Acta Echardiana 1

Acta et regesta vitam mag. Echardi illustrantia

herausgegeben und kommentiert von
Loris Sturlese
acta
Inhalt
Vorbemerkung
Edition
Appendix I.
Kolophon
Zeichen / Abk.

Inhalt

Appendix I

01 Geburt Eckharts
02 1286, Paris
03 Collatio
04 Osterpredigt
05 Erfurter Reden
06 Magister
07 Vas auri solidum
08 Quaestiones
09 Provinzial Saxonia
10 1304 GK Toulouse
(10a1304 PK Halberstadt)
11 1305 v. Hochheim
12 1305 PK Rostock
13 Brief Eckharts

14 1306 Minden
15 1306 Lahde
16 1306 PK Halle
17 18.4.1307 Braunschweig
18 14.5.1307 Straßburg
19 5.8.1307 Braunschweig
20 17.8.1307 Braunschweig
21 1307 PK Minden
22 1308 Groningen
23 1308 PK Seehausen
24 zu 1309, Konstanz
25 1309 Braunschweig
26 1309 Dortmund
27 1309 PK Norden
28 1310 Avignon
29 zu 1310. Dortmund
30 1310 GK Piacenza
31 1310 PK Hamburg
32 zu 1310, Speyer
33 In eccli.
34 1311 GK Neapel
35 1311/13 Paris
36 zu 1311/13 Paris
37 3 Prr. zu Paris
38 1314 Straßburg
39 1316 Straßburg
40 1322 Avignon
41 1313-23 Katharinental
42 1315-25 Ötenbach
43 1324-26 Köln
44 1325 Avignon
45 Requisitus

VORBEMERKUNG

  Es ist eines der größten Verdienste des früheren Leiters dieser Edition, Josef Koch, die erste wissenschaftliche Biographie Meister Eckharts erstellt zu haben. Die Dokumente, die er in jahrzehntelanger Arbeit sammelte und seiner bahnbrechenden Studie zugrunde legte, werden im folgenden in chronologischer Abfolge ediert.
  Es handelt sich um Texte sehr verschiedener Art (instrumentierte Urkunden, Briefe, Kapitelsprotokolle, zeitgenössische Zeugnisse, Bemerkungen in Handschriften, Listen von inkriminierten Thesen, Stellungnahmen und theologische Gutachten), welche auf 67 Nummern verteilt worden sind und alle dies gemein haben, genaue und zuverlässige Informationen zum Leben und zum Prozeß Meister Eckharts zu vermitteln. Diese Materialien gliedern sich in zwei Hauptteile, von denen der zweite ausschließlich den Akten zum Prozeß gewidmet ist; sie sind jedoch einheitlich durchnumeriert worden, um Querverweise und Zitate zu vereinfachen.
  Abgesehen von leichten Normalisierungen (graphische Trennung von 'u' und 'v', Beseitigung von 'j', Interpunktion, Groß- und Kleinschreibung) werden die hier edierten Dokumente nach der ursprünglichen Orthographie wiedergegeben. Nur Stellen aus bereits edierten Werken Eckharts (Acta n. 3, n. 4, n. 7, n. 8, n. 33, n. 35) und die drei wichtigsten Prozeßtexte - die 'Rechtfertigungsschrift' (Acta n. 48), das 'Votum theologorum Avenionensium' (Acta n. 57) und die päpstliche Konstitution 'In agro dominico' (Acta n. 65) - werden gemäß den bisher für die Edition von Eckharts lateinischen Werken angewandten Prinzipien herausgegeben. Eine diplomatische Ausgabe des Teils 'b' der Soester Handschrift Nr. 33 ist allerdings als Anhang zu Processus Coloniensis I-II (Acta Nr. 48) vorgesehen.
  Im Text und in den Apparaten dieses Teils werden folgende Zeichen und Abkürzungen verwendet:

Zeichen

< >im Kopf der Dokumente: erschlossene Daten
< >im Text: Zusatz gegenüber den Handschriften
[ ]Tilgung eines durch die Hs. bezeugten Wortes
{ }Wiederherstellung in den Hs. beschädigter und nicht mehr lesbarer Texte
( )Auflösung zweideutiger Abkürzungen (bei Namen)

Abkürzungen

KOCH J. K o c h, Kritische Studien zum Leben Meister Eckharts, in: Kleine Schriften, 1, Rom 1973, S. 247-347.
MOPHMonumenta Ordinis Fratrum Praedicatorum Historica, Rom-Stuttgart 1897 ff.
QFQuellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland, Leipzig 1907 ff.
2VLDie deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon, 2. Aufl., hrsg. von K. Ruh, Berlin-New York 1978 ff.

1

<vor 1260 (bei?) Tambach.>

Geburt Eckharts.

  Eckharts Geburtsdatum ist nicht bekannt Als ein 'terminus ante quem' darf der Beginn der 60er Jahre des 13. Jahrhunderts gelten, denn er war wenigstens 33 Jahre alt als er 1293 als Sententiar nach Paris geschickt wurde (vgl. Acta n. 3-n. 4)1.
  Zu seinem Namen vgl. Acta n. 7: Iste sermo sic est reportatus ab ore magistri Echardi de hochheim, die beati Augustini, Parisius. Die Bezeichnung »von Hochheim« (Hochheim bei Gotha) ist als Familienname und nicht als ein Hinweis auf Eckharts Geburtsort zu betrachten. E. ALBRECHT, Zur Herkunft Meister Eckharts, in: Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen 31 (1978) S. 28-34 hat stichhaltige Argumente zugunsten Eckharts Zugehörigkeit zu demjenigen Zweige des Ministerialengeschlechts derer »von Hochheim« angeführt, welcher bei oder zu Tambach residierte und als traditionellen Vornamen 'Eckhart' benutzte. Sehr wahrscheinlich ist ferner, daß Eckhart ein Sohn des dominus Eckhardus, miles, dictus de Hochheim war, der vor dem 19. Mai 1305 starb, und dessen Vermächtnis zugunsten der Zisterzienserinnen vom Hl. Kreuz bei Gotha er an jenem Tag bestätigte (vgl. Acta n. 11).

1 Zum Bildungsgang eines Studenten des Dominikanerordens, der im Alter von achtzehn-zwanzig Jahren begann, vgl. C. DOUAIS, Essai sur l'organisation des études dans l'ordre des frères Prêcheurs au treizième et au quatorzième siècle (1216-1342), Paris-Toulouse 1884, S. 54-68 (studium artium: 3 Jahre), 68-73 (studium naturalium: 2 Jahre), 73-87 (Theologie: 3 Jahre), 126-130 (studium solemne: 3 Jahre). Danach folgte ein Fortbildungsstudium der Theologie (studium generale: 3 Jahre), dem die Ausübung des Amts eines Lektors oder eines Priors für einen gewissen Zeitraum vorausging (ebd., S. 130-131, 143-144).

LW 5, S. 155

2

zu <um 1286, Paris.>

Eckhart weist bei seinem Erscheinen vor dem Inquisitionsgericht in Köln daraufhin, daß auch die Werke des Hl. Thomas von Aquin und des Albertus Magnus in Paris einem Prüfungsverfahren durch eine Kommission von Theologen unterzogen worden waren, und dies, als er in Paris war.

  Proc. Col. I n. 77, ed. L. STURLESE, unten Acta n. 48a.
  Vgl. KOCH, S. 252 - 254; L. HÖDL, Neue Nachrichten über die Pariser Verurteilungen der thomasischen Formlehre, in: Scholastik 39 (1964) S. 189: T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen zur Biographie Meister Eckharts und zum Verlauf des gegen ihn angestrengten Inquisitionsprozesses, Frankfurt a. M. 1978, S. 9 Anm. 3; L. HÖDL, Meister Eckharts theologische Kritik des reinen Glaubensbewußtseins, in: Freiheit und Gelassenheit. Meister Eckhart heute, hrsg. v. U. KERN, München-Mainz 1980, S. 37-38; R. WIELOCKX, Autour du procès de Thomas d'Aquin, in: Miscellanea Mediaevalia 19 (1988) S. 413-438.

  Patienter tamen mihi ferendum est, quia 'beati qui patiuntur propter iustitiam' 1 et 'deus flagellat omnem filium quem recipit' 2, secundum Apostolum, ut merito dicam cum Psalmo 3: 'ego autem in flagella paratus sum'. Maxime cum iam pridem magistri theologiae Parisius nostris temporibus 4 mandatum habuerint superioris de examinandis libris praeclarissimorum virorum sancti Thomae de Aquino et domini fratris Alberti tamquam suspectis et erroneis. Et contra ipsum sanctum Thomam frequenter a multis scriptum est, dictum et publice praedicatum quod errores et haereses scripserit et docuerit. Sed favente domino tam Parisius quam per ipsum summum pontificem et Romanam curiam ipsius vita et doctrina pariter sunt approbata.

1 Matth. 5,10. 2 Hebr. 12,6. 3 Ps. 37,18. 4 KOCH, a.a.O., sah in dieser Stelle einen Hinweis auf die Auseinandersetzungen, die im Jahr 1277 zur Veröffentlichung des Verurteilungsdekrets des Bischofs Étienne Tempier führten (Chartularium Universitatis Parisiensis, I, ed. H. DENIFLE - É. CHATELAIN, Paris 1889, S. 543ff.), und schloß aufgrund des Ausdrucks Parisius nostris temporibus, daß Eckhart sich zu diesem Zeitpunkt in Paris als Student der 'artes' aufhielt. L. HÖDL, a. a. 0., hat später nachweisen können, daß Eckhart vielmehr auf Ereignisse Bezug nimmt, die sich in Paris in den Jahren 1285-1286 abspielten. War er dort als Student der deutschen Dominikanerprovinz, so würde es sich auf jeden Fall um ein Fortbildungsstudium der Theologie handeln, und zwar etwa wie dasjenige, das Dietrich von Freiberg um 1274 absolviert hatte (vgl. L. STURLESE, Dokumente und Forschungen zu Leben und Werk Dietrichs von Freiberg, Hamburg 1984, S. 3-4).

LW 5, S. 155 f.

3

<1293, zwischen September 14 und Oktober 9, Paris>

Eckhart hält als Baccalaureus der Theologie zum Beginn des akademischen Jahres 1293/94 die 'Collatio in libros Sententiarum'.

  ECHARDUS, Collatio in libros Sententiarum, ed. J. KOCH, oben S. 26 (nach der Hs. ERFURT, Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek Cod. Amplon. F 321, 93va; ein weiterer Zeuge der 'Collatio' wurde von F. STEGMÜLLER in Prag (Státni knihovna CSR, Cod. X.F.26,f. 1-3) entdeckt 1.
  Die Datierung ist durch die des 'Sermo paschalis' (Acta n. 4) gesichert. Vgl. KOCH, S. 255.

  Kolophon der 'Collatio' (nach der Erfurter Handschrift): E c h a r d u s, pro principio. Collatio in libros sententiarum.

1 Vgl. F. STEGMÜLLER, Eine neue Eckharthandschrift, Divus Thomas (Freiburg) 20 (1942) S. 176-184; DERS., Repertorium Commentariorum in Sententias Petri Lombardi, I. Würzburg 1947, S. 93 Nr. 202.

LW 5, S. 156

4

<1294 April 18, Paris>.

Eckhart hält anläßlich des Osterfestes eine Predigt mit dem Thema: Pascha nostrum.

  ECHARDUS, Sermo paschalis a. 1294 Parisius habitus, ed. L. STURLESE, oben S. 136-148.
  Datierung nach TH. KAEPPELI, Praedicator monoculus. Sermons parisiens de la fin du XIIIe siècle, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 27 (1957) S. 120-167. Vgl. KOCH, S. 251.

  Am Rand der Predigt: fr. Ekhardus lector sententiarum.

LW 5, S. 157

5

<zwischen 1294 und 1298.>

Eckhart amtiert als Prior von Erfurt und Vikar von Thüringen. Er verfaßt die 'Reden der Unterscheidung'.

  ECHARDUS, Reden der Unterscheidung (QUINT), DW V S. 185.
  Zur Datierung vgl. J. QUINT, in DW V S. 181; KOCH, S. 258-259. Eckhart war Vikar des Provinzialpriors Dietrich von Freiberg: J. KOCH, a.a.O., L. STURLESE, Dokumente S. 19.

  Überschrift der 'Reden': Daz sint die rede, die der vicarius von türingen, der prior von erfurt, bruoder eckhart predigerordens mit solchen kindern hâte, diu in dirre rede vrâgeten vil dinges, dô sie sâzen in collationibus mit einander.

LW 5, S. 157

6

zu 1302, Paris.

Bericht in Bernhard Guis Verzeichnis der Pariser Dominikanermagistri der Theologie. Eckhart promoviert zum Magister der Theologie an der Pariser Universität.

  STEPHANUS DE SALANIACO et BERNARDUS GUIDONIS, De quatuor in quibus deus praedicatorum ordinem insignivit, ed. TH. KAEPPELI O.P., Romae 1949 (MOPH 32), S. 131,6-8; s. auch H. DENIFLE, Quellen zur Gelehrtengeschichte des Predigerordens im 13. und 14. Jahrhundert in: Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters 2 (1886) S. 211.
  Vgl. KOCH, S. 260; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 12.

  Fr. Aychardus, Theutonicus, fuit licentiatus anno dommi MCCCII. Hic fuit confirmatus in priorem provincialem Saxonie in generali capitulo Tholosano, anno domini MCCCIV 1.

1 Vgl. Acta n. 10.

LW 5, S. 157 f.

7

<1302 August 28 oder 1303 Februar 28,> Paris.

Meister Eckhart hält am Fest des Hl. Augustinus eine Predigt mit dem Thema: Vas auri solidum.

  ECHARDUS, Sermo die b. Augustini Parisius habitus, ed. B. GEYER, oben S. 85-99.
  Zur Datierung s. KOCH, S. 261 und B. GEYER, oben S. 87. Die Zuordnung der Predigt zur ersten Pariser Lehrtätigkeit Meister Eckharts beruht auf paläographischen Gründen (vgl. auch H. DENIFLE, Die Heimat Meister Eckeharts, in: Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters 5 (1889) S. 358).

  Kolophon der Predigt: Iste sermo sic est reportatus ab ore magistri Echardi de hochheim, die beati Augustini, Parisius.

LW 5, S. 158

8

<1302/1303,> Paris.

Meister Eckhart trägt als Magister Quaestiones an der Universität Paris vor.

  ECHARDUS, Quaestiones Parisienses, ed. B. GEYER, oben S. 27-71.
  Zur Datierung vgl. B. GEYER, oben, S. 29-30.

  Schlußbemerkung zur 'Quaestio utrum in Deo sit idem esse et intelligere': Equardus. Schlußbemerkung zur 'Quaestio utrum intelligere angeli, ut dicit actionem, sit suum esse': Equardus, praedicator. Randbemerkung zur 'Quaestio utrum laus dei in patria sit nobilior eius dilectione in via' des Gonsalvus Hispanus: Rationes Equardi.

LW 5, S. 158

9

zu 1303 <September 7-8 1>, Erfurt.

Bericht in zwei Verzeichnissen der deutschen Dominikanerprovinziale. Meister Eckhart wird in Erfurt zum ersten Provinzial der neugegründeten Provinz Saxonia gewählt.

1. 'Cathalogus priorum provincialium provincie Saxonie'.

  ROM, Biblioteca apostolica vaticana, Cod. Vat. Lat. 7651. Zur Handschrift vgl. M.-H. LAURENT, Un ancien manuscrit de Sainte-Sabine. Le Vatican Lat. 7651, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 9 (1939), S. 234.
  Druck: P. VON L, Statistisches über die Ordensprovinz Saxonia, Leipzig 1910 (QF 4), S. 47; vgl. auch E. MARTÈNE - U. DURAND, Veterum scriptorum et monumentorum historicorum, dogmaticorum, moralium amplissima collectio, VI, Paris 1729, Sp. 343.
  Vgl. W. PREGER, Geschichte der deutschen Mystik. Nach den Quellen dargestellt, I, Leipzig 1874, S. 338; KOCH, S. 262; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 12-13.

  Anno domini M°CCC°III° in capitulo provinciali apud Erphordiam fuit electus primus provincialis Saxonie magister Ekhardus, qui fuit absolutus apud Neapolim anno domini M°CCC°XI et missus Parysius ad legendum 2.

2. Verzeichnis der Provinziale der Teutonia (in Ulm vielleicht von Felix Fabri zusammengestellt).

  WIEN, Österreichische Nationalbibliothek, cod. 1507, f. 243vb-244ra.
  Druck: P. VON L, Statistisches über die Ordensprovinz Teutonia, Leipzig 1907 (QF 1), S. 44-45; vgl. auch Chronica et Chronicorum excerpta historiam Ordinis Praedicatorum illustrantia, vgl. B. M. REICHERT, Rom 1904 (MOPH 7/1), S. 37,27-30. 38,30-39,2.

  Notandum vero quod ab ordinis predicatorum primordio usque ad ipsius magistri Marcialis 3 tempus inclusive hii subsequentes provinciales in provincia indivise atque divise Theutonie floruerunt ... Frater Antonius de Confluentia 4, cuius tempore provincia divisa fuit in Theutoniam et Saxoniam fuitque primus provincialis Saxonie frater Aricardus, licenciatus theologie, in capitulo generali Tholosano anno MCCCIIII _celebratus 5.

_celebratus: lege confirmatus

1 Zum üblichen Termin für den Beginn der deutschen Provinzialkapitel (Mariä Geburt, 8. September) vgl. KOCH, S. 271 und L. STURLESE, Dokumente, S. 10 Anm. 23 und S. 37; das Kapitel wurde eröffnet an der Vigil des Festtages (vgl. B. M. REICHERT, Feier und Geschäftsordnung der Provinzialkapitel des Dominikanerordens im 13. Jahrhundert, in: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und für Kirchengeschichte 17 (1903) S. 120). Da der Ordensgeneral Bernhard von Jusix starb, bevor er die Wahl Eckharts bestätigen konnte, wurde Eckhart durch die drei ältesten Mitglieder des Wahlkapitels in sein Amt eingesetzt und erst am 18. Mai 1304 durch den neuen General Aymerich von Piacenza bestätigt (vgl. KOCH. S. 262-263 und Acta n. 10). 2 Vgl. Acta n. 34. 3 Martialis Auribelli. Generalmeister der Dominikaner 1453-1462, gest. 1473: vgl. G. M. LÖHR, Die Kölner Dominikanerschule vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Mit einer Übersicht über die Gesamtentwicklung, Freiburg/Schw. 1946, S. 78; Archivum Fratrum Praedicatorum 51 (1981) S. 276. 4 Antonius von Koblenz. Provinzial 1303-1305. Über ihn vgl. L. STURLESE, Dokumente, S. 61. 5 Vgl. oben, Anm. 1 und Acta, n. 10.

LW 5, S. 159

Appendix I.

Die Konvente der Dominikanerprovinz Saxonia
zur Zeit des Provinzialates Meister Eckharts
  Verzeichnis nach P. VON L, Statistisches Saxonia, S. 11-12, auf der Grundlage des Cod. Vat. Lat. 7651, f. 71v-72r. Die Klöster sind in chronologischer Reihenfolge angeführt, nach welcher die Prioren ihre Plätze während der Provinzialkapitel auf der rechten oder linken Chorseite einzunehmen hatten.

Provincia Saxonie

Chorus dexter

1. Magdeburg
3. Lübeck
5. Leipzig
7. Hildesheim
9. Freiberg
11. Eisenach
13. Soest
15. Leeuwarden
17. Stralsund
19. Seehausen
21. Norden
23. Halle
25. Soldin
27. Winsum
29. Nordhausen
31. Röbel
33. Treysa
35. Mühlhausen
37. Luckau
39. Wismar
41. Osnabrück
43. Nijmegen
45. Dorpat
47. Braunschweig 1
49. Groningen 2


Chorus sinister

2. Bremen
4. Erfurt
6. Halberstadt
8. Utrecht
10. Minden
12. Hamburg
14. Riga
16. Neuruppin
18. Strausberg
20. Rostock
22. Plauen
24. Prenzlau
26. Ziericksee
28. Warburg
30. Jena
32. Brandenburg
34. Zutphen
36. Marburg
38. Wesel
40. Göttingen
42. Harlem
44. Eger/Böhmen
46. Berlin
48. Pirna
50. Dortmund 3

1 Durch Eckhart zusammen mit den Konventen Groningen und Dortmund gegründet: vgl. Acta n. 17, n. 19, n. 20, n. 25, n. 28, n. 30. 2 Vgl. Acta n. n. 22, 28, 30. 3 Vgl. Acta n. 24, n. 26, 28, 30.

LW 5, S. 160

10

1304 Mai 16-18, Toulouse.

Generalkapitelsprotokoll. Meister Eckhart nimmt am Vorabend von Pfingsten an der Wahl des Fr. Aymericus von Piacenza zum Ordensgeneral teil und wird von diesem als Provinzial der Provinz Saxonia am Pfingstmontag bestätigt. Das Generalkapitel leitet die Prozedur für die Umbenennung der Provinz Saxonia in Provinz Teutonia inferior ein.

  Acta Capitulorum Generalium Ordinis Praedicatorum. II. Ab anno 1304 usque ad annum 1378, rec. B. M. REICHERT, Rom - Stuttgart 1899 (MOPH 4), S. 1 Anm. 1, S. 2, 14, S. 3, 9-17 (mit Angabe der Hss.).
  Vgl. W. PREGER, Geschichte, I, 5. 338; KOCH, S. 264-265.

  Sabbato sancto in vigilia penthecostes quod fuit XVII° kal. iunii 1 anno domini M°CCC°IIII° apud Tholosam congregatis et inclusis in conclavi iuxta morem constitucionum electoribus magistri numero triginta sex in tercio scruptinio electus est ab eisdem canonice in magistrum ordinis frater Aymericus Placentinus 2, nacione Lombardus, erat autem tunc lector Bononiensis, electus in provincialem Grecie, non tamen elector magistri, sed presens in conventu Tholosano triginta septem annos habens in ordine. Legerat tam in phylosophicis quam in theologia viginti quatuor annos, ut ipsemet dixit ibidem, priorque fuerat Bononie.
  Erant autem inter electores provinciales tredecim hii videlicet qui sequuntur.
  Hispanie fr. Egidius de Aravalho 3.
  Francie fr. R. Romani. magister in theologia 4.
  Romane provincie fr. Hugo 5.
  Theotonie fr. Antonius 6.
  Polonie fr. Lippoldus 7.
  Provincie Provincie fr. Iohannes Vigorosi 8.
  Lombardie superioris fr. Iacobus vel Quido de Concaneto 9.
  Provincie Tholosane fr. Guillelmus Petri bacallarius 10.
  Ungarie fr. Aymericus.
  Dacie fr. P. de Rusquillis 11.
  Terre Sancte fr. Geraldus Bermundi Petragoricensis.
  Boemie fr. Egidius 12, qui fuerat provincialis annis viginti quatuor 13.
  Saxonie fr. Aycardus, magister in theologia, non tamen erat confirmatus in die electionis magistri, sed die lune sequenti fuit confirmatus in provincialem a magistro.
  ...
  Iste sunt inchoaciones ...
  In capitulo de electione magistri, ubi dicitur: Saxonie, deleatur: Saxonie et dicatur: Theutonie inferioris.
  Item hanc. In capitulo de electione diffinitorum capituli generalis et provincialis, ubi dicitur: Saxonie, deleatur: Saxonie et dicatur: Theutonie inferioris.
  Item hanc. In capitulo de studentibus, ubi dicitur: Saxonie, deleatur: Saxonie et dicatur: Theutonie inferioris.
  Item hanc. In eodem capitulo, ubi dicitur: Saxonie, deleatur: Saxonie et dicatur: Theutonie inferioris 14.

1 16. Mai. 2 Aymerich von Piacenza, Ordensgeneral 1304-1311: vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi I, Rom 1970, S. 19-21. 3 Aegidius de Arevalo: vgl. Acta Capitulorum Generalium Ordinis Praedicatorum, rec. B. M. REICHERT, Rom-Stuttgart 1898 (MOPH 3), I , S. 263, 306 und Anm. 1, 310. 4 Raymundus Romani, Provinzialprior 1302-1306 und Professor an der Pariser theologischen Fakultät in demselben akademischen Jahr (1303), als Eckhart in Paris lehrte: vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores, III, Rom 1980, S. 287. 5 Ugo de' Borgognoni: vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores, II, Rom 1975, S. 253. 6 Antonius von Koblenz: vgl. Acta n. 9, Anm. 3. 7 Leopold von Krakau, Provinzial 1301-1305: vgl. R.-J. LOENERTZ, Une ancienne chronique des provinciaux dominicains de Pologne, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 21 (1951) S. 27; Acta Capitulorum Generalium, I., S. 306. 8 Jean Vigouroux: Acta Capitulorum Generalium, I, S. 226; C. DOUAIS, Acta capitulorum provincialium 0. Fr. P. Première série, Province de Provence, Province Romaine, Province d'Espagne, Toulouse 1894, Index. 9 Guido da Cocconato: vgl. Acta Capitulorum Generalium, I, 323; G. ODETTO, La cronaca maggiore dell'ordine domenicano di Galvano Fiamma. Frammenti, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 10 (1940) S. 338; Archivum Fratrum Praedicatorum 51 (1981) S. 180. 10 Wilhelm Petri de Godino: vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores, II, S. 152-155. 11 Petrus de Roskilde, Provinzial der skandinavischen Provinz 1302-1308: vgl. J. GALLÉN, La province de Dacie de l’Ordre des Frères Prêcheurs. I. Histoire générale jusqu'au Grand Schisme, Helsingfors 1946, S. 64-65. 12 Die Hs. A1 fügt hinzu: qui proprie vocatur Sdilaus apud eos. 13 Zdzislaw (Aegidius): über ihn vgl. R.-J. LOENERTZ, Une ancienne chronique, S. 26-27. 14 Vgl. Acta capitulorum Generalium, I, S. 319, 28-37; R. CREYTENS, Les Constitutions des frères prêcheurs dans la rédaction de s. Raymond de Peñafort (1241), in: Archivum Fratrum Praedicatorum 18 (1948) S. 51. 53. 66. Der Vorschlag fand im nachfolgenden Generalkapitel keine Zustimmung. Das Generalkapitel von Genua (1305) leitete die Prozedur für die Wiedervereinigung der im Jahr 1303 geteilten Provinz Teutonia ein (iste sunt incohaciones ... Item hanc, quod provincie Theutonie et Saxonie reuniantur, et sint una provincia, que vocetur provincia Theutonie et in dextro choro teneat locum post provinciam Hispanie: Acta Capitulorum Generalium, II, S. 9). Auch dieser Wiedervereinigungsvorschlag hatte keine weiteren Folgen. Im September 1304 in Halberstadt saß Eckhart wahrscheinlich dem Provinzialkapitel der Saxonia vor (vgl. Acta n. 12 und n. 16). Hierfür läßt sich jedoch kein sicherer urkundlicher Beleg anführen.

LW 5, S. 161 f.

10a

1304 <September 8>, Halberstadt.

Provinzialkapitel der Saxonia 1.

  Eckhart wahrscheinlich anwesend. Vgl. die Bemerkung zu Acta n. 16.

1 Vgl. J. KOCH, Studien, S. 271, H. FINKE, Zur Geschichte, S. 371.

Anm.: Dieser Eintrag ist nicht in den Acta et regesta .. enthalten.

11

1305 Mai 19, Gotha.

Äbtissin und Konvent der Zisterzienserinnen zum Hl. Kreuz in Gotha tun kund, daß der verstorbene Herr Eckhart, Ritter, genannt von Hochheim, dem Kloster eine Hufe Land im Buflebener Felde mit der Bestimmung vermacht hat, für ihn und seine Frau jährlich je ein Jahrzeitgedächtnis zu halten, und legen die Tage für die Messen fest. Meister Eckhart, Provinzial der Dominikaner, bestätigt und beglaubigt die Urkunde mit seinem Siegel.

  Liber copiarum et literarum S. Crucis in Gotha. WEIMAR, Staatsarchiv, Geheimes Archiv Gotha, RR I f Nr. 12 f 28r-v (Abschrift).
  Druck: (z. T.) C. SAGITTARIUS, Historia Gothana. f. Ienae 1700, S. 114; H. DENIFLE, Die Heimat, S. 354. Anm. 1; R. EHWALD, Die Heimat des Meisters Eckhard, in: Mitteilungen des Vereins für Gothaer Geschichte und Altertumsforschung 109 (1901) S. 195.
  Vgl. KOCH, S. 249; E. ALBRECHT, Zur Herkunft, S. 29-30.


Pergamenthandschrift, Gotha, Thüringisches Staatsarchiv,
Geheimes Archiv RR IU Nr. 12, f. 28r/v.
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 12]

  Privilegium domini Eckardi militis de Hocheim.
  Nos abbatissa totusque conventus sanctimonialium monasterii sancte Crucis extra muros Gotha 1 universis Christifidelibus hanc litteram visuris vel audituris volumus fieri manifestum quod dominus Eckardus miles dictus de Hocheim 2 bone memorie, preter alia bona que nostrum cenobium de manu sua recepit, in remedium anime sue specialiter unum mansum situm in villa Buffeleibin solventem annis singulis tria maidra, unum tritici, alterum siliginis et tercium ordei Erfordensis mensure, dum adhuc sane viveret nostre Ecclesie donavit et tradidit, ut duobus temporibus anni ipsius anniversarium ageremus. Cum igitur secundum legittimas sancciones nemo suis beneficiis decipi debeat, sed iuvari, nos memorati domini Eckardi intentionem devotam quam ad nostram ecclesiam habuit attendentes, ne ingrate de hiis et aliis beneficiis inveniamur iuxta ipsius donatoris voluntatem, ordinamus ut in duobus temporibus anni, videlicet V° ydus aprilis et VIII° ydus Iulii vel diebus vicinioribus, quibus oportune fieri potuent, pro salute anime domini Eckardi et comugis sue in choro nostro in vespere cum vigiliis et in mane cum missa animarum dies anniversanus sollempniter peragatur. Hiis autem temporibus, dum hoc officium agitur, de _maldris supradictis pitancie in conventu nostro fiant quantum fieri potent de eisdem. In cuius rei fidem et memoriam ampliorem venerabiis patris magistri Eckardi Parisiensis, provincialis fratrum ordinis predicatorum per provinciam Saxonie, et nostri conventus sigillorum appensione hanc litteram _fecimus firmiter communiri. Datum anno domini M°CCC°V° XIIII kalendis Iunii.

_maldris] malderis Ehwald _fecimus] facismus Ehwald

1 Konvent Hl. Kreuz in Gotha vgl. B. HUEMER, Verzeichnis der deutschen Cisterzienserinnenklöster, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 37 (1916), S. 15. 2 Eckhart von Hochheim, wahrscheinlich Vater Meister Eckharts: vgl. Acta n. 1. H. DENIFLE, Die Heimat Meister Eckeharts, S. 349-364 und R. EHWALD, Die Heimat des Meisters Eckhard, S. 195 vertraten aufgrund dieser Urkunde die These, Eckhart sei in Hochheim bei Gotha geboren und habe dem Ritterstande angehört. KOCH, S. 248-251, war der Meinung, der Urkunde sei kein sicherer Hinweis, weder für die Bestimmung von Eckharts Heimatort noch für seine Zugehörigkeit zur Familie des Eckardus miles, zu entnehmen. Die Archivmaterialien, die E. ALBRECHT, Zur Herkunft Meister Eckharts, S. 28-34, anführt, zeigen jedoch eindeutig, daß Eckhart diese Urkunde als Mitglied der Familie von Hochheim siegelte.

LW 5, S. 162 f.

12

1305 <September 8>, Rostock.

Meister Eckhart leitet das Provinzialkapitel der Dominikaner.

  Eckharts Teilnahme am Provinzialkapitel, das im Jahr 1305 in Rostock stattfand (vgl. H. FINKE, Zur Geschichte der deutschen Dominikaner im XIII. und XIV. Jahrhundert in: Römische Quartalschrift, 8(1894) S. 371), wird dadurch bestätigt, daß er am 11. September in Rostock einen offiziellen Brief ausstellte (Acta n. 13). Vgl. auch KOCH, S. 269 und 271.

LW 5, S. 164

13

1305 September 11, Rostock.

Der Provinzial der Provinz Saxonia, Bruder Eckhart, bestätigt in einem an den Rat der Stadt Göttingen gerichteten Brief den Vertrag zwischen dem Rat und dem Göttinger Dominikanerkonvent, daß ohne Zustimmung des Rates Grund und Boden des Klosters nicht erweitert werden soll.

  GÖTTINGEN, Stadtarchiv, Nr. 1312. Original (Schreiberhand), Perg. Das anhängende rote mandelförmige Siegel (auferstandener Christus mit schlafenden Soldaten) ist zum größten Teil zerstört 1.
  Druck: Urkundenbuch der Stadt Göttingen, hrsg. von G. SCHMIDT, Göttingen 1863, S. 51f. Nr. 64; KOCH, S. 268.
  Vgl. R. KLIBANSKY, Commentariolum de Eckardi magisterio, in: Magistri Eckardi Opera Latina, XII, Leipzig 1936. S. XXIII-XXIV; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 13.
  Abgebildet in: J. KOCH, Kritische Studien zum Leben Meister Eckharts, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 29 (1959) S. 24-25; W. NISSEN, Aus den Schätzen des Göttinger Stadtarchivs, in: 14 Tage Göttingen, 6, Nr. 23 (1959). S. 8. 15.


Pergamenturkunde, Göttingen, Stadtarchiv, Urk. 1312.
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 18]

  Honorabilibus viris et discretis dominis Consulibus civitatis Gotingensis frater Ekhardus, fratrum ordinis predicatorum per provinciam Saxonie prior provincialis humilis, inter varios mundi cursus illesos in domino conservari.
  Promissionem vobis factam a karissimis michi fratribus .. priore et conventu fratrum ordinis nostri in civitate vestra degentibus, super eo videlicet quod sine vestra voluntate et assensu suam aream ultra quam nunc extenditur dilatare non debeant, ratifico et confirmo. In cuius rei memoriam sigillum nostrum presentibus est appensum. Datum in Rodstok anno domini M°CCC°V° tertio idus Septembris.

1 Koch, S. 263-264, 277 machte auf ein guterhaltenes Exemplar des Amtssiegels des sächsischen Dominikanerprovinzials aufmerksam, das dem Fragment der Göttinger Urkunde genau entspricht: Wolfenbüttel, Niedersächsisches Staatsarchiv, 7 Urk. 212 (1319 Oktober 31, Braunschweig: vgl. Urkundenbuch der Stadt Braunschweig. Im Auftrage der Stadtbehörden hrsg. v. L. Hänselmann, II: MXXXI-MCCCXX, Braunschweig 1900, S. 497-499 Nr. 866). Provinzial war zu jener Zeit Hartung: vgl. F. Bünger, Beiträge zur Geschichte der Provinzialkapitel und Provinziale des Dominikanerordens. Leipzig 1919 (QF 14), S. 79. Das Siegel trägt folgende Aufschrift: + S' PRIO {R PRO} VINC FRM PRED {IC SAXO} NIE und wurde abgebildet in Koch, Kritische Studien, S. 20-21.


Wachssiegel, 31. Oktober 1319, Wolfenbüttel
Niedersächsisches Staatsarchiv, 7 Urk. 212.
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 18]

LW 5, S. 164

14

1306 März 11, Minden.

Bischof Gottfried von Minden genehmigt mit Zustimmung seines Kapitels die Verlegung des Dominikanerinnenklosters Lahde in die Stadt Lemgo, Paderborner Diözese, und gestattet die Veräußerung der Klostergüter, deren Wert auf 1000 Mark geschätzt wird, an das Zisterzienserkloster Loccum, trotz des etwaigen Eigentums und Rechtes seiner Kirche an denselben.

  LOCCUM, Stiftsarchiv, Nr. 636, I. Original, Perg. (Siegel des Ausstellers mit Rücksiegel). Zweite Ausfertigung (Nr. 636, II) mit den Siegeln des Bischofs und des Domkapitels (Sigle: B).
  Druck: Calenberger Urkundenbuch, III: Archiv des Stifts Loccum, hrsg. v. W. VON HODENBERG, 1858, S. 360, Nr. 587; Westfälisches Urkundenbuch, X: Die Urkunden des Bistums Minden 1301/1325, bearb. u. R. KRUMBHOLTZ, 2. Aufl. besorgt v. J. PRINZ, Münster i.W. 1977, S. 56 Nr. 159.
  Regest: Lippische Regesten. Aus gedruckten und ungedruckten Quellen bearb. v. O. PREUSS und A. FALKMANN, II. Lemgo-Detmoldt 1863, S. 44 Nr. 554.
  Vgl. KOCH, S. 270.
  Zur Umsiedlung des Klosters Lahde nach Lemgo und deren Vorgeschichte vgl. KOCH, S. 269-271. Weitere Urkunden, die die Umsiedlung betreffen, in: Westfälisches Urkundenbuch, X, S. 55-57 Nr. 158-160, S. 60-64 Nr. 168-170, 173, S. 69 Nr. 181.

  Godefridus 1 dei gratia Mindensis Ecclesie episcopus omnibus in perpetuum.
  {Cum conventus sororum inclusa} rum in Lothe ordinis sancti Augustini 2 et nostre dyocesis secundum instituta fratrum predicatorum ibidem viventium {de nostra diocesi} per fratrem Iohannem de Busco 3, priorem domus fratrum predicatorum Mindensium, ad hoc speciale mandatum provincialis sui 4 habentem transferri deberet ad civitatem Lemegowensem _Paderbornensis dyocesis permansurus, nos ad supplicationem dictarum sororum et earum amicorum _inclinati earum translationi consensimus et in hiis scriptis {conse}ntimus, cupientes et _consentientes ut alienatio rerum et possessionum, {qua}s eedem sorores religiosis viris abbati et fratribus monasterii Luccensis Cysterciensis ordinis 5 {et nostr}e dyocesis sub instrumentis de hoc confectis usque ad estimationem mille marcarum examinati purive argenti _vendiderint, rata et inconvulsa perpetuo perseveret, non obstante quod rerum et possessionum, de quibus _convenerint, aliqua ad jus et proprietatem pertinuerint aliquando ecclesie nostre Mindensis memorate. In cuius consensus testimonium evidens sigillum _nostrum presentibus est appensum. Datum et actum Minde anno domini _C°C°C°VI° Quinto idus Marcii.

_padelburnensis B _inclinati + una cum consensu capituli nostri ad hoc habiti B _consentientes + una cum capitulo nostro predicto B _vendider(un)t B _convenerunt B _nostrum + una cum sigillo capituli nostri B _M°CCC°VI° B

1 Gottfried von Waldeck, Bischof von Minden 1304-1324: vgl. K. EUBEL, Hierarchia Catholica Medii Aevi, I, Münster 2/1913, S. 342. 2 Zum Kloster St. Marien in Lahde vgl. H. WILMS, Das älteste Verzeichnis der deutschen Dominikanerinnenklöster, Leipzig 1928 (QF 24), S. 91-92. 3 Johannes de Busco, Eckharts Nachfolger als Provinzial der Saxonia (1311-1315): vgl. P. VON L, Statistisches Saxonia, S. 16; F. BÜNGER, Beiträge. S. 15. Johannes wird als procurator der Nonnen zu Lahde erwähnt in Westfälisches Urkundenbuch, X. S. 57 Nr. 160 und 762. 4 Meister Eckhart. 5 Abt Lefhardus (1296-1312: vgl. C. E. WEIDEMANN, Geschichte des Klosters Loccum, hrsg. v. F. B. KÖSTER, Göttingen 1822, S. 19-21).

LW 5, S. 165 f.

15

1306 April 19, Lahde.

Priorin Ermengard, Subpriorin Berta und der Konvent zu Lahde haben wegen der steten Beschwerden und Verluste, die sie erlitten haben, und nach dem Rat Meister Eckharts und Johannes' von dem Busche, Priors von Minden, entschieden, das Kloster nach Lemgo zu verlegen. Sie verkaufen daher dem Kloster Loccum im Einverständnis mit Gottfried, Bischof von Minden, und Edelvogt Gerhard, Sohn des verstorbenen Gründers des Klosters, Wedekind von Berge, den Klosterhof zu Lahde und ihre übrigen Güter in Kirchlahde, Mersch, Loh, Ilse, Bierde und Jössen für 1500 Mark Bremer Silbers.

  LOCCUM, Stiftsarchiv, Nr. 642, I (Sigle: A). Original, Perg. Fünf anhängende Siegel in grünem Wachs: Priorin, Konvent zu Lahde, Abt von Amelungsborn, Abt von Marienrode und Dominikanerkonvent Minden. Zweite Ausfertigung (Nr. 642, II): Sechs Siegel (erstes und viertes abgefallen, Konvent zu Lahde, Abt von Amelungsborn, Dominikanerprior von Minden und Dominikanerkonvent Minden; Sigle: B).
  Druck: C. L. SCHEIDT, Codex diplomaticus, Göttingen 1759, S. 657 Nr. 53; Calenberger Urkundenbuch, Abt. III, 1858, Nr. 592, S. 363-366; Westfälisches Urkundenbuch, X, S. 67-69 Nr. 180; (Teilw.): KOCH, S. 270.
  Regest: Lippische Regesten, II, S. 48-49 Nr. 559; C. E. WEIDEMANN, Geschichte, S. 139-140.

  In nomine sancte et individue trinitatis amen. Soror Ermegardis, priorissa, Berta, suppriorissa, totusque conventus sororum in Lodde ordinis sancti Augustini sub cura fratrum predicatorum viventium perpetuam memoriam subscriptorum.
  Noverint universi Christi fideles presentes et posteri quod cum monasterium nostrum ad honorem dei eiusque matris Marie virginis gloriose in villa que dicitur _Loddhe, dyocesis _Myndensis, a felicis recordationis Widdekindo quondam nobili advocato de _Scalkesberghe dicto tam religiose quam pie fundatum 1, propter cottidianas multiplices et intollerabiles fatigationes, exactiones, rapinas et tallias quas incessanter a _malefactoribus pertulimus, ibidem proficere nec in pace subsistere posset, nos advertentes quod non nisi in _tranquilitate pacis bene colitur auctor pacis cogitavimus, tractavimus, et deliberavimus diligenter cum religiosis viris magistro Ecgehardo, provinciali ordinis predicatorum, fratre Iohanne de Busco, priore _Myndensi 2, necnon et fratribus et conversis nostris, qualiter de Loddhe tamquam persecutionem patientes in aliam civitatem iuxta verbum domini ewangelicum fugeremus.
  Cum autem divina sic disponente grafia pari voto et unanimi consensu de loco claustri in civitate Lemegou construendi et quibusdam _adiacentibus possessionibus perutilibus et necessariis ad _claustrum cum nobili viro _Symone, domino de _Lyppia 3, accedente voluntate et consensu eiusdem civitatis dyocesani, reverendi videlicet patris et domini Ottonis, Paderburnensis episcopi 4, et aliorum quorum interesse videbatur, mediante et de mandato nostro speciali procurante predicto fratre Iohanne de Busco, priore _Myndensi, convenissemus, consideravimus quod sine alienatione possessionum quas in dyocesi _Myndensi habuimus, nec debita quibus _gravabamur propter emptionem loci et possessionum in Lemegou factam solvere nec monasterium ibidem de novo construere _possemus, maxime quia eedem possessiones nobis recedentibus fuissent _ad optinendum minus utiles ac remote.
  Requisitis igitur venerabili patre et domino nostro Godefrido, _Myndensi episcopo 5, Gerhardo, nobili advocato 6, filio predicti Widdekindi, cuius intererat quo ad fundationem jure successionis hereditarie, et eorum super translatione monasterii ac alienatione possessionum nostrarum optento consensu, vendidimus pro mille et quingentis marcis Bremensis argenti et _Myndensis ponderis religiosis viris abbati 7 et conventui monasterii Luccensis _Cysterciensis ordinis et _Myndensis dyocesis _bona que sequuntur, locum _videlicet seu aream nostram _claustralem, grangiam nostram _adiacentem cum quatuordecim mansis et decima in Kercloddhe, curias in Mersch et _mansos ac agros nostros _omnes adiacentes, bona nostra in Nortloddhe cum decima ville, septem mansos in Ylsen cum decima ville, duodecim mansos in _Byerthen, quatuor mansos _in Jutten cum omni iuris _integritate sicut possedimus et in instrumentis super hiis dudum habitis, sed post venditionem Luccensibus traditis, plenius continetur, quieta et _pacifica possessione a prefatis abbate et conventu jure proprio in perpetuum possidenda. Recognoscimus etiam in hiis scriptis, quod ipsos venditione legaliter facta in corporalem possessionem dictorum bonorum omnium et _singulorum introduximus et per fratrem _Hynricum, curie nostre magistrum, ac fratrem Burchardum dictam Knippinc, conversos nostros, introduci fecimus. Quam cum per nostram traditionem corpore et animo retinendi apprehendissent ac possidere incepissent, de gratia speciali nobis indulserunt, quatenus aream claustralem et grangiam infra septa usque ad festum beati Iacobi apostoli proxime _instans nomine eorum possidentes inhabitaremus et extunc rebus nostris medio tempore dispositis amicabiliter cederemus, quod et promisimus et in hiis _scriptis promittimus faciendum. Promittimus insuper sepedictis abbati et conventui litem aut _controversiam eis de dictis bonis vel aliqua eorum parte nullo tempore per iuris auxilium quod circumventis et deceptis ultra dimidium iusti pretii competit _aut per viam restitutionis in integrum seu per exceptionem non numerate pecunie, non tradite, non solute, _per litteras apostolicas inpetratas vel inpetrandas aut per aliud aliquod beneficium iuris vel facti canonici _vel civilis, quibus omnibus et singulis pure _et ex certa scientia renunciamus, inferre nec inferenti consentire, sed ipsa bona et quamlibet eorum partem _promittimus fideliter memoratis abbati et conventui tam in proprietate quam in possessione ab omni persona et universitate, quandocumque nobis nunciatum fuerit et ubicumque, defendere, autorizare ac legitime warandare.
  In quorum omnium et singulorum testimonium evidens sigilla nostrum, priorisse videlicet et conventus, religiosorum virorum de Amelugesborne et Betzingerode, _Cysterciensis ordinis abbatum, _et conventus fratrum predicatorum in _Mynda presentibus sunt appensa ad nostram instantiam et rogatum. Acta sunt hec presentibus _Gysone Vos, canonico _Myndensi, Godescalco Dukero, Iordano de Callendorpe, _Nycolao de Lerbeke, Rabodone Lusco, Ludolfo Westfal, militibus, et aliis quam pluribus fide dignis. Datum in Loddhe anno dominice _incarnationis millesimo _tricentesimo sexto, terciodecimo kalendas _Mai.

_Loddhe] Kerclodhe B _Mindensis B _Scalkesberge B _melefactoribus B _pacis tranquilitate B _Mindensi B _adiacentibus > B _claustrum + adiacentibus B _Simone B _Lippia B _Mindensi B _Mindensi B _gravabamur + possemus B _possemus > B _{ad} B _Mindensi B _Mindensis B _Cisterciensis B _Mindensis B _bona que sequuntur > B _videlicet > B _claustralem > B _adiacentem > B _{mansos} A _{omnes adiacentes} A _Bierthen B _{in Jutten} A _{integritate sicut possedimus} A _pascifica B _et singulorum > B _Henricum B _instantem A _scriptis > A _contraversiam A _aut per viam - seu > B _{per} A _vel] seu B _et ex certa scienta > B _promittimus fideliter > B _Cisterciensum B _et + prioris et B _Minda B _Gisone B _Mindensi B _Nicolao B _incanationis B _tricentesimo] C°C°C° B _Maii B

1 Vgl. Westfälisches Urkunden-Buch, VI: Die Urkunden des Bisthums Minden vom J. 1201-1300, bearb. v. H. HOOGEWEG, Münster 1898, S. 244 Nr. 812, S. 249 Nr. 823, S. 251-252 Nr. 827. 2 Vgl. Acta n. 14 Anm. 3. 3 Vgl. Westfälisches Urkunden-Buch, S. 61-62 Nr. 170. 4 Bischof Otto von Rietberg (vgl. K. EUBEL, Hierarchia, I, S. 385) Seine Zustimmung zur Verlegung des Konvents in: Westfälisches Urkundenbuch, X, S. 51-52 Nr. 149. 5 Bischof Gottfried von Waldeck: vgl. Acta n. 14 Anm. 1. 6 Die Genehmigung Gerhards vom Berge (Schalksberg) in: Westfälisches Urkundenbuch, X, S. 56 Nr. 159. 7 Abt Lefhardus: vgl. Acta n. 14 Anm. 5.

LW 5, S. 166 ff.

16

1306 <September 8>, Halle.

Provinzialkapitel der Saxonia 1.

  Als Provinzialprior saß Eckhart dem Kapitel vor. Seine Anwesenheit in Halle ist daher als höchst wahrscheinlich zu betrachten, sie ist jedoch bisher durch keine Urkunde bestätigt worden. Vgl. auch KOCH, S. 271.

1 Vgl. H. FINKE, Zur Geschichte, S. 371.

LW 5, S. 168

17

1307 April 18, Braunschweig.

Die Herzöge Heinrich und Albrecht von Braunschweig räumen den Dominikanern der Provinz Saxonia ein, in Braunschweig das für ein Kloster nötige Grundstück zu kaufen, Gebäude zu errichten und den Konvent darin aufzunehmen.

  BRAUNSCHWEIG, Stadtarchiv, A I 1, Nr. 32a. OriginaL Perg. (zwei Siegel anhängend). Die Urkunde ist beschädigt und zum Teil aufgrund der Edition HÄNSELMANNS rekonstruiert worden.
  Druck: Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, II, S. 318 Nr. 597; Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, XVI: Die Chroniken der niedersächsischen Städte. Braunschweig, II, Leipzig 1880, S. LVII, Anm. 28.
  Vgl. KOCH, S. 275.
  Zur Vorgeschichte der Gründung des Konvents Braunschweig vgl. KOCH, S. 274-275; L. STURLESE, Dokumente, S. 21.

  {Dei graci}a nos Heinricus et Albertus fratres germani, duces in Brunswic, universis presentes litteras inspecturis salutem. {Tenore} presentium publice _protestamur quod ad _aucmentum honoris divini et propter remedium animarum nostrarum et parentum {necno}n heredum nostrorum et propter devocionem q{ua}m ad ordinem fratrum ordinis predicatorum concepimus et habemus concedimus fratribus prefati ordi{nis} provincie Saxonie per presentes consensum nostrum liberum, liberalem, gratuitum et expressum, quod in civitate nostra Brunswic possint areas pro conventu necessarias emere, in ipsis emptis edificare et conventum ibidem recipere, quandocunque hoc ipsis visum fuerit oportunum. In cuius concessionis et gratie testimonium sigilla nostra presentibus duximus apponenda. Datum Brunswic anno domini M°CCC° septimo, XIIII kal. Maii.

_protestamur] ptestamilr _aucmentum ex corr.

LW 5, S. 169

18

1307 Mai 14, Straßburg.

Generalkapitelsprotokoll Bruder Eckhart, Provinzial der Saxonia, wird zum Generalvikar des Ordensmeisters Aymerich von Piacenza für die böhmische Provinz ernannt.

  Acta Capitulorum Generalium, II, S. 28, 1-6.
  Vgl. W. PREGER, Geschichte, I, S. 339; KOCH, S. 265; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 13.
  Da es sich um ein Kapitel der Provinzialprioren handelte (vgl. J. QUÉTIF - J. ÉCHARD, Scriptores Ordinis Praedicatorum recensiti notisque historicis et criticis illustrati, I, Paris 1719, S. XVII), ist anzunehmen, daß Meister Eckhart an der Versammlung in Straßburg teilnahm. Vgl. auch KOCH, a. a. O.

  Cum multa digna examinacione et correctione audiverimus de provincia Boemie, statuimus et ordinamus fratrem Aycardum provincialem Saxonie nostrum vicarium generalem in dicta provincia Boemie, dantes sibi plenariam potestatem tam in capite quam in membris, in omnibus et singulis, eciamsi de hiis oporteret fieri mencionem specialem, ut ipse ordinet et disponat, secundum quod sibi videbitur expedire.

LW 5, S. 169 f.

19

1307 August 5, Braunschweig.

Die Herzöge Heinrich und Albrecht von Braunschweig geben den Dominikanern der Provinz Saxonia den Drostenhof in der Stadt Braunschweig zwecks Gründung eines Klosters zum dauernden Eigentum.

  Abschrift in: DIETRICH PRUTZE, 'Van der brunszw. fheide etc.' (16. Jh.), Braunschweig, Stadtarchiv (nicht mehr auffindbar. Der Text wird nach der Edition HÄNSELMANNS wiedergegeben).
  Druck: Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, II, S. 320-321, Nr. 602.
  Vgl. KOCH, S. 276.

  Dei gracia nos Henricus et Albertus fratres germani, duces de Brunsw., ad honorem cultus divini salubriter intendentes recognoscimus ac lucide presentibus profitemur quod ob honorem dei omnipotentis et gloriose virginis Marie ac beati Dominici et ob salutem animarum nostrarum et omnium parentum et heredum nostrorum ac dilectarum nostrarum _<dominarum>, videlicet Agnetis et Rixe, bona deliberatione prehabita de consensu libero omnium heredum nostrorum quorumque consensus erat merito requirendus, proprietatem curie seu aree site in Brunsw. domini Iordani dapiferi nostri, que curia seu area ad ipsum offitium dapiferi curie nostre pertinet, donavirnus et donamus fratribus ordinis fratrum predicatorum provintie Saxonie cum omnibus areis seu curiis contiguis ad idem offitium pertinentibus, in quibus proprietatem dinoscuntur _<habere> per eosdem fratres libere perpetuo possidendam, ut ibidem conventum recipere et edifitia conventui necessaria facere valeant, cum primum poterunt ac eis videbitur expedire, ubi perpetuo memoriam nostram ac parentum nostrorum et omnium heredum ac dominarum nostrarum predictarum fideliter faciant fratres ordinis memorati. In cuius rei certitudinem presentes litteras dedimus sigillorum nostrorum robore communitas. Testes vero sunt Bruningk de Woldenstein, Henricus de Werle, Hermannus de Minningerode, Widekindus de Berckenfelde, Henricus dictus de Mutzefal, milites nostri. Datum a. d. M°CCC° septimo nonas Augusti.

_dominarum coni. _habere coni. Hänselmann

LW 5, S. 170

20

1307 August 17, Braunschweig.

Drost Jordan vam Campe verkauft mit Zustimmung seiner Söhne und Erben seinen an der Oker gelegenen Lehnshof den Dominikanern der Provinz Saxonia für 65 Mark reinen Silbers.

  BRAUNSCHWEIG, Stadtarchiv, A I 1, Nr. 31. Original. Perg., Siegel des Ausstellers anhängend. Rückvermerk (14. Jh.): protestatio dapiferi coram omnibus.
  Druck: Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, II, S. 321-322, Nr. 603.
  Vgl. Chroniken der deutschen Städte, XVI, S. LVII-LVIII Anm. 29; KOCH, S. 265 Anm. 57, S. 275-276.

  Universis presencia inspecturis Iordanus, dapifer illustrium principum Hinrici et Alberti ducum in Brunswic, salutem in omnium salvatore. Tenore presencium publice recognosco quod de bona voluntate et consensu expresso Annonis filii mei senioris et aliorum filiorum ac heredum meorum, quorum consensus erat merito requirendus, curiam meam in Brunswic sitam, ad ipsum officium dapiferi pertinentem, vendidi fratribus ordinis predicatorum provincie Saxonie pro sexaginta quinque marcis argenti puri ponderis Brunswicensis, cum omni jure quod in ipsa curia et aqua adiacente _Ouakra dicta et in edificiis in eadem sitis, domo scilicet et capella, habui et heredes mei essent in posterum habituri, fratribus Thiderico de Northem, lectore Magdeburgensi, et Godescalco, conventus Hildensemensis eiusdem ordinis et provincie mecum hunc contractum facientibus nomine fratrum provincie antedicte, quos eciam de iussu et voluntate dominorum meorum .. ducum prefatorum, quibus dictam curiam et aquam adiacentem cum omni jure, quod in ipsis ac in edificiis in predicta curia sitis _habui, resignavi, in possessionem posui corporalem, obligans me in hiis scriptis plenam warandiam predictis fratribus prestiturum, si eisdem super premissis a quocumque questio aliqua moveretur. In cuius rei certitudinem sigillum meum duxi presentibus apponendum. Testes vero sunt Ecbertus de Asseborg et Bertrammus de Zampeleue, milites, Iohannes et David dicti Cronesben, Conradus senior et Conradus iunior dicti de domo, cives in Brunswic. Datum anno domini M°CCC° septimo in octava Laurencii martiris.

_Ovacra Hänselmann _habui ex corr.

LW 5, S. 171

21

1307 <September 8>, Minden.

Provinzialkapitel der Saxonia 1.

  Eckhart wahrscheinlich anwesend. Vgl. die Bemerkung zu Acta n. 16.

1 Vgl. H. FINKE, Zur Geschichte, S. 371.

LW 5, S. 172

22

1308 Januar 19, Groningen.

Der Ritter Ludolph, Herr von Groenebeeck und Präfekt in Groningen, schenkt dem Prior der Dominikaner zu Winsum, Konrard, und seinen Mitbrüdern Haus und Grundstück in Groningen.

  Druck: B. DE JONGHE, Desolata Batavia Dominicana, S. 152-153, nach einem verlorengegangenen Original; danach G. A. MEIJER, Het Jacopynemklooster te Groningen, in: Archief voor de geschiedenis van het Aartsbisdom Utrecht 32 (1907) S. 65f. Der Text wird nach DE JONGHES Abschrift wiedergegeben.
  Vgl. KOCH, S. 279.

  Nos Ludolphus miles, dominus de Gronebeck ac praefectus in Groeningen, universis praesentes visuris vel audituris volumus esse notum quod nos domum lapideam Lutberti Heddingae, quam nunc inhabitat dictus Lutbertus, cum aliis aedificiis ibidem ac area tota, videlicet usque ad aream liberorum Berthildis Stichell versus aquilonem et usque ad illam, quae protenditur de curia praefecti versus murum civitatis ad aquilonem, ad austrum vero usque ad aream d. Fretherischi de Groeningen sacerdotis, quam nobis vendidit idem Lutbertus cum eisdem aedificiis pro quadam summa pecuniae, de qua et eidem satisfecimus iuxta suum beneplacitum, contulimus in Christo nobis dilectis Conrardo nostro consanguineo, priori fratrum ordinis praedicatorum in Winsem, ac fratribus eiusdem ordinis, resignantes eisdem plenarie ac libere proprietatem et omne jus, quod nobis ex contractu et emptione praedicta extitit acquisitum, et per praesentes conferimus in remedium animarum meae et uxoris meae dilectae ac parentum meorum nec non eorum, qui domo et curia, quam Domino concedente nunc gerimus, descenderunt. In cuius donationis testimonium sigillum nostrum praesentibus est appensum praesentibus Iacobo Hyninge, rationali, Ludberto Gos, Ludberto Heddinga, consulibus, Henrico Plucroose, burgensi civitatis Groeningae, quorum sigillis pro testimonio praedictorum praesentes lifteras voluimus roborare. Datum in Groninga anno MCCCVIII crastina Priscae virginis.

LW 5, S. 172

23

1308 <September 8,> Seehausen.

Provinzialkapitel der Saxonia 1.

  Eckhart wahrscheinlich anwesend. Vgl. die Bemerkung zu Acta n. 16.

1 Vgl. H. FINKE, Zur Geschichte, S. 371.

LW 5, S. 173

24

zu 1309 <Mai 26, Konstanz.>

Kaiser Heinrich VII. gibt seine Zustimmung zur Errichtung eines Dominikanerkonvents in Dortmund.

  K. SCHULZ, Chronica Conventus Tremoniensis Ordinis Fratrum Praedicatorum 1, DORTMUND, Stadtarchiv, Best. 210 Handschriften I, S. 1 (die Blätter 1-10 der Handschrift sind verlorengegangen; der entsprechende Text läßt sich anhand einer Abschrift von H. VON SAUERLAND ['Chronik des Dominikanerklosters zu Dortmund nach P. Johannes Crawinckel von P. Schulz. 1703', DORTMUND, Stadtarchiv, Best 449/06 Nr. 2. f. 9v] rekonstruieren). [Vgl. J. Koch, S. 278-279].
  Druck: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, XX: Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte, I, Dortmund, Neuß, Leipzig 1887, S. 196.

  Anno 1309 tempore Clementis V pontificis et invictissimi Romanorum imperatons Henrici, cum magistratum totius ordinis praedicatorum teneret reverendissimus pater magister generalis frater Aymericus Placentinus duodecimus 2 et prioratum provincialem provinciae Saxoniae primum ageret pater magister _Ecckardus electus anno 1303 3, Romanorum imperator antedictus dedit ordini praedicatorum facultatem aedificandi conventum in imperiali sua Tremonia 4.

_Ecckardus Sauerland] Eccardus Die Chroniken

1 Über diese Chronica, die K. SCHULZ aufgrund von durch JOHANNES KRAWINCKEL gesammelten Materialien verfaßte, vgl. T. RENSING, Das Dortmunder Dominikanerkloster (1309-1816), Münster i. W. 1936, S. 71. 2 Ordensgeneral Aymerich von Piacenza: vgl. Acta n. 10 Anm. 2. 3 Vgl. Acta n. 9. 4 Nach E. KROEMECKE, Geschichtliche Nachrichten über das Dominikanerkloster in Dortmund, Dortmund 1854, S. 6, war die Urkunde, auf die KRAWINCKEL - SCHULZ und DIETRICH WESTHOFF (Chronik der Stadt Dortmund, in: Die Chroniken der deutschen Städte, XX, 196: 1310. Dwijl her Everhard Vrijdag binnen Dortmunde in behoef eins Predicher kloesters einen plaen ader plas gekoft, sint demna ouch priester und broder desselvigen ordens in obgemelten jaer to Dortmunde komen und mit verlof, consent und verwilgung pawest Clementis 5 und keiser Henrichs 7 ein convent und cloester (idoch mit ungenaden und ovelmoet der Dortmuntschen) vuerhebns gewest to bouwen) hinweisen, am 26. Mai 1309 ausgestellt worden. Die Urkunde ist bis jetzt nicht wiederaufgefunden worden. Vgl. auch T. RENSING, Das Dortmunder Dominikanerkloster, S. 8. KROEMECKES Quelle war wahrscheinlich folgende Stelle von 'Chronicon Dorminicanorum in Tremonia': 1309 IV Cal. Junii sereniss. Henr. 7. Imp. Constantiae tunc temporis agens, ad instantiam Reverendi viri Eckhardi Provincialis per Saxoniam, fundavit nostrum Coenobium in Tremonia (Text nach einer um 1870 in Berlin angefertigten Abschrift von H. KIEPERT: DORTMUND, Stadtarchiv, Best. 449/06 Nr. 1. f. 7v).

LW 5, S. 173

25

1309 Juni 23, <Braunschweig.>

Meister Eckhart, Provinzial der Saxonia, sagt dem Rat der Stadt Braunschweig in Gegenwart der Prioren von Hildesheim und Halberstadt zu, daß der Klosterbau nicht fortgesetzt werden soll bis die päpstliche Genehmigung erteilt ist. Ist diese aber erteilt, so sollen gleichwohl weder eine Brücke (über die Oker) noch sonst etwas, was der Stadt schaden könnte, gegen den Willen des Rates gebaut werden.

  BRAUNSCHWEIG, Stadtarchiv, A I 1, Nr. 35a. Original, Perg. (wahrscheinlich Ausschnitt aus einem früheren Stadtbuch).
  Druck: Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, II, S. 344-345, Nr. 640; Die Chroniken der deutschen Städte, XVI, S. LVIII Anm. 30; KOCH, S. 276.

  Brodher Eckehart dhe provincial dhere Paulere hefte redhet wedher dhen Rat, dhat alle dhingh stan schal vmme ere bv hir, alset nv steyt. Keme[n] och en bode vteme houe to Rome, dhazse bvwen mochten, sene scolden nicht bvwen van brucken edher ander dhing, dhat dhere stat schedhelek were, sene dedenet mittes rades willen. Dhar was over brodher Clauus dhe prior to Hildensem vnde brodher Henrec dhe prior van Halberstat. Actum anno domini M°CCC°IX° in vigilia beati Johannis baptiste.(1)

(1) Die digitalen Zeichensätze verfügen nicht über das mhdt. Zeichen "f" ohne Querstrich, das ich hier mit "s" gekennzeichnet habe.

LW 5, S. 174

26

1309 Juli 25, Dortmund.

Priester Everhard von Vrydach kauft im Namen des Provinzials Meister Eckhart und der Dominikaner der Saxonia von dem Dortmunder Bürger Gottfried Pallays ein 'Andum' genanntes bebautes Grundstück für 180 Soester Denare.

  DORTMUND, Stadtarchiv, Best. 210 Nr. 6. Original, Perg. Siegel abgefallen. Rückvermerke (15. Jh.): Littere tres de prima area conventus nostri et de illis tribus litteris est confectum instrumentum; littera principalis de area conventus.
  Druck: Dortmunder Urkundenbuch, bearb. v. K. RÜBEL, I, Dortmund 1881, S. 218-220 Nr. 317.
  Vgl. KOCH, S. 265 Anm. 57.
  Zur Gründung des Dortmunder Dominikanerkonvents und seiner weiteren Geschichte vgl. KOCH, S. 278-279.

  In nomine domini amen. Universis presentes litteras visuris et audi{tu}ris Euerardus sacerdos dictus Vryedagh in perpetuum _congnoscere veritatem. Noveritis quod ego ad honorem dei et pro salute animarum nomine religiosorum virorum .. prioris provincialis et .. _fratrum ordinis predicatorum provincie de Saxonia emi seu comparavi iusto emptionis titulo domos et areas quasdam dictas Andum (1), sitas in opido regio Tremoniensi, Coloniensis dyocesis, in cymiterio beati Martini infra muros eiusdem opidi erga probum virum Godefridum dictum Pallays et Helekam eius uxorem burgenses eiusdem opidi Tremoniensis michi vendentes pro se suisque .. heredibus easdem domos et areas iusto venditionis titulo pro centum et octuaginta marcis denariorum Susaciensium nomine iusti pretii domorum et arearum predictarum, et in huiusmodi emptionis et venditionis contractu datus est denarius qui dicitur goytzpenninch, dictique venditores .. me Euerardum predictum nomine predictorum .. prioris et fratrum in corporalem possessionem ac tenutam domorum et arearum predictarum introduxerunt et renuntiaverunt eisdem _resingnantes easdem domos et areas ad manus meas nomine .. prioris et fratrum predictorum de consensu expresso et libera voluntate liberorum heredum .. coniugum predictorum presentium et ratificantium contractum emptionis et venditionis predictum, adhibitis in premissis vinicopio et singulis personis tam .. coniugum quam liberorum suorum predictorum, quorum nomina sunt subscripta, recipientibus singulos denarios in testimonium venditionis et emptionis domorum et arearum predictarum omnibusque sollempnitatibus et condicionibus in talibus secundum morem patrie debitis et consuetis.
  Hiis autem premissis ego Euerardus sacerdos predictus prenominatas domos et areas cum omni iure proprietatis et possessionis prout ad manus meas sunt _supraportate ad honorem dei et beate virginis necnon in salutem animarum presentibus Consulibus predicti opidi Tremoniensis in domo eorundem ibidem donavi et dono, _supraportavi et _supraporto ac resingno libere et in totum easdem domos et areas sollempniter ad manus predictorum .. prioris et fratrum recipientium huiusmodi donationem, _supraportationem et resingnationem domorum et arearum predictarum ad habendum, tenendum et possidendum easdem perpetualiter pro cultu divini nominis et quod iidem .. prior et fratres pro tempore existentes meam et meorum .. progenitorum perpetuo peragant, prout hoc fieri est consuetum. Hoc adiecto quod ipsi .. prior et fratres michi provideant in solutione dicti pretii secundum formam inter ipsos et nie habitam, quando super hoc ex parte mea fuerint requisiti. Egoque promitto per presentes eisdem quod per me et meos debitam warandiam dictarum domorum et arearum faciam eisdem .. priori et fratribus bona fide absque dolo, vbi, quando et quotiens fuerit oportunum. Et quia predictus contractas et omnia premissa sollempniter acta sunt in opido predicto presentibus prudentibus viris et honestis Arnoldo de Meyghelen et Iohanne dicto Vryedagh, armig{er}is, et pluribus aliis testibus fidedingnis necnon Theoderico, Godefrido, Thazala et Cunegunde (2) liberis heredibus coniugum {ve}gônditorum predictorum cum omnibus sollempnitatibus debitis et consuetis, ego Euerardus sacerdos predictus in premissorum omnium testim{o}nium atque firmitatem presentes lifteras predictis viris religiosis .. priori et fratribus sigillo meo proprio quod hiis apposui tradidi communitas. Acta sunt hec in loco predicto anno domini millesimo trecentesimo nono feria sexta ante vincula beati Petri Apostoli.

_cognoscere Rübel _fratrum] patrum Rübel _resignantes Rübel _superportate Rübel _superportavi Rübel _superporto Rübel _superportationem Rübel

(1) Auf dem "u" ist ein "°" (2) Auf dem ersten "u" ist ein "°"

LW 5, S. 174 f.

27

1309 <September 8,> Norden.

Provinzialkapitel der Saxonia 1.

  Eckhart wahrscheinlich anwesend. Vgl. die Bemerkung zu Acta n. 16.

1 Vgl. H. FINKE, Zur Geschichte, S. 371.

LW 5, S. 176

28

1310 Januar 23, Avignon.

Papst Klemens V. gibt dem Provinzial und den Dominikanern der Saxonia die Erlaubnis, in Braunschweig Kirche und Kloster für 60 Brüder, in Dortmund und Groningen Kirche und Kloster für je 30 Brüder zu errichten.

  ROM, Archivio Segreto Vaticano, Reg. Vat. 57, f. 56r, Nr. 214 (Abschrift).
  Druck: Regestum Clementis Papae V ex Vaticanis archetypis ... nunc primum editum cura et studio monachorum Ord. S. Benedicti. [Annus Quintus], Rom 1887, S. 70-71, Nr. 5330; Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv. Gesammelt und bearb. v. H. VON SAUERLAND, I, Bonn 1902 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 23), S. 142, Nr. 297; Dortmunder Urkundenbuch. bearb. v. K. Rübel, Ergänzungsband I, Dortmund 1910, S. 188 Nr. 462.
  Vgl. KOCH, S. 273-274.

  Dilectis filis .. Priori Provinciali et fratribus ordinis predicatorum in Saxonia. Fructus uberes, quos ordo vester plantatus divinitus in agro dominico iugiter in ecclesia _dei producit, instanter exposcunt, ut apostolica sedes ordinem ipsum et professores illius benigno favore confoveat et oportunis gratiis prosequatur. Ex parte siquidem vestra nobis extitit supplicatum, ut recipiendi loca pro habitationibus fratrum vestrorum ac _in eis construendi ecclesias et necessarias officinas in terris infrascriptis, videlicet in Brunswich, ubi sexaginta, et in Tremoma ubi triginta, ac in Greningen, Aberstadensis, Colomensis et Traiectensis diocesium, ubi similiter triginta fratres dicti ordinis posse dicuntur comode ac profectibiliter commorari, cum presertim ad hoc tam diocesanorum quam dominorum temporalium earundem terarum, sicut asseritis, accedat assensus, licentiam vobis concedere dignaremur. Nos itaque vestris supplicationibus inclinati vobis, dummodo premissa ventate nitantur, felicis recordationis Bonifatii pape VIII predecessons nostri super locis ordinum mendicantium de novo non recipiendis absque dicte sedis licentia 1 et quacumque alia, constitutionibus _in contrarium editis nequaquam obstantibus, licentiam concedimus postulatam. Datum Avinione X kalendas Febr. anno Quinto.

_dei ) Sauerland, Rübel _in ac Reg. Clementis _in] et Rübel

1 Vgl. Corpus iuris canonici, VI Decretal. V tit. 6 cap. 'Quum ex eo' (ed. AEM. FRIEDBERG, II, Leipzig 1881, Sp. 1082).

LW 5, S. 176

29

zu 1310.

Gründung des Dominikanerkonvents Dortmund. Meister Eckhart ernennt zum Prior des neuen Klosters Bruder Gottfried Caput.

  K. SCHULZ, Chronica Conventus Tremoniensis Ordinis Fratrum Praedicatorum, DORTMUND, Stadtarchiv, Best. 210 Handschriften I und Best. 449/06 Nr. 2, f. 10v (vgl. oben Acta n. 24). [Vgl. J. Koch, S. 278-279]
  Druck: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, XX, S. 196.

  Anno 1310 missi sunt per provincialem Saxoniae in Tremoniam ad construendum conventum pro fratribus Praedicatoribus sequentes fratres: frater Godefridus Caput prunus datas prior 1, frater Hermannus Parcus, frater _Theodericus Woelen, frater Lubertus Roctare de Mescede, frater Johannes de Geseke, frater Johannes de Camen.

_Theodoricus Woelen Sauerland Theodencus Wolen Die Chroniken

1 Vgl. auch K. SCHULZ, Chronica Conventus Tremoniensis, f. 33r: Catalogus Priorum huius Conventus a nostro ingressu in civitatem, partim selectus ex scriptis M. Crawinckel partim ex antiquis registris aut litteris Conventus in Archivio aut etiam computibus. Primus huius Conventus Prior fuit datus et institutus a P. Provinciali Saxoniae tempore inceptionis Ao 1310, P. M. Eghardo, fr. Godefridus Caput, et mansit Prior 3 annis.

LW 5, S. 177

30

1310 Juni 7, Piacenza

Generalkapitelsprotokoll. Das Kapitel der Dominikaner erteilt der Provinz Saxonia die Erlaubnis, drei Konvente zu gründen.

  Wahrscheinlich nahm Eckhart an der Versammlung teil, da es sich um ein Kapitel der Provinziale handelte (vgl. J. QUÉTIF - J. ÉCHARD, Scriptores, I, S. XVII).
  Acta Capitulorum Generalium, II, S. 49, 5-6.

  Concedimus provincie Saxonie tres domos, cum licenciam habeant a summo pontifice1.

1 Vgl. Acta n. 28.

LW 5, S. 177

31

1310 <September 8,> Hamburg.

Provinzialkapitel der Saxonia 1.

  Eckhart wahrscheinlich anwesend. Vgl. die Bemerkung zu Acta n. 16.

1 Vgl. H. FINKE, Zur Geschichte, S. 371.

LW 5, S. 177

32

zu 1310 <September 8,> Speyer.

Bericht in drei Verzeichnissen der deutschen Provinzialkapitel und Provinziale. Meister Eckhart wird in Speyer auf dem Provinzialkapitel der Teutonia nach der Erhebung des Johannes von Lichtenberg auf den Bischofsstuhl von Regensburg zum Provinzial gewählt. Die Wahl wird vom Ordensgeneral Aymerich von Piacenza nicht bestätigt, so daß im gleichen Jahr eine Neuwahl in Zürich stattfindet.

1. JOHANNES MEYER, 'Hec sunt capitula provincialia celebrata provincie Theutonie'.

  BASEL, Öffentliche Universitatsbibliothek, Cod. E III 13, f. 136v.
  Druck: P. VON L, Statistisches über die Ordensprovinz Teutonia, S. 33.

  Anno domini M°CCC°X° celebratum fuit capitulum in Spira. Hic electus fuit magister Eckardus in provincialem, sed cassata fuit electio. Anno domini M ccc x post cassationem electionis magistri Ekardi fuit convocatio facta in Turrego et electus est in provincialem fr. Heinricus de Gruningen (1).

2. 'Hic est Catalogus Provincialium Defunctorum Provincie Teutonie' (aus der Mitte des 14. Jahrhunderts) 1.

  STUTTGART, Württembergische Landesbibliothek, Cod. hist. 4° 237, p. 372.
  Druck: P. VON L, ebd. S. 24; vgl. A. JUNDT, Histoire du panthéisme populaire au moyen âge et au seizième siècle, Paris 1875 (Nachdruck Frankfurt a. M. 1964), S. 288.

  Frater Johannes de Liechtenberg 2, magister in theologia, eligitur Antwerpie 1308; prefuit uno anno et ad episcopatum Ratispone assamitur; post quem Eckardus, vir sanctus, magister in theologia, eligitur 1310, sed non confirmatur.

3. JOHANNES MEYER, Deutscher Katalog der Provinziale.

  Druck: P. VON L, ebd. S. 26-28 3 (mit Angabe der Hss.).
  Vgl. W. PREGER, Geschichte, I, S. 340.

  Also will ich hie beschreiben die namen unser lieben vetter der provincialen ...
  A. D. MCCCVIII Br. Johannes von Liechttenberg, ein hoher meister gotlicher kunst, und do er ein jar was gewesen an dem Ampt, do ward er byschoff ze Regenspurg, do vormals der grooss Albertus byschoff gewesen war.
  A. D. MCCCX do ward erwelt in einen provincial der andechtig vater Meister Eckard, aber er ward nit bestittiget, und darumb must man desselben jars ein ander welung tun, und die geschah ze Zurich in dem convente und ward erwelt Br. Heinrich von Gruningen und waz by V jaren an dem ampt ...

_Anno - Gruningen (1) in marg. inf.

1 Abschrift ex antiqua tabula, in Monasterio San-Cathariniano Augustae adservata: Hs. STUTTGART, Württembergische Landesbibliothek, hist. 4° 237 (XVIII-XIX Jh.), S. 370 (zur Handschrift vgl. W. VON HEYD, Die Historischen Handschriften der Königlichen öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart, II, Stuttgart 1891, S. 101-102). 2 Johannes Picardi von Lichtenberg: vgl. 2VL, IV, Sp. 706-710 (L. STURLESE). 3 Vgl. auch P. VON L, Statistisches Saxonia, S. 45 und TH. KAEPPELI, Scriptores, II, S. 477-478 Nr. 2458.

(1) Mit "°" auf dem "u"

LW 5, S. 178 f.

33

<zw. 1303 September und 1310 September.>

Meister Eckhart hält auf zwei Provinzialkapiteln Predigten mit den Themata: Ego quasi vitis und Spiritus meus super mel.

  ECHARDUS, Sermones et Lectiones super Ecclesiastici cap. 24, ed. J. KOCH, LW II S. 229-300.
  Vgl. KOCH, S. 271-273.

  Kolophon der 'Sermones et Lectiones super Ecclesiastici cap. 24' (LW II S. 300,6): Expliciunt sermones facti ad fratres praedicatores in capitulo generali 1.

1 Da sich beide Themata auf die Epistel zum Fest von Mariä Geburt (8. September) beziehen, ist naheliegend, daß Eckhart diese Predigten anläßlich der Abhaltung zweier Provinzialkapitel hielt. Belege für den Gebrauch des Ausdrucks capitulum generale im Sinne von 'Provinzialkapitel' s. bei KOCH, a. a. O.

LW 5, S. 179

34

1311 Mai 30, Neapel.

Generalkapitelsprotokoll. Das Kapitel der Dominikaner absolviert den Provinzial der Saxonia, Meister Eckhart, und schickt ihn als Professor nach Paris. Der Soester Prior Johannes de Busco wird zum Generalvikar ernannt.

  Acta Capitulorum Generalium, II, S. 53.
  Vgl. KOCH, S. 281-282; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 15.

  Absolvimus priores provinciales Saxonie et mittimus eum Parisius ad legendum; Boemie et Terre sancte, Romane provincie.
  Ponimus vicarios generales ... Fr. Ioannem de Busco, priorem Sosaciensem 1, in provincia Saxonie ...

1 Johannes de Busco: vgl. Acta n. 14 not. 3.

LW 5, S. 179

35

<1311/1313,> Paris.

Zweites Pariser Magisterium Eckharts. Er trägt Quaestiones an der Universität vor.

  ECHARDUS, Quaestiones Parisienses, ed. B. GEYER, supra S. 72-83.
  Zur Datierung der 'Quaestio utrum aliquem motum esse sine termino implicet contradictionem' auf das akademische Jahr 1312/13 und der 'Quaestio utrum in corpore Christi morientis in cruce remanserint formae elementorum' auf die Jahre 1312/13 vgl. KOCH, S. 282 Anm. 111 und B. GEYER, oben S. 33-34 (GEYER schlägt für die Datierung der letzteren Quaestio den Zeitraum 1312-1314 vor).

  Überschrift der 'Quaestio utrum aliquem motum': M. Ayerdus. Überschrift der 'Quaestio utrum in corpore Christi': M. Aycardus.

LW 5, S. 180

36

zu <1311/13, Paris.>

Anselm von Como führt in seiner Quaestio Über die Mischung der Elemente einen Beweisgrund an, den er anläßlich einer Disputation aus dem Mund Meister Eckharts hörte.

  ANSELMUS DE CUMIS, 'Quaestio an ellementa maneant sub propriis formis in mixto', ROM, Biblioteca apostolica vaticana, Cod. Vat. Ottob. 318, f. 195vb, 197ra, 197va-b.
  Druck: Averroïsme bolonais au XIVe siècle. Édition des textes ... par ZD. KUKSEWICZ, Wroclav-Varsovie-Cracovie 1965, S. 24-26.
  Vgl. A. DE LIBERA, Le problème de l'être chez maître Eckhart: logique et métaphysique de l'analogie, Genève 1980 (Cahiers de La Revue de théologie et de philosophie 4), 58.
  Zur Datierung der Quaestio vgl. Cod. Vat. Ottob. 318, f. 205vb: Explicit questio determinata per mag. Anselmum de Guittis de CUMIS in Bononia 1335.

  Quantum ad primum articulum est sciendum, quod opinio Tadei de Parma et multorum aliorum solempnium fuit, quod ellementa sub propriis formis non manent in mixto, sed solum virtualiter. Et ad confirmandum hanc opinionem primo adducam rationes duodecim Tadei, postea alias.
  ...
  Iste sunt rationes magistri Tadei. Sed ultra dictas rationes adduco alias.
  ...
  Sexto ad idem: sequitur, quod in eadem parte mixti precise esset forma ignis et eius privatio, quod implicat contradictionem et satis <est> contra Commentatorem primo Physicorum commento 66 et 67 et _68 1. Tenet consequentia, quia per te ignis est formaliter in mixto, modo ex qualibet parte mixti potest fieri ignis, ergo ibi erit privatio forme ignis, quia motus et generatio non fit nisi ratione carentie, ut patet per Aristotelem primo Physicorum et Commentatorem commento 75 et 76 2. Et hanc rationem audivi _viva voce a magistro Aycardo de ordine fratrum predicatorum in quadam disputatione.

_68 coni.] 60 _viva voce coni.] una vice

1 Vgl. AVERROES, Phys. I comm. 66-68 (Venetiis 1562, 39rbF-4OvaG). 2 Vgl. ARISTOTELES, Phys. A 8 (191 b 13-25), AVERROES, Phys. I c. 75-76 (Venetiis 1562, 43rbF-44raA).

LW 5, S. 180 f.

37

zu <1303 oder 1311/1313, Paris.>

Meister Eckhart berichtet in drei Predigten über Thesen, die er an der Universität Paris vortrug.

1. ECKHART, Pred. 14 (QUINT), DW I S. 235,4-5.

  jch sprach zo Paris in der schoelen, dat alle dynck sollen volbracht werden an deme rechten oitmoedegen mynschene 1.

2. ECKHART, Pred. 15 (QUINT), DW I S. 247,5-6.

  Jch sprach ze Paris in der schul (1), das allu (2) ding sond volbracht werden in dem reht demutigen (3) mentschen 2.

3. ECKHART, Pred. 24 (QUINT), DW I S. 421,1-422,3.

  Dar umbe sagete ich ze parîs, daz an dem gerehten menschen ervüllet ist, swaz diu heilige schrift und die prophêten <von Kristô> je gesageten; wan, ist dir reht, allez, daz in der alten und in der niuwen ê gesaget ist, daz wirt allez an dir volbrâht 3.
---

1 Vgl. Proc. Col. II n. 110: Quadragesimus Quintus articulus sic habet: omnia debent perfici in uno humili homine. 2 Proc. Col. II n. 29: Decimus quartus articulus sic dicit: omnia debent impleri in vero humili homine... 3 Vgl. Constit. 'In agro dominico' a. 12, Vot. Aven. a. 23: quicquid dicit sacra scriptura de Christo, hoc (+ etiam V2) totum verificatur de (+ omni V2) bono et divino homine. In Proc. Col. I-II nicht nachweisbar.

(1) "°" auf dem "u" (2) "e" auf dem "a" (3) "°" auf dem "u"

LW 5, S. 181

38

1314 April 14, Straßburg.

Vor dem Offizial des Straßburger Bischofs machen die Schwestern Katharina und Adelheidis, Töchter des verstorbenen Straßburger Bürgers Johannes Engelberti, dem Bruder Heinrich, Provinzial der Teutonia, zugunsten ihres Bruders Hugo, Dominikaner, ihr Wohnhaus mit gewissen Auflagen zum Geschenk. Meister Eckhart erscheint unter den Zeugen.

  STRASSBURG, Archives de la ville, Hôpital 968. Original, Perg., Siegel des Qffizials (abgebildet in CH. WITTMER, Inventaire des Sceaux des Archives de la Ville de Strasbourg de 1050 à 1399, Strasbourg 1946, S. 13 ff. Nr. 36) und des Dominikanerprovinzials der Teutonia (auferstehender Christus mit schlafenden Soldaten: vgl. CH. WITTMER, a. .a. O., S. 125, Nr. 363) anhängend.
  Regest: Urkundenbuch der Stadt Straßburg, III: Privatrechtliche Urkunden und Amtslisten von 1266 bis 1332, bearb. v. A. SCHULTE, Straßburg 1884, S. 236, Nr. 768.
  Vgl. KOCH. S. 284-286; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 16.


Pergamenturkunde mit den Siegeln des Offizials des Straßburger Bischofs
und des Provinzials der Teutonia,
Straßburg, 14. April 1314, Stadtarchiv, AH 968.
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 44]

  Coram nobis .. iudice Curie Argentinensis constituti in figura et forma iudicii propter hoc personaliter Katherina et Adelheidis, sorores germane, filie quondam Iohannis Engilberhti, civis Argentinensis, non vi metu aut dolo inducte sed sponte libere et ex certa scientia, ut dicebant, donaverunt, tradiderunt donasse et tradidisse se presentibus litteris publice sunt confesse donatione inter vivos et irrevocabiliter viro religioso fratri Heinrico, priori provinciali fratrum ordinis predicatorum provincie Teuthonie 1, auctorizanti, stipulanti et recipienti vice et nomine fratris Hugonis, germani earum, eiusdem ordinis, domum earum quam inhabitant, quam habuit quondam Heinricus dictus Vogellin (1) iuxta parvum vicum predicatorum et domum que dicitur der vberhang ex opposito lobii pellificum in Argentina cum omnibus iuribus, pertinentiis, attinentiis et appendiciis ante et retro, subtus et supra, ingressibus et egressibus, proprietate et dominio directo cum pactis, conventionibus et condicionibus infrascriptis. Primo videlicet quod ipsis sororibus solum simplex usus et habitatio dicte domus et aree remaneat, quamdiu vixerint, contradictione qualibet non obstante, sic profecto quod Katherina et Adelh(eidis) ambabus viam universe carnis ingressis domus et area predicte locentur per ipsum Provincialem vel .. Priorem Argentinensem ordinis predicatorum, qui pro tempore fuerit, aut per alium cui ipsi aut alter eorum hoc duxerit committendum, pro censu annuo seu pensione, et quidquid provenerit annis singulis ex eisdem idem frater Hugo recipiat pro suis necessitatibus et oportunitatibus relevandis temporibus vite sue, ipso autem fratre Hugone viam universe camis ingresso domus et area prenotate pieno iure et proprietatis titulo necnon utili et directo dominio absque exceptione ad priorem et conventum fratrum ordinis predicatorum in Argentina libere devolvantur et ad conventum eundem pertineant absolute. Si vero fratrem Hugonem eundem ante dictarum sororum suarum obitum transire ex hac vita contingat, nichilominus Katherina et Adelheidis predictis sororibus mortuis domus et area predicte pieno iure proprietatis et dominii ad fratres transeant memoratos, transferentes exnunc scripto presenti in dictum fratrem Hugonem necnon conventum fratrum predicatorum in Argentina secundum modum predictum omne ius, proprietatem et dominium quod ipsis sororibus in ipsa domo et area competit vel competere potest cum accrescentibus edificiis ibidem, dantes eisdem donatariis secundum modum et formam predictam potestatem intrandi per se vel per alios possessionem domus et aree memorate.
  Ut autem earundem sororum donatio ordinatio voluntas et desiderium nullam in futurum calumpniam contradictionem exceptionem vel periculum patiatur, sed effectum debitum sortiatur, se constituunt et fatentur dictam domum inhabitare, tenere et possidere vice et nomine fratris Hugonis predicti et conventus eiusdem pro annuo censu dimidie libre cere dande et solvende ipsi fratri Hugoni et post eius obitum predicatoribus antedictis annis singulis in festo Purificationis, in _recognitione[m] quod ius et proprietas domus ipsius ad personas spectet et pertineat antedictas, promittentes sollempni et corporali interposito iuramento hanc donationem, traditionem, ordinationem, pensionem, locationem, solutionem et translationem ratas habere, tenere et firmiter observare nec contrafacere vel venire in iudicio vel extra imposterum vel ad presens per se vel per alium seu alios nec contrafacientibus consentire aut prebere consilium, auxilium vel favorem, volentes, mandantes et ordinantes quod, si quispiam prelatorum vel auctoritatem in dicto ordine predicatorum habentium ipsum fratrem Hugonem, ipsarum germanum, directe vel indirecte quomodolibet impediret quominus teneret domum eandem iuxta modum predictum, extunc ipsa domus pieno iure transeat ad opus fabrice beate Virginis in Argentina simpliciter et etiam absolute, renuntiantes quoad premissa sepedicte sorores exceptioni doli, mali, infectum omnique iuris auxilio, canonici et civilis, consuetudinibus et statutis tam publicis quam privatis, exceptionibus et defensionibus aliis quibuscumque, quibus contra premissa vel aliquod premissorum in iudicio vel extra imposterum vel ad presens venire possent quomodolibet aut iuvari.
  In quorum omnium et singulorum evidens testimonium premissorum sigillum Curie Argentinensis ad petitionem sororum et Provincialis predictorum una cum sigillo ipsius Provincialis presentibus est appensum.
  Ego vero Provincialis predictus sigillum meum duxi presentibus appendendum in evidentiam pleniorem omnium premissorum.
  Datum et actum Argentine presentibus testibus vocatis et rogatis venerabili patre ac domino fratre Wernhero, episcopo Marmorensi 2, fratribus magistro Eckehardo, professori sacre theologie, Matheo, priore Argentinensi 3, Petro, priore Columbariensi et Egenone de Stoffen 4 predicti ordinis predicatorum idibus Aprilis anno domini millesimo trecentesimo quartodecimo.
  Huius instrumenti duo sunt paria, quorum unum apud fratrem Hugonem et conventum domus in Argentina predicte, aliud vero apud sorores remanet sepedictas.

_recognitione coni.

1 Heinrich von Gruningen, Mitglied des Konvents von Esslingen und zweimal Provinzial (1310-1315 und 1323-1326: vgl. P. VON L, Statistisches über die Ordensprovinz Teutonia, S. 14); H. FINKE, Zur Geschichte, S. 376. 2 Wernher O.P., der am 15. März 1310 von Bischof Johannes von Straßburg zum Bischof von Marmora bei Konstantinopel geweiht worden war: Urkundenbuch der Stadt Straßburg, III, S. 405; vgl. auch ebd., S. 217, 226 und Urkundenbuch der Stadt Straßburg: III, Politische Urkunden von 1266 bis 1332, bearb. v. W. WIGAND, Straßburg 1886, S. 228 und 264. 3 Vielleicht mit Matthäus von Finstingen identifizierbar: vgl. Acta n. 40 not. 3. 4 Egno de Stoffen, zweimal Provinzial der Teutonia (1305-1308 und 1315-1316, gest. 1316: P. VON L, a. a. O., S. 14 und 28).

(1) "e" auf dem "o"

LW 5, S. 182 ff.

39

1316 November 13, Straßburg.

Vor dem Offizial des Straßburger Bischofs schenken die Witwe des Ritters Fritzemann von Schaftoltzheim und ihr Sohn, Ritter Johannes, den Schwestern des Dominikanerinnenklosters St. Markus in Straßburg Ellina von Schaftoltzheim und Agnes, genannt Ritterin von Scharroch, ihr Straßburger Haus zum Zweck einer Meßstiftung für den Verstorbenen. Die beiden Nonnen nehmen die Schenkung mit Erlaubnis der Priorin und Bruder Eckharts, Vikar des Ordensgenerals Berengar von Landorra, an.

  STRASSBURG, Archives de la ville, Hôpital 855 (Kopialbuch aus dem 14. Jahrhundert), f. 44r-v (Sigle: A). Eine zweite Kopie daselbst f. 44v-45r (Sigle: B). Eine dritte nach einer Vidimus von 1318 daselbst f. 45r-v (Sigle: C).
  Regest: Urkundenbuch der Stadt Straßburg, III, S. 256, Nr. 839.
  Vgl. CH. SCHMIDT, Notice sur le couvent et l'église des Dominicains de Strasbourg, in: Bulletin de la Société pour la conservation des monuments historiques d'Alsace, IIe série, 9 (1876) S. 202; KOCH, S. 286-287; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 16.

  _Coram nobis iudice Curie Argentinensis constituti Agnes relicta quondam _Fritzemanni dicti de _Schaftoltzh(ein) militis Argentinensis et Iohannes miles natus eiusdem Agnetis donatione inter vivos donaverunt, _assignaverunt in remedium anime quondam Fritschemanni predicti, Elline sorori carnali dicti Iohannis militis _filie Agnetis prescripte et Agneti dicte _Ritterin monialibus monasterii sancti Marci extra muros Argentinenses 1 curiam _suam in civitate Argentinensi in vico sancte Elizabeht iuxta turrim porte sancte Elizabeht ex una et ex parte altera iuxta domum Hvgelini dicti _Ryplin cum _omnibus domibus, edificiis, orto et attinentiis eiusdem curie universis, eo tamen modo et pacto quod dicte due moniales singulis annis dent et dare teneantur duodecim _librarum _den. Argentinensis monete priori et conventui fratrum predicatorum domus Argentinensis pro uberiori sustentatione _eorundem, prior et conventus dicte domus procurent singulis diebus celebrari unam missam specialem in remedium anime dicti quondam Fritschemanni super altari coram quo idem quondam Fritschemannus ecclesiastice traditus est sepulture, quodque etiam peragant et peragere teneantur singulis annis anniversaria quondam Fritschemanni et donatorum predictorum decem vicibus in anno et _Wilhemi armigeri filii dicte Agnetis fratris carnalis Iohannis militis prenotati ita etiam quod dicte due _muniales et ipsis succedentes in bonis predictis prefatis donatoribus et suis heredibus revendant et retradant ac revendere et retradere teneantur prefata bona infra spatium decem annorum a data literarum presentium inchoandorum pro centum marcis argenti ponderis Argentinensis quandocumque dicti donatores vel eorum heredes infra dictum spatium temporis _prefata bona reemere voluerint pro summa argenti antedicti, ac quod eedem due _muniales _ac eis succedentes in bonis predictis idem argentum convertant et convertere teneantur in alios perpetuos redditus remansuros _apud dictas duas moniales et eis succedentes in eisdem redditibus et ministrandos ac dandos per ipsas singulis annis priori et conventui domus _predicte ex causis predictis loco duodecim librarum reddituum predictarum. Hoc etiam adiecto et _condicto per dictas donatores, quod quandocumque una dictarum duarum monialium de medio sublata fuerit, quod tunc priori dicte domus de consilio fratrum Dominici et vlrici (1) dictorum de Schaftoltzheim _de _eodem ordine aliam monialem dicti monasterii in locum dicte defuncte _substituat et subroget in bonis et redditibus antedictis, et quod si prior et fratres dicte domus dictos redditus vel bona predicta vellent vendere vel permutare vel aliquid de premissis infringere vel permutare, quod extunc cadant et cadere debeant ab omni _iure ipsis competenti in bonis et redditibus antedictis, et quod eadem bona et redditus predicti pieno iure cedant et cedere debeant priorisse et conventui monasterii sancti Marci antedicti ac quod apud idem monasterium maneant et manere debeant pieno iure, et transferentes dicti donatores per porrectionem calami, ut est moris, in _preffatas moniales presentes et recipientes de licentia sue priorisse et fratris Eckehardi, vicarii magistri generalis 2 ordinis antedicti, omne ius possessionem proprietatem et dominium vel quasi, que sibi in dictis bonis competebant aut competere _poterant modo quovis _promittens se dicti donatores donationem _prescriptam per ipsos in modum prehabitum factam, ratam et gratam habituros nec contra ipsam venire vel veniri _procurare per se vel per alios quoquo modo in iudicio vel extra inposterum vel ad presens renuntiantes nichilominus dicti donatores exceptioni doli mali actioni infectum beneficio restitutionis in integrum cunctisque aliis exceptionibus _et deffensionibus quibus contra premissa venire possent quomodolibet aut iuvari.
  In cuius rei testimonium sigillum Curie Argentinensis ad petitionem dictarum partium una cum sigillo Reinboldi dicti Huffelin, militis Argentinensis, ac Iohannis militis donatoris prescripti presentibus est appensum. Actum idus Novembris anno domini M°CCC° sextodecimo.
  Huius instrumenti duo sunt paria, quorum unum apud dictas muniales, aliud vero apud donatores remanet antedictos.

_Coram] praec. Datum per copiam sub sigillo Curie Argentinensis feria tertia post Michahelis sub anno domini M°CCC° decimo octavo C _Fritschemanni BC _Schaftoltzhein B _assignaverunt + et libere resignaverunt BC _filia B _Rvtterin B _suam] sitam BC _Rypelin B Rippelin C _omnibus seq. del. dol C _lib. BC _den. > BC _eorundem + ut BC _Wilhelmi BC _moniales BC _preffata BC _moniales BC _ac seq. del. dicti donatores vel eorum heredes infra dictum spatium temporis prefata bona reemere voluerint pro summa argenti antedicti ac quod eedem due moniales B _apud] ad C _predictis] predicto C _condicto ex corr. A dictos C _de seq. del. a A _eadem A _substituant et subrogent C _iuore A _prefatas B _poterant + poterant A _promittentes C _prescriptam seq. del. per ipsos A _procurari C _et deffensionibus > B _moniales BC

1 Kloster St. Markus, vgl. H. WILMS, Das älteste Verzeichnis, S. 54-55. 2 Berengar von Landora, Generalmeister der Dominikaner 1312-1317: vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores, I, S. 191-194.

(1) "°" auf dem "v"

LW 5, S. 184 ff.

40

1322 Dezember 10, Avignon.

Der Ordensgeneral Herveus bestätigt in einem an die Priorin und an den Konvent Unterlinden bei Kolmar gerichteten Schreiben die disziplinären Anordnungen, die die von ihm nach der Abhaltung des Generalkapitels von Wien (Pfingsten 1322) ernannten Vikare Meister Eckhart und Matthäus von Finstingen erlassen haben.

  KOLMAR, Archives Départementales du Haut-Rhin, Unterlinden carton 1, Nr. 5 bis. Original, Perg. (litterae clausae). Das Siegel ist abgefallen.
  Druck: (z. T.) KOCH, S. 287-288.
  Vgl. I. BEUCHOT, Das frühere Unterlindenkloster zu Colmar in seiner Blütezeit, Colmar 1915, S. 50-51; TH. KAEPPELI, Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi, Rom 1975, II, S. 243 Nr. 1920f.; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 16.

  Devotis Christi ancillis priorisse et conventui sororum in Subtilia apud Columbariam 1 in provincia Theutonie sub cura _et regimine fratrum ordinis predicatorum frater Herueus ordinis eiusdem magister 2, licet indignus, salutem et augmentum continuum gratie salutaris.
  De vestra prompta obedientia quam exhibetis ordini, ut debetis, et de religione vestra sancta et bona, quam intelligo michi fama celebri deferente, quam plurimum vobis gratus et paratus vos in quibuscumque gratiosis possem commode prosequi, ordinationes quas fecerunt karissimi in Christo fratres, silicet Echardus, magister in theologia, et Mattheus de Vinstingen 3, ordinis nostri, in monasterio vestro infrascriptas, vicarii ex parte mea missi post generale capitulum Viennense 4, tenore presentium approbo, ratifico et confirmo. (] (1) Primo quod capellanum, quem nunc habetis, retinere sub eisdem condicionibus, quibus tenuistis actenus, valeatis, nisi ego ducerem aliter ordinandum. (] Item quod conversi vestri et vestre correctioni subiecti ad alia sororum monasteria minime transferantur, nisi forsitan ad instantiam vestram vel propter correctionem circa eos necessariam exercendam. Et nichilominus in hiis casibus nolo quod huiusmodi translatio sive emissio fiat nisi per provincialem Theutonie vel de mandato magistri ordinis speciali. (] Item quod numerus quaternarius confessorum per me _taxatus in monasterio vestro ex causis legittimis de consilio discretorum per quemcumque inferiorem me minime augeatur. (] Item quod hiidem confessores, cum conventum fratrum tam vicinum habeant, apud vos non comedant, immo prohibeo ne eis ad comedendum in vestro monasterio aliquid ministretur. (] Item sicut ipsi vicarii ordinaverunt, volo quod antique et approbate consuetudines actenus in vestro monasterio observate pro bono religionis et utilitate monasterii in suo robore permaneant nec infringantur per quemcumque prelatum ordinis sine magistri ordinis licentia speciali. (] Item volo et approbo quod nulla soror exposita ad supprioratus vel procurationis officium, nisi alias ante susceptionem dicti officii esset deputata ad consilium et ad ipsum consilium ante huiusmodi officium fuerit evocata, postquam absoluta fuerit ab huiusmodi officio supprioratus uel procurationis consiliatrix nullatenus censeatur.
  In quorum omnium approbationem, ratificationem et confirmationem sigillum nostrum duxi presentibus apponendum. Datum Avinione X die decembris anno domini M°CCC°XXII°.
  Auf der Rückseite: Magister.. ordinis. Devotis Christi ancillis priorisse et conventui sororum in Subtilia apud Columbariam dd. dd. Von späterer Hand: datum. 1322.

_et sup. lin. _taxatus] creatus KOCH

1 Zum Kloster Unterlinden vgl. H. WILMS, Das älteste Verzeichnis, S. 49-50. 2 Hervé de Nédellec, Generalmeister der Dominikaner 1318-1323; vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores, II, S. 231-244. 3 Vgl. Acta n. 38 not. 3. 4 Generalkapitel von Wien, 1322 Mai 30: vgl. Acta Capitulorum Generalium, II, S. 138ff.

(1) Das Zeichen "(]" steht für das hier gedruckte Absatzzeichen, das an ein umgedrehtes "D" erinnert.

LW 5, S. 186 f.

41

<zu 1313-1323> Katharinental.

Bericht im 'Schwesternbuch' von Diessenhofen. Meister Eckhart besucht das Kloster Katharinental und begegnet Anna von Ramswag.

  NÜRNBERG, Stadtbibliothek, Cod. Cent. V 10 a, f. 103r.
  Druck: W. PREGER, Geschichte, II, S. 252; A. BIRLINGER, Leben Heiliger Alemannischer Frauen des Mittelalters, V: Die Nonnen von St. Katharinental bei Dieszenhofen, in: Alemannia, Zeitschrift für Sprache, Litteratur und Volkskunde des Elsaszes Oberrhein und Schwaben, 15 (1887), S. 177; KOCH, S. 289.
  Vgl. T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 17.


Papierhandschrift, Nürnberger Katharinenkloster,
2. Hälfte 15. Jahrhundert, Nürnberg, Stadtbibliothek,
Cent V, 10a, f. 103r.
Quelle: homo doctus - homo sanctus [Stadtmuseum, S. 46]

  Meister Ekhart der was ze einer zeit pei vns, do kam die selige swester Anna von ramsbag zu im heimlichen an das peichtfenster. dar nach fragt ich si, was die sach were, dar vmb (1) si zu im gangen were, do wolt si mir nit da von sagen ...

(1) "v" mit zwei Punkten

LW 5, S. 187 f.

42

<zu 1315-1325> Ötenbach.

Bericht im 'Schwesternbuch' von Ötenbach. Meister Eckhart besucht das Kloster Ötenbach und begegnet Elisabeth von Beggenhofen.

  NÜRNBERG, Stadtbibliothek, Cod. Cent V 1O a, f. 135va-b (Leben der Elsbeth von Beggenhofen).
  Druck: Die Stiftung des Klosters Oetenbach und das Leben der seligen Schwestern daselbst. Aus der Nürnberger Handschrift herausgegeben v. H. ZELLER - WERDMÜLLER und J. BÄCHTOLD, in: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1889, N. F. 12 (1889) S. 213-276 (hier S. 262-263).
  Vgl. W. PREGER, Geschichte, II, S. 262-263; KOCH, S. 290; T. BECKMANN, Daten und Anmerkungen, S. 17.

  Wie got so heimlich verporgene leiden auf si leit vnd ir aber so grossen trost gab in dem heiligen sacrament, so si das enpfieng.
  Si het sich etwen mit der seligen andechtigen swester Elsbeth von oye vnd andern heiligen swestern erpotten in etwas kestigung des leibes, als si jnen selber auffleitten durch got vnd so si dar jnen gottes willen suchte. So gab er ir ze erkennen, das er es nit wölte von ir. aber die peinigung, die er auff si leit, die was als vnmessiklichen peinlichen, das si etliches nit geworten kond, joch die ir peichtiger warent vnd ander prediger vnd von andern ördenen weiss pfaffen, mit denen si da von reti, wann in allen dem, das got mit ir würcket, do nam si gelerter leutten ratt, wie si sich dar jnen sölt halten. do dauchte si, das es also verporgenlichen vnd so wunderlichen were, das si ir me wort dar auff antwurtent. Denn ze einem mal klagte si es meister eckhart. der sprach: do gehört kein zeitlich weisheit zu, es ist ein lautter gottes werck; do hilffet nichtz für, denn das man sich jn einer freyen gelasenheit gottes treuen befelhe. vnd des enpfand si, das dem alto was. vnd wenn si in söllichen leiden got zeigte, das si von ir felber nit was vnd si sich genczlichen seinem willen ergab, so macht er jr pein ein ende, oder er trug es aber mit einer als gütlichen krafft in ir, das es nit mer kond ein leiden gesein.

_als seq. del. als _weiss corr. ex wiss _gelasenheit seq. del. dem also was _si sup. lin. _es nnit (n sup. lin.)

"s" steht hier für ein mhdt. "s". S. Anm. zu Acta n. 25.

LW 5, S. 188

43

<1324-1326> Köln.

Meister Eckhart predigt im Zisterzienserinnenkloster von St. Mariengarten und im Benediktinerinnenkloster St. Machabaeorum.

  Zum ganzen Zitatenkomplex vgl. KOCH, S. 298-303.

1. ECKHART, Pred. 13 (QUINT), DW I 214,11-13, 217,1-5 (Text korrigiert nach DW I 374).

  Als ich nû niuwelîche sprach ze Mergarden: diu zwei twingent got; und hâst dû diu an dir, sô muoz er in dir geborn werden ... 1
  Er sprichet: 'sie hâten irn namen und irs vaters namen geschriben an irn stirnen'. Waz ist unser name und waz ist unsers vaters name? Unser name ist daz wir suln geborn sîn, und des vaters name ist gebern, dâ diu gotheit ûzglimmet ûzer der êrsten lûterkeit, diu ein vüllede ist aller lûterkeit, als ich sprach ze Mergarden 2.

2. ECKHART, Pred. 14 (QUINT). DW I 233,1-5, 235,7-9, 239,2-8.

  jherosalem spricht also vyl as eyne hoe, as ich sprach zo mergarden: dat hoege is, zo deme spricht man: koyme heir neder. dat neder is, zo deme spricht man: koime heire vp. Bystu neder inde were ich inbouen dir, so moyste ich heir neder zo dir. also deyt got; so wane du dich oitmoedeges, so kompt got van inbouen heir neder inde compt in dich ... 3
  Der geware oitmodege mynsche der in darf got neit byden, hey mach gode gebeden, want de hoede der gotheit in suit neyt anders an den de doifde der oitmoedicheit, also as ich sprach zo sent merueren ... 4
  Dauit sprach: 'hoede hayn ich dich geboren'. wat ist hoede? ewicheit. ich hayn mych dich inde dich mych eweclichen geboren. nochtant in genoeget den edelen oitmoedegen mynschen da myt neit, dat hey der eynege geboren sun is, den der vader ewenclichen geboren hait, hey in wylt och vader syn inde treden in de selue gelicheit der eweger vaderschafft inde geberen den, van dem ich Ewenclichen geboren byn, also as ich sprach zo mergarden; dar kommet got in syne eygen. 5

3. ECKHART, Pred. 22 (QUINT), DWI 380,5 - 381,2.

  Ich sprach niuwelîche an einer stat: dô got geschuof alle crêatûren, und hæte dô got niht vor geborn etwaz, daz ungeschaffen wære, daz in im getragen hæte bilde aller crêatûren: daz ist der vunke - als ich ê sprach ze sant Magfire, daz ir niht vergebens hie ensît gewesen - diz vünkelîn ist gote alsô sippe, daz ez ist ein einic ein ungescheiden und daz bilde in sich treget aller crêatûren, bilde sunder bilde und bilde über bilde. 6

1 Eckhart bezieht sich auf Pred. 22 (QUINT), DW I 385,3-4. Zur Ortsbestimmung zo mergarden (Kloster St. Mariengarten in Köln) vgl. DW I 373. 2 Verweis auf Pred. 22 (QUINT). DW I 382,3-7. 3 Verweis auf Pred. 22 (QUINT), DW I 385, 3-4. 4 Verweis auf Pred. 15 (QUINT), DW I 246,10-12. Zur Ortsbestimmung zo sent merueren (Kloster St. Machabaeorum in Köln) vgl. DW I 372. 5 Verweis auf Pred. 22 (QUINT), DW I 382,8-383,1. 6 Verweis auf Pred. 12 (QUINT), DW I 197,8-10.

LW 5, S. 189 f.

44

1325 August 1, Avignon.

Papst Johannes XXII. ernennt die Dominikaner Nikolaus von Straßburg und Benedikt von Como zu Visitatoren der Ordenzsprovinz Teutonia und teilt dem Generalmeister Barnabas von Vercelli die Ernennung mit.

  ROM, Archivio Segreto Vaticano, Reg. Vat. 113, f. 184r-v (Abschrift).
  Druck: H. DENIFLE, Der Plagiator Nikolaus von Straßburg, in: Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters, IV (1888), S. 314-316.
  Regest: Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, IV, bearb. v. W. KISKY, Bonn 1915 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21), S. 384 Nr. 1587.

  Dilecto filio .. magistro fratrum ordinis predicatorum. 1
  Infestis admodum relatibus auribus apostolicis sepius inculcatis accepimus quod per _nonnullos tui ordinis fratres in partibus Alamannie nonnulla inhonesta et indecentia committuntur, et omittuntur seu negliguntur honesta, super quibus esset de oportuno remedio celeriter providendum. Sane quia persone religiose ferventes, discretione ac maturitate predite, ad hec noscuntur existere et multipliciter oportune, nos, qui ordinem ipsum sincera prosequimur in domino cantate cupientes ut ordo ipse sinistris huiusmodi et quibusvis aliis ipsum deformantibus purgatis ubique maculis reddatur semper in conspectu divine maiestatis acceptior et digna fidelium veneratione colatur, de personis huiusmodi solicite cogitantes ad dilectos filios Benedictum de Cumis 2, sacre theologie professorem, et Nicholaum de Argentina 3, olim lectorem in conventu Coloniensi, eiusdem ordinis fratres, quos ad hoc fore credimus ydoneos, direximus intuitum mentis nostre. Quocirca discretioni tue per apostolica scripta mandamus, quatinus super premissis corrigendis et reformandis sicut noscitur ad tuum officium pertinere vices tuas prefatis fratribus iuxta formam, quam _sedula continet presentibus interclusa, committere non postponas, non revocaturus eosdem postquam ipsos ad premissa deputaveris absque nostra scientia et licentia speciali, ac rescripturus nobis fidelicet per tuas lifteras quid inde duxeris faciendum. Datum Avinione kl. Augusti anno nono.
  Sequitur tenor dicte _sedule intercluse in liftera predicta:
  Dilectis filiis Benedicto de Cumis sacre theologie professori et Nicholao de Argentina olim lectori in conventu Coloniensi ordinis fratrum predicatorum.
  Cum illos audimus in ecclesie corpore viciari, qui sui sinceritate viciatos ad _incolumitate(m) posse et debere reducere sperabantur, dolore confodimur videntes quod humani generis inimicus illos corrumpere potissime satagit ex quorum plures corrumpi valeant corruptela. Ne igitur virge vigilantis officium in hac parte inofficiose gerere videamur, nostra noscitur interesse, ut in corrigendis talium excessibus sic virgam apponere correctionis debite studeamus, quod _consequenter actore domino consolatoria virca fiat. Nuper siquidem ad nostri apostolatus auditum, non sine mentis turbatione, noveritis pervenisse, quod nonnulli fratres ordinis predicatorum provincie Teutonie omni modestia religionis abiecta parcialitatum scissuras, quas ibidem cunctorum malorum incentor dicitur suscitasse, _sequuntur _improvide ad alia dilapsi plura illicita contra observantias regulares, ex quibus preteritis temporibus asseritur sepius contigisse, quod quamplures eiusdem ordinis fratres laudabilis conversationis et vite graves ab eorum superioribus sunt perpessi iacturas, diversisque molestiis et iniuriis lacessiti nonnullis ex eis ab eorum statibus et gradibus privatis iniuste, ac ab ipsius ordinis gratia factis minus rationabiliter alienis. Nos itaque super premissis et eorum singulis ex nostri officii debito de oportunis et salubribus remediis providere, ne incorrecta irreparabilem corruptelam pariant, cupientes, discretioni vestre per apostolica scripta committimus et mandamus, quatinus vos vel alter vestrum ad dictam provinciam personaliter conferentes super predictis et ea tangentibus ac quibuscumque aliis honestatem dicti ordinis deformantibus iuxta statuta et observantias ipsius ordinis informatione recepta corrigere et reformare tam in capite quam in membris, que correctione et reformatione indigere noverais, amovendo ab officiis et gradibus suis ac transferendo ad conventus alios infra dictam provinciam vel extra illos, de quibus vobis videbitur, studeatis, quod quidem visitationis et correctionis officium ad religiosas mulieres viventes sub cura et regimine ordinis antedicti extendi volumus et mandamus. Nolumus autem, quod priorem provincialem prelibati ordinis a suo valeatis officio removere, sed quecumque reperentis contra eum, dilectis filiis magistro et diffinitoribus memorati ordinis procuretis fideliter intimare, ut ipsi valeant super hiis quod deo gratum existere et eidem ordini expedire cognoverint ordinare. Ceterum quia propter viarum discrimina et alla obstacula forsitan comode non possetis ad singulos conventus fratrum et sororum sepedicti ordinis personaliter vos conferre, volumus vobisque tenore presentium concedimus, ut vos et quilibet vestrum aliis viris eiusdem ordinis ydoneis fama scientia et discretione pollentibus, super quo vestras conscientias oneramus, possitis, quando, quociens et ubi necessarium fuerit, in hac parte committere vices vestras, super quibus omnibus nec non contradictores per censuram ecclesiasticam appellatione postposita compellendi, non obstantibus si eis vel eorum aliquibus communiter vel divisim seu ordini predicto aut singularibus personis eiusdem a sede apostolica sit indultum, quod interdici, suspendi vel excommunicari non possint per litteras apostolicas non facientes plenam et expressam ac de verbo ad verbum de indulto huiusmodi mentionem, ac quibuslibet indulgenciis privilegiis et litteris apostolicis seu statutis constitutionibus et consuetudinibus sepedicti ordinis contrariis, per que attribute vobis potestatis executio retardari posset vel quomodolibet impediri, et de quibus esset in presentibus specialis et expressa mentio facienda, vobis et vestrum cuilibet in solidum plenam et liberam concedimus auctoritate presentium facultatem.

_nonnullos seq. del. i _cedula Denifle _cedule Denifle _incolumitatem coni. (Denifle) _consequenter coni. (Denifle)] consequentur _sequuntur Denifle] sequitur _improvide] impavide Denifle

1 Barnabas von Vercelli, Generalmeister der Dominikaner 1324-1332: über ihn vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores, I, S. 142. 2 Benedikt von Asnago O.P., vgl. TH. KAEPPELI, Scriptores. I, S. 184-185. Dizionario biografico degli Italiani, VIII, Rom 1966, S. 417-419. 3 Nikolaus von Straßburg: vgl. 2VL, VI, Sp. 1153-1162 (E. HILLENBRAND - K. RUH).

LW 5, S. 190 ff.

45

zw. <1325 August 1 und 1326 Januar, Köln.>

Meister Eckhart werden etliche Sätze aus dem 'Liber benedictus' als verdächtig vorgeworfen. Er verfaßt eine schriftliche Erwiderung, deren Anfang lautet: Requisitus.

  Unter den Thesen aus den Schriften Eckharts, die in Köln der Inquisition vorgelegt wurden, befinden sich sechs Sätze, die laut Anklage der Verteidigung etlicher Stellen aus dem 'Liber benedictus' entnommen wurden, die Eckhart vorgeworfen worden waren (articuli extracti de responsione magistri Ekardi ad articulos sibi impositos). Diese Verteidigung ist mit dem Traktat 'Requisitus' identifizierbar, auf den eine Marginalglosse in der Soester Handschrift Nr. 33 hinweist (Notavi de hoc subtilius in tractatu qui incipit: 'Requisitus': s. unten, Proc. Col. I n. 104).
  Der Traktat ist noch nicht wiederaufgefunden worden. Folgende Thesen aus diesem Werk lassen sich aufgrund des Textes von Proc. Col. I n. 24-30, unten, Acta n. 46 S. 209-210, rekonstruieren (normaler Schriftgrad). Für Quellenangaben und Parallelstellen im Werk Eckharts vgl. ebda.

  Isti sunt articuli extracti de responsione magistri Ekardi ad articulos sibi impositos de libro qui incipit 'Benedictus deus et pater', quem librum ipse composuit.
  Primus articulus est.
Qui ex simplicitate crederet, diceret et scriberet aliquid increatum in anima ut partem animae, non esset hereticus nec damnaretur. Et addit quod magister Sententiarum sic mortuus est quod credidit, docuit et scripsit non esse in anima habitum aliquem creatum caritatis, sed ipsam moveri a solo spiritu sancto increato.
  Secundus. Quod materia et accidens nullum esse dant composito, sed totum compositum accipit esse a sola forma substantiali.
  Tertius. Quod bonus in quantum bonus totum suum esse recipit a bonitate increata. Et quod li 'in quantum bonus' solam bonitatem quae deus est significat, sicut albus significat solam albedinem.
  Quartus est quod haec est verissima et optima oratio, qua bonus adorat bonitatem, iustus iustitiam et verus ventatem. 'Veri adoratores adorant patrem in spiritu et veritate', quia 'deus est spiritus' et 'deus veritas'. De corporali autem genuflexione, capitis inclinatione et similibus, quae foris sunt et homines imaginantur indocti, ibidem interponitur: 'vos adoratis quod nescitis'.
  Quintus. Quod equivoca distinguuntur per res diversas, univoca per diversas rei differentias, analoga vero non per diversas res nec per rerum differentias, sed per solos modos unius et eiusdem rei in numero. Exemplum ponit de hoc, quia sanitas ipsa unica animalis est a qua urina, diaeta et huiusmodi sana dicuntur analogice. In urina vero nichil prorsus est sanitatis plus quam in lapide, sed solum habet nomen sanitatis eo quod aliqua sui proprietate sit signum sanitatis eius que est in animali. Et tunc postea addit quod sic per omnia in proposito bonum, sicut et ens, analogice se habent in deo et in creatura. Ipsa enim bonitas, quae in deo est et quae deus est, ab ipsa sunt boni omnes boni.
  Sextus est quod qualitates elementares univocae accipiunt esse a subiecto, per subiectum et in subiecto, analogicae vero, puta iustitia, veritas et huiusmodi, non sic, sed e converso. Non enim accipiunt esse a subiecto, sed subiectum accipit ab ipsis et per ipsas et in ipsis esse iustum, verum, bonum et huiusmodi, quae sunt priora suis subiectis et manent corruptis subiectis suis, sicut pulchre docet Augustinus De trinitate libro VIII capitulo 3.

LW 5, S. 192 f.

Einige Begriffe

Kolophon
  2. Schlußformel mittelalterlicher Handschriften und Frühdrucke mit Angaben über Verfasser, Druckort und Druckjahr; vgl. Impressum. [Duden, S. 381] [15.6.01]

1 Diese Seite entspricht der Ausgabe in: Meister Eckhart, die deutschen und lateinischen Werke, Die lateinischen Werke Bd. V, Kohlhammer Stuttgart 1988, S. 149 - 193.

Edition
  Ich halte mich dabei, soweit möglich, an das schriftlich vorgegebene Layout, wobei mir im Bezug auf das hier gewählte Medium einige Änderungen erforderlich scheinen:
- die grundsätzliche Kursiv-Schrift des Originals entfällt zugunsten der individuellen Schriftart, die jedeR BildschirmleserIn in den jeweiligen Browsern selbst einstellen kann (s. Hilfe - Browser). Dabei wurden die unterschiedlichen Schriftgrößen beibehalten.
- Auf spezielle Zeichen, die nicht wiedergegeben werden können, wird in extra Anmerkungen hingewiesen.
- Statt, wie im Original, auf unterschiedliche lateinische bzw. mittelhochdeutsche Lesarten durch eine Zeilennummerierung Bezug zu nehmen (was sich bei Fliesstext nicht realisieren läßt, es sei denn, man nummeriere jede Zeile einzeln im laufenden Text), habe ich die Stellen durch "_" gekennzeichnet, die in der angeführten Reihenfolge erscheinen. [24.1.01] Das ist allerdings nur eine Interimslösung, bis ich entweder auf eine bessere Idee gekommen bin oder sich eine Norm abzeichnet, die mehr Sinn macht.

  Eine Anmerkung zu den Eigennamen: ich habe hier zwar die Vorgabe, die in der wissenschaftlichen Welt übliche Schreibung in Großbuchstaben, wobei der erste Buchstabe größer ist als die folgenden (z.B. STURLESE), beibehalten, halte dies aber für keine sinnvolle Umsetzung in diesem Medium. Die Idee, den Namen optisch hervorzuheben, gefällt mir dagegen durchaus. Deshalb setze ich hier alternativ dazu Farbe ein (z.B. Sturlese - s. Hilfe - Allgemein). [28.10.03]
  Die in der Tabelle aufgeführten Ziffern sind alle mit einem "title" versehen, d.h. ein kurzes Verweilen mit dem Mauscursor zeigt einen Text dazu an. In diesem Fall handelt es sich um die jeweiligen Jahresdaten und Ortsangaben. [23.7.05]
  Entsprechend der Vorgabe durch Sturlese die Acta Echardiana zu zweiteilen, können beide Teile durch zwei Dateien angesprochen werden. Ein Verweis auf den ersten Teil wie z.B. Acta I n. 43 entspricht dem Link http://www.eckhart.de/index.htm?acta.htm#n43 (wobei das 'index.htm' auch entfallen kann) und auf den zweiten Teil wie z.B. Acta II n. 66 dem Link http://www.eckhart.de/index.htm?acta2.htm#n66.