Inhaltsverzeichnis zu Sapientia 1

insap
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18. Kapitel
19. Kapitel
Edition
Beschreibung
Datierung

Dies sind die Aussprüche aus dem Buch der Weisheit, die hier ausgelegt werden, und zwar in dieser Reihenfolge:

Erstes Kapitel
1. Liebt die Gerechtigkeit, die ihr die Erde richtet. (V. 1)
  Dort findet man die Bedingungen, die ein Richter erfüllen muß.
2. In Einfalt des Herzens sucht ihn. (V. 1)
  Dort findet man mehreres über die Natur der geistigen Erkenntnis und des geistig Erkennbaren und (über die Frage), welches die erste Wurzel der Geistigkeit ist.
3. (Der Heilige Geist) entzieht sich allem Sinnen und Trachten, das ohne Verstand geschieht. (V. 5)
  Dort findet man (eine Erklärung) zu der Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham.
4. Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, und das, was alles umfaßt, kennt jede Stimme. (V. 7)
5. Gott hat den Tod nicht gemacht und freut sich nicht am Untergang der Lebenden. (V. 13)
  Dort findet man mehreres über die Natur des Übels und darüber, daß es keine Ursache hat und insbesondere Gott nicht zur Ursache hat, ja daß alles, was Übel ist, dadurch und dadurch allein Übel ist, daß es Gott nicht zur Ursache hat.
6. Gott schuf nämlich alles, daß es sei. (V. 14)
  Dort findet man ausführliche Darlegungen über die Natur des Schöpfers, der Schöpfung und der Geschöpfe.
7. Die Gerechtigkeit ist ja immerwährend und unsterblich. (V. 15)
  Dort findet man ausführliche Darlegungen über die verschiedene Natur der geistigen und der körperlichen Vollkommenheiten.

Drittes Kapitel
1. Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand. (V. 1)

Viertes Kapitel
1. Pflanzungen auf falschem Standort schlagen keine tiefen Wurzeln. (V. 3)
  Dort findet man (die Begründung), warum das Maultier unfruchtbar ist; ferner, daß und warum das Weib gewissermaßen wider die Absicht (der partikulären Natur) entsteht; endlich, daß jedes Geschöpf für jedes Geschöpf ein anderes ist, Gott aber für keins ein anderes ist.

Fünftes Kapitel
1. (Die Gerechten) sind unter die Söhne Gottes gerechnet. (V. 5)
  Dort findet man, daß das Übel nicht gerechnet und nicht gezählt wird, kein Seiendes ist, keine Zahl hat und sich (mit anderm) nicht zusammenzählen läßt. Ferner findet man dort, daß die Gerechten im wahren und eigentlichen Sinn Söhne Gottes, die Bösen aber im eigentlichen und wahren Sinn Söhne des Teufels sind. Ferner findet man dort drei Zeichen, an denen jemand als Sohn Gottes erkannt wird.
2. Die Gerechten aber werden ewig leben, und bei dem Herrn ist ihr Lohn. (V. 16)
  Dort findet man, daß viererlei einen Menschen als gerecht erweist, und beim vierten Punkt findet man vieles über die Vollkommenheit der Gerechten. Auch (wird ausgeführt), daß in der Rechtfertigung des Sünders im wahren und eigentlichen Sinn das Ausfließen des Sohnes vom Vater und der Hervorgang des Heiligen Geistes von beiden widerstrahlen. (So ist) in der Seele die ungeschaffene Dreifaltigkeit und eine geschaffene, und beide durchdringen sich wechselseitig. Ferner (wird gesagt), daß es in Gott eine wesenhafte und eine personbildende Liebe gibt und daß beiden in der Seele des Gerechten etwas entspricht. Schließlich wird das Wort: der Lohn der Gerechten ist bei dem Herrn vierfach ausgelegt.

Sechstes Kapitel
1. Gottes Fürsorge erstreckt sich gleichmäßig auf alle Wesen. (V. 8)
  Dort findet man, daß das Weltall als Ganzes das ist, worauf als erstes die erste Ursache sich zuerst und an sich richtet, auf die Teile (richtet sie sich) aber nur im Ganzen und um des Ganzen willen; kein Teil hat dabei einen Vorrang als größter, keiner wird nachgesetzt als kleinster, sondern alle Wesen und jedes einzelne haben hier den gleichen Rang.
2. Hell ist und niemals welkt die Weisheit. (V. 13)
  Dort findet man, daß die geistigen Vollkommenheiten an sich überhaupt nicht altern noch vergehen; ganz anders ist es bei allen körperlichen Vollkommenheiten.
3. Sie kommt denen zuvor, die nach ihr begehren, um sich ihnen vorher zu offenbaren. Und weiter unten: Sie geht umher und sucht die ihrer Würdigen. (V. 14.17)
  Dort findet man sechs bemerkenswerte und fruchtbare Sätze, durch die sich mehrere Aussprüche in diesem sechsten Kapitel und an mehreren andern Stellen der Schrift auslegen lassen. Dazu kommt einiges Bemerkenswerte über die Bewegung des Himmels.
4. Unvergänglichkeit läßt ganz nahe bei Gott sein. (V. 20)
  Merke, daß die beiden Sätze dieser Art durchaus im eigentlichen Sinn gemeint sind, nämlich obiger Satz und sein Gegensatz: Vergänglichkeit entfernt von Gott.

Siebtes Kapitel
  Denn auch ich bin nur ein sterblicher Mensch. Und weiter unten: (V. 1)
1. Zehn Monate lang wurde ich gebildet im Blut aus dem Samen des Mannes. (V. 2)
  Dort findet man manches über die Zahl zehn und über den Anteil, den Vater und Mutter an der Bildung und Geburt ihres Kindes haben.
2. Ich wünschte, und mir ward Einsicht verliehen. (V. 7)
  Dort findet man ein der Rhetorik Ciceros entnommenes geistreiches Wort darüber, daß die Menschen (für sich) immer das Beste wünschen.
3. Ich rief an, und der Geist der Weisheit kam in mich. (V. 7)
  Dort findet man einen bemerkenswerten Ausspruch Augustins über die Beter. Ferner ein anderes Wort Augustins darüber, wo Gott gefunden wird. Ferner (findet man dort), daß zwei Personen in Gott gesandt werden und uns suchen; der Vater wird aber nicht eigentlich gesandt, sondern wir müssen zu ihm kommen und ihn in ihm selbst suchen.
4. Reichtum achtete ich im Vergleich mit ihr für nichts. (V. 8)
5. Unauslöschlich ist ihr Licht. (V. 10)
  Dieses Wort wird ebenso von dem Licht der ungeschaffenen wie von dem der (uns) mitgeteilten Weisheit ausgelegt. Man findet da aber auch (Ausführungen) über die Verschiedenheit der Dimensionen in den Himmelskörpern und in den irdischen Körpern. Ferner, daß die Weisheit in der Seele ist, nicht insofern diese eine Natur ist, sondern insofern der Verstand etwas über die Natur Erhabenes ist.
6. Es kam mir alles Gute zugleich mit ihr. (V. 11)
  Dort findet man pariter in dreifacher Bedeutung genommen; die dritte gibt Anlaß zu sechs Auslegungen und vielen Bemerkungen über die Geburt des Sohnes Gottes in der Geistseele und manches andere.
7. Sittliche Gutheit, die nicht zählbar ist, (ward mir) durch ihre Hände. (V. 11)
  Dort findet man mehreres über die Natur und Eigenart der Zahl und über die Natur des sittlich Guten und fünf Gründe dafür, daß das sittlich Gute nicht berechenbar ist, und beim fünften Grund vieles Bemerkenswerte.
8. Sie ist die Mutter von all diesem. (V. 12)
  Dort findet man, daß die von Gott geschaffenen Dinge nicht allein von ihm stammen wie von einem Vater, sondern auch in ihm sind wie in einer Mutter. Anders bei den Ursachen, die unter Gott sind.
9. Ihre sittliche Gutheit verberge ich nicht. (V. 13)
10. Denn beweglicher als alles Bewegliche ist die Weisheit. (V. 24)
  Dieses Wort wird ausführlich achtfach ausgelegt.
11. Kaft ihrer Reinheit bringt sie überall hin. Nichts Beflecktes hat Zugang zu ihr. (V. 24.25)
  Diese Worte werden ausführlich in vielerlei Weise und mit mehreren Gründen ausgelegt. Dort findet man noch viel Bemerkenswertes.
12. (Sie ist) das Bild seiner (nämlich Gottes) Güte. (V. 26)
13. Da sie die Eine ist, vermag sie alles. (V. 27)
  Dieses Wort wird ausführlich ausgelegt. Dort findet man drei neue Gründe dafür, daß 'Gott einer ist' (Deut. 6,4 ; Gal. 3,20), und mehrere Eigentümlichkeiten des Einen oder der Einheit. Ferner findet man dort andere Gründe dafür, daß 'Gott einer' und von jedem Geschaffenen ganz unterschieden und trotzdem ganz ununterschieden ist. Und ferner: je mehr einer, umso mehr vermag er; und weil er allein sozusagen der Allereinste ist, so vermag er allein alles.
14. In sich verharrend macht sie alles neu. (V. 27)
  Dieses Wort wird ausführlich ausgelegt, und man findet dort vieles über die Gott eigene Erhabenheit und Gründe dafür, daß in ihm alles erneuert wird.

Achtes Kapitel
1. Sie reicht von einem Ende bis zum andern in Stärke und ordnet alles mit Milde. (V. 1)
  Dieses Wort wird sehr ausführlich ausgelegt: zuerst nach Augustin, zuletzt nach Hugo von St. Viktor. Die Mitte bilden zwanzig oder mehr Gründe, warum jede Wirksamkeit Gottes in den Geschöpfen, und zwar seine Wirksamkeit allein, im eigentlichen Sinn mild ist; und jeder Grund gibt Anlaß zu einer besondern Auslegung. Ferner findet man dort: wenn auch etwas unter Gott irgendwie milde wirkt, so ordnet doch Gott allein mit Milde. Drittens findet man auch, daß er allein alles mit Milde wirkt, nicht nur dieses oder jenes. Ferner findet man den Unterschied zwischen süß und mild und die verschiedenen Bedeutungen, in denen stark und mild hier genommen werden.
2. Sie habe ich geliebt und habe gesucht, sie als meine Braut heimzuführen. (V. 2)
  Dort findet man, daß zwischen einem Weisen und einem Philosophen ein bemerkenswerter Unterschied besteht.
3. Ihren Adel verherrlicht, wer Gemeinschaft hat mit Gott. (V. 3)
4. Mäßigkeit und Klugheit lehrt sie, Gerechtigkeit und Starkmut. (V. 7)
  Dort findet man (ausgeführt), daß die Tugenden miteinander verknüpft sind.
5. Ich kann nur enthaltsam sein, wenn Gott es verleiht. (V. 21)

Neuntes Kapitel
1. Nur mit Mühe mutmaßen wir, was auf Erden ist. (V. 16)
  Dort findet man eine bemerkenswerte Aussage aus (dem Werk des) Maimonides über die Wissenschaft des Aristoteles.
2. Wer aber kann deine Gedanken erkennen, wenn du es nicht verleihst? (V. 17)
  Dort findet man, daß etwas im eigentlichen Sinn nur durch sich und in sich selbst erkannt werden kann.

Zehntes Kapitel
1. Den Gerechten führte er auf geraden Wegen. Auf geraden Wegen. (V. 10)
2. Er zeigte ihm das Reich Gottes. (V. 10)
3. Er verlieh ihm die Wissenschaft der Heiligen. (V. 10)
4. Er ehrte ihn in seinen Mühen. (V. 10)
5. Er vollendete seine Mühen. (V. 10)
6. Stärker als alles ist die Weisheit. (V. 12)
7. Die Weisheit öffnete der Stummen Mund. (V. 21)

Elftes Kapitel
1. Womit man sündigt, damit wird man auch bestraft. (V. 17)
2. Alles hast du nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. (V. 21)
3. Du liebst alles, was da ist, und hassest nichts von dem, was du geschaffen hast. (V. 25)
  Das wird ausführlich ausgelegt. Dort findet man vieles über die Natur und die Eigentümlichkeit des Seins und des Nichts; ferner, daß Gott in allem das Sein kennt und liebt, daß er aber nur das Nichts als solches nicht kennt und es haßt.
4. Alle schonst du, Herr, der du die Seelen liebst. (V. 27)
  Dort findet man, daß jedes gute Werk innen ist und (seine Gutheit) von innen hat und das äußere Werk nichts an sittlicher Gutheit hinzufügt, weder durch seine Zahl noch sein Gewicht noch seine Dauer. Dort findet man auch den wahren Grund dafür, daß die sieben freien Künste Künste und freie Künste sind und daß keine andere Wissenschaft zugleich Kunst ist und frei.
  Denn jede andere kann Wissenschaft oder Weisheit genannt werden, aber nicht Kunst. Ist eine Wissenschaft außer den sieben als Kunst zu bezeichnen, so wird sie doch keine freie Kunst, sondern dienend und handwerklich sein. Denn alle Künste, die nicht im Wissen als dem eigentümlichen und sinngemäßen Ziel der Wissenschaft zur Ruhe kommen, sind buhlerisch. Durch ihren Buhldienst erstreben sie das äußere Werk, ihm hängen sie an, mit ihm liebäugeln sie in Zuneigung. Aus diesem Grund werden sie auch handwerkliche Künste genannt. Freilich werden von anderer Seite (für diese Bezeichnung) andere Gründe geltend gemacht, teils nichtssagende, teils halbrichtige, von den einen diese, von den andern jene, die auch geneigte Ohren finden.

Zwölftes Kapitel
1. Ihre Bosheit entspricht ihrer Natur. (V. 10)
  Dort findet man manches über die Bosheit und das Böse und über das, was der Natur entspricht; ferner, daß jedem Menschen und sogar jedem Seienden ein guter und ein böser Engel beigesetzt wird, (das heißt) Gutes und Schlechtes, Sein und Nichts.
2. Denn wer darf zu dir sagen: was hast du getan? (V. 12)
3. Seine Fürsorge erstreckt sich auf alle Wesen. (V. 13)
  Dort findet man eine kurze Darlegung über die göttliche Vorsehung.
4. Da du gerecht bist, ordnest du auch alles in gerechter Weise. (V. 15)
  Dort findet man vieles über: gerecht, in gerechter Weise und ordnest alles.
5. Mit Ruhe richtest du, und mit viel Schonung leitest du uns. (V. 18)
6. Unvernünftigen Knaben hast du das Gericht zum Spott anvertraut. (V. 25)

Dreizehntes Kapitel
1. Eitel sind alle Menschen, in denen die Gotteserkenntnis nicht den Grund bildet. (V. 1)
2. Sie konnten den nicht erkennen, der da ist. (V. 1)
3. Sonne ober Mond, die Lenker des Erdenkreises, hielten sie für Götter. (V. 2)
  Dort findet man vieles über die Sonne, den Mond und die andern fünf Planeten sowie über das Wort: sie hielten sie für Götter.
4. Aus der Größe der Geschöpfe und ihrer Schönheit kann ihr Schöpfer erkannt und erschaut werden. (V. 5)
5. Er ruft einen Hilflosen um Hilfe an. (V. 18)

Vierzehntes Kapitel
1. Ein anderer wieder denkt daran, übers Meer zu fahren. (V. 1)
  Dort findet man zwei bemerkenswerte Beispiele.
2. Du aber, Vater, lenkst durch deine Vorsehung. (V. 3)
3. In gleicher Weise sind Gott der Gottlose und seine Gottlosigkeit verhaßt. (V. 9)
  Das wird ausführlich ausgelegt. Dort findet man, daß es das Sein selbst ist, was in allem und von allem, von Gott wie von den Geschöpfen geliebt wird; und umgekehrt, was in allem und von allem gehaßt wird, ist das Nichts und die Beraubung oder das Fehlen irgendwelchen Seins. Ferner findet man dort, daß alles, was liebt, Gott von Natur aus liebt. Ferner, daß Gott alle gleichmäßig liebt, den Geringsten in gleichem Maße und ebenso wie den Größten, den einzelnen in gleichem Maße wie alle, jeden in gleichem Maße wie sich selbst und alles. Dazu ermahnt er uns: 'liebt einander, wie ich euch geliebt habe' (Joh. 15,12), das heißt (liebt) mich allein in allen, oder: jeder (liebe) den andern, nicht nur wie sich selbst, sondern in gleichem Maße wie sich selbst; denn so liebt uns Gott. Dort findet man auch einige Gleichnisse und einen Einwand.

Fünfzehntes Kapitel
1. Dich erkennen ist die vollendete Gerechtigkeit. (V. 3)
  Dort findet man fünf bemerkenswerte Sätze und auch einiges über die Verknüpfung der Tugenden. Ferner, daß die Gerechtigkeit Leben ist und daß das geschaffene Sein als Sein in der Möglichkeit gewissermaßen vor sich selbst flieht und Gott sucht.

Sechzehntes Kapitel
1. Nicht durch das, was er sah, wurde er geheilt, sondern durch dich. (V. 7)
  Dort findet man, daß Gott allein heilt und daß alle Vollkommenheit, wie Gesundheit, Weisheit, Kraft und dergleichen nur durch Gott und in Gott etwas bewirkt oder vollendet.
2. Du bist es, der von allem Übel erlöst. (V. 8)
  Dort findet man, daß dies Gott eigen ist und keinem außer ihm zukommt.
3. Du bist es, Herr, der über Leben und Tod Macht hat. (V. 13)
4. Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben. (V. 20)
  Dort findet man einiges Bemerkenswerte über das Manna, Ex. 16.
5. (Dein Geschöpf dient) deiner alles nährenden Gnade. (V. 25)
  Dort findet man viele philosophische und theologische Gedanken über die umsonst verliehene und die heiligmachende Gnade.
6. Man muß vor Sonnenaufgang für deinen Segen bereit sein. (V. 28)
  Dies wird buchstäblich und für das sittliche Leben ausgelegt.

Siebzehntes Kapitel
1. Es erschien ihnen plötzlich ein schreckliches Feuer. (V. 6)
  Dort findet man eine Frage und ihre Beantwortung.
2. Oft bedrängen die schlimmsten (Befürchtungen) ein schlechtes Gewissen im voraus. (V. 10)
3. Oder ein säuselnder Windhauch. (V. 17)

Achtzehntes Kapitel
1. Als tiefes Schweigen alles umfangen hielt. (V. 14)
  Dies wird zuerst buchstäblich, dann für das sittliche Leben ausgelegt. Dort findet man viel Bemerkenswertes zu dem, was notwendig ist, damit Gott, der Sohn Gottes, in uns geboren werde und in unsere Seele komme. Im ganzen sind es sechs Bemerkungen. Ferner findet man dann dort vier bemerkenswerte Erläuterungen zu demselben Vers, aber nach dem Text, den die Kirche in der Liturgie gebraucht: 'als alles das Mittel in Schweigen hielt' (Übersetzt entsprechend der Deutung Eckharts).
2. Deine Herrschaft tragend. (V. 16)
  Dort findet man, daß Herrschen Gott allein im eigentlichen Sinn zukommt, und zwar aus zwei Gründen: erstens weil Gott nicht seinesgleichen hat, zweitens weil ihm aus dem Einen und der Einheit die Ungeradheit (d.h. die Unteilbarkeit) zukommt und die Geradheit (d.h. die Teilbarkeit) fremd ist. Dort findet man auch mehreres über die Vollkommenheit des Ungeraden.

Neunzehntes Kapitel
1. Sie aber fänden einen neuen Tod. (V. 5)
  Das scheint ein Widerspruch in sich, findet aber eine dreifache Lösung. Nachher wird unterschieden, (wie) der Tod (wirkt): er erhebt, was erniedrigt war, und erniedrigt, was erhöht war; er löst, was vereint mar, und zwingt zusammen, was (einander) feind war.
2. Zu jeder Zeit und an jedem Ort stehst du ihnen bei. (V. 20)
  Dort findet man vier (Hauptpunkte). Zum ersten: für alle Ursachen außer Gott gilt, daß keine ihrer Wirkung das Sein gibt; ferner daß keine ihrer Wirkung alles gibt, was diese umschließt; endlich daß es außer einer solchen Ursache noch anderes gibt (was mitwirkt). Die folgenden drei Bestimmunqen kommen aber nur der ersten Ursache ihrer Natur nach im eigentlichen Sinn und vollkommen zu, daß sie nämlich ihrer Wirkung das Sein gibt, daß sie ihr alles gibt (was sie umschließt) und daß außer ihr nichts ist.
  Zweitens kann man sagen, daß Gott in den vollkommneren Wesen und in dem, was Vollkommenheit aufweist, ist und darin wohnt; man kann aber nicht eigentlich sagen, daß er in dem ist, was Unvollkommenheit einschließt, sondern muß vielmehr sagen, daß er nicht darin ist und nicht darin wohnt, sondern eher, daß er hier beiwohnt. Und da findet man (Ausführungen) über die Natur der Zeit und der Zahl: erstens, warum diese nicht in irgend einer Weise Seiendes außerhalb der Seele sind; zweitens, daß sie von der Seele (erzeugt) und in der Seele sind; drittens findet man eine Begründung für das Gesagte; viertens, daß die Seele, weil teilhaftig der göttlichen Natur, Seiendes aus Nichtseiendem hervorbringt.
  Der dritte Hauptpunkt ist der, daß Gott das Erschaffen zukommt, insofern er Geist und Weisheit ist: 'alles hast du in Weisheit geschaffen', und: 'die Himmel schuf er im Geist' (Ps. 103,24; 135,5).
  Viertens findet man dort schließlich, daß allein Zahl und Vielheit von Gott trennen und fehlerhaft sind und daß alles, was im natürlichen und im sittlichen Bereich fehlerhaft ist, dadurch allein fehlerhaft ist, daß es Vielheit und Zahl oder gezählt ist.

Als letzter Satz wurde nachträglich hinzugefügt:
Ekardus magister sacrae theologie (LW 2, S. 319)

1 Die Übersetzung entspricht dem Abdruck in: Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, Die lateinischen Werke, LW 2, Kohlhammer Stuttgart 1992, S. 303-319. Die Texteinschübe und Verweise auf Bibelstellen Kochs in () sind etwas eingerückt.
  Die grauen Textstellen entsprechen den Verweisen auf die Absätze im Kommentar, die noch nicht bearbeitet sind.

Edition
  Expositio libri sapientiae, herausgegeben und übersetzt in Verbindung mit Heribert Fischer von Josef Koch, in: LW 2, S. 301-319.

Beschreibung
  Dieses Inhaltsverzeichnis findet sich nur in der Handschrift 'E' - CA (Cod. Amplon.) 2° 181 - direkt im Anschluß an den Kommentar auf Blatt 46v Spalten 177-183 (s. Inhalt der Handschrift). Weiß kam aufgrund seiner Untersuchungen der Inhaltsverzeichnisse zu dem Schluß, dass diese (jeweils) das Werk eines Redakteurs seien, der vor Fertigstellung der CT-Redaktion gearbeitet habe und sie samt und sonders Eckhart abzusprechen seien (LW 1,1, S. 119-123).
  Als Anhalt nannte er fünf Kriterien: 1. Das Verzeichnis bietet mehr als der Text, 2. Das Verzeichnis lässt Textteile unberücksichtigt, 3. Verschiedene Anordnung in Text und Verzeichnis, 4. Das Verzeichnis zählt die Abschnitte anders als der Text, 5. Inkongruenz der Angaben des Verzeichnisses und des Textinhalts. Welches oder welche der Kriterien in diesem Fall greifen, wurde noch nicht untersucht.

Datierung
  Schon Koch kam aufgrund eines von Eckhart in Sapientia (n. 185) gegebenen Verweises zu dem Ergebnis, "daß die Sermones et Lectiones super Eccli. 24 vor die Expositio Libri Sapientiae" gehören (LW 3, S. XVIII). Steer datiert den Kommentar in seiner Chronologie auf 1305. Diese Jahreszahl erscheint mir aufgrund der biographischen Gegebenheiten etwas verfrüht, aber grundsätzlich spricht nichts dagegen, den Sapientia-Kommentar den Erfurter Jahren zwischen 1305 und 1310 zuzuordnen. Wann nun allerdings das Inhaltsverzeichnis erstellt wurde, und ob von Eckhart selbst oder jemand anderem, läßt sich wohl nicht mehr beantworten, höchstens vermuten. [10.12.06]
  Allerdings weist die Tatsache, dass dieses Verzeichnis direkt an den Kommentar anschließt, darauf hin, dass es Eckhart bekannt war und er es damit autorisierte, ob nun von ihm selbst verfasst oder nicht. [6.1.08]