar:
Tertio cum dicitur: diligis me plus his? sensus est: id est plus quam istos, et bene quidem, sed nondum perfecte. In primo enim et secundo [in] plus et minus, gradus est et ordo. In uno autem nec gradus est nec ordo. Qui ergo diligit deum plus quam proximum, bene quidem, sed nondum perfecte, quia nec deum in proximo nec proximum in deo diligit. Nam si sic diligeret, utique id ipsum et unum diligeret. (LW III, n. 728, S. 636,8-12) - [p. 636,8-11: App. VI., LW V, S. 607]
Wenn es heißt: liebst du mich mehr als diese, dann ist drittens der Sinn: liebst du mich mehr, als du diese da liebst, und zwar auf gute Weise, aber noch nicht vollkommen. Beim ersten und zweiten nämlich gibt es ein Mehr und Weniger, gibt es Rang und Ordnung. Im Einen aber gibt es weder Rang noch Ordnung. Wer also Gott mehr liebt als den Nächsten, handelt zwar gut, aber noch nicht vollkommen, weil er weder Gott im Nächsten noch den Nächsten in Gott liebt. Denn wenn er so liebte, liebte er ja ein und dasselbe. [2.7.05]
Predigt 4:
Alle crêatûren sint ein lûter niht. Ich spriche niht, daz sie kleine sîn oder iht sîn: sie sint ein lûter niht. Swaz niht wesens enhât, daz enist niht. Alle crêatûren hânt kein wesen, wan ir wesen swebet an der gegenwerticheit gotes. Kêrte sich got ab allen crêatûren einen ougenblik, sô würden sie ze nihte. Ich sprach etwenne und ist ouch wâr: der alle die werlt næme mit gote, der enhæte niht mê, dan ob er got aleine hæte. Alle crêatûren hânt niht mê âne got, dan ein mücke hæte âne got, rehte glîch noch minner noch mê. (DW 1, S. 69,8-70,7) - [Pr. 4 (QUINT) I 69,8-9: App. VI., LW V, S. 607]
Alle Kreaturen sind ein reines Nichts. Ich sage nicht, daß sie geringwertig oder überhaupt etwas seien: sie sind ein reines Nichts. Was kein Sein hat, das ist nichts. Alle Kreaturen (nun) haben kein Sein, denn ihr Sein hängt an der Gegenwart Gottes. Kehrte sich Gott nur einen Augenblick von allen Kreaturen ab, so würden sie zunichte. Ich habe mitunter gesagt, und es ist auch wahr: Wer die ganze Welt zu Gott hinzunähme, der hätte nicht mehr, als wenn er Gott allein hätte. Alle Kreaturen haben ohne Gott nicht mehr (Sein) als eine Mücke ohne Gott besäße, genau gleich viel, nicht weniger und nicht mehr. (DW 1, S. 444) [2.7.05]
Predigt 13:
Ein kraft ist in der sêle, von der ich mêr gesprochen hân, - und wære diu sêle alliu alsô, sô wære si ungeschaffen und ungeschepflich. Nû enist des niht. An dem andern teile sô hât si ein zuosehen und ein zuohangen ze der zît, und dâ rüeret si geschaffenheit und ist geschaffen - vernünfticheit: dirre kraft enist niht verre noch ûzer. Daz enent des mers ist oder über tûsent mîle, daz ist ir als eigenlîche kunt und gegenwertic als dise stat, dâ ich inne stân. (DW 1, S. 220,4-11) - [Pr. 13 (QUINT) I 220,4-5: App. VI., LW V, S. 607]
Eine Kraft ist in der Seele, von der ich schon öfter gesprochen habe, - wäre die Seele ganz so, so wäre sie ungeschaffen und unerschaffbar. Nun ist dem nicht so. Mit dem übrigen Teil (ihres Seins) hat sie ein Absehen auf und ein Anhangen an die Zeit, und da(-mit) berührt sie die Geschaffenheit und ist geschaffen - (es ist) die Vernunft: dieser Kraft ist nichts fern noch draußen. Was jenseits des Meeres ist oder über tausend Meilen entfernt, das ist ihr ebenso eigentlich bekannt und gegenwärtig wie diese Stätte, an der ich stehe. (DW 1, S. 482)
Zu diesem Vorwurf nimmt Eckhart auch in seiner Protestatio vom 13. Februar 1327 Stellung. [3.7.05]
Predigt 9:
Got enist guot noch bezzer noch allerbeste. Wer dâ spræche, daz got guot wære, der tæte im als unrehte, als ob er die sunnen swarz hieze. (DW 1, S. 148,5-7)
Gott ist nicht gut noch besser noch allerbest. Wer da sagte, Gott sei gut, der täte ihm ebenso unrecht, wie wenn er die Sonne schwarz nennen würde. (DW 1, S. 463) [4.7.05]
1 Der lateinische Text entspricht dem Abdruck bei Laurent. Seine Edition im Vergleich mit Denifle und Sturlese zeigt nur marginale Unterschiede v.a. in der Großschreibung 'Deus' und einer anderen Zeichensetzung.
Die Übersetzung entspricht dem Abdruck in: Josef Quint, [Quint, S. 449-455]. Seine Angaben in () sind etwas eingerückt. [8.4.11]
Die englische Übersetzung von Bernard McGinn kann man mit Anmerkungen auf der Website von George Valsamis nachlesen. [16.5.07]
Ausgaben
Raynaldus, 1691 (Ripoll, 1739; Preger, 1874); Du Plessis d'Argentré, 1728; Hartzheim, 1761; Herford (ed. Potthast), 1859 - s. Sturlese, Acta Echardiana n. 65
Heinrich Josef Denzinger, Propositiones Ekkardi, in: Enchiridion symbolorum et definitionum quæ de rebus fidei et morum a Conciliis oecumenicis et summis pontificibus emanarunt in auditorum usum, Würzburg, Stahel, 1854, S. 124-126
Wilhelm Preger, Bulle Johann's XXII. vom 27. März 1329, Eckhart's Lehre betreffend, in: Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter. Nach den Quellen untersucht und dargestellt. 1. Teil: Geschichte der deutschen Mystik bis zum Tode Meister Eckhart's, Leipzig, Dörffling und Franke, 1874, S. 478-482
Edition
Heinrich Denifle, Meister Eckeharts lateinische Schriften und die Grundanschauungen seiner Lehre. Acten zum Processe Meister Eckeharts, in: Archiv für Litteratur- und Kulturgeschichte des Mittelalters 2 (1886), Berlin, Weidmann, S. 417-687, hier: S. 636-40
M.-H. Laurent, Autour du procès de Maître Eckhart. Les documents des Archives Vaticanes (suite et fin), in: Divus Thomas 39,5-6 (1936), Piacenza, Collegio Alberoni, S. 435-444
Loris Sturlese, Acta Echardiana, Processus contra mag. Echardum, n. 65 und n. 66, in: LW 5, Stuttgart, Kohlhammer, 2007, S. 597-605.
Handschriften
Zusätzlich zu den von Loris Sturlese in den Acta Echardiana genannten Abschriften der Bulle vom 27. März 1329 (n. 65) und des Briefes an den Kölner Erzbischof vom 15. April 1329 (n. 66) existieren zwei weitere Handschriften aus Paris (s. April 2024) und Wolfenbüttel (s. April 2019), wobei erstere den Wortlaut des Briefes inklusive der beigefügten Bulle enthält und letztere eine leider unvollständige deutsche Übersetzung aus dem dritten Viertel des 14. Jahrhunderts aufweist.
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 15815
Beschreibung: Perg., (26,5 x 18,6 cm), 182 Bll., 14. Jh. (vor 1338), zweispaltig, zwei Hände (Text des Briefes und der Bulle von Hand "B" - Reygneri ?)
Schreibsprache: lateinisch.
Herkunft: Ursprünglich aus der Bibliothek des Gottfried von Fontaines, dann "Jste liber est pauperum magistrorum scolarium in domo de Sorbona, ex legato magistri Reygneri de Colonia, doctoris in theologia, quondam socij domus" (f. 182rb). 1338 in einem Katalog "des dépôts de livres du collège de Sorbonne" aufgeführt (Fournier, S. 89 und Anm. 43: "Paris, BNF, Ms. nouv. acq. lat. 99, p. 160a").
Bulle: 181ra-182ra, Brief an Heinrich von Virneburg vom 15. April 1329; "Iohannes XXII. Litterae ad archiepiscopum Coloniensem de erroribus Echardi (15 Aprilis 1329)", Shooner
Lit.: Delisle, Inventaire .. Sorbonne, 1870, 25; Shooner, Codices manuscripti, 1985, 299 (no 2419); Fournier, Maître Eckhart en Sorbonne, 2009, 75-112.
Link: Delisle
[6.4.24]
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. 311 Helmst.
Beschreibung: Pap., (29,5 x 20,5 cm), 125 Bll., 1366-74, ein- (f. 1r-40v) und zweispaltig (f. 40va-125vb), min. 15 Hände.
Schreibsprache: lateinisch und alemannisch (Ruh) (nur f. 125ra-vb und f. 114rb-vb).
Herkunft: Iste liber est Nicolai Glusen in Asmersleve (f. 1).
Bulle: 125ra-vb, (Satz 1-11 fehlen) Patschovsky, S. 66.
Lit.: von Heinemann, Helm. Hss. I, 1963, 256-258 (Nr. 345); Patschovsky, Beginenverfolgung, 1974, 58-66, 196-198 (Transkription); Ruh, Häresien, 1981, 223-225.
Link: Heinemann, Katalog
[6.4.24]
Übersetzungen (Auswahl)
Johann Lorenz von Mosheim, Historia gvbernationis sacrae et doctorvm, in: IO. Lavr. Moshemii. Institvtionvm historiae ecclesiasticae antiqvae et recentioris. Libri qvatvor. Ex ipsis fontibvs insigniter emendati, plvrimis accessionibvs locvpletati, variis observationibvs illustrati, Helmstadii, Weygand, 1755, S. 546-558, hier: S. 522-524, Anm. p und s
[lat|de| Auszüge aus Cod. 311 Helmst. (s. Patschovsky)]
Christoph Ulrich Hahn, Aicardus oder Eccardus, in: Geschichte der Ketzer im Mittelalter, besonders im 11., 12. und 13. Jahrhundert, Bd. 2, Stuttgart, Steinkopf, 1847, S. 481-514, hier: Ss. 481, Anm. 3; 483; 486, Anm. 1; 499-503
[lat|de| Nach Mosheim, 1790]
Eduard Böhmer, Meister Eckart, in: Damaris 5 (1865), Stettin, S. 52-97, hier: S. 90-95
[de| (nach Raynaldus), ab "Dolenter referimus"]
Alfred Mensi-Klarbach, Die 28 verurteilten Sätze Meister Eckeharts, in: Buddhistischer Weltspiegel 4,2 (1922), Leipzig, S. 73-83, hier: S. 77-81
[lat|de| Gegenüberstellung lat. Text der Bulle und dt. Üb. von Pummerer, 1903]
Bulle contre Maître Eckehart. Traduit du latin par Alexis Curvers, in: Hermès 2,4 (1937), Bruxelles, S. 79-83
[fr| (nach Raynaldus), ab "Dolenter referimus"]
Bulle de Jean XXII: In agro dominico du 27 Mars 1329, où sont condamnés 28 articles de Maître Eckhart, in: Maître Eckhart. Traités et sermons, (Philosophie de l'esprit). Traduits de l'allemand par J.[acques] M.[olitor] et F.[ernand] A.[ubrier] avec une introduction par M.[aurice] de Gandillac, Paris, Aubrier, 1942, S. 263-267
[fr| vollständig]
Bula de Juan XXII, in: El libro del consuelo divino, (Biblioteca de Iniciación Filosófica 25). Traducción del alemán y prólogo de Alfonso Castaño Piñán, Madrid [u.a.], Aguilar, 1955, S. 83-93
[es]
Josef Quint, Die Bulle Johannes XXII. vom 27. März 1329, in: Meister Eckehart. Deutsche Predigten und Traktate, München, Hanser, 1955, S. 449-455 und Anm. S. 532
James M. Clark, Bull of Pope John XXII, dated 27th March 1329, condemning twenty-eigeht propositions of Eckhart, in: Meister Eckhart. An Introduction to the Study of his Works. With an Anthology of his Sermons. Selected, annotated and translated, London [u.a.], Nelson and Sons, 1957, S. 253-258
[en| Nach Denifle, collated with Laurent]
Alexander Patschovsky, Deutsches Fragment der Bulle In agro dominico, mit der Johannes XXII. Lehrsätze Meister Eckharts 1329 März 27 verurteilte, in: Strassburger Beginenverfolgungen im 14. Jahrhundert, (Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 30), Köln [u.a.], 1974, S. 56-198, hier: S. 195-198
Mile Babić, Bula Ivana XIII.: "In agro dominico" od 27. ožujka 1329. u kojoj se osuduje 28 rećenica Meistera Eckharta, in: izraz 34,1 [67] (1990), S. 56-61
[hr| Aus dem lateinischen]
Weitere Autoren s. Bibliographie: Koda (jp), 1997; Guerizoli (pt), 2000; Vannini (it), 2002; Dumbrăveanu; Comnea (ro), 2004; Quero-Sanchez (es), 2010; Reutin (ru), 2010
[10.4.24]